A Game of Thrones: Catan – Die Bruderschaft der Nachtwache

GoT Catan Cover
Cover / Foto: Kosmos Verlag

Catan meets Game of Thrones. Eines der beliebtesten Brettspiele, welches vor über 20 Jahren den Startschuss für die sogenannten Euro Games oder German Boardgames gab, vereint sich nun mit einer der erfolgreichsten Fantasy-Geschichten dieser Zeit. Das klingt doch nach einer guten Kombination. Ich habe zwar selbst noch keine Rezension zu Die Siedler von Catan, wie der ursprüngliche Titel lautete, verfasst, gehe aber davon aus, dass ich auf das grundsätzliche Spielprinzip nicht im Detail eingehen muss. Auch Game of Thrones setzte ich als bekannt voraus, wenn ich in dieser Rezension darauf verweise. Man muss jedoch nicht zwangsläufig GoT kennen, um Spaß an dieser Catan-Version zu haben. Genauso wenig wie es erforderlich ist Catan bereits zu kennen, da dieses Spiel auch eine Catan-Variante ohne die Mauer und die Zusatzregeln enthält.

Spielmaterial:

Das Highlight dieser Box und sicher auch Grund für den hohen Preis sind die Plastik-Miniaturen der Wildlinge. Ebenfalls aus Plastik sind vier Mauerteile mit je fünf Plätzen und farbiges Spielmaterial (Straßen, Siedlungen, Befestigungen, Wächter) für vier Spieler enthalten. Die Farben sind blau, gelb, rot und schwarz, wobei schwarz und blau bei schlechtem Licht schwer zu unterscheiden sind. Das Spielbrett entsteht aus den bekannten Hex-Feldern, die unterschiedliche Ressourcen zeigen und mit kleinen Zahlenplättchen versehen werden. Im Gegensatz zum Original werden die Hexfelder hier nicht im Kreis angeordnet, sondern eher trapezförmig in vier Reihen von der Mauer aus gesehen. Neben des Ressourcen-Karten (Wolle, Erz, Holz, Lehm und Getreide) sind Entwicklungs- und Helferkarten enthalten.

Spielmechanismus:

Für Catan-Kenner enthält dieses Spiel kaum Unbekanntes. Es vereint das bekannte Catan-Spielprinzip mit der großen Mauer aus den historischen Szenarien II und enthält die Helfer von Catan, die erstmals bei Star Trek Catan auftauchten. Das alles wurde jedoch im Game of Thrones-Universum angesiedelt, die Helfer haben daher Namen der Buch-/Serien-Charaktere und es geht um die Mauer aus Eis, die im Norden das Reich der sieben Königslande vom eisigen Norden mit den Wildlingen trennt. Bewacht wird diese Mauer von den Männern der Nachtwache, die einen Eid abgelegt haben, die Mauer und damit ganz Westeros zu beschützen. Direkt an der Mauer liegt die Schenkung, ein Landstrich, der an die Nachtwache abgetreten wurde.

GoT Catan Spielsituation
Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Die Spieler bauen also Straßen, Siedlungen und Befestigungen (statt Städte) und kaufen sich Entwicklungskarten, um Siegpunkte zu erhalten. Alles, wie gehabt. Zudem können Männer als Wächter auf die Mauer geschickt werden: Drei führen zu einem Siegpunkt, fünf sogar zu zwei Siegpunkten. Außerdem wird die längste Straße (ab 5 Streckenteilen) und die Mehrheit an Grenzpatrouillenkarten (analog zu Ritterkarten, ab 3 Karten) mit einem Siegpunkt belohnt.

Vor jedem Zug wird gewürfelt. Die Summe der beiden sechsseitigen Würfel gibt an, welche Landschaften Ertrag produzieren, wenn dort Siedlungen oder Befestigungen errichtet wurden. Bei einer 7 kommt statt des Räubers der Wildling Tormund ins Spiel oder wird versetzt. Neu ist der 12-seitige Würfel. Sind bereits Wildlinge durch den Bau von Siedlungen oder Befestigungen auf dem Weg zur Mauer, bestimmt dieses Würfelergebnis, wo sie sich direkt an die Mauer begeben. Kletterer können von dort aus direkt rüber und die erste freie Landschaft besetzen. Riesen werden von nur einem Wächter aufgehalten, dieser wird jedoch weg geschlagen und entfernt. Normale Wildlinge brechen durch die Mauer, sobald sie mehr sind als Wächter auf dem Mauerteil vor dem sie stehen. Wildlinge in der Schenkung verhindern den Ertrag der Ressource, solange sie sich dort befinden.

