Das Fundament der Ewigkeit

Das Fundament der Ewigkeit Cover
Cover / Foto: Kosmos Verlag

1989 veröffentlichte Ken Follet sein Buch Die Säulen der Erde, einen historischen Roman in dem sich die Geschichte um die die Entstehung einer Kathedrale in England dreht. 17 Jahre später wurde diese Geschichte zur Grundlage des gleichnamigen Spiels, welches Michael Rieneck und Stefan Stadler beim Kosmos-Verlag heraus brachten. Zentrales Element des Spiels ist der Bau einer Kathedrale im fiktiven Ort Kingsbridge, die aus großen Holzteilen während einer Partie zusammen gesetzt wird. Das Spiel wurde 2007 mit dem Deutschen Spielepreis ausgezeichnet. Im gleichen Jahr erschien der zweite Buch-Titel Die Tore der Welt und zwei Jahre später gab es von den beiden Autoren ebenfalls eine Spielumsetzung dieser Geschichte. Dabei dreht sich alles um die Nachfahren der Charaktere aus dem ersten Teil, die eingestürzte Gebäude wieder aufbauen und mit medizinischem Fortschritt versuchen die Pest einzudämmen. Beim Deutschen Spielepreis reichte es dieses Mal “nur” für den 3.Platz, dafür erhielt das Spiel einen Spiel des Jahres Sonderpreis. Aktuell erschien der dritte Teil der Buch-Trilogie und zeitgleich auch das dritte Spiel der Reihe. Von Kingsbridge geht es nun auch nach Paris (Frankreich), Sevilla (Spanien) und Antwerpen (Niederlande), wo Konflikte zwischen Katholiken und Protestanten entfacht sind. Michael Rieneck arbeitete parallel zur Entstehung des Buches an dem Spiel, welches ich euch hier vorstellen möchte.

Spielmaterial:

Der große faltbare Spielplan ist wieder einmal sehr liebevoll und detailreich von Michael Menzel illustriert wurden. Die Siegpunktleiste führt nur entlang zweier Seiten des Spielplans und beim ersten Blick auf diesen, hatte ich das Gefühl, da würde ein Teil fehlen. Zudem wurde hierbei mehr Wert auf das Aussehen als auf die Funktionalität gelegt, denn die Spielkarten werden neben den Spielplan gelegt, wohingegen auf dem Spielplan viel nicht verwendete Bereiche zu finden sind.

Aus Holz sind enthalten Aktions- und Siegpunktscheiben, sowie Handelshäuser und sechs verschiedene Würfel für jeden Spieler. Zudem 30 Religionssteine in violett, grau und natur. 56 Warenplättchen für Buch, Erz, Tuch und Wein, 28 Vorteils- und 16 Schutzplättchen sowie Abdeckkreuze, Fackeln und ein Startspielerplättchen sind als Stanzteile enthalten. 80 Spielkarten zeigen Personen, Ereignisse und die Spielerkarten.

Spielmechanismus:

Erzhaendlerin
Erzhändlerin / Foto: Brettspielpoesie

Zu Beginn wird ein Startspieler festgelegt und die Loch Leven-Karten zufällig verteilt, welche die Start-Ressourcen und die Religion festlegen. Gespielt wird jede Runde als Jahr, in zwei Hälften. In der ersten Hälfte werden alle ausliegenden Würfel um Wert 1 herunter gedreht und die Aktion der zugehörigen Person ausgeführt. Ein Würfel mit Wert 1 wird freigegeben und die zugehörige Personenkarte abgelegt. Steht der Religionswürfel in dieser Phase auf einer 1, wird er neu gewürfelt und die Religion darf gewechselt werden. Wer zu diesem Zeitpunkt der Religion angehört, die in der Minderheit vertreten ist, erhält einen Siegpunkt. In der zweiten Hälfte werden alle freien Würfel gewürfelt. Ein Spieler am Zug wählt eine der offen liegenden Personenkarten, die er in seinem Spielbereich zusammen mit einem freien, farbig passenden Würfel platziert und deren Aktion ausgeführt wird, die ihm einen Vorteil für das Spiel bringt. Der violette Würfel darf hierbei als Joker für jede beliebige Person eingesetzt werden. Würfel mit hohen Augenzahlen sorgen für vielfachen Ertrag, sind aber auch mehrere Runden gebunden und stehen nicht zur Verfügung.  So bringt z.B. die Erzhändlerin als Aktion ein Erz pro Aktion ein, ohne entsprechendes Handelshaus kann man dies jedoch nicht verkaufen und sollte lieber eine Person wählen, die einem Bücher einbringt, wenn man in Paris lukrativen Handel treiben darf. Kurz gesagt: Man trifft die Erhändlerin, die Erz mitbringt, sucht aber eigentlich ein Buch.

