Weltausstellung 1893

Weltausstellung 1893 Cover
Cover / Foto: Brettspielpoesie

1851 wurde mit der ersten Weltausstellung in London der Startschuss für eine langanhaltende Tradition gesetzt. Alle paar Jahre gibt es seither eine Ausstellung verschiedenster technischer und kunsthandwerklicher Exponate auf unterschiedlichen Kontinenten. Solch eine Ausstellung läuft meist ein gutes halbes Jahr und zieht viele Besucher aus aller Welt an. Manche dieser Ausstellungen bleiben aufgrund ihrer Hauptattraktionen lange im Gedächtnis. Bereits zur allerersten Ausstellung lies Prinz Albert  für die Zurschaustellung der Exponate einen Palast aus Eisen und Glas entwerfen. 1867 reichte ein solches Gebäude längst nicht mehr aus und man entschied sich für die teilnehmenden Länder separate Pavillons zu errichten, was sich bis heute durchgesetzt hat. Dennoch wollen die Ausrichter immer besonderes Aufsehen erregen und so entstand zum Beispiel der Eiffelturm, bis heute eines der bekanntesten Wahrzeichen der Welt, als Eingangsportal für die Weltausstellung 1889. Für die folgende Weltausstellung in den USA wollten die Ausrichter etwas Originelles, Kühnes und Einzigartiges, um den Eiffelturm in den Schatten zu stellen. Den Zuschlag bekam die Idee von George Washington Gale Ferris, dem Ingenieur des ersten modernen Riesenrades der Welt. Damit sollte die Ingenieurskunst, der wirtschaftliche Erfolg und die Macht der USA veranschaulicht werden. Dieses Riesenrad ist auch zentrales Element in dem Spiel Weltausstellung 1893, welches 2016 dank einer erfolgreichen Kickstarter-Kampagne das Licht der Welt erblickte.

Spielmaterial:

Der Spielplan wird für jede Partie zum Teil zufällig zusammengesetzt und ergibt das Riesenrad der Weltausstellung mit fünf Themenbereichen drum herum. 99 Spielkarten zeigen die Exponate in den fünf Kategorien, einflussreiche Personen, “Midway”-Tickets für das Riesenrad, Wertungen und Startboni. Zu den Exponaten gibt es 60 Genehmigungsmarker. Die 88 Holzklötzchen in den vier Spielerfarben blau, gelb, grau und violett stellen Unterstützer dar. Siegpunkte werden in Form von Führungsmedaillen und Midwaymünzen angezeigt. Zuletzt gibt es noch einen Rundenmarker aus Holz und eine Riesenradgondel für den Spielfortschritt.

Spielmechanismus:

Zu Beginn liegen zu jedem der fünf Bereiche zwei Karten und je ein Unterstützer jeder Farbe. Anhand der Spielerpositionen werden weitere Unterstützer platziert. Jeder Zug besteht aus vier Phasen:

  • Einen Unterstützer platzieren
  • Einflussreiche Personen spielen
  • Karten einsammeln
  • Neue Karten auslegen

Ein Unterstützer wird immer in einen beliebigen Bereich gesetzt, wenn keiner mehr zur Verfügung steht muss einer versetzt werden. Wurden im vorherigen Zug einflussreiche Personen eingesammelt, werden deren Aktionen nun ausgeführt. Dadurch werden zusätzliche Unterstützer platziert oder verschoben. Dann nimmt der Spieler alle Karten aus dem Bereich, in dem er in der ersten Phase einen Unterstützer platziert hat. Exponate legt er nach Farben sortiert vor sich aus. Die Midway-Tickets ebenfalls, nachdem er für jedes die Gondel um einen Platz bewegt hat. Einflussreiche Personen legt er für seinen kommenden Zug bereit. Nun wird dieser Bereich und die beiden im Uhrzeigersinn angrenzenden Bereiche mit einer neuen Karte ausgestattet. Ist das Kartenlimit eines Bereichs erreicht, wird dieser dabei übersprungen um im nächsten Bereich ausgelegt, bis drei Karten gelegt wurden.

Weltausstellung 1893 Spielsituation
Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Sobald die Gondel des Riesenrads das Startfeld erreicht, wird eine Wertung ausgelöst. Dies passiert im Spiel drei Mal. Erst werden die Midway-Tickets betrachtet. Der oder die Spieler mit den meisten Tickets erhalten je zwei Münzen für die Mehrheit und jeder Spieler erhält eine Münze pro Ticket. Dann geht es um die Mehrheit der Unterstützer in den Bereichen, diese wird mit einer Führungsmedaille belohnt, ggf. der zweite Platz ebenso. Wie viele Punkte es wofür gibt, kann der Wertungskarte für die Spieleranzahl entnommen werden. Anschließend dürfen die Spieler mit den Mehrheiten eine bestimmte Anzahl ihrer Exponate der jeweiligen Kategorie (Farbe) genehmigen lassen. Dafür werden die entsprechenden Karten gegen Genehmigungsmarker eingetauscht. Im Anschluss nehmen alle Spieler die Hälfte (abgerundet) ihrer Unterstützer aus jedem Bereich zurück. Nicht eingetauschte Exponate bleiben vor den Spielern liegen.

