Copenhagen

Copenhagen Cover
Cover / Foto: Queen Games

An was denkt ihr, wenn ihr Brügge, Carcassonne, Istanbul, Yokohama, Coimbra oder Copenhagen hört? An die Städte oder doch eher an die Brettspiele mit diesen Städtenamen als Spieltitel? So ergeht es mir jedenfalls meistens. Finde ich das schlimm? Nein, überhaupt nicht. Das zeigt doch in einem gewissen Rahmen bloß, wie Brettspiele auch bilden können. Ich schaue gerne Quizsendungen im TV und nicht selten konnte ich schon eine Frage lösen, weil ich den Ort und seine Eigenheiten in Brettspielen kennen gelernt habe. Ohne diese Brettspiele wüsste ich wahrscheinlich nicht, dass die Inselgruppe Murano für seine Glaskunst bekannt ist, dass Nippon der japanische Name Japans ist oder der Hafen Kopenhagens sich vor bunten Giebelhäuser erstreckt.

Spielmaterial:

Jeder Spieler erhält ein Spielertableau mit einer Hausfassade, der Ablage für die unterschiedlichen Fassadenplättchen. Genau wie die 70 Karten gibt es sie in fünf Farben mit unterschiedlichen Formen. Fähigkeitsplättchen ergänzen das Spielmaterial, genau wie zwei Spielpläne. Einer dient als Kartenablage, der andere als Siegpunktleiste, auf der die Punkte mittels der Holz-Punktemarker in den vier Spielerfarben festgehalten werden. Alle Stanzteile sind auf fester Pappe gedruckt, die Karten wirken hingegen relativ dünn.

Der Verlag bietet darüber hinaus eine Deluxe-Edition an, in der Acryl-Elemente anstelle der Stanzteile enthalten sind. Diese war zunächst Bestandteil einer Kickstarter-Kampagne, kann nun aber über die Homepage des Verlags noch bestellt werden.

Spielmechanismus:

Reihum entscheiden sich die Spieler entweder zwei Karten aus der offenen Auslage zu nehmen oder Karten einer Farbe abzulegen, um ein Plättchen dieser Farbe platzieren zu dürfen. Die Plättchen dürfen an der Hausfassade nicht in der Luft hängen, sie müssen also am unteren Ende des Tableaus oder einem bereits ausliegenden Plättchen aufliegen. Die Anzahl abgelegter Karten bestimmt über die Größe des gleichfarbigen Plättchens, welches direkt verbaut wird. Punkte gibt es nur für vollständige Reihen oder Spalten. Besteht eine solche Reihe oder Spalte nur aus Fenstern, verdoppelt sich die Punktzahl sogar. Jedes Plättchen zeigt jedoch ein Quadrat ohne Fenster, das erschwert das reine puzzeln von Fensterreihen/-spalten.

Copenhagen Spielertableau
Spielertableau / Foto: Brettspielpoesie

Ein paar Besonderheiten gibt es auch noch. Wer zwei gleichfarbige Plättchen angrenzend platziert, zahlt für das neue Plättchen eine Karte weniger. Die Fähigkeitsplättchen erweitern die Aktionen, sie ermöglichen es beispielsweise zwei nicht benachbart liegende Karten zu nehmen oder einen Doppelzug aus Karten nehmen und Karten ablegen zu erhalten. Nach einmaliger Verwendung werden sie inaktiv. Um sie wieder zu aktivieren, kann man sich dafür entscheiden alle eigenen Plättchen umzudrehen, nachdem ein Wappen des eigenen Tableaus überbaut oder eine Reihe mit einem Wappen fertig gestellt wurde. Alternativ darf ein neues Fähigkeitsplättchen aufgenommen oder ein Spezialplättchen verbaut werden. Diese sind genau ein Fenster groß und eignen sich gut, um Lücken zu schließen.

Copenhagen Spielsituation
Copenhagen Spielsituation

Spielende:

Eine Partie Copenhagen kann sehr abrupt enden, nämlich sofort in dem Moment, wo die Karte mit der Meerjungfrau aufgedeckt wird. In diesem Fall wird geschaut, wie viele Punkte die Spieler bisher sammeln konnten, um den Sieger mit der höchsten Punktzahl zu ermitteln. Gelingt es einem Spieler zuvor 12 oder mehr Punkte einzufahren, endet die Partie sofort mit dem Sieg dieses Spielers.

Spieleranzahl:

Anhand der Spielerzahl werden Karten und Plättchen aussortiert, im Spiel zu zweit wird der Kartenstapel nur ein einziges Mal durchgespielt. Dadurch skaliert das Spiel sehr gut. Zu zweit wird es einfach taktischer, da zwischen den eigenen Zügen weniger an der Auslage verändert wird.

Glücksfaktor?

Die Reihenfolge der aufgedeckten Karten ist völlig zufällig, kann einem Spieler helfen oder ihn behindern. Es kann passieren, dass ein Spieler mit seinem nächsten Zug die Partie gewinnen könnte, doch zuvor die Karte aufgedeckt wird, die das Spiel direkt beendet. Das hinterlässt manches Mal ein ungutes Gefühl. Grundsätzlich haben die Spieler, die in der Spielerreihenfolge weiter vorne sind, bessere Chancen, weil sie möglicherweise einen Zug mehr haben, bevor die Partie endet. Zum Ausgleich erhalten sie jedoch weniger Startkarten.

Fazit:

Ich mag Puzzle-Spiele generell und auch Copenhagen wusste in den ersten Partien durchaus zu gefallen. Anfangs ist es noch recht interessant mit welchen Plättchen es sich besser bauen lässt und welche Wappenaktionen in welcher Reihenfolge sinnvoll erscheinen. Doch hat man ein Mal den Dreh dabei raus, wird nur noch versucht die Partien auf diese Art herunter zu spielen. Natürlich immer unter der Voraussetzung, dass die dafür benötigten Karten regelmäßig zur Verfügung stehen. Unsere Partien plätscherten auch eher so vor sich hin, wie das Wasser an die Hafenmauer. Trotz des eigentlichen Renncharakters kam bei uns selten das Gefühl eines Wettrennens auf. Stattdessen war es meist früh absehbar, wer das Spiel zuerst beenden wird.

Durch die Option gleiche Puzzleteile angrenzend günstiger zu bauen, bietet es sich an, sich auf wenige Farben zu konzentrieren. Wählt kein anderer Spieler die gleiche Farbe, hat man dabei vielleicht ein leichteres Spiel als wenn sich alle Spieler auf dieselben Farben stürzen. Auch den Zwang nur nebeneinander liegende Karten wählen zu dürfen, finde ich durchaus reizvoll. Es spielt auch ein gewisser Ärgerfaktor hinein, wenn gewünschte Kartenkombinationen nicht bis zum eigenen Zug liegen bleiben oder eben das letzte verfügbare Plättchen einer Farbe vor der Nase weggeschnappt wird. Die größten Teile gibt es jeweils nur ein einziges Mal, wer darauf spekuliert, sollte schnell die notwendigen Karten dafür zusammen bekommen. In welcher Reihenfolge die Karten aufgefüllt werden, steht übrigens nicht explizit in den Regeln. Und das war bei uns irgendwie in allen Gruppen ein Diskussionspunkt, sodass wir uns einigten immer von rechts nach links aufzudecken. Nicht selten war es der Fall, dass eine Karte an genau der anderen Stelle lukrativer gelegen hätte.

Das erste Puzzlespiel von Queen Games sieht wirklich schön aus, ist in guter Qualität produziert und bietet einen einfachen Zugang mit schnell erklärten Regeln. Es macht so vieles richtig, aber leider reicht das nicht aus, um den Wiederspielreiz langfristig hoch zu halten. Dafür laufen die Partie alle zu ähnlich ab, es gibt für meinen Geschmack einfach zu wenig Varianz.

Wertungsnote 3/6

Verlag: Queen Games
Autor(en): Daniel Skjold Petersen, Asger Harding Granerud
Erscheinungsjahr: 2019
Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler
Dauer: 30 Minuten

Vielen Dank an Queen Games für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!

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