Burgevent Stahleck 2017 – Teil I

Beim Heidelberger Burgevent lud der Heidelberger Spieleverlag einmal im Jahr Mitarbeiter, Supporter und Freunde zum gemeinsamen Spielen und Beisammensein auf die Burg Stahleck am Rhein. Dort wurden jedes Jahr viele Neuheiten aus dem gesamten Verlagsprogramm vorgestellt. Dafür sind viele internationale Verlagsmitarbeiter und Autoren vor Ort, um ihre Spiele zu präsentieren. Nicht wenige davon tauchen später auf irgendwelchen Listen auf. Ich freute mich sehr, als auch ich in diesem Jahr eine Einladung erhalten habe. Lange Zeit war ungewiss, ob Asmodee nach dem Zusammenschluss mit dem Heidelberger Spieleverlag diese Tradition weiter führen wird. Aber was ist schon gegen ein verspieltes Wochenende in traumhafter Kulisse einzuwenden? Die Agenda war eindeutig: Frühstück – Spielen – Mittag -Spielen – Abendessen – Spielen open end. Drei Tage Burg Stahleck lassen sich nur schwer in einer einzigen Brettgeschichte erzählen. Daher gibt es diese Woche gleich drei davon an drei aufeinanderfolgenden Tagen :-D

Bitte beachtet, dass die hier geschilderten Eindrücke sich auf jeweils eine gespielte Partie beziehen und die meisten Bilder Prototypen, also noch keine fertig ausgearbeiteten Spiele, zeigen.

Sherlock Holmes ist mein Thema, also startete ich mit einer Partie Sherlook (Silvano Sorrentino, 3-6 Spieler) des Verlags Kaleidos in das Wochenende. Schnelligkeit und Aufmerksamkeit sind dabei gefragt. Es werden pro Runde immer zwei Bilder eines Tatorts gezeigt, die sich sehr ähneln. Wenige Details unterscheiden sich jedoch. Diese gilt es zu zählen und sich die entsprechende Nummer zwischen 1 und 10 zu sichern. Der letzte Spieler ohne Nummer muss sich schnell entscheiden, bevor es zu Auflösung durch Umdrehen der Karten kommt. Für die genaue Anzahl werden drei Punkte vergeben, für die nächste niedrige Anzahl zwei und für die nächst höhere noch ein Punkt. Liegt kein Spieler drüber oder drunter bekommt ebenfalls der Spieler mit der genauen Lösung diese Punkte. Gespielt wird über 10 Runden, in denen der Rundenmarker immer die Ausrichtung der Karten angibt, denn diese liegen nicht immer in gleicher Ausrichtung nebeneinander. Mir hat dieses Spiel gefallen, ich bin mir aber nicht sicher wie hoch der Wiederspielreiz sein wird. In englischer Version wird Sherlook in den kommenden Wochen erscheinen. das Spielmaterial ist komplett sprachneutral.

Sherlook
Sherlook / Foto: Brettspielpoesie

Nach dem bereits fertigen Spiel gingen wir zu einem sehr frühen Prototypen über. Bei Mosts of us (Zoltán Aczél, 3-6 Spieler) vom ungarischen Verlag Gémklub beginnen die Spieler mit drei beidseitig unterschiedlich bedruckten Handkarten. Ziel ist es diese loszuwerden, indem man pro Zug eine Karte einem Mitspieler zeigt und eine Aussage trifft. Diese Aussage bezieht sich auf das Meiste oder das Wenigste. Beispiel: Die Karte zeigt einen Schuh und die Aussage lautet “Ich glaube Du besitzt die wenigsten/meisten Paar Schuhe”. Ist die Aussage nicht korrekt, muss der Spieler am Zug eine Karte aufnehmen. Folgende Karten müssen entweder die gleiche Farbe oder die gleiche Zahl tragen, wie die zuvor gelegte. Hat man keine solche Karte, muss man eine weitere aufnehmen und der reihum nächste Spieler ist am Zug. Ich weiß nicht ob es an der Sprachbarriere lag oder daran dass ich einen Spieler sehr gut und den anderen nicht kannte, aber mir hat das nicht wirklich zugesagt.

In eine ähnliche Richtung geht Was für ‘ne Frage! (Vlaada Chvátil, 2-6 Spieler), welches bei Czech Games Edition (CGE) erscheinen wird. Die Spieler erhalten Karten mit drei unterschiedlichen Antworten zu den drei Fragen “Was würdest Du lieber?”, “Was würde Dir mehr fehlen, wenn es dies nicht gäbe?” und “Was ist Deiner Meinung nach im Allgemeinen schlimmer”. Wer am Zug ist wählt eine Frage, zwei zugehörige Antwortmöglichkeiten und einen Befragten aus. Die Mitspieler tippen verdeckt auf die abzugebende Antwort des Befragten. Jeder richtige Tipp wird mit einem Punkt belohnt, für jeden falschen Tipp erhält der Fragesteller einen Punkt. Man kann zudem bei sicheren Antworten die Punkte verdreifachen oder zusätzlich auf falsche Antworten der Mitspieler tippen, um Punkte einzufahren. Doch manche sicher geglaubten Antworten werden anders beantwortet als gedacht und dann geht der Spaß so richtig los: “Wie kannst Du denn…”, “Wie bist Du denn drauf!?”, etc.

