Sheep & Thief

Sheep & Thief Cover
Cover / Foto: Brettspielpoesie

Ich kann nicht sagen, was genau die Faszination an den Japanern von Japon Brand und ihren Spielen auslöst. Aber als ich gelesen hatte, dass sie dieses Jahr in Essen ein Spiel mit kleinen Wattekugeln als Schafe dabei haben werden, wusste ich: “Das muss ich haben!” Da ich auch von dem Ansturm gelesen hatte und an diesem Stand in den letzten Jahren einige Titel ruck, zuck vergriffen waren, bestellte ich es sogar vor. Bei der Messe angekommen machte ich mich sofort auf den Weg in die hinterste Ecke der Halle 3, um mein Spiel in Empfang zu nehmen, die Warteschlange schien meilenweit zu sein. Aber nur für Spontankäufer, Preorder kann erst ab 13 Uhr abgeholt werden. Doch auch das ging nicht ohne Wartezeit. Dafür habe ich nun ein Legespiel mit Drafting-Mechanismus, bei dem Schafe gesammelt, beschützt und gestohlen werden, während man Städte anschließt und Wasserquellen errichtet. Erfahrt in folgender Rezension ob sich das Anstehen gelohnt hat.

Spielmaterial:

Die Größe der Spielschachtel hat mich zunächst überrascht, ich hatte doch im Internet schon Fotos der großen Spielertableaus gesehen. Diese sind nur aus Papier – was dazu führt, dass sie mehrfach geknickt auch in eine kleine Schachtel passen. Aber eben auch nicht eben auf dem Tisch liegen. Die Schafsmarker, 50 kleine Wattekugeln, rollen daher ganz gerne mal auf diesen Tableaus durch die Gegend. Aber die Japaner mögen es eben lieber klein und handlich bei ihren Spielen. Auf dem Spielplan sind die Umrisse von 16 Spielkarten, eine Hütte und Diebe abgebildet, oben links kommt die farblich markierte Startkarte drauf, auf die Diebe der Dieb-Marker. Am Rand sieht man in den anderen drei Ecken drei Städte mit Punktzahlen. Neben den Plan legt jeder Spieler eine Zaunkarte zum Einsammeln von gegnerischen Schafen. Die restlichen Karten werden gemischt und an jeden Spieler zunächst fünf davon verteilt.

Die Anleitung kommt in vier Sprachen und ist gut gegliedert sowie leicht verständlich. Sogar ein kurzes FAQ ist angefügt, um aufkommende Unklarheiten aufzuklären.

Spielmechanismus:

Alle Spieler legen eine Karte aus ihrer Hand vor sich ab und geben die anderen Karten anhand der Rundenkarte weiter. Das geht solange, bis jeder Spieler fünf Karten vor sich liegen hat. Der Spieler mit der roten Starkarte beginnt. Er darf eine der vor sich liegenden Karte ausspielen, indem er diese auf seinem Spielertableau ablegt und die zugehörige Aktion ausführt. Für jedes abgebildete Schaf wird ein Schafmarker auf die Karte gelegt. Für jeden Hund dürfen beliebige Schafe einer Karte eine Karte weiterziehen. Zieht man die Schafe auf eine Karte mit einer Hütte, sind diese ebenso wie auf der Startkarte vor Dieben geschützt. Befinden sich jedoch solche auf der ausgelegten Karte, darf der aktive Spieler den Dieb-Marker entsprechend versetzen. Und zwar für jeden Dieb einen Schritt vertikal oder horizontal. Alle anderen Spieler versetzen ihren Dieb-Marker analog dazu. Zieht der Dieb dabei über Karten mit ungeschützten Schafen, erhält der aktive Spieler diese und kann sie auf seiner Zaunkarte ablegen.

Die Karte darf immer nur angrenzend an bereits ausliegende Karten gelegt werden und darf nicht gedreht werden. Die Abbildung gibt vor, in welcher Richtung die Karten angelegt werden dürfen. Im ersten Zug also nur rechts neben oder unter der Startkarte. Wege dürfen im Nichts enden, Flüsse hingegen nur an den Rand oder an andere Flussabschnitte gelegt werden. Auch an Städte, diese wollen mit Wasser versorgt werden, gelten dann aber nicht als an die Starthütte angeschlossen.

Sheep & Thief Spielsituation
Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Haben alle Spieler vier Karten ausgelegt, nehmen sie die fünfte Karte wieder auf die Hand, zusammen mit vier neuen Karten und die nächste Runde beginnt. Dieses Mal werden die Karten in anderer Richtung weiter gegeben und anschließend nacheinander ausgelegt. Wieder bleibt eine Karte bei jedem Spieler für die dritte und letzte Runde über. Nach dieser kommt es zur Endwertung.

Spielende:

Nach der dritten Runde, wenn alle Spieler ihre vorletzte Karte ausgespielt haben, endet das Spiel. Die Spieler zählen ihre Schafe auf dem Spielplan sowie auf der Zaunkarte, falls dort welche gelandet sind. Hinzu kommen jeweils 2 Punkte für jede Karte mit einem Fluss, an der mindestens eine weitere Karte mit Fluss anliegt. Wurden Städte über Wege mit der Starthütte verbunden, werden diese Punkte hinzu addiert. Sollte man es schaffen alle drei Städte anzubinden kann man darüber 20 Punkte erzielen. Wer die meisten Punkte besitzt, gewinnt Sheep & Thief.

Spieleranzahl:

Spielmaterial ist für bis zu vier Spieler vorhanden. Interaktion entsteht durch den Draft-Mechanismus der Karten und die Diebe, denn beides zwingt die Spieler dazu, die Tableaus der Mitspieler im Auge zu behalten und beim Ausspielen eigener Karten die Diebe im Blick zu haben.

Zu zweit spielt man eine leicht abweichende Variante. Dabei haben die beiden Duellanten in jeder Runde 6 Karten auf der Hand und behalten zwei davon, bevor sie die Karten weitergeben. Am Ende jeder Runde haben sie noch zwei Karten über, aus denen sie eine Karte wählen, welche das Spiel verlassen muss und die andere für die kommende Runde behalten. Alle anderen Regeln bleiben gleich. Diese Abwandlung empfinde ich als angenehm. Es lässt sich also auch gut zu zweit spielen. Wobei die Diebe natürlich im Spiel mit mehr Personen besser zum Tragen kommen.

Glücksfaktor?

Ein wenig Glück ist dabei, denn manchmal bekommt man eine dringend benötigte Karte einfach nicht. Wenn man sie nicht zu Rundenbeginn selber auf der Hand hat, hat man oft das Nachsehen. Besonders ärgerlich ist es, wenn man selber zu Beginn fünf tolle Karten hat, von den Anderen aber nur Schrott bekommt. Im Spiel zu zweit ist der Glücksfaktor noch höher, weil die Karten weniger durchgewechselt werden, da man jede Runde zwei behält und von den sechs Startkarten vier für den Zug bekommt. Zudem sind niemals alle Karten im Einsatz, was für Abwechslung sorgt. Es kann nämlich sein, das eine zuvor erfolgreiche Gewinnstrategie im kommenden Spiel nicht funktionieren wird und man anders vorgehen muss.

Fazit:

Das Thema scheint gut durchdacht zu sein. Man kann Schafe mit Hilfe der Hütehunde zu Hütten führen, wo sie sicher vor den Dieben sind, welche Schafe stehlen wollen. Man sollte die eigene Hütte zur Versorgung an die Städte anbinden und Flüsse als Wasserquelle errichten.

Das Legen der Karten ist jedoch zunächst unintuitiv. Straßen dürfen im Nichts enden, Flüsse jedoch nur an den Rand. Die Schafe können mit Hilfe der Hunde zu den Hütten geführt werden ohne Wege benutzen zu müssen. Wenn man diese Hürde jedoch überwunden hat, bekommt man ein tolles Legespiel, in dem viel mehr drin steckt, als auf den ersten Blick erwartet wird. Es gibt mehrere Wege an Punkte zu kommen. Man kann auch ohne viele Schafe gewinnen, wenn man die Städte anbindet und zugleich viele Flussteile zusammensetzt. Oft entscheiden die Karten der ersten Runde, welche Strategie(n) man wählen kann.

Wertungsnote 4/6

Verlag: Power 9 / Japon Brand
Autor(en): Yuichi Sakashita
Erscheinungsjahr: 2015
Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler
Dauer: 30 Minuten

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