Pandemic Legacy – Season 1

Pandemic Legacy Cover
Cover/ Foto: Asmodee

An diesem Spiel kam im vergangenen Spiele-Jahrgang kaum ein Vielspieler vorbei, es liegt auf Boardgamegeek.com zu recht schon länger auf Platz 1. Zum Kennerspiel des Jahres 2016 wurde es nominiert, konnte sich aber nicht gegen Isle of Skye durchsetzen. Doch diese Entscheidung wurde schwer kritisiert, denn viele empfinden Pandemic Legacy als das (Kenner-)Spiel des Jahrgangs. Wieder andere meinen, dass man dem typischen Kennerspiel-Publikum kein solches Spiel mit einem grauen Pöppel vorsetzen kann, weil es eben nur begrenzt spielbar ist und eine Spielgruppe erfordert, die sich regelmäßig in gleicher Konstellation trifft. Man kann Pandemic Legacy natürlich auch immer wieder mit anderen Spielern spielen, doch geht dann sicher einiges an Spielspaß und Atmosphäre verloren, wenn man das Spiel und die Geschehnisse für jede Partie neu erklären muss und die neuen Spieler die Entscheidungen anderer Spieler “ausbaden” müssen.

Spielmaterial:

Der große Karton verbirgt jede Menge Material. Ein großer, faltbarer Spielplan, der dem originalen Pandemie-Spielplan sehr ähnelt. Nur wurde dieser durch neue Elemente erweitert. Wie im Grundspiel gibt es Marker, Infektionswürfel in vier Farben, vier verschieden farbige Pöppel als Spielfiguren, Charakter-Bögen, Aktionsübersichten und Forschungszentren. Dazu existieren Spieler- und Infektionskarten-Karten, mit denen eine normale Pandemie-Partie möglich ist und die sogenannten Legacy-Karten. Diese werden erst nach und nach angesehen, wenn dies im Verlauf des Spiels gefordert wird. So können auch die acht kleinen Pakete ins Spiel kommen, welche man dann erst öffnen darf, um den Inhalt zu begutachten.

Pandemic Legacy Dossiers
Dossiers / Foto: Brettspielpoesie
Pandemic Legacy Pakete
Pakete / Foto: Brettspielpoesie




 
Die Anleitung enthält zu Beginn des Spiels viele Lücken, auch diese entwickelt sich während der Spielzeit. Es kommen immer neue Regeln hinzu, die mittels kleiner Sticker in die Anleitung geklebt werden. Diese werden nach Aufforderung durch Legacy-Karten dem Sticker-Bogen oder den sechs Dossiers entnommen, welche weitere Anweisungen offenbaren, wenn man die kleinen Türchen öffnet.

Spielmechanismus:

Zum Spielmechanismus möchte ich gar nicht allzu viel verraten, denn das könnte den Spielspaß nehmen. Grundsätzlich verfolgt man das Spielprinzip aus Pandemie, welches ich hier grundsätzlich als bekannt voraussetze: Über den gesamten Globus reisen um Krankheiten zu behandeln, die sich immer weiter ausbreiten, und Heilmittel zu finden. Monat für Monat, ein Jahr lang. Für jeden Monat bekommt man zwei Chancen, wenn erforderlich. Die erste Partie beginnt man mit vier Subventionen in Form von hilfreichen Aktionskarten, die in den Spielerkarten-Zugstapel gemischt werden. Verliert man eine Partie, werden es in der kommenden Partie zwei mehr (bis zu 10) – gewinnt man, benötigt man keine weitere Unterstützung und es werden zwei weniger (bis zu 0). Die ersten Partien unterscheiden sich noch nicht so sehr zum Original, aber es kommt immer mehr hinzu und das Spielerlebnis verändert sich, die Geschichte dahinter entwickelt sich. Über die Monate kommen noch weitere Aufgaben, Charaktere, Spielregeln und Aktionsmöglichkeiten hinzu.

Pandemic Legacy Spielplan
Spielplan / Foto: Brettspielpoesie

Während des Spiels kann man aus immer mehr Charakteren wählen. Diese können nämlich auch Narben bekommen, die fortan Nachteile mit sich bringen und sogar sterben können. Ein Spieler mit einem verstorbenen Charakter spielt natürlich weiterhin mit, verkörpert durch einen Zivilisten und muss in der nächsten Partie einen anderen Charakter wählen. So wie sich die Charaktere verändern, haben Ausbrüche Auswirkungen auf die Erreichbarkeit der Städte, der gesamte Spielplan verändert sich mit der Zeit, wird beklebt. Ja, tatsächlich dauerhaft beklebt! Genau wie Karten oder die Charakterbögen mit Aufklebern erweitert werden können, sodass jede Gruppe ihr ganz eigenes Exemplar von Pandemic Legacy erarbeitet.

Spielende:

Eine Partie endet erfolgreich, wenn eine bestimmte Anzahl an gestellten Aufgaben erfüllt wurde. Endet eine Partie nicht erfolgreich, bekommt man eine zweite Chance für den jeweiligen Monat. Anschließend geht es aber in jedem Fall direkt zum nächsten Monat weiter. Wir haben 6 Monate doppelt spielen müssen, also insgesamt 18 Partien erlebt. Hat man alle 12 Monate hinter sich gebracht, ist das Spielerlebnis vorüber und man wartet sehnsüchtig auf Season 2.

Spieleranzahl:

Die optimale Spieleranzahl ist meiner Meinung nach die Vollbesetzung mit vier Spielern. Zu zweit lässt es sich auch spielen, diese Variante haben wir aber gar nicht erst probiert.

Glücksfaktor?

Pandemic Legacy kann sich nicht davon frei sprechen einen zufälligen Anteil zu haben. Wenn die erste Epidemie sehr früh eintritt, dann stehen die Chancen schlechter, die Aufgaben des aktuellen Monats zu bestehen. Dennoch hat man mit seinen Entscheidungen einen großen Einfluss auf den Spielverlauf. Sichere ich lieber mehr ab, anstatt die Aktionen auszuführen, die uns bei den Aufgaben voran bringen oder gehen wir das Risiko ein, um früh das Ende der Partie herbei zu führen?

Fazit:

Pandemic Legacy ist wie eine gute Serie: Nach einer Folge (oder in diesem Fall einer Partie), kann man kaum erwarten wie es weiter geht. Voll Spannung wird erwartet, was sich als nächstes hinter den Türchen und in den Boxen verbirgt und welche Wendungen ins Spiel kommen. Doch bereits während einer Partie wird viel Spannung aufgebaut. Besonders, wenn man kurz davor steht, das notwendige letzte Heilmittel zum Sieg zu finden, aber noch eine Epidemie ausgelöst wird oder die letzten Infektionen den Sieg verhindern können. Da kann man ganz schön ins Schwitzen kommen und spürt große Erleichterung, wenn der Plan doch aufgeht! Man fiebert auch mit den Charakteren mit, leidet wenn diese Narben bekommen oder gar sterben. Man wird aber nicht darum herum kommen, sich von Charakteren zu trennen. Wenn man einen Monat scheitert, kann es sinnvoll sein die Charaktere zu wechseln, da jeder sehr spezielle Eigenschaften hat. Da fällt es gar nicht so leicht sich auf vier Charaktere zu beschränken.

Spannung wird auch verbreitet, wenn die nächsten Legacy-Karten gelesen werden, was dazu führen kann das Türchen des Dossieres oder sogar eine der kleinen Boxen geöffnet werden dürfen und neue Aufkleber, Regeln oder anderes Spiematerial offenbaren. Zum Widerspielreiz kann ich nur sagen, dass wir in dieser Gruppe normalerweise einmal alle 1-2 Monate zusammen kommen und abends spielen, wenn die Kinder unserer Freunde im Bett sind. Um Pandemic Legacy spielen zu können, wurde mehrfach unter der Woche ein Babysitter engagiert, um möglichst schnell die Geschichte weiter verfolgen zu können ;-) Doch ist dies auch gleich ein kleiner Kritikpunkt, denn Pandemic Legacy sollte bestenfalls in zeitlich kurzen Abständen mit den gleichen Mitspielern erlebt werden. Anschließend kann man das Spiel nur dann noch für normale Pandemie-Partien verwenden, wenn man das Material während des Spiel nicht zerreißt, sondern wie wir in einen Umschlag verbannt und einige Elemente darauf einfach ignoriert. Nachdem wir unsere 18 Partien beendet hatten, kam in uns aber tatsächlich Interesse auf, das Spiel mit etwas Abstand noch einmal zu spielen und vielleicht mal ganz andere Charaktere auszuprobieren. Es wird dann keine Überraschungen mehr geben, aber der Spielverlauf sieht mit Sicherheit anders aus.

Abschließend möchte ich noch einmal erwähnen, dass ich wirklich selten solch eine Spannung und Emotionen durch einen Spielverlauf erlebt und so sehr eine weitere Partie herbei gesehnt habe. Ein innovatives Erlebnis, dass ich jedem empfehlen möchte, der eine regelmäßige Spielgruppe hat. Selbst Spieler, denen das Grundspiel Pandemie nicht gefallen wollte, sollten einen Blick riskieren, denn das Erlebnis ist großartig. Ich bin gespannt, ob das Legacy-Prinzip nur ein kurzer Hype war oder wir auch in Zukunft noch viele solcher Spiele auf den Tisch bekommen.

Wertungsnote 6/6

Verlag: Z-Man Games / Vertrieb: Asmodee
Autor(en): Matt Leacock, Rob Daviau
Erscheinungsjahr: 2015
Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler
Dauer: ca. 60 Minuten pro Partie

Vielen Dank an Asmodee für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!

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