SPIEL’17 – Fazit

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Ich bin nun langsam wieder im Alltag angekommen und versuche die Eindrücke der diesjährigen Spiel zu verarbeiten. Die fünf Tage fühlten sich gar nicht so an, unsere Körper haben das besser ausgehalten als erwartet, die Zeit verstrich wie im Flug. Natürlich hatten wir mit den typischen Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Heiserkeit und körperlicher Erschöpfung zu kämpfen, aber es hat sich gelohnt. Viele Menschen konnten wir in der Zeit treffen, aber viele leider auch nicht oder nur kurz von Weitem. Wenn es danach ginge, müsste die Messe noch viel länger andauern. Seht dies als Gruß an alle die ich getroffen habe oder auch nicht, auf das man beim nächsten Aufeinandertreffen mehr Zeit füreinander hat.

Über Spiele, die ich erklärt bekommen oder angespielt habe, berichtete ich bereits. Doch gibt es neben den Spielen noch so viel drumherum, dass im Gedächtnis bleiben wird. Hier eine kleine Auswahl davon:

Getwittert wird später
Ich glaube, mein Smartphone versucht mich zu erziehen. Gerne wollte ich Bilder per Twitter mit euch teilen, doch leider kamen diese immer erst sehr spät tatsächlich online. Auf der Messe ist mir das meist gar nicht direkt aufgefallen, da ich nicht wie ein, wie sagt die Jugend heute – Smombie – durch die Gegend laufen wollte. Einige Bilder konnte ich dann noch abbrechen, aber so kam es zum Beispiel dazu, dass mein Mittags-Bild vom Besucheransturm am Sonntag tatsächlich erst abends nach meinem Lootpic erschien. Etwas unglücklich und ich weiß noch nicht genau, wie man solche Probleme beheben kann. Mein Datenvolumen war noch nicht aufgebraucht und bei Instagram hat das posten der Bilder wunderbar funktioniert. Ich hoffe, ihr habt euch trotzdem ein wenig unterhalten gefühlt.

Sind wir nicht alle einfach Spielkinder?
Einen der kreativsten Stände konnte man in Halle 2 vorfinden. Der Stand hatte ein oberes Stockwerk, von dem man über eine Rutsche hinunter gelang. Zudem konnte man ein kostenloses Spiel erhalten, wenn man sich den Schriftzug Klask oder Bonk für zwei Tage auf die Stirn “tätowieren” lies, was der ein oder andere auch tatsächlich in Anspruch genommen hat. Neben einem Klask-Turnier, welches der Turnier-Sieger der BerlinCon Asger Granerud für sich entscheiden konnte, gab es sogar die Möglichkeit auf einem neuen, runden Spielbrett zu viert eine Partie Klask zu bestreiten.

Ein Stück Heimat
Betrete ich die Messe-Hallen in Essen, fühle ich mich zu Hause angekommen. Vier Tage am Stück kann man durch die Hallen streifen, Spiele spielen und Spieler treffen. Es hat ein bisschen was von Flucht aus der realen Welt und hinein in das Paradies. Aber auf der Spiel lässt sich auch wirklich ein Stück Heimat finden, dieses Jahr sogar doppelt. Denn mein heimischer Brettspielhändler, für den ich sonst tragischerweise in die Nachbarstadt fahren muss, war dieses Jahr sogar mit zwei Ständen vor Ort. In Halle 2 bot er, wie auch schon in den vergangenen beiden Jahren, neben ein paar ausgewählten Neuheiten vor allem Gebraucht-Spiele an, für die er in seinem Laden gar keinen Platz hat, um diese dort dauerhaft anzubieten. Zusätzlich konnte man Kai’s Welt der Spiele dieses Jahr in Halle 6 finden, wo hauptsächlich Rollenspiele und Actionfiguren angeboten wurden. Während sich andere Händler beklagen, dass es sich immer weniger lohnt auf der Spiel die Spiele an den Mann zu bringen, hat Kai scheinbar ein gutes Konzept gefunden, mit dem er sich gegen die Konkurrenz behaupten kann.

Kein Bier vor Vier
Wie passen wohl Bier und Brettspiele zusammen? Nicht sonderlich, meint ihr? Das kann ich euch nur vom Gegenteil berichten. Beim Verlag Game Brewer konnte man sich ein leckeres, recht hochprozentiges Freibier vorbestellen oder bekam es zum Spielekauf obendrauf. Bei Board & Dice wurden Biere mit Etiketten der aktuellen Neuheiten sogar flaschenweise ausgegeben, im Tausch gegen andere Biersorten. Ein weiteres positives Merkmal der Brettspielszene 8-)

Pressetage – Fluch und Segen
Oft wurde ich auf der Messe gefragt, was denn mein Highlight bisher wäre. Und nie hatte ich eine passende Antwort im Sinn. Ein Grund dafür wird sein, dass ich durch die wirklich interessanten Pressetage im Vorfeld der Messe nicht alle Neuheiten dauerhaft auf dem Schirm hatte, da ich einige eben bereits vor einiger Zeit (an-)spielen durfte. Das hat natürlich den großen Vorteil, dass man sich bereits vor der Messe und in etwas kleineren, ruhigeren Kreisen mit den Spielen beschäftigen und sie auf der Messe weitestgehend ignorieren kann, aber dadurch fallen sie schnell aus dem Raster der Neuheiten. Im vergangenen Jahr spielten wir Kingdomino im Hotelzimmer und rechneten ihm gute Chancen bei der Jury ein, solch ein Erlebnis hatte ich bisher nicht. Aber was nicht ist, kann ja noch kommen, bisher wurde nur ein ganz kleiner Teil der Messe-Ausbeute angespielt und einige Pakete sind noch unterwegs. Doch gibt es durchaus das eine oder andere Spiel, welches ich vor der Messe nicht auf dem Zettel hatte. Zum Beispiel die deutsche Version von Spoilers für nur 5€, die mir der Krimimaster Stephan Kessler ans Herz gelegt hat. Unbekannte B-Movies sind die Grundlage für dieses kleine Kartenspiel, bei dem man Fragen zu den mehr oder weniger skurrilen Plots beantworten muss.

Es ist aus!
Bei Frosted Games hat es sich Ausgespielt, denn so lautet der Titel des neuen Krimi-Dinners von oben erwähntem Krimimaster, welches mit vielen Anspielungen auf die Brettspielszene daher kommt. Es lohnt sich wirklich, aber nach einer Partie ist es nicht mehr sinnvoll eine weitere zu beginnen, da der Ausgang bekannt ist. Gleiches gilt für die Exit-Spiele, egal von welchem Verlag. Dennoch bin ich froh, dass dieser Trend noch andauert und freue mich auf alle neuen Abenteuer. Auch Pandemic Legacy geht endlich in die nächste Runde und Friedemann Friese hat sich weitere Fabelspiele ausgedacht, die sogar mehrfach wieder von vorne gespielt werden können. Einmalig ist nur das Erleben des Spiels, während der ersten Partie kommen die Detailregeln erst nach und nach ins Spiel, bei weiteren Partien bleibt diese Überraschung aus. Doch Geschichten sind es, worauf es derzeit ankommt. So hat Asmodee als neuen Slogan “Great Games, Amazong Stories”. Nach Royal Goods bekommt diesen Herbst auch Port Royal von Alexander Pfister bei Pegasus Spiele eine Kampagnen-Erweiterung, um mit dem Spiel Geschichten zu erleben. Doch gab es auf der Messe nicht nur viele Spiele, die sich irgendwann ausspielen, sondern auch jede Menge, die im Verlauf der Messe ausverkauft waren. Wer nicht vorbestellt hatte, musste sich in den langen Menschenreihen vor den Verlagsständen einreihen oder leider schnell in die Röhre gucken. Wenn sich dieses Vorgehen durchsetzt, wird es auch zukünftig immer weniger auf der Messe unverhofft zu entdecken geben, was ich sehr schade finden würde.

Schafe, Sherlock & Burger
Das Schafe und Sherlock Holmes zu meinen Lieblings-Spielthemen gehören, sollte aufmerksamen Lesern bereits bekannt sein. Mittlerweile erkenne ich den Trend zu einem dritten Lieblingsthema: Burger! Vielleicht liegt es an meinem früheren Nebenjob zu Schulzeiten, bei dem ich mein Taschengeld bei einer großen Fast Food-Kette aufgebessert habe, denn was mich schon am PC erfreut hat, kann auch auf dem Spielbrett Spaß erzeugen. Vor der Spiel hatte ich drei Titel mit Schafen auf dem Schirm, die ich mir näher ansehen wollte, zwei weitere entdeckte ich spontan vor Ort. Besonders bei den asiatischen Verlagen scheinen Schafe ein beliebtes Spielthema zu sein. Zu Sherlock Holmes gab es gar nicht so viel zu entdecken, aber Asmodee hat noch einiges im Köcher. Bereits für das vierte Quartal wurde die deutsche Veröffentlichung von Watson & Holmes bei den Space Cowboys angekündigt und auch Schnurrlock Holmes von IDW Games soll auf Deutsch veröffentlicht werden. Bei diesem Deduktionsspiel helfen die Spieler dem Meisterdetektiv Schnurrlock den Bösewicht Prof. Mauziaty zu überführen. Auch wenn ich kein großer Katzenfreund bin, klingt dies genau nach meinem Humor.

Ausblick 2018
Nach der Spiel ist vor der Spiel, heißt es im Volksmund (oder so ähnlich :-) ). Einen ersten Einblick in Neuheiten, die uns Anfang des kommenden Jahres erwarten, konnte ich bereits bei iello erhaschen. Auch diese beiden Spiele erzählen Geschichten. The legend of the Cherry tree that blossoms every ten years…ist meiner Meinung nach ein schöner, aber für ein Brettspiel viel zu langer Titel.  Nur alle 10 Jahre erblüht der Kirschbaum, der dem Spieler einen Wunsch erfüllt, der die meisten und schönsten Blumen einsammelt. Wer zu viel riskiert, kann aber auch viel verlieren. Das Material gefällt mir am Prototypen schon sehr. Daneben wird Fairy Tile erscheinen, bei dem die Spieler versuchen mit den drei Protagonisten der Prinzessin, dem Prinzen und dem Drachen geheime Aufträge zu erfüllen, um ihr eigenes Märchen zu schreiben. Beide Titel sind bisher nur auf englisch/französisch angekündigt, ich hoffe sie schaffen es auch auf den deutschen Markt. (Zaunpfahl in Richtung Huch! :-D )

Diese Dinge sind mir besonders im Gedächtnis geblieben, sicherlich habe ich gar nicht alles Interessante erwähnt, was ich erleben durfte. Ich kann euch allen nur raten, selbst einmal die Spiel zu besuchen und das Flair dieser Messe zu erleben. Ich werde nun immer wieder versuchen alle Messetage mitzunehmen, auch die Termine mit den Verlagen waren interessant. Dennoch blieb Zeit zum Schlendern und Entdecken, bisher jedenfalls die beste Messeerfahrung. Ich hoffe euch haben die Berichterstattung hier auf dem Blog und die Fotos bei Instagram gefallen, hinterlasst gerne einen Kommentar was gut war und was noch besser werden könnte. Ab jetzt wird hier ganz viel gespielt, damit in nächster Zeit auch wieder vermehrt Rezensionen veröffentlicht werden können.

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