Corax Games Tag 2017

Brettgeschichte Logo
Logo / Foto: Brettspielpoesie

Heute in genau 49 Tagen öffnet die Spiel’17 in Essen dieses Jahr ihre Tore für die Presse. Dann hat man nur fünf Tage Zeit, sich einen Überblick zu verschaffen, manches anzuspielen, Gespräche zu führen und heraus zu filtern, welche Spiele man seinen Lesern gerne vorstellen möchte. Bei mehr als 1.000 Neuheiten pro Jahr, keine einfache Aufgabe in so kurzer Zeit. Umso besser, wenn es im Vorfeld Möglichkeiten gibt, die Spiele in Ruhe zu spielen, um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen. Dies wurde uns am vergangenen Wochenende von Corax Games geboten. Der junge Verlag lud Unterstützer und Pressevertreter nach Merseburg ein, um das aktuelle Verlagsprogramm vorzustellen. Und obwohl wir mitten im Umzug stecken, nutzten wir die Gelegenheit und machten uns auf den Weg in das von uns nur gut 2 Stunden entfernte Örtchen in Sachsen-Anhalt.

Als wir um kurz nach 10 Uhr am Kloster eintrafen, waren die anderen anwesenden Beeple-Mitglieder schon mitten drin in ihren Spielen. Wir begrüßten alle kurz und wählten das aktuell einzig unbelegte Spiel Viral. Nils Herzmann, einigen vielleicht von Cyrils Brettspiele bekannt, gesellte sich zu uns und wir bestritten die Partie zu dritt. Der bunte Spielplan weiß nicht jedem zu gefallen, ich mag diesen überladenen, bunten Stil irgendwie. Dargestellt sind die Körperorgane, wie Hirn, Niere oder Lunge. Die Spieler sind Virenstämme, die sich in eben diesen Organen ausbreiten wollen. Dafür werden in jeder Runde zwei Körperteile und zwei Aktionen gespielt, diese Karten stehen erst in der übernächsten Runde wieder zur Verfügung. Die Karten bleiben offen liegen, sodass die anderen Spieler immer überblicken können, wem gerade welche Aktionen und Körperteile zur Verfügung stehen. Denn Punkte gibt es für Mehrheiten am Ende jeder Runde, nachdem alle Spieler ihre Karten nacheinander ausgespielt haben. Uns ist es mehrfach passiert, dass wir alle das gleiche Organ befallen wollten, mit mehr Übung fällt es sicherlich leichter, die ausliegenden Karten zu analysieren. Das werden wir ausprobieren.

Viral Karten
Viral Karten / Foto: Brettspielpoesie

Nach diesem Hirnverzwirbler empfanden wir die lockere Spielathmosphäre bei Half Pint Heroes, dem ersten ganz eigenen Projekt des Verlags, als sehr angenehm. Mittlerweile zu fünft zockten wir um die Wette. Und obwohl mir Stichspiele, vor allem Ansage-Stichspiele, bisher nicht zu gefallen wussten, hatte ich tatsächlich Spaß daran. Zum einen liegt es sicher an den tollen Illustrationen, auf denen es allerlei zu entdecken gibt, zum anderen an dem hochwertigen Spielmaterial mit ordentlichen Poker-Chips. Und auch die Kartenkombinationen für Stiche erinnern sehr an Poker, was mir aber eigentlich auch nicht liegt. Zwei Themen, die mich eigentlich nicht hervor locken, schaffen in Kombination etwas Reizvolles.

Schafkanone
Schafkanone / Foto: Brettspielpoesie

Nach einem Mittagssnack wollten wir mit dem Spieleleiter-Duo Fabian und Annette das Leben der Wikinger erkunden. Bei Vikings Gone Wild konnte ich im letzten Zug endlich eine Schafskanone errichten, auch wenn mir andere Aktionen mehr Punkte eingebracht hätten. Aber ich war bei Spielende schon recht weit abgeschlagen, dass es darauf nicht mehr ankam. Für den Erwerb neuer Karten gibt es zwei Ressourcen, Bier und Gold, die genutzt werden können, um das eigene Deck zu erweitern oder Gebäude zu errichten, die wiederum Ressourcen produzieren oder lagern können. Wie es sich für Wikinger gehört, können sich diese auch gegenseitig angreifen oder mit bestimmten Karten solche Angriffe abwehren. Leider spielten wir mit der ein oder anderen Regelungenauigkeit. Als Fan von Deckbau-Spielen werde ich diesem Spiel jedoch eine zweite Chance geben und es ganz in Ruhe erkunden.

