The River

The River Cover
Cover / Foto: Asmodee

Neben den kleineren Spielen wie Zug um Zug: New York oder das Würfelspiel Corinth, war der letzte Titel des Verlags Days of Wonder in großer Spielschachtel: The River. Und dieser Titel ist nicht nur kurz und prägnant, er beschreibt auch das zentrale Spielelement. Als Siedler kommen die Spieler über das Meer an der Küste an und ziehen mit ihrem Schiff weiter über einen Fluss ins Landesinnere. Und nur in dieser Richtung können sich die Spieler im Spiel entwickeln, am Fluss entlang. So einfach wie die thematische Einbindung ist auch der Spielablauf selbst erklärt, das schreit doch quasi nach einem idealen Einsteigerspiel.

Spielmaterial:

Wie von Days of Wonder gewohnt, kommt The River in einer tollen Ausstattung daher: Ein beidseitig bunt bedruckter Spielplan kommt in die Tischmitte, jeder Spieler erhält eines der vier unterschiedlichen Spielertableaus, sowie ein farblich passendes Schiff und fünf Kundschafter aus Holz. Die Rohstoffmarker für Holz, Lehm, Stein und Nahrung sowie das Startspielerschiff sind ebenfalls aus Holz. Die Nahrungsmarker sind dabei niedliche weiße Truthähne… Des weiteren gibt es 65 Geländeplättchen, mit fünf unterschiedlichen Geländearten in verschiedener Anzahl, 20 Bonusplättchen und 33 Gebäudekarten.

Spielmechanismus:

In mehreren Runden schicken die Spieler ihre Kundschafter zu den Aktionsfeldern auf dem Spielplan, um an Geländeplättchen, Ressourcen und Gebäude zu gelangen. Damit sind im Prinzip auch schon fast alle möglichen Aktionen beschrieben Einige dieser Felder sind limitiert, andere stehen jedem Spieler in bestimmter Häufigkeit zur Verfügung und wieder andere können unbegrenzt verwendet werden. Zudem gibt es noch die Möglichkeit in der Folgerunde Startspieler zu werden oder zwei Geländeplättchen des eigenen Spielertableaus zu vertauschen. Dies wird erst im späteren Teil des Spiels interessant, wenn diese auch in den letzten beiden Reihen liegen und sinnvoll angeordnet werden können.

Die Spielertableaus zeigen einen Flussverlauf, das Land wird vom Meer aus kommend erkundschaftet, also werden auch die Gelände den Fluss entlang platziert. Jedes dieser Tableaus zeigt 16 Felder für Geländeplättchen, ab dem dritten enthält jedes dieser Felder ein Symbol. Weitere Symbole auf den Tableaus und später auf den darauf befindlichen Geländeplättchen bestimmen die Lagerkapazität und die Ressourcenausbeute.

The River Spielübersicht
Spielübersicht / Foto: Brettspielpoesie

Eine Runde geht so lange, bis alle Spieler all ihre Arbeiter eingesetzt haben. Es kann im Spielverlauf passieren, dass die Spieler unterschiedlich viele Arbeiter und somit auch Züge haben. Vier Felder des Spielertableaus zeigen nämlich einen Kundschafter, ein solcher muss am Rundenende im anliegenden Dorf platziert werden, wenn ein solches Feld überbaut wurde, der Arbeiter lässt sich dort dauerhaft nieder. Für zu errichtende Gebäude werden die Ressourcen verwendet, jede Gebäudekarte gibt an, welche davon in welcher Anzahl benötigt werden. Entweder werden die Ressourcen direkt komplett bezahlt oder eine Gebäudekarte zunächst mit einer anderen Aktion reserviert, um sie später für einen Rohstoff weniger zu bauen. Hier entsteht zudem ein kleines Wettrennen, da jeder Bau auch ein Bonusplättchen mit sich bringt, die Werte werden von Bau zu Bau immer geringer, die letzten Plättchen bringen 0 zusätzliche Punkte ein. Die Gebäude selbst zeigen aber immer Siegpunkte, die Höhe hängt von der Anzahl einzusetzender Rohstoffe ab.

The River Spielsituation
Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Spielende:

Zwei Ereignisse können das Spielende auslösen: Entweder ