Nomaden

Nomaden Cover
Cover / Foto: Asmodee

Die Idee hinter der Serie Legends of Luma habe ich ja bereits bei der Rezension zu Oh Captain! gelobt. Es soll eine Serie aus sechs Spielen werden, die untereinander sehr unterschiedlich sind, um verschiedenste Mechanismen zu bedienen. Was sie verbindet, sind die sechs Charaktere, die auf einer gemeinsamen Reise sind und die ausführliche Geschichte der Umstände ihres Zusammenkommens. Dabei finde ich es interessant, dass das vorliegende Spielprinzip von Nomaden gar nicht so neu ist, sondern eine Neuinterpretation des 2015 in Korea erschienenen Jeju Island. Dieses Spiel wurde Anne-Cécile Lefebvre, CEO von Ludonaute, vorgestellt, als die Idee der Legends of Luma-Reihe gerade aufkam, und es gefiel auf Anhieb. Doch mussten noch einige Änderungen gemacht werden, um das Spiel sauber in der Reihe einzuordnen. Einige Informationen werde ich in diese Rezensionen einfließen lassen, wer mehr über die Adaption erfahren möchte kann dies auf BGG nachlesen. Die Spieler sitzen mit den Nomaden, die sie in Oh Captain! von der Insel befreit haben, um ein Lagerfeuer herum und lauschen ihren Geschichten. Vom Schamanen zu einem merkwürdigen Drink verführt, kommen nur noch Fragmente der Geschichten bei ihnen an, die sie wieder versuchen zusammen zu setzen.

Spielmaterial:

Bei der Spieleschachtel wurde viel Wert auf Wiedererkennung gelegt, sie ist genauso gestaltet wie die von Oh Captain!. Wieder sollte man nicht versuchen den Einsatz auf dem Kopf heraus zu ziehen, weil dann das schöne Spielmaterial heraus fällt. Das Tiefziehteil bietet optimalen Platz für sämtliches Spielmaterial. Über 100 dicke Plättchen (Story-, Mond- und Jokerplättchen), einen zusammensteckbaren Spielplan mit Lagerfeuer in der Mitte, bunte Holzscheiben für die Spieler und Nomaden. Die Charakterscheiben werden vor der ersten Partie mit Charakter-Stickern beklebt. Zudem enthalten sind an die 40 Karten (Lieder, Legenden, Charaktere) und ein Lys-Marker aus Pappe.

Spielmechanismus:

Um das Lagerfeuer herum werden an acht Orten Plättchen gestapelt und eine graue Scheibe als Nomade platziert. Die Charaktere nehmen mit ihren Scheiben ebenfalls Platz, dann geht es los. Pro Zug stehen nur zwei Optionen zur Verfügung, Bewegen oder Plättchen gegen Karte tauschen. In der Legends of Luma Sprache, lauscht man den Geschichten oder schreibt sie nieder. Zum Bewegen darf ein Stapel Holzscheiben gewählt werden, der eine eigene Scheibe enthält. In beliebiger Richtung wird eine Scheibe auf jeden Platz gelegt, bis der Stapel aufgebraucht wurde. Es erhält nun jeder Spieler das oberste Plättchen, dessen Holzscheibe auf einem Platz ganz oben liegt. Endet die Bewegung an dem Ort, wo der Lys-Marker platziert ist, erhält man zunächst ein weiteres Plättchen nach Wahl. Lys spielt bei diesem Spiel nur eine Nebenrolle, sie hat das Getränk abgelehnt.

Nomaden Spielsituation
Spielsituation / Foto_ Brettspielpoesie

Sobald ein Spieler mehrere Plättchen besitzt, kann er sich auch entscheiden welche abzugeben, um sie in Punktekarten einzutauschen. Je nach Farbe und Symbol gibt es vier unterschiedliche Anforderungen von 2 bis 7 Plättchen, die dafür notwendig sind. Hat ein Spieler bereits eine Legendenkarte und sammelt weitere Plättchen dieser Legende, kann er die Karte später auch austauschen. Von jeder Sorte kann man nur eine Karte besitzen. Habe ich beispielsweise eine Dreier-Karte und gebe zwei weitere Plättchen dieser Farbe ab, kann ich die Karte gegen die 5er-Karte tauschen, sofern sie noch in der Auslage verfügbar ist. Unterschiedliche Plättchen können nur ein Mal pro Spiel für eine Liederkarte abgegeben werden, ein Aufstocken ist dabei nicht erlaubt.

Die Charaktere geben, wie bereits im ersten Teil der Reihe, spezielle Sonderfähigkeiten. Ein Charakter hat drei Scheiben, andere dürfen bei der Bewegung einen Platz überspringen, zwei Scheiben an einem Ort platzieren oder im Anschluss eine eigene Scheibe in einem Stapel nach oben versetzen. Eine weitere Spezialfähigkeit erlaubt den Lys-Marker vor dem Zug zu beeinflussen. Unter den Plättchen befinden sich auch Mondviertel. Sobald vier davon verteilt wurden, kommt es zu einer Zwischenwertung. Dafür werden die Werte der Punktekarten addiert und die Anzahl der einzelnen Plättchen abgezogen. Der Spieler mit den meisten Punkten erhält dafür drei Mondteile, der Spieler auf dem nächsten Platz noch ein Mondviertel. Besonders zu Beginn des Spiels kann es vorkommen, dass die Spieler ihre Minuspunkte vergleichen müssen, weil nur wenige Plättchen zuvor eingetauscht wurden.

Spielende:

Sobald nur noch zwei oder weniger Plättchenstapel ausliegen, wenn ein Spieler seinen Zug beginnt, endet das Spiel. Zuvor kann es zwei oder drei Zwischenwertungen gegeben haben. Wie auch bei diesen werden nun erneut die Werte der Karten addiert und davon die Anzahl übriger Plättchen abgezogen. Zusätzlich bringt jedes Mondviertel einen Punkt ein. Es gewinnt der Spieler mit der höchsten Gesamtpunktzahl.

Spieleranzahl:

Im Gegensatz zum ersten Spiel der Reihe ist Nomaden nicht zu sechst spielbar. Das resultiert daraus, dass ein Spiel für bis zu vier Spieler genommen wurde, welches sich nicht auf mehr als 5 Spieler anpassen lies, ohne zu chaotisch und zeitlich ausufernd zu werden. Durch den Lys-Marker nehmen aber trotzdem alle sechs Charaktere am Spielgeschehen teil. Leider nimmt es der Serie aber die Möglichkeit mit sechs Spielern, wie sie in einer Familie durchaus vorkommen können, die ganze Serie durchzuspielen.

Auch wenn das Spiel mit 2 – 5 Spielern angegeben wird, spiele ich es am liebsten zu viert. Mit weniger Spielern würde ich zu etwas anderem greifen. Denn die fehlenden Charaktere nehmen trotzdem teil, sie “schlafen” nur: Plättchen, die sie erhalten würden, werden abgelegt. Dies ermöglicht eine gleichbleibende Spielzeit bei jeder Spieleranzahl und verhindert das problemfreie Sammeln von Plättchen einer Sorte, nimmt dem Spiel aber etwas Leichtigkeit. Daran muss immer Jemand denken, aber vor allem entsteht dadurch weniger Konkurrenz bei den Legendenkarten.

Glücksfaktor?

Durch die zufällig verteilten Plättchen ist ein Glücksfaktor unausweichlich. Nomaden möchte ein leicht zugängliches Familienspiel sein, da ist das auch in Ordnung. Dennoch werden den Spielern taktische Überlegungen abverlangt. Wann werden Plättchen eingetauscht, lieber früh damit kein anderer es bekommt oder später, wenn mehr Plättchen in mehr Punkte getauscht werden können? Aufwerten ist zwar möglich, benötigt schließlich auch immer noch eine weitere Aktion. Es kann auch eine Strategie sein, die Karten mit kleinen Werten möglichst spät abzugeben, damit kein anderer den Zugriff auf sie bekommt. Dabei aber bitte immer auf den Mond achten, denn der bringt böse Minuspunkte für nicht eingetauschte Plättchen. Auch bei der Bewegungsaktion muss man immer wieder wählen, ob man den Weg nimmt, der am besten zu den eigenen Zielen passt oder einen, der den Mitspielern weniger einbringt.

Fazit:

Am Ende der Anleitung gibt es Vorschläge für einen Lumarathon, bei dem Oh Captain! und Nomaden hintereinander gespielt werden. Für eine detaillierte Anleitung wird auf www.LegendsOfLuma.com verweisen, doch leider konnte ich dort nichts in der Richtung finden. Aber ich für meinen Teil, würde auch lieber zwei Partien Nomaden hintereinander spielen ;-) Nachdem uns Oh Captain! so gar nicht überzeugen konnte, hat sich Nomaden schnell in unsere Herzen gespielt. Es ist wundervoll illustriert, die Austattung wieder hervorragend. Auch spielerisch kann es überzeugen. Es ist ein Leichtgewicht, macht aber auch mir und meinen Vielspieler-Mitspielern Spaß, wenn es mal was Kürzeres sein soll. Das Spielgefühl transportiert das Setting, es ist ein gemütliches Spiel, weniger konfrontativ als Oh Captain!. Auch wenn man sich hier schon behindern kann, indem man eine Wertungsphase früh herbei führt oder gegnerische Plättchen bewusst überdeckt. An die Minuspunkte bei den ersten Wertungen haben wir uns schnell gewöhnt, ich kann aber verstehen, wem dies ein eher negatives Spielerlebnis bereitet. Minuspunkte fühlen sich halt immer auch ein wenig nach Versagen an.

Die jeweiligen Sonderfähigkeiten erscheinen alle recht ausgeglichen. Sie geben neue Informationen über die Charaktere preis, falls sich Jemand dafür interessiert. In unseren Gruppen wollte niemand die weitere Hintergrundgeschichte erfahren, sondern lieber direkt drauf los spielen. Thematisch gibt das Spiel für alle Mechanismen eine Erklärung, aber im Kern bleibt es doch eher abstrakt. Ich hatte in den Partien jedenfalls nie das Gefühl an zwei Orten zugleich zu sein und Geschichten nieder zuschreiben, stattdessen habe ich meine zwei Scheiben bewegt, um Plättchen zu sammeln, die wiederum in Punktekarten eingetauscht wurden. Auch wenn die Punktekarten sehr liebevoll gestaltet sind, dadurch dass sie während des Spiels leicht versetzt übereinander liegen, bemerkt man gar nicht, dass jeweils vier Bilder eine Geschichte ergeben. Anders würde das Spiel aber auch sehr viel Platz benötigen.

Abschließend bleibt festzuhalten, dass es sich um ein toll illustriertes Set Collection-Spiel für Einsteiger handelt, dem gegenüber ich nicht abgeneigt bin. Es hilft sogar Spiele-Muffel an den Tisch zu bekommen und zufrieden zu stellen.

Wertungsnote 4/6

Verlag: Ludonaute / Vertrieb: Asmodee
Autor(en): Gary Kim
Erscheinungsjahr: 2017
Spieleranzahl: 2 – 5 Spieler
Dauer: 25 – 45 Minuten

Vielen Dank an Asmodee für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!

Ähnliche Artikel:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert