Fog of Love

Cover / Foto: Pegasus

Zwei Menschen sich fix ineinander verlieben,
können sich ebenso schnell wieder verlieren.
Auch wenn sich beide hervorragend kennen,
können sie aneinander vorbei rennen.
Es hilft, die Bedürfnisse zu verstehen,
um den Weg durch das Leben gemeinsam zu gehen.
Nicht immer nur an sich selber zu denken,
hin und wieder auch mal den anderen lenken.
Ein Gleichgewicht aus Geben und Nehmen,
führt zu einem harmonischen Leben.

 

Spielmaterial:

Das Spielmaterial wirkt sehr aufgeräumt, aber auch ein wenig abstrakt. Ein großer Spielplan liegt zwischen den Spielern, jeder hat eine eigene Seite für seinen Charakter. Dort wird die eigene Charakterkarte mit ihren Eigenschaftskarten abgelegt. Im oberen Bereich ist Platz für die Kapitel- sowie ausgespielte Szenen-Karten, unten befinden sich die Nachziehstapel für die Szenen, unterteilt in ihre drei Abstufungen (Leicht, Ernst oder Drama). Dazwischen werden mit Markern beider Spielern im Laufe der Partie ihre Persönlichkeitsaspekte festgehalten. Dafür bekommt jeder Spieler eine Plastikbox mit Markern sowie vier große Pokerchips in blau oder rosa. In diesem Farben gibt es auch stabile Kartenhalter, genau wie die Charakterkarten und die Rückseiten der Bestimmungen. Ein Spieler spielt also in blau, der andere in rosa. Die Charaktere können dabei trotzdem ganz frei männlich oder weiblich gewählt werden, die Charakterkarten zeigen beide Figuren, es gibt mittlerweile sogar zusätzliche Cover, die zwei Frauen bzw. zwei Männer zeigen. Dem Autor ist es wichtig, dass sich alle Spieler, unabhängig ihrer sexuellen Vorlieben, in seinem Spiel wiederfinden können. Enthalten sind im Grundspiel vier Liebesgeschichten, drei davon sind zu Beginn blickdicht eingeschweißt. Auch wenn es nur ein winziges Detail ist, aber ich freute mich jedes Mal besonders eine neue Geschichte zu erleben, was mit dem Aufreißen der Kartenpackung begann.

Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Spielmechanismus:

Der Mechanismus ist simpel: Reihum werden Szenenkarten ausgespielt und abgehandelt. Dabei werden die Spieler vor eine Wahl gestellt, die entweder beide oder einer alleine treffen muss. Dafür kommen die Chips mit den vier Antwortmöglichkeiten zum Einsatz, so kann geheim eine Entscheidung getroffen werden.  Die Auswirkungen sind direkt auf den Karten angegeben, sie führen meist zu Veränderungen der Persönlichkeitsaspekte und/oder Zufriedenheit. Müssen beide Spieler sich entscheiden, kann die Zufriedenheit auch von der Antwort des jeweils anderen abhängen. Sind beispielsweise beide Partner zu faul den Müll raus zu bringen, wird diese Situation eben immer zu Streit führen, denn einer muss es zwangsläufig tun. Macht der eine dies gerne, während der andere es hasst, ergänzen sie sich hervorragend. Insgesamt gibt es sechs Persönlichkeitsaspekte, die jeweils zwei Ausprägungen haben können. Sie beschreiben den Charakter, jemand ist beispielsweise entweder ehrlich und bescheiden oder hinterlistig und eigennützig.

Charakter / Foto: Brettspielpoesie

Wie viele solcher Szenenkarten abgehandelt werden, geben die Kapitel vor. Ebenso wie den Stapel, von dem die Spieler Karten nachziehen dürfen. Im Laufe einer Partie müssen die Spieler Bestimmungen, die ihr persönliches Ziel vorgeben, ablegen oder austauschen. Sie behalten jedoch immer mindestens zwei bis zum Spielende, ein Austausch kann dem Partner Hinweise geben, in welche Richtung sich die Beziehung entwickeln wird.

Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Spielende:

Im Finale müssen sich beide Spieler für eine Bestimmung von ihrer Hand entscheiden. Das Ziel muss nicht zwangsläufig die perfekte Beziehung sein, es ist auch okay, wenn sich beide Spieler trennen wollen. Blöd wäre, wenn dieser Wunsch nur bei einem Spieler entsteht. Es werden noch ggf. verdeckte Geheimnisse offenbart, bevor die Spieler ihre Bedürfnisse aufdecken und überprüfen. Haben sie ausreichend Persönlichkeitsmarker entsprechend platziert, erhöht sich ihre Zufriedenheit. Zu guter Letzt wird geprüft, ob beide Spieler ihrer Bestimmung folgen und glücklich sind.

Spieleranzahl:

Dies ist ein reines 2-Personen-Spiel.

Glücksfaktor?

Die Eigenschaften werden zu Beginn zufällig verteilt, es kann mehr oder weniger passende Kombinationen geben. Zum Glück dürfen die Spieler daraus wählen, doch hilft das nicht immer. Wenn es ganz blöd läuft wollen beide Spieler gegensätzliche, gemeinsame Ziele erreichen und werden im Spiel nie auf einer Wellenlänge sein. Geändert werden können solche Eigenschaften nur, wenn entsprechende Karten gezogen werden. Ein gewisser Zufallsfaktor spielt also mit, doch ohne diesen wäre es ja auch irgendwie langweilig. Gewinnen kann ein Spieler schließlich auch, wenn es zur Trennung kommt.

Fazit:

Fog of Love ist einfach anders. Rein auf den Mechanismus reduziert, erscheint es nur wenig reizvoll: Runde für Runde Multiple Choice Antworten geben, entsprechend Klötzchen schubsen. Die Geschichte, die die Karten erzählen, macht das Spiel zu etwas besonderem, wir spielen eine Beziehung nach. Nicht unsere eigene, das ist besonders wichtig. Wir spielen fremde Charaktere, ihre Vorlieben sind uns durch Karten vorgegeben. Der andere Spieler sieht diese jedoch nicht, er muss auf anderem Wege herausfinden, was unsere Bedürfnisse sind – Fast wie im wahren Leben. Dieses Spiel ist eine spannende Beziehungssimulation, zumindest wenn es die Spieler schaffen sich ein wenig in die Figuren hinein zu versetzen. Doch muss das gar nicht ausarten, um an diesem Spiel Spaß zu haben. Manche Karten bieten Raum für mehr Phantasie, sie fordern die Spieler auf, aus dem Leben ihres fiktiven Charakters zu erzählen. Doch funktioniert das Spiel auch ohne solche Ausschmückungen, letztendlich sollten die Spieler für sich herausfinden, auf welche Weise sie das beste Spielerlebnis erzielen. Die Entscheidungen, die mittels der Pokerschips getroffen werden, sorgen für die notwendige Spannung. Generell unterstützt das hochwertige Spielmaterial den positiven Eindruck dieses Spiels.

Erst nachdem jedes Szenario erfolgreich geschafft wurde, ist die Luft ein wenig raus, ich jedenfalls würde keines davon erneut spielen wollen. Das wäre rein mechanisch gar kein Problem, doch bereits in unseren wenigen Partien kamen manche Szenen immer und immer wieder zum Vorschein, irgendwann wird das eintönig. Spannender ist es die Szenenkarten erstmalig zu entdecken, die teils prekäre Situationen beschreiben und oft gar nicht so einfach zu lösen sind. Es gibt allerdings keine “richtigen” Antworten, der Charakter kann durch seine Wesenszüge in jeder Partie anders reagieren, weil es andere Ziele zu erfüllen gibt. Hierbei ist die Gefahr besonders hoch, nicht zwischen Spielcharakter und eigener Persönlichkeit unterscheiden zu können, wenn Antworten gegeben werden sollten, die man selbst niemals geben würde.

Durch das Tutorial werden die Spieler ganz behutsam in das Spielprinzip eingeführt, zu Beginn wissen sie noch gar nicht, was alles auf sie zu kommen wird. Sie erfahren die einzelnen Spielelemente erst dann, wenn sie im Spiel auftauchen. Das nimmt der ersten Partie allerdings ein wenig seinen Charme. Durch die vielen Unterbrechungen, um weitere Regeln einzuführen, kommt das Geschehen ins Stocken, die Geschichte gerät in den Hintergrund. Ab der zweiten Partie wissen die Spieler dann wie der Hase läuft und sie können sich ganz und gar der Geschichte hingeben. Und diese möchte ich weiter erleben. Aus diesem Grund hoffe ich sehr, dass Pegasus auch noch die Erweiterungen auf deutsch herausbringen wird, um weitere Liebesgeschichten durchleben zu können. Der Spielplan bietet Platz für Spezialkarten, die es in den Geschichten des Grundspiels noch gar nicht gibt, es bleibt also spannend wie sich das Spiel und damit die nachzuspielenden Beziehungen entwickeln.

Wertungsnote 5/6

Verlag: Hush Hush Projects / Pegasus Spiele
Autor(en): Jakob Jaskov
Erscheinungsjahr: 2019
Spieleranzahl: 2 Spieler
Dauer: 60 – 120 Minuten

Vielen Dank an Hush Hush Projects für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!

Ähnliche Artikel:

2 Antworten auf „Fog of Love“

Schöne Rezi, danke.
Am Ende sollte klar geworden sein, dass es sich um ein kooperatives Spiel handelt, aber vielleicht könnte man das gleich am Anfang explizit sagen.

Hallo Ulrich, vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich bin mir nicht sicher, ob es sich wirklich um ein kooperatives Spiel im klassischen Sinne handelt. Ein Spieler kann auch nur für sich spielen, sich nicht auf den Partner einlassen und dennoch seiner eigenen Bestimmung folgen (die wohl zu einer Trennung führen wird). Eine Partie kann auch damit enden, dass ein Spieler seine Bestimmung erreicht und der andere nicht.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert