Dice Forge

Dice Forge Cover
Cover / Foto: Libellud

Lange haben wir auf diese Neuheit von Libellud warten müssen, doch nun ist es endlich verfügbar. Oft greifen neue Spiele bekannte Mechanismen auf, erweitern diese oder ändern sie ein wenig ab, um ein neues Spielgefühl zu erzielen. In Dice Forge schmieden wir, wie der Spieltitel bereits verrät, unsere eigenen Würfel. Die Würfel führen uns zu Ressourcen, die wir wiederum einsetzen können, um bessere Würfelseiten oder Karten mit speziellen Effekten zu erwerben. Und das nicht nur, wenn wir am Zug ist, denn jeder Spieler würfelt auch im Zug eines jeden Mitspielers, um Ressourcen bis zum eigenen Zug ansammeln zu können. Nur wer seine Würfelseiten und Karten effektiv kombiniert, wird bei Spielende um den Sieg mitspielen.

Spielmaterial:

Das Material lässt kaum Wünsche übrig. Acht stabile Würfelgerüste aus Plastik können mit den 108 Würfelseiten bestückt werden. Bleibt zu hoffen, dass auch nach vielen Partien die Würfelseiten noch gut haften, bisher ist nichts Gegenteiliges zu erkennen. Für die Auslage der Würfelseiten gibt es einen eigenen Spielplan, der mit Papphülle und Gummiband rutschfest eingepackt werden kann. Das übersichtliche Tiefziehteil bietet zudem Platz für die 96 Karten, die vier Spielfiguren, die 20 Ressourcenmarker und die Spielertableaus. Dazu noch weitere Stanzteile, wie Startspielermarker, Tableauerweiterungen oder sonstige Marker.

Alles hat seinen festen Platz und nix verrutscht, selbst wenn der Karton ordentlich durchgeschüttelt wird. So muss ein Inlay sein! Das gilt leider nicht für die Anleitung, diese kann einen Hürde für weniger erfahrene Spieler darstellen. Sie hat ein unhandliches Format uns ist nicht intuitiv strukturiert. Das erschwert die Regellektüre, obwohl die Regeln an sich gar nicht so schwer sind.

Spielmechanismus:

Ziel des Spiels ist es, die meisten Siegpunkte zu besitzen. In jedem Zug würfeln alle Spieler ihre beiden Würfel und nehmen sich die gezeigten Ressourcen oder Siegpunkte, indem sie die Anzeigen auf ihren Tableaus verschieben. In späteren Zügen können wiederkehrende Effekte erworbener Karten eintreten, bevor der Spieler am Zug eine Aktion wählen darf. Entweder das Gold ausgeben, um neue Würfelseiten zu kaufen oder blaue oder rote Edelsteine für eine Karte abzugeben. Mit Hilfe der neuen Würfelseiten lässt sich eine bestehende Würfelseite entfernen, den freien Platz nimmt die neue Seite ein. Zu Beginn zeigen die meisten Seiten 1 Gold, diese mit höherwertigen Seiten zu ersetzen erhöht die Chance an viele bzw. wertvolle Ressourcen bzw. Siegpunkte zu gelangen. Die Karten liegen am Spielplan an fünf Inseln an. Jede Insel kann nur von einem Spieler besetzt werden, möchte man seinen Platz einnehmen, erhält dieser eine große Göttergabe, also einen Wurf mit beiden Würfeln. Jede Karte wird neben einem einmaligen oder anhaltenden Effekt auch mit Siegpunkten belohnt.

Dice Forge Spielsituation
Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Wer zwei rote Edelsteine ausgibt, darf pro Zug eine weitere Aktion ausführen. also eine Karte oder Würfelseiten erwerben. Manche Würfelseiten und Karteneffekte sorgen für Interaktion mit den Mitspielern. Karten ermöglichen auch die Umwandlung von Gold in Siegpunkte, was vor allem in späteren Runden sinnvoll sein kann.

Spielende:

Das Spiel endet nach Ablauf der neunten bzw. zehnten Runde, je nach Spieleranzahl. Zu den im Spiel gesammelten Punkten werden noch die Punkte auf den erworbenen Karten addiert. Wer am Ende die höchste Punktzahl vorweisen kann, gewinnt die Partie. Dann beginnt das große Aufräumen, schließlich wollen die Würfel wieder so aussehen, wie zu Beginn der Partie.

Spieleranzahl:

Durch kleine Anpassungen funktioniert das Spiel in jeder Besatzung. Zu zweit würfeln beide Spieler in jedem Zug beide Würfel zwei Mal hintereinander. Im Spiel zu dritt wird eine Runde länger gespielt, um die fehlenden Würfelwürfe zu kompensieren. Dennoch wird 6 mal seltener gewürfelt, als in anderen Besetzungen, das merkt man auch an der stärkeren Ressourcen-Knappheit. Besonders die Würfel, welche sich auf Mitspieler beziehen, sind umso interessanter, desto mehr Spieler dabei sind. Zu zweit werden zudem die verfügbaren Würfelseiten limitiert. Das führt dazu, dass nicht immer alle Seiten verfügbar sind und manche Strategien sich als lohnenswerter herausstellen als andere bei voller Auswahl. Warum die Limitierung nicht auch im Spiel zu dritt passiert, bleibt  unklar.