Spielende:

Ist die dritte Wertungsphase wie oben beschrieben abgehandelt, gibt es noch eine Endwertung. Die Werte der Münzen und Führungsmedaillen zählen nun als Siegpunkte. Zusätzlich werden Punkte für Sätze von Genehmigungsmarkern vergeben. Dabei lohnt es sich Sets aus verschiedenen Bereichen vorweisen zu können, da diese mehr Punkte bringen (15/10/6/3/1 Punkt(e) für 5/4/3/2/1 Bereiche). Der Spieler mit dem höchsten Punktwert hat seine Exponate am besten ausgewählt und gewinnt die Partie. Als Tiebreaker wird die Anzahl der Exponatsmarker und dann die nicht genehmigten Exponate betrachtet.

Spieleranzahl:

Anhand der Spielerzahl werden Karten entfernt. Im Spiel zu zweit sechs Karten (Midway und Exponate), im Spiel zu viert neun Karten (Midway und Personen). Nur zu dritt werden alle Karten verwendet. Auch die Felder des Riesenrads werden mehr in Abhängigkeit der Spielerzahl. Dafür gibt es extra ein austauschbares Aufsatzstück für das Riesenrad und eine unterschiedliche Vor- und Rückseite. Die Wertungen unterscheiden sich auch bei der Vergabe der Führungsmedaillen und der maximalen Anzahl zu genehmigender Exponate bezogen auf den ersten und zweiten Platz, sowie bei Gleichstand. Durch diese Anpassungen erscheint das Spiel ganz gut austariert zu sein. Zu zweit hat man mehr Einfluss auf den Spielverlauf, da man jeden zweiten Zug ausführt, aber die Mehrheitenwertung ist weniger spannend als zu viert. Daher gefällt es mir ab drei Personen besser.

Glücksfaktor?

Die Verteilung der Karten ist zufällig, das kann manchmal nerven, wenn nie passende Kartenkombinationen ausliegen, sobald man selbst am Zug ist. Ansonsten sind es aber einige taktische Überlegungen anhand dieser Kartenauslage, die den Spielverlauf beeinflussen. Durch die Entscheidung für einen Bereich, erweitert man ja auch die Kartenauslage in den nachfolgenden Bereichen. Auch die Midway-Tickets sollten nicht ungeachtet bleiben, da diese Wertungen auslösen und man zu solch einem Zeitpunkt gerne seine Mehrheiten gesichert haben möchte.

Fazit:

Weltausstellung 1893 ist wirklich sehr schön anzusehen. Das Spielprinzip ist leicht zu erfassen und spielt sich recht flüssig, da die einzelnen Phasen schnell abgehandelt werden. Die Entscheidung, wo man seinen Unterstützer einsetzt, ist dabei jedoch recht kniffelig, da dies darüber entscheidet, wo man die Anzahl eigener Unterstützer erhöht und welche Karten man erhält. Dort, wo man die Mehrheit in einer Wertungsphase hält, sollte man auch Exponate genehmigen lassen können, um bei der Endwertung belohnt zu werden. Daher lohnen sich nicht nur berühmte Personen, um die Mehrheiten zu gewinnen, man sollte auch ab und zu ein Exponat an sich nehmen. Wählt man Midway-Tickets kommt die Wertungsphase näher, doch auch dafür gibt es ebenfalls eine Mehrheitenwertung, was diese Karten nicht uninteressant macht. Lässt man zu viele Midway-Tickets liegen, kann ein Spieler schneller als gedacht die Runde beenden.

Die Karten enthalten viel Flavour-Text zur Bedeutung der darauf abgebildeten Exponate in der damaligen Zeit. Dieser ist für das Spiel komplett unwichtig, aber durchaus interessant und lesenswert. Schade, dass dieser beim Spielen meist unter geht und die Spieler stattdessen z.B. rote, blaue oder gelbe Exponate genehmigen lassen. Das stört aber auch nicht wirklich, es spielt sich dennoch schön. Wenn man weiß, worauf man sich einlässt, eben ein lockeres Familienspiel, wird man Freude daran haben.

Wertungsnote 4/6

Verlag: dlp games / Vertrieb: Asmodee
Autor(en): J. Alex Kevern
Erscheinungsjahr: 2016
Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler
Dauer: ca. 45 Minuten

Vielen Dank an Asmodee für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!

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