Was für 'ne Frage!
Was für ‘ne Frage! / Foto: Brettspielpoesie

Wir blieben bei CGE und spielten Codenames Duet (Vlaada Chvátil, 2 Spieler), die neue Variante des aktuellen Spiel des Jahres. Diese Variante optimiert das Spiel für zwei Personen, kann aber auch in Teams gegeneinander gespielt werden. Wir spielten zu zweit, dritt und viert. Die Spieler sitzen sich gegenüber, die Codekarte hat zwei unterschiedliche Seiten mit je drei Attentätern (welche nicht identisch sein müssen). Insgesamt gibt es 15 Begriffe zu erraten, drei davon sind auf beiden Seiten zu sehen. Dafür haben die Spieler neun Runden Zeit. Ansonsten gelten die bekannten Regeln. Zu zweit gefiel die Variante richtig gut, auch wenn wir sie bislang nicht gewinnen konnten. In Gruppen würde ich immer lieber das Original spielen, da es hierbei schwierig ist sich geheim abzustimmen, was den Spielspaß etwas trübt. Es soll völlig neue Wörter enthalten, die auch im Original verwendet werden können. Auch eine Codenames Disney Version war zu sehen, bei der für eine deutsche Version allerdings noch die Lizenzfrage geklärt werden muss. Das Raster wurde dafür verkleinert und auf den Kärtchen stehen Begriffe aus den Disney-Filmen auf der einen Seite und entsprechenden Filmszenen auf der anderen. Meiner Meinung nach ein Muss für spielebegeisterte Disney-Fans.

Ebenfalls ein Kinderspiel haben wir uns bei Scorpion Masqué angesehen: Schatzhatz ( Christian Lemay, 2-6 Spieler) soll es auf Deutsch heißen und wird ab 8 Jahren empfohlen. In zwei Stapeln liegen Karten aus. Diese zeigen immer mindestens einen Schatz, dazu aber auch Monster oder Schutzschilde. Die Rückseiten geben Auskunft über die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Monstern. Wer am Zug ist kann eine Karte von einem Stapel wählen, sich ansehen und verdeckt vor sich ablegen. Oder er deckt seine Karte(n) auf und erhält Punkte für die Schätze. Einen je Schatz, doppelt so viel, wenn mehrere Karten den gleichen Schatz zeigen. Man kann aber auch einen Mitspieler auffordern seine Karten zu offenbaren. Hat er weniger Schutzschilde als Monster verliert er alle Punkte und der aktive Spieler erhält einen Bonus. Hat er jedoch keine Monster oder ist vor allem geschützt, erhält er regulär die Punkte für seine Schätze. Die Punkteleiste ist in den Deckel der Spieleschachtel integriert. Die Spielerzahl gibt die notwendige Punktzahl für einen Sidg vor.

Richtig gute Laune verbreiteten die beiden “Erklärbären” von Repos Production. Mit Sombrero und Bier bewaffnet erklärten sie uns die Neuerscheinungen des Jahres. Neben 15 neuen Leaders- und 15 neuen Cities-Karten in den Anniversary Packs für 7 Wonders wird When I Dream (Chris Darsaklis, 4-10 Spieler) erscheinen. Jeder Spieler nimmt einmalig die Rolle des Träumers ein, setzt dafür die Augenbinde auf. In zwei Minuten versucht dieser möglichst viele Elemente seines Traums zu erraten. Jeweils zwei dieser Begriffe befinden sich auf den Dixit-ähnlichen Karten in unterschiedlicher Leserichtung, es zählt immer der sichtbare Begriff. Der Kartenstapel liegt in einem kleinen Bett, das Material gefällt mir sehr gut. Zu den Begriffen sind sehr liebevoll gestaltete Bilder von 18 verschiedenen Grafikern zu sehen. Die Mitspieler können drei unterschiedliche Ziele verfolgen. Die Fee möchte klare Bilder senden, welche der Träumer sicherlich errät, während der Boogieman den Träumer nur verwirren möchte. Der Sandmann vermittelt zwischen beiden und wünscht es gerne ausgeglichen. Der Träumer muss herausfinden welche Worte ihn auf den richtigen Weg führen sollen und sich die (von ihm hoffentlich korrekt genannten) Begriffe gut merken. Denn bevor er nach den zwei Minuten die Augenbinde abnehmen darf, muss er seinen Traum mit allen korrekt erratenen Begriffen wiedergeben, um zwei Bonuspunkte zu erhalten. Ein wirklich schönes Spiel, für das es aber sicher die richtige Gruppe braucht, damit alle Spaß daran haben.

Wanted
Wanted / Foto: Brettspielpoesie

Abschließen möchte ich für heute mit dem Spiel Wanted – Rich or Dead (Dariusz Kulak, 3-5 Spieler) vom Verlag Galakta. In einer Westernstadt mit Bank, Waffenschmied, Casino, Laden und Saloon übernimmt jeder Spieler die Rolle eines Banditen und erhält die zugehörigen sechs Handkarten. Die Banditen wollen eine große Beute in Form von Geldscheinen erlangen indem sie die genannten Orte besuchen. Die Spieler wählen dafür verdeckt eine ihrer Handkarten, um die Aktion des Ortes darauf auszuführen (Geld und/oder Gegenstände erlangen). Wollen zwei Spieler zum selben Ort, müssen sie ein Duell ausfechten und nur der Sieger darf die Aktion ausführen und erhält ggf. Gegenstände vom Verlierer. Dafür werden im Spiel mit weniger als fünf Spielern bestimmte Orte zusammengestellt und es darf nur ein Bandit dort eine Aktion ausführen. Die verbrauchten Karten dürfen erst wieder auf die Hand genommen werden, wenn die letzte Handkarte ausgespielt wurde. Einige der Karten empfanden wir als sehr stark und damit unausgeglichen, aber mal schauen was daraus wird. Ich denke das wird ein Spiel, welches in Vollbesetzung erst richtig gut funktioniert, dann aber durchaus gemein und witzig sein kann.

Morgen geht es weiter…Mehr Bilder findet ihr bei Instagram.

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