Labyrinth Golem
Labyrinth Golem / Foto: Brettspielpoesie

Mittlerweile gemeinsam mit Smuker und Berna vom Cliquenabend zu sechst verschlug es uns in das Labyrinth – Paths of Destiny. Pro Zug stehen jedem Spieler zwei Aktionen zur Verfügung, mit denen er versucht als erster mit einem Schlüssel zum Schloss in der Spielmitte zu gelangen. Da steht aber zu Beginn noch ein Golem, der einem gefährlich werden kann und das Labyrinth muss erst erkundet werden. Die Plättchen zeigen Fallen und Schätze und können beliebig angelegt werden, also auch dem Mitspieler direkt vor die Nase. Um einer Falle zu entkommen oder einen Kampf auszutragen, sind bestimmte Würfelergebnisse erforderlich. Sobald der Raum mit dem Golem angeschlossen wurde, kann man auch diesen in Richtung der Mitspieler bewegen. Ein Dungeon Crawler bei dem jeder für sich spielt und den Mitspielern so gar nichts gönnt. Es gibt viele unterschiedliche Charaktere, jeder mit speziellen Sonderfähigkeiten, daher war der Einstieg nicht so ganz einfach. Und obwohl es sich um die dritte Auflage handelt, passen die Labyrinth-Plättchen nicht exakt in den umgebenden Rahmen. Ich bin zwar kaum an einer weiteren Partie interessiert, aber in dieser Stunde hatten wir immerhin eine tolle Zeit und sehr viel zu lachen.

Zum Abschluss widmeten wir uns dann doch noch einem Prototypen. Die Regeln zu Tudor erläuterte uns der Autor Jan Kirschner persönlich. Das Material befindet sich noch in einem stetigen Wandel, die Regeln sind hingegen schon recht ausgereift. Zu allererst stechen die Sichtschirme ins Auge des Betrachters, denn diese zeigen eine Hand mit fünf Fingern. Diese Finger sind zentrales Element, um Ringe darauf zu platzieren, die wiederum unsere Aktionsmöglichkeiten beeinflussen. Thematisch wollen wir einen Platz im Hofstaat von Heinrich dem VIII., der für seine sechs Ehen wohlbekannt ist, daher die Ringe. Durch geschicktes Platzieren der eigenen Pöppel stehen uns bestimmte Aktionen zur Verfügung, die genutzt werden, um möglichst viele Siegpunkte zu generieren. Mit diesem Spiel steht dem jungen Verlag ein tolles Vielspieler-Spiel in Aussicht, auf welches ich mich sehr freue.

Corax Dark
Corax Dark / Foto: Brettspielpoesie

Am Abend reisten wir schon wieder ab, zu Hause erwartete uns jede Menge Arbeit, andere blieben noch bis zum Sonntag und durften die Heiligen Hallen, die Lagerräume der Spiele-Offensive, begutachten. Corax Games hat sich als eigenständiger Verlag präsentiert und sich auch ganz klar von der Spiele-Offensive abgegrenzt und klar gestellt, dass sie zwar vorhandene Vertriebswege nutzen, aber sonst als Verlag kaum Berührungspunkte haben. Auch wenn an beiden Stellen zum Teil die gleichen Personen wirken. Von den Spielen, über die freundliche, familiäre Atmosphäre bis hin zu den witzigen Gimmicks, wie den Getränkeetiketten, hat einfach alles gepasst. Und wieder haben wir wirklich nette Verlagsmitarbeiter und weitere Blogger kennen gelernt, die Brettspielszene ist einfach großartig! Eine wirklich gelungene Veranstaltung, die hoffentlich im kommenden Jahr wiederholt wird. Wir wären gerne wieder dabei.

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