Bunny Kingdom

Bunny Kingdom Cover
Cover / Foto: Brettspielpoesied

Bunny Kingdom heißt das neue Spiel von Richard Garfield, welches nach über 10 Jahren Entwicklungszeit im Jahr 2017 endlich bei iello veröffentlicht werden konnte. Zur Spiel in Essen gab es dann auch bereits die deutsche Version, um die es in dieser Rezension gehen soll. Ursprünglich sollte das Spiel in einem Zwergenuniversum spielen, zwischenzeitlich waren es Menschen und dann sogar Ameisen, die kolonialisierten. Am Ende wurden es Kaninchen, nicht einmal große, starke Hasen, sondern kleine niedliche Kaninchen. Diese kleinen Nager leben mit vielen anderen Tieren in Kolonien und investieren viel Arbeit in die Instandhaltung der Tunnelsysteme in denen sie leben. Auf dem Spielbrett sollen sie sich ebenfalls ausbreiten, Gebäude errichten, Rohstoffe anbauen, um goldene Möhren für den Spielsieg zu erhalten.

Spielmaterial:

Das Spielbrett zeigt das zu kolonialisierende Gebiet in 10 Spalten und 10 Reihen. Daneben wurde viel Platz für die Punkteleiste gelassen. Es sind 144 Hasenfiguren aus Plastik enthalten, jeweils 36 in den Farben schwarz, gelb, pink und rot. Ebenfalls aus Plastik und recht farblos 39 Städte in drei Stärken. Außerdem gehören 24 Gebäudeplättchen als Stanzteile und 182 Erkundungskarten zum Spielmaterial sowie vier Übersichtskarten. Die Erkundungskarten unterteilen sich in Gebiete (A1 – J10), Bauwerke (wie Bauernhöfe, Handelsposten, Städte, Lager), Schriftrollen (Schätze/Aufträge) und Vorratskarten.

Spielmechanismus:

Der Spielplan zeigt schon zu Beginn viele Ressourcenfelder und jedes Stadtgebiet wird mit einer Stadt der Stärke 1 versehen. In vier Runden erhalten die Spieler 10 oder 12 Karten, mit denen sie ihre Häschen auf den Spielplan bringen oder die Landschaften verbessern können. Ein Spieler darf aber nicht alle seine Starthandkarten spielen, er entscheidet sich für zwei und gibt die übrigen anschließend an seinen Sitznachbarn weiter. Schriftrollen werden geheim gesammelt, Bauwerke bleiben für die anschließende Phase offen vor den Spielern liegen. Für jede Gebietskarte wird sofort ein Häschen auf das entsprechende Gebiet gesetzt und eine Vorratskarte ermöglicht es zwei Karten vom Stapel zu ziehen und direkt auszuspielen. Mit den neuen Karten vom Nachbarspieler geht es weiter: Zwei Karten wählen und entsprechend ihrer Funktion ausspielen. Solange, bis alle Karten verteilt sind.

Bunny Kingdom Karten
Karten / Foto: Brettspielpoesie

Es folgt die Bauphase, in der die Gebäude der Bauwerkkarten auf den Spielplan gesetzt werden dürfen, nicht müssen. Sie können für spätere Bauphasen aufgehoben werden. Daran schließt die Erntephase an, in der Karotten (also Siegpunkte) anhand der Stärke und des Wohlstandes der zusammenhängenden Gebiete, den sogenannten Lehnsgütern, vergeben werden. Der Stärkewert ergibt sich aus der Summe aller Türme in den Städten, der Wohlstand entspricht der Anzahl unterschiedlicher Ressourcen, die dort produziert werden. Beides miteinander multipliziert ergibt die genaue Punktzahl, auf den Rückseiten der Übersichtskarte sind die Werte als Matrix abzulesen. Anfangs existieren auf dem Spielplan nur drei unterschiedliche Ressourcen, weitere sogenannte Luxus-Ressourcen können als Bauwerke ins Spiel kommen und sind jeweils nur einmalig im Spiel enthalten. Lager können eingesetzt werden, um zwei Gebiete miteinander zu verbinden. Spielt später ein anderer Spieler eben diese Geländekarte aus, wird das Lager allerdings entfernt und der Hase ersetzt.

Bunny Kingdom Spielsituation
Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Die nächsten drei Runden beginnen mit neuen Handkarten und werden in gleicher Weise abgehandelt.

Spielende:

Eine Partie endet nach Ablauf der vierten Runde. Im Anschluss werden die Schriftrollen aufgedeckt und abgehandelt. Wer im Anschluss die meisten Punkte hat, gewinnt die Partie als erfolgreichstes Langohr.