Helferkarten dürfen einmalig pro Zug verwendet werden, sie bringen zusätzliche Rohstoffe oder Sonderaktionen ein. Mit ihnen ist es möglich die Wildlinge aus der Schenkung wieder hinter die Mauer zu vertreiben. Ansonsten kann ein Spieler beliebig viele Aktionen ausführen, solange er sie bezahlen kann. Siegpunkte auf Fortschrittskarten bleiben bis Spielende geheim, andere dieser Karten können im eigenen Zug gespielt werden. Der Zug endet, indem die Würfel weiter gegeben werden.

Spielende:

Diese Catan Variante kann auf unterschiedliche Weise enden: Entweder der dritte Mauerdurchbruch beendet die Partie, dann gewinnt der Spieler, der mit den meisten Wächtern die Mauer am besten verteidigte. Oder ein Spieler kann in seinem Zug 10 Punkte, ggf. inklusive geheimer Siegpunktkarten, vorweisen. Dann wird er neuer Kommandant der Nachtwache und gewinnt die Partie.

Spieleranzahl:

Wie auch schon das Catan Grundspiel selbst, ist diese Variante nur mit drei oder vier Spielern möglich und funktioniert dabei gut.

Glücksfaktor?

Die Würfel haben den bekannten größeren Einfluss. Zum einen bestimmen sie Runde für Runde welche Rohstoffe geerntet werden, zum anderen in dieser Variante welche Wildlinge auf die Mauer zulaufen. Die Helfer dienen zur Minimierung dieses Glücksanteils, ich kann über sie an Ressourcen gelangen oder bestimmte Aktionen zu anderen Kosten bezahlen. Sie machen das Spiel etwas einfacher, bevorteilen dabei aber nicht nur einzelne Spieler. Die Karten können maximal zweifach verwendet werden, bevor sie ausgetauscht werden müssen. Auch die zu erwerbenden Entwicklungskarten sind zufällig, bringen Siegpunkte, Sonderaktionen oder Ressourcen ein. Durch die Wahl der Start-Siedlungen kann ich die Ausschüttung der Ressourcen ein wenig steuern, doch kann dies auch schief gehen, wenn nicht gerade die Zahlen häufig kommen, die man statistisch am häufigsten erwarten kann. Dem Räuber kann ich versuchen zu umgehen, indem ich meine Ressourcen immer schnell ausgebe, statt sie auf der Hand zu horten. Also ja, es sind Glückselemente enthalten, aber auch Mechanismen diesen zu mindern.

Fazit:

Catan bleibt Catan. Wer damit nicht viel anfangen kann, sollte unbedingt auch die Finger von dieser Variante lassen. Das Grundspiel wurde mit den weiteren Elementen nur wenig angepasst, kann aber auch ohne diese gespielt werden. Allerdings ist bei diesen eigenständigen Versionen nicht unbedingt davon auszugehen, dass es Erweiterungen geben wird, die von vielen als elementar für langen Catan-Spielspaß angesehen werden. Dafür finde ich das Setting sehr, sehr passend und umso unglaublicher, dass es diese Elemente auch vor GoT schon gegeben hat. Beides passt auch thematisch hervorragend zusammen. Bei Catan wurde schon immer gehandelt, obwohl sich jeder selbst der Nächste ist und gewinnen möchte. Aber das geht eben am besten wenn man gut Handelspartner findet, um schnell an notwendige Ressourcen zu gelangen. Wie bei Game of Thrones, wo viele freundlich erscheinen, aber hinter dem Rücken fiese Pläne spinnen können. Es muss auf der Mauer zusammen gearbeitet werden, doch auch da wird sich jeder Spieler in erster Linie über die Mauerabschnitte an seinen Landschaften kümmern, als um die anderen. Die zweite Endbedingung führt dazu, dass sich auch alle an der Mauer beteiligen, sonst kann eine Partie ganz schnell vorüber sein. Und dann gewinnt derjenige, der die meisten Wächter dort platziert hat – ein Teufelskreis ;-) Häufig laufen Erstpartien so ab, dass der Schutz der Mauer zunächst unterschätzt wird, da ja bei Spielbeginn auch gar keine Wildlinge unterwegs sind. Irgendwann kommt es dann zum ersten Mauerdurchbruch, dem Anstoß die Mauer besser zu verteidigen. Bevor es jedoch zum dritten Durchbruch kommen würde, wurden in der Regel ausreichend Männer zu Mauer geschickt. Immerhin kann man so auch bereits einen oder zwei Siegpunkte generieren, die man verlieren würde, wenn die eigenen Wächter weniger werden, weil Wildlinge sie vertreiben.

Wertungsnote 4/6

Verlag: Kosmos
Autor(en): Klaus Teuber, Benjamin Teuber
Erscheinungsjahr: 2017
Spieleranzahl: 3 – 4 Spieler
Dauer: 90 Minuten

Vielen Dank an Kosmos für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!

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