Der auf der Personenkarte liegende Religionsstein wird auf das nächste freie Feld der Religionsleiste gelegt. Ist dies der letzte freie Platz wird ein Religionskonflikt markiert, welcher am Ende des Zuges abgearbeitet wird. Ein Handelshaus wird in dem Land auf die Würfelaugenzahl des genutzten Würfels gestellt, wenn es sich nicht bereits auf einem Feld mit höherem Wert befindet. Dort bereits befindliche Handelshäuser anderer Spieler werden zum nächst niedrigeren Wert verschoben. Als zweiten Teil dieser Phase rückt der Spieler mit seiner Aktionsscheibe auf der Aktionsleiste vor und führt die Aktion aus. Er darf jedoch nur auf Felder vorrücken, die einen seiner freien Würfel zeigen und von keinem anderen Spieler besetzt sind. Er darf auch ein Feld mit entsprechender Würfelfarbe überspringen, doch kostet das einen Siegpunkt. Es kostet auch einen Siegpunkt in der ersten Hälfte keine Personenkarte auszuwählen. Wer einen Würfel frühzeitig zurück erhalten möchte, muss dafür drei Siegpunkte zahlen.

Das Fundament der Ewigkeit Spielsituation
Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Am Ende eines Zuges, egal in welcher Hälfte, kommt es zum Religionskonflikt, wenn dort noch immer alle Felder mit Religionssteinen belegt sind. Dann wird geschaut welche Religion die Mehrheit hat. Bei einem Gleichstand passiert nichts, lediglich die Religionssteine entfernt. Bei der Mehrheit für die Katholiken oder Protestanten, bekommen die Spieler mit der entsprechenden Religion Siegpunkte anhand der Platzierung ihres Handelshauses. Spieler mit der anderen Religion werden vertrieben und bekommen ihr Handelshaus zurück. Ohne Handelshaus kann in einem Land nichts verkauft werden.

Spielende:

Das Spiel endet nach der Runde in der ein Spieler 50 Punkte erreicht oder einer der Kartenstapel eines Landes aufgebraucht ist. Die Runde wird noch komplett zu Ende gespielt, bevor es zur Schlusswertung kommt. Für jedes eigene Handelshaus in einem Land erhalten die Spieler 2 Punkte, jedes Schutzplättchen und jeweils zwei Waren werden mit einem Siegpunkt belohnt. Hinzu kommen ggf. die Siegpunkte auf den Vorteilsplättchen. Wer anschließend die meisten Punkte vorweisen kann, gewinnt diese Partie.

Spieleranzahl:

Im Spiel zu zweit oder dritt gibt es kleine Regelanpassungen. Ein Spieler, der auf der Aktionsleiste den Warenverkauf mit einem violetten Würfel nutzt, darf zusätzlich einen neutralen Religionsstein in dem Land einsetzen. So können Religionskonflikte zügiger herbei geführt werden. Nur im Zweier-Spiel wird zusätzlich ein Abdeckkreuz auf das jeweils erste Religionsfeld eines Landes gelegt und es gibt keine Religionsminderheit.

Zu zweit verliert das Spiel etwas, da Religionskonflikte seltener auftreten und weniger Personenkarten ins Spiel kommen. So häufig, wie in den Partien zu zweit Religionssteine entfernt wurden, habe ich es in Partien mit mehr Spielern nicht erlebt. Da wurden eher welche hinzugefügt. Dafür ist es planbarer als zu viert, wo sich die Religionsmehrheiten bis zum kommenden eigenen Zug komplett verändern können und man früh absehen muss, wann sich der Religionswechsel lohnt.

Glücksfaktor?

Wie schon beim Vorgänger Die Tore der Welt wird das Spiel von Ereignissen beeinflusst. Diese können auftauchen nachdem eine Personenkarte aufgenommen wurde. Die Ereignisse kommen also nicht jede Runde und man kann sich mit Schutzplättchen gegen ihre Auswirkungen schützen. Zudem wird viel gewürfelt, das ist zufällig, man hat aber meist die Wahl welchen dieser Würfel man wie und wo einsetzt. Setzt man auf die Schriftrollen, ist nicht sichergestellt dass man Siegpunkte erhält, dafür andere mehr oder weniger sinnvolle Sonderaktionen.

Fazit:

Das Fundament der Ewigkeit reiht sich meiner Meinung nach gut in die Kingsbridge Spiel-Trilogie ein. Dabei ist es ein eigenständiges Spiel und kein Abklatsch der anderen Teile der Serie. Es handelt sich, wie schon bei den Vorgängern, um ein spannendes Spiel mit vielen taktischen Möglichkeiten, aber auch einigen Zufallselementen. Das macht es Familienspielern zugänglich, bleibt aber auch für erfahrenere Spieler interessant. Ich habe Partien erlebt, in denen eine Person in der Religionsminderheit komplett untergegangen ist, aber auch Partien in denen dieser Spieler andauernd die Handelshäuser der Mitspieler entfernt und selbst abgesahnt hat. Beides sind mögliche Strategien. Man muss diese ein wenig von der Auslage der Personenkarten und der Religionssteine abhängig machen.

Schutzplättchen können die Auswirkungen von Ereignissen verhindern und sind als Punkte auch ungenutzt bei Spielende sinnvoll. Schriftrollen können viele Punkte einbringen, aber auch andere Aktionen, die mal mehr und mal weniger sinnvoll erscheinen. Bei den Personenkarten sind nicht nur die Aktionen interessant, sondern auch die nutzbaren Würfelaugen. Mit einer 6 kann ich eine Aktion ganze sechs mal ausführen, aber der Würfel ist auch sechs Runden lang gebunden. Zwar gibt es einen Joker-Würfel, aber genau dieser ermöglicht auf der Aktionsleiste beide Waren einer Stadt für zusammen sechs Siegpunkte zu verkaufen. Sobald ich eine Person nehme, wird auch der angegebene Religionsstein gesetzt, dass kann einen davon abhalten eine bestimmte Person aufzunehmen, wenn man dadurch diese Stadt verlassen müsste und den Mitspielern Punkte einbringt. Die Personen, welche Waren einbringen erscheinen am wenigsten lukrativ, aber durch die Religionssteine können sie dennoch nützlich werden. Bei den Würfeln muss auch beachtet werden, welche Aktionsmöglichkeiten durch die übrigen Würfel auf der Aktionsleiste bleiben. Da kann es sich lohnen eine Person mit schwächerer Aktion zu nutzen, um auf dem Aktionsfeld eine starke Aktion auszuführen. Für den Religionswürfel sind kleine Augenzahlen wünschenswert, damit man flexibel die Religion den Gegebenheiten anpassen kann. Doch auch eine hohe Zahl kann sich hier lohnen, denn in jedem Personenstapel gibt es ein Ereignis, welches entsprechend des Wertes des Religionswürfels Siegpunkte vergibt.

Bei diesen vielen Dingen, die beachtet werden sollten, ist der Einstieg etwas holprig. Das gibt sich aber schon in der ersten Partie und folgende Partien gehen auch meist flotter von der Hand. Unterstützt wird der Einstieg durch die Übersichtskarte, welche die einzelnen Schritte der beiden Halbjahre kurz aufführt. Ich habe das Gefühl, dass sich das Spiel von Partie zu Partie runder anfühlt und der Reiz immer großer wird es erneut zu spielen.

Wertungsnote 4/6

Verlag: Kosmos Verlag
Autor(en): Michael Rieneck
Erscheinungsjahr: 2017
Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler
Dauer: 90 Minuten

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Vielen Dank an Kosmos für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!

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