Spieleranzahl:

Durch eine Regelanpassung beim Drafting, kann Bunny Kingdom auch zu zweit gespielt werden. Beide Spieler erhalten dabei zwei Stapel mit jeweils 10 Karten pro Runde. Ein Stapel als Handkarten, vom anderen wird vor jedem Draft die oberste Karte aufgenommen. Von diesen Karten werden zwei ausgewählt, aber nur eine ausgespielt, während die andere Karte abgelegt wird. Das klingt in der Theorie gut ausbalanciert, so kommen viele Karten in das Spiel und es besteht die Möglichkeit, für den Gegner lukrative Karten auszusortieren, wenn man sie selbst nicht benötigen kann. Aber mir ist die Verwaltung zu anstrengend. Zu schnell kommt man mit seinen Stapeln durcheinander. Für mich ist es eines dieser Spiele, bei denen der Verlag nicht mutig genug war, es ab drei Spielern zu veröffentlichen. Mir gefällt diese 2-Spieler-Anpassung jedenfalls überhaupt nicht. Zu dritt oder viert würde ich jederzeit eine Partie mitspielen, wobei es mir zu dritt einen Tick besser gefallen hat. Dann erhalten die Spieler in jeder Runde 12 statt 10 Karten, sodass nur 16 Karten weniger ins Spiel kommen, als bei anderen Spielerzahlen. Zudem ist der Plan noch etwas übersichtlicher als zu viert.

Glücksfaktor?

Glück spielt hinein, aber wird durch das Drafting-Element klein gehalten. Dennoch besteht das Problem, dass es zu Beginn einer Runde schwierig ist, sich zwischen den vielen tollen Karten zu entscheiden und später nur noch unliebsame Reste übrig bleiben. Die Aufträge der Schriftrollen erscheinen unterschiedlich stark. In späteren Partien, wenn ihre Funktionen bekannt sind, kann man zwar erkennen worauf die Mitspieler aus sind und versuchen dies zu verhindern, dennoch sind manche schlicht einfacher zu erreichen als andere.

Fazit:

Kleine Hoppelhäschen besiedeln eine neue Welt: Eine tolle Spielidee, die mir unbedingt gefallen wollte. Doch das Spiel bringt einige Elemente mit, die mir ein wenig den Spaß daran nehmen. Die unausgeglichenen Schriftrollen zum Beispiel oder die anstrengende Spielbarkeit zu zweit. Dazu der kleine, etwas überfrachtete Spielplan, der in den späteren Runden nur noch schwer zu überblicken ist. Zwischen manchen Landschaftsfeldern fließt rote Lava, die Landschaften auf den beiden Seiten davon gelten nicht als benachbart. Doch spätestens sobald Gebäude auf den Feldern stehen, ist die Lava kaum noch zu erkennen. Was im schlimmsten Fall zu fehlerhaften Wertungen führt. Grundsätzlich ist es bei der Wertung schwer besonders kleine Gebiete nicht versehentlich doppelt zu zählen und immer genau zu beachten wie viele unterschiedliche Rohstoffe produziert werden, besonders wenn die Gebiete durch einen Turm mit weiter entfernt befindlichen Gebieten verbunden sind. Ob selbst erkannt oder durch das Feedback der Spieler darauf gekommen, hat iello reagiert und das Spiel mit größeren Spielplänen versehen. Ob und wann diese auch über Huch! in Deutschland verfügbar sein werden, ist mir derzeit jedoch nicht bekannt.

Die Grafiken der Karten gefallen mir auch sehr gut. Die vielen Plastikfiguren hingegen eher nicht, ich bin aber generell kein Miniaturenfreund. Auf mich wirken die Plastikteile eher etwas billig, auch wenn die Häschen schon ganz niedlich sind. Dennoch ist Bunny Kingdom kein schlechtes Spiel. Mit 3 oder 4 Spielern würde ich es jederzeit wieder spielen. Ich mag das Drafting-Element, bei dem ein Spieler oft wählen muss, für sich das Beste zu nehmen oder den nachfolgenden Spielern bestimmte Karten vorzuenthalten. Da kann es auch zu kurzzeitigen Bündnissen kommen, um gemeinsam die Gefahr abzuwenden, bevor die Karten einen bestimmten Spieler wieder erreichen. Manche Bauwerke erfordern bestimmte Vorgaben, z.B. können Perlen nur in Wassergebieten gefunden werden. Es könnte sich also anbieten dem Spieler mit diesem Bauwerk keine Gebietskarten mit Wasser mehr zukommen zu lassen. Doch lässt sich so etwas auch nicht immer vermeiden. Besonders die Kenntnis der Schriftrollen bringt Spielern einen enormen Vorteil, daher werden Neueinsteiger gegen erfahrene Bunny Kingdom-Spieler in der Regel das Nachsehen haben.

Es gibt viel abzuwägen, da viele Optionen offen stehen. Ob man sich wirklich für die richtige Option entschieden hat, wird sich im weiteren Spielverlauf zeigen. Es lohnt sich früh ein zusammenhängendes Gebiet zu haben, um an viele Punkte für die Lehnsgüter zu gelangen, aber vielleicht drängen einen die Schriftrollen zu einer anderen Ausrichtung. Durch sie kommen kurz vor Spielende oft noch jede Menge Punkte ins Spiel. Wirkliche Innovationen sind bei Bunny Kingdom nicht zu finden, Gebietskontrolle und auch der Drafting-Mechansmus sind nicht neu, aber gekonnt kombiniert und in einem niedlichen Setting vereint.

Wertungsnote 4/6

Verlag: iello / Vertrieb: Huch!
Autor(en): Richard Garfield
Erscheinungsjahr: 2017
Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler
Dauer: 45 Minuten

Vielen Dank an Huch! für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!

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