Glücksfaktor?

Bei Würfeln lässt sich dies wohl kaum vermeiden. Durch die austauschbaren Würfelseiten kann man versuchen diesen Faktor zu minimieren. Aber selbst wenn alle Seiten ausgetauscht wurden, wird man vermutlich nicht immer das würfeln, was man gerade dringend benötigt. Es kann auch sein, das eine bestimmte Würfelseite nie zum Vorschein kommt. Zusätzlich kann man aber auch über Karten Ressourcen oder weitere Würfe erhalten. Alles in allem finde ich den Glücksfaktor akzeptabel, besonders da die Effektivität der Kombinationen von Würfelseiten recht interessant ist und selbst Würfel-Muffel aus unseren Spielgruppen konnte das Spiel begeistern. Strategien können hier allerdings nur bedingt durchgezogen werden, wer mit dem hohen Glücksfaktor nicht leben kann, sollte lieber die Finger von diesem Spiel lassen, um nicht entäuscht zu werden.

Dice Forge Rätselwurf
Beeple Rätselwurf / Foto: Brettspielpoesie

Fazit:

Die Vorfreude war groß, konnte aber nicht ganz befriedigt werden. Dice Forge bringt kurzweiligen Spaß. Die Herausforderung, die eigenen Würfelseiten effektiver zu bestücken als die Mitspieler, ist dabei der besondere Kniff. Schließlich muss man für bestimmte Seiten schnell sein, da es sie nur einfach gibt. Die Karten können von Partie zu Partie variiert werden, das schreit nach Erweiterungen. Allerdings hätte es für meinen Geschmack bereits im Grundspiel etwas mehr Abwechslung sein dürfen. Einige Karten sind immer im Spiel, z.B. welche, mit denen man Gold zu Siegpunkten machen kann. Sie erscheinen vor allem mit voller Besetzung am effektivsten zu sein. Wählt man eine Karte, bei der man einen anderen Spieler verdrängt, sollte man sich gut überlegen ob man ihm die große Göttergabe gönnt oder mit dem Kauf der Karte lieber noch wartet. Nichts ist ärgerlicher, als erwürfelte Ressourcen nicht aufnehmen zu können, daher sollte man versuchen schnell wieder Platz zu schaffen oder das Tableau zu erweitern.

Das Thema wirkt komplett aufgesetzt. Ich habe mich jedenfalls nicht als Held in einer mystischen Welt wieder gefunden und das Gefühl gehabt, den Göttern zu dienen. Wir haben auch keine Sonnen- oder Mondsplitter gesammelt, wie die roten und blauen Edelsteine bezeichnet werden, sondern eben rot und blau. Sowohl das Tiefziehteil als auch das Artwork und die Qualität des Material gefallen. Der Austausch der Würfelseiten ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, da fliegen die Seiten schnell mal durch den Raum. Doch hierbei macht Übung den Meister. Der Spielablauf ist schnell verinnerlicht und dann spielt es sich wirklich flott. Dadurch dass immer alle Spieler würfeln und Gaben erhalten, sind auch alle jederzeit eingebunden. Das führt zwangsläufig dazu, dass vom Startspieler ausgehend die Spieler einen kleinen Nachteil gegenüber späteren Spielern am Zug haben. Sie haben vor ihrem ersten Zug weniger Würfe, also in der Regel weniger Ressourcen zur Verfügung und auch in den letzten Zügen der Mitspieler lohnen sich nur noch Siegpunkte oder die Möglichkeit Gold in Siegpunkte umzuwandeln. Dafür starten sie mit mehr Gold, um die Chancen zu erhöhen, im ersten Zug etwas Sinnvolles tun zu können. Und ich kann mich kaum an Situationen erinnern, wo dies überhaupt nicht möglich war. Uns als Vielspieler konnte Dice Forge leider nicht komplett überzeugen, aber ich bin mir sicher, dass Familien ihren Spaß daran haben werden.

Wertungsnote 4/6

Verlag: Libellud / Vertrieb: Asmodee
Autor(en): Régis Bonnessée
Erscheinungsjahr: 2017
Spieleranzahl: 2-4 Spieler
Dauer: 45 Minuten

Wenn ihr euch selbst ein Bild von Dice Forge machen möchtet, solltet ihr Beeple.de verfolgen, denn dort wird bald wieder eine Blog-Rallye starten.

Vielen Dank an Asmodee für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!

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3 Antworten auf „Dice Forge“

Gute Rezi. Halte aber selbst 4/6 noch für zu hoch denn außer dem Gimmick, Würfel umzuklicken ist da wirklich nicht viel an kurz- oder langfristiger Herausforderung. Die Würfel sind letztendlich nur schnöde Ressourcengeneratoren bei denen gilt: mehr ist mehr.

Hi Jerry, vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich habe mich für diese Bewertung entschieden, weil das Spiel in unseren Runden mit Familienspielern wirklich gut angekommen ist.

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