Zug um Zug – Frankreich (+Der Wilde Westen)

Ticket to Ride France Cover
Cover / Foto: Days of Wonder

Zug um Zug hält sich seit der Erstveröffentlichung im Jahr 2004 wacker am Markt. Der Spiel des Jahres-Pöppel dürfte das erleichtern, dennoch pflegen Autor und Verlag die Marke zusätzlich und setzen seither regelmäßig weitere Akzente in der Welt von Zug um Zug in Erweiterungen oder Standalone-Games. Die Map Collections, also die Erweiterungen mit neuen Spielplänen bestimmter Regionen der Welt und kleinen Regelanpassungen, wurden 2017 erneut erweitert. Schon bei der Map Collection Nr. 5 gab es einen kleinen französischen Landabschnitt zu sehen, nun wird Frankreich in voller Größe zum Mittelpunkt. Im Gegensatz zu den bisherigen Zug um Zug Map Collections ist die Schachtel dieser Version doppelt so dick. Die Rückseite bringt die Spieler in den wilden Westen der USA.

Frankreich

Als neues Spielmaterial werden 58 Zielkarten, zwei Bonuskarten und 64 Gleisplättchen in den Farben der Wagenkarten hinzugenommen. Von den Waggons darf jeder Spieler nur 40 der 45 im Grundspiel zur Verfügung stehenden verwenden. Die neue Besonderheit bei dieser Zug um Zug-Version ist, dass die Gleisplättchen verlegt werden müssen, bevor man eine Strecke in der entsprechenden Farbe errichten darf. Gleise werden immer dann verlegt, wenn ein Spieler als Aktion Wagenkarten aufgenommen hat. Einige zur Verfügung stehenden Gleise kreuzen sich, sobald ein Gleisplättchen gelegt wurde, sind die kreuzenden Gleise nicht mehr zu erreichen. Manche Zielkarten geben nur das angrenzende Land an, es genügt einen der Wege in dieses Land zu nutzen, um die Zielkarte zu erfüllen. Bei Spielende gibt es Sonderpunkte für die längste, zusammenhängende Strecke und die Erfüllung der meisten Zielkarten.

Zug um Zug Frankreich / Spielsituation
Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Old West

Das neue Spielmaterial dieser Variante besteht aus 50 Zielkarten, den Rückseiten der beiden Bonuskarten, 40 weißen Waggons für den sechsten Spieler, 18 Stadtmarkern in den Spielerfarben und einem Papp-Marker für Alvin, den Außerirdischen. Auf dieser Seite des Spielplans mit den Städten des wilden Westens Amerikas kann jeder Spieler bis zu drei Städte errichten. Zu Beginn platziert jeder einen Stadtmarker, er kontrolliert diese Stadt für das gesamte Spiel und seine erste Strecke muss von hier aus begonnen werden. Weitere Strecken müssen an die bestehende Strecke angebunden werden, es ist nicht mehr erlaubt an verschiedenen Stellen einzelne Strecken zu errichten. Später im Spiel kann bis zu zwei Mal nach der Aktion Strecke nutzen durch Abgabe von zwei gleichfarbigen Wagenkarten eine weitere bis dahin freie Stadt durch Platzieren eines Stadtmarkers kontrolliert werden. Errichtet im Laufe des Spiels ein anderer Spieler eine Strecke, welche zu einer von einem anderen Spieler kontrollierten Stadt führt, erhält der kontrollierende Spieler die Punkte und nicht der Spieler am Zug. Führt eine Strecke durch zwei kontrollierte Städte, erhalten beide Spieler die Punkte oder wenn er sich um den gleichen Spieler handelt, bekommt er sogar die doppelte Punktzahl.

Wenn ein Spieler eine Strecke zu der Stadt errichtet, in der sich Alvin befindet, wird dies mit zusätzlichen 10 Punkten belohnt. Der Spieler darf den Alvin-Marker zudem in eine andere Stadt versetzen und erhält die Alvin-Karte. Der Spieler, in dessen Besitz sich diese Karte bei Spielende befindet, erhält dafür einen weiteren Bonus.

Zug um Zug Old West Spielsituation / Cover
Cover / Foto: Brettspielpoesie

Fazit:

Es ist eine weitere gelungene Zug um Zug-Erweiterung. Das bekannte Zug um Zug-Gefühl bleibt weitestgehend erhalten. Es wird auf unterschiedliche Weise angepasst, setzt dabei verschiedene Schwerpunkte. Die kleinen Anpassungen frischen das bekannte Spielprinzip gekonnt auf. Einige Schwächen bleiben jedoch erhalten: Die Zielkarten zeigen unterschiedlich lange Strecken, die Punkte richten sich nach der Länge der Strecke. Es kann dabei immer zu einer ungerechten Verteilung kommen. Zieht ein Spieler gleich zu Beginn mehrere Karten mit dem gleichen Ort oder nah beieinander liegenden Orten, hat er einen Vorteil.

Die Frankreich-Variante ist sehr konfrontativ, vor allem in 2-er-Partien, weil man durch die Aktionen des Mitspielers dessen Pläne erraten und gut durchkreuzen kann. Da muss gekonnt geblufft werden, um den Mitspieler auf falsche Fährten zu führen und die wichtigen Strecken selbst errichten zu können. Oder sogar bestimmte Gleisplättchen an seine Strecken legen, um ihn zu bestimmten Wagenkarten zu zwingen, die vielleicht derzeit rar sind. Mehr Spieler zu beobachten und all ihre Pläne durchkreuzen zu wollen funktioniert weit weniger gut. Aber vor allem bedeuten mehr Spieler auch mehr Strecken, die verlegt werden. Da muss man eher an sich denken und kann nicht jedem Mitspieler in die Wege kommen. Es kann durchaus passieren, dass viele Gleise gelegt werden, die niemand an diesen Stelle wirklich benötigt. Solange sie nicht genutzt werden, stehen die Farben dann nicht für Gleise an anderer Stelle zur Verfügung und schon kommt man mit seinen Handkarten in die Bredouille, weil man sie einfach nicht für notwendige Strecken verwenden kann.

Obwohl ich in der Schulzeit fünf Jahre französisch über mich ergehen lassen musste und grundsätzlich den Sprachwissenschaften zugeneigt bin, kann ich mich an die Ortsnamen in dieser Erweiterung einfach nicht gewöhnen. Dazu kommt, dass ich mich in Frankreich auch geografisch nur bedingt auskenne. Dadurch ist es zu Beginn nicht so einfach zu überblicken, wo die Zielorte liegen. Um die Orientierung zu erleichtern, sind die Positionen aber wie gewohnt auf den Zielkarten markiert.

Der Wilde Wilde Westen ist weit weniger Wild, wenn nur zwei Spieler dort ihre Strecken errichten. Man kommt sich kaum in die Quere, zusätzliche Städte zu kontrollieren lohnt sich fast gar nicht und am Ende entscheidet eigentlich nur das Kartenglück bei den Zielkarten über Sieg und Niederlage. Mit vielen Mitspielern wird es interessanter, dann hat man die Option der Ausweichstrecken oft nicht mehr und kommt nicht umher, auch den Mitspielern Punkte zuzuschustern, die Städte kontrollieren. Oder man nimmt lange Umwege in Kauf, in der Gefahr die Zielkarte(n) nicht mehr zu erfüllen. Dies ist übrigens nach Asien erst die zweite Erweiterung, die es ermöglicht Zug um Zug auch mit bis zu sechs Spielern zu spielen. Hierbei sogar jeder gegen jeden anstelle von Teamarbeit.

Die Bonuspunkte für die längste zusammenhängende Strecke entfallen, es kann schließlich nur noch zusammenhängend gebaut werden. Das schränkt zudem die Möglichkeiten ein, wo die Spieler ihre nächsten Strecken errichten können, was für etwas bessere Planbarkeit sorgt. Einen weiteren Bonus gibt es bei Spielende dennoch zu erreichen, wenn mit Alvin dem Außerirdischen gespielt wird. Besonders im Spiel mit fünf oder sechs Spielern erscheint der Einsatz des Aliens als weitere Möglichkeit an Siegpunkte zu gelangen sinnvoll. Es kann allerdings auch dann passieren, dass zu Beginn niemand in der Nähe von Roswell Strecken errichtet und Alvin gar nicht wirklich in das Spiel einbezogen wird. 

Wertungsnote 5/6

Verlag: Days of Wonder / Vertrieb: Asmodee
Autor(en): Alan R. Moon
Erscheinungsjahr: 2017
Spieleranzahl: 2 – 6 Spieler (Frankreich: 2 – 5, Old West: 2 – 6)
Dauer: 60 – 90 Minuten

Vielen Dank an Asmodee für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!

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