Photosynthesis (Photosynthese)

Photosythesis Cover
Cover / Foto: Blue Orange Games

Abstrakte Spiele waren lange Zeit überhaupt nicht meine Welt. Mittlerweile muss ich mir eingestehen, dass mir auch solche Spiele zusagen können. Dennoch gibt es viele Spieler, die ebenso auf Distanz zu abstrakten Spielen gehen, wie ich es lange Zeit getan habe. Auch Photosynthesis ist im Kern ein abstraktes Spiel, doch wurde hier ein wirklich passendes, unverbrauchtes Thema gefunden, dass einfach dazu passt. Man merkt zunächst gar nicht wie abstrakt das Spielprinzip eigentlich ist, da man sich schnell in der gebotenen Szenerie verliert. Die Sonne wandert umher und hinterlässt eine entspannte, einladende Atmosphäre. Doch was hinter der Fassade passiert ist ein knallhartes, taktisches Spiel. Ich habe das Spiel mit dem Titel Photosynthesis in Essen bei Blue Orange Games bekommen, mittlerweile ist es als Photosynthese auch über Asmodee erhältlich.

Spielmaterial:

Jeder Spieler erhält Samen sowie Bäume einer Farbe in drei Größen und ein Spielertableau, auf dem dieses Material abgelegt wird. Mittig wird der Spielplan mit im Kreis angeordneten Plätzen zum Anpflanzen der Bäume zeigt. Sie sind mit ein bis vier Blättern gekennzeichnet, entsprechend zu diesen Plätzen gibt es unterschiedliche Wertungsplättchen. Außerdem noch vier Rundenzähler und eine Papp-Sonne.

Spielmechanismus:

In drei Runden wandert die Sonne Schritt für Schritt jeweils einmal um den gesamten Spielplan und strahlt. Jeder Baum der Sonnenstrahlen in der aktuellen Richtung abbekommt, bringt Sonnenpunkte ein entsprechend seiner Größe (1, 2 oder 3) ein. Die Größe gibt auch an, wie weit ihr Schatten reicht. Bäume, die im Schatten stehen, bekommen keine Sonne und damit auch keine Sonnenpunkte ab. Die Sonnenpunkte sind die Währung im Spiel und werden für alle Aktionen benötigt. Die Spielertableaus geben alle Aktionen und deren Kosten an, so hat man immer alles im Blick.

Photpsynthesis Spielsituation
Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Ein Baum kann einen Samen auf ein anderes, freies Feld werfen. Seine Größe gibt dabei die Reichweite an. Jeder Samen und jeder Baum auf den Spielertableaus muss erst zum angegebenen Preis gekauft und vom Tableau herunter genommen werden, bevor er auf dem Spielplan gesetzt werden kann. Das Setzen kostet ebenfalls, Sonnenpunkte sind also nicht zu unterschätzen. Umso größer der Baum, desto höher auch die Kosten. Im letzten Schritt kann ein Baum gefällt werden, dann gelangt er zurück auf das Tableau, wenn dort ein freier Platz zur Verfügung steht. Ist dies nicht der Fall, wird das Spielmaterial aus dem Spiel genommen und steht den Rest der Partie nicht mehr zur Verfügung. Für gefällte Bäume bekommt der Spieler das oberste Punkteplättchen, entsprechend des Feldes, auf dem der Baum stand.

Photosynthesis Spielertableau
Spielertableau / Foto: Brettspielpoesie

Ein Spieler am Zug kann nacheinander so viele Aktionen durchführen, wie er bezahlen kann. Erst wenn er passt, kommt der nächste Spieler zum Zug. Es ist jedoch nicht erforderlich alle Sonnenpunkte sofort auszugeben, es darf auch zuvor gepasst und  Sonnenpunkte aufgespart werden.

Spielende:

Hat die Sonne das Spielfeld zum dritten Mal komplett umrundet, erreicht also wieder ihren Startpunkt, endet die Partie. Die Spieler zählen die Punkte auf ihren gesammelten Punktechips und addieren die Punkte für ihre aktuellen Sonnenpunkte hinzu.

In der fortgeschrittenen Variante läuft das Spiel eine weitere Runde, dafür kann im Schatten eines Baumes nichts gepflanzt werden und es wächst dort auch nichts.

Spieleranzahl:

Im Spiel zu zweit kommen die Plättchen mit 4 Blättern nicht in das Spiel. Wer in der Mitte einen Baum abholzt, erhält das oberste Blättchen des Stapels mit drei Blättern. Diese Anpassung erscheint sinnvoll, dennoch funktioniert das Spiel besser mit mehr Spielern, da dann mehr los ist im Wald.

Glücksfaktor?

Dieses Spiel kommt nahezu ohne Glück aus, alle Informationen sind von Beginn an bekannt, es liegt an den Entscheidungen der Spieler, wie das Spiel verläuft.

Fazit:

Wenige Optionen, wenige Regeln. Dieses Spiel lässt sich super leicht erklären, der Einstieg erfolgt in der Regel problemlos. Es gegen geübte Spieler zu gewinnen, ist dagegen eher schwierig, da sich Einsteiger gerne damit aufhalten viele Bäume zu pflanzen, um an viele Sonnenpunkte zu gelangen. Was dabei oft vergessen wird: Siegpunkte erhält man nur durch das Fällen der Bäume. Die Krux dabei: Ein ausgewachsener Baum bringt drei Sonnenpunkte ein, wenn er im Licht steht, ihn zu Fällen bedeutet in Folgerunden auf diese Sonnenpunkte zu verzichten. Da sollte möglichst schnell ein Nachfolger heran gezogen werden. Jedem Spieler stehen jedoch nur zwei große Bäume zur Verfügung, zwangsläufig muss ein Spieler den einen oder anderen zu Kleinholz verarbeiten, um an Siegpunkte zu gelangen. Doch gibt man damit vielleicht auch einen lukrativen Platz zum Anpflanzen für andere Spieler frei, da pro Zug jedes Feld nur einmalig verwendet werden darf.

Das Material besteht nur aus Stanzteilen, diese halten die ineinander gesteckten Baumteile aber gut zusammen und sind sehr liebevoll gestaltet. Hier ein Vogel, da ein Häschen. Wie im Wald eben. Etwas unhandlich finde ich, dass die Spielertableaus keinen Bereich für gekaufte Samen / Bäume bieten. Diese sollen nämlich einfach neben dem Tableau gelagert werden, da kann man schon mal durcheinander kommen. Durch Pappquadrate wird die Spieleschachtel geviertelt, um das Material eines jeden Spielers darin unterzubringen. Mit etwas Geschick funktioniert dies ohne die Bäume auseinander zu nehmen, wirkt aber dennoch etwas billig. Der ausgesparte Platz für den Spielplan ist viel zu groß bemessen, auch die Sonne hat keinen festen Platz.

Photosynthesis wurde zur Spiel’17 ein wenig gehyped, meiner Meinung nach nicht ganz zu recht. Es zeigt, wie man ein absolut abstraktes Spiel thematisch einwandfrei verpackt und dadurch sehr zugänglich macht. Alles was passiert erscheint sinnvoll und intuitiv, Bäume wachsen Stück für Stück und Bäume im Schatten bekommen kein Licht. Das kann jeder nachvollziehen und kennt damit auch schon die Optionen in diesem Spiel. Was auf den ersten Blick nach harmloser Idylle aussieht, wird zu einem hartem Konkurrenzkampf um die besten Plätze in der Sonne. Es fühlt sich nach einiger Zeit allerdings recht wiederholend an. Da kommt die Variante sehr gelegen, die das Spiel noch restriktiver und kniffeliger macht.

Wertungsnote 4/6

Verlag: Blue Orange Games / Vertrieb: Asmodee
Autor(en): Hjalmar Hach
Erscheinungsjahr: 2017 (2018)
Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler
Dauer: 30 – 60 Minuten

Vielen Dank an Blue Orange Games für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!

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