Kurz & klein – Baumkronen, Great Plains, Kompromat

Ich hatte 2019 begonnen, kleine und schnell vorgestellte Spiele nicht mehr in die starre Rezensionsstruktur zu pressen. Stattdessen möchte ich ähnliche Spiele, die irgendeine Gemeinsamkeit haben nicht kurz und klein hacken, wie der Titel es vermuten lassen könnte, sondern einfach gesammelt vorstellen und dabei auf die Besonderheiten eingehen. Die heutigen drei Spiele teilen sich die Spielerzahl, denn sie sind alle nur für genau zwei Spieler geeignet. Ob es darum geht Regenwälder entstehen zu lassen in Baumkronen, Revierkämpfe zwischen Fuchs und Schlange bei Great Plains auszufechten oder spannende Black-Jack-Duelle von Geheimagenten bei Kompromat zu erleben.

Glasgow

Ein neues Spiel in der 2-Spieler-Reihe bei Lookout Spiele ist Glasgow, das Erstlingswerk von Autor Mandela Fernandez-Grandon, der damit vermutlich seine Heimatstadt ehren möchte. Beide Spieler bauen gemeinsam an dieser Stadt, wobei natürlich jeder die lukrativsten Gebäude für sich platzieren und werten möchte.

Robin von Locksley

Cover / Foto: Wyrmgold

Als Robin von Locksley wohlbekannt
ist Robin Hood nur wenigen im Land.
Doch auch woanders kennt man ihn,
durch den Sherwood Forest zieh’n.
Nur König John ist wenig erfreut,
über Robins regelmäßige Beut’.
Von den Reichen er stiehlt,
was er den Ärmsten gibt.
Dabei stets an seiner Seite steh’n,
Little John und die “Merry Men”.
Das ist hier aber kaum relevant,
das Thema macht es jedoch charmant,
dieses Spiel, im Kern abstrakt,
mit ‘ner Menge Spielspaß vollgepackt.

KeyForge: Ruf der Archonten

Cover / Foto: Asmodee

Im vergangenen Jahr wurde zur Spiel ein neues Spielsystem angekündigt, welches die Brettspielwelt auf den Kopf stellen sollte: Die Unique Games. Sie sind einzigartig, kein Spiel gleicht dem anderen, jedes ist ein Unikat, etwas Besonderes. Beim Brettspiel Discover: Zu unentdeckten Landen ist es allerdings nicht wirklich gelungen, die Spieler zu überzeugen. Durch die zufällige Zusammenstellung des Spielmaterials ist die Geschichte, die von einem solchen Spiel erwartet wird, leider auf der Strecke geblieben und mit ihr auch der Spielspaß. Zu zufällig, zu zusammenhanglos kam die Geschichte daher, wie soll es auch anders möglich sein, wenn ein Algorithmus die Zusammenstellung zufällig bestimmt? Vielleicht funktioniert es aber besser, wenn das Spiel hauptsächlich aus Karten besteht und nicht versucht eine aufwändige Geschichte zu erzählen, wie bei KeyForge.

Chiffre

Chiffre Cover
Cover / Foto: Gmeiner Verlag

Der Duden kennt für das Wort Chiffre, dem Titel des Spiels, um welches es in dieser Rezension gehen soll, gleich vier Bedeutungen:

1. Ziffer, Zahl
2. geheimes Schriftzeichen, Zeichen einer Geheimschrift
3. Kennziffer, Kennzeichen
4. (Stilkunde) Stilfigur besonders der modernen Lyrik

Da zeigt sich vielleicht, warum ich mich davon auf mehreren Arten angesprochen fühlte. Mit Zahlen habe ich es vielleicht nicht so, aber als Informatiker interessiere ich mich für Ver- und Entschlüsselungsmethoden, als Rätselfreund liebe ich es mich selbst an der Entschlüsselung von Codes zu probieren und als Poetin bin ich auch an sprachlichen Stilfiguren interessiert.

Imhotep: Das Duell

Imhotep Duell Cover
Cover / Foto: Kosmos

Nicht selten lassen die Verlage ein wenig Mut bei der Einschränkung der Spielerzahl vermissen. Dann werden Spiele für 2 – 4 Spieler veröffentlicht, doch zu zweit funktionieren sie nur mit Sonderregeln, die dem Spiel jeglichem Sielspaß nehmen. Imhotep gehört für mich gerade nicht in diese Kategorie, es funktioniert bereits gut zu zweit. Von daher war ich etwas überrascht als Kosmos verkündete, eine reine Duell-Version davon in ihrer 2-Spieler-Reihe zu veröffentlichen. Lediglich die Obelisken-Wertung war in dieser Konstellation schwächer, als im Mehrpersonenspiel. Dafür hat man mehr Einfluss auf das Spielgeschehen, da man jeden zweiten Zug ausführt. Imhotep selbst mag ich sehr und die Spielideen von Autor Phil Walker-Harding sowieso, also gab ich natürlich auch dieser Variante eine Chance und wurde positiv überrascht.

Tic Tac Moo

Tic Tac Moo Cover
Cover / Foto: Huch!

Aus der Scheune ertönt ein lautes “Muh!”,
da kommt auch schon heraus die erste Kuh!
Neben ihr, da läuft ein Schaf,
alle orientieren sich ganz brav.
Sie gesellen sich zu Schwein und Schwein,
keiner von ihnen ist gerne allein.
Doch wenn es zu viele werden,
muss man sie trennen, die Herden.
Bunt zusammen gemischt sollen sie leben,
genau das ist hierbei eurer Bestreben!

 

TA-KE

Ta-Ke Cover
Cover / Foto: Huch!

Ich hatte lange Zeit meine Probleme mit taktischen, abstrakten Spielen. Doch mittlerweile habe ich einige Vertreter dieser Kategorie gefunden, auf die das nicht mehr zutrifft. Also sollte ich nicht mehr behaupten, kein Freund abstrakter Spiele zu sein und gebe auch solchen Spielen eine reelle Chance zu bestehen. TA-KE spielt in Japan, optisch erkennt man dies auf den ersten Blick. Eine Thematik, die mich ebenfalls eher abschreckt. Doch in genau dieser Kategorie (2-Spieler, abstrakt, Japan) konnten sich in diesem Jahrgang bereits zwei weitere Spiele durchsetzen, vielleicht sind ja wirklich aller guten Dringe drei.

Zooloretto Duell

Zooloretto Duell Cover
Cover / Foto: Brettspielpoesie

10 Jahre ist es her, dass Michael Schachts Zooloretto bei Abacusspiele veröffentlicht wurde. Noch im gleichen Jahr wurde es als Spiel des Jahres ausgezeichnet. Wie so viele Spiele des Jahres hat es diverse Erweiterungen erhalten, bekam eine Junior-Version und wurde sogar als Würfelspiel adaptiert. Besonders Sammlerherzen schlagen höher, denn es verging seither kaum ein Jahr in dem nicht ein besonderes Tier oder ein spezieller Dekorationsgegenstand erschienen ist. Für das zehnjährige Jubiläum hat sich der Autor besondere Gedanken gemacht und eine 2-Spieler-Version veröffentlicht. Zu zweit hatte der Preisträger so seine Schwächen, vielleicht kann ja diese Version überzeugen?

The Game – Face to Face

The Game - Face To Face Cover
Cover / Foto: Brettspielpoesie

The Game – ein Spiel, welches so vieles falsch macht, aber auch so vieles richtig: 2015 schaffte Steffen Benndorf dieses kooperative Kartenspiel, welches sogar auf der Nominierungsliste zum Spiel des Jahres landete. Doch stand es auch durchaus in der Kritik, diese bezog sich jedoch keineswegs auf das Spielprinzip. Der Name stellt jedoch ein Problem dar, zumindest wenn man irgendwo danach sucht. Bei Boardgamegeek werden einem direkt 55 Seiten mit Einträgen zu dem Suchbegriff “The Game” angezeigt, man muss auf der ersten Seite bis nach unten scrollen, um das richtige Spiel zu finden. Außerdem stören sich einige Gemüter am Artwork mit den düsteren Totenköpfen, weswegen die Schweizer von Game Factory eine neutralere Ausgabe veröffentlicht haben. Der Nürnberger Spielkartenverlag versuchte bereits im vergangenen Jahr mit The Game Extreme an den Erfolg anzuknüpfen. Diese “extreme” Variante mit Sonderfunktionen für geübte Spieler konnten wir bisher noch nicht besiegen. Doch schon in diesem Jahr legt der NSV nach und zwar eine Version für genau zwei Spieler. Das ist mittlerweile bei vielen Spielen üblich, doch kann man The Game selbst auch ganz gut zu zweit spielen. Braucht man da noch eine eigene 2 Spieler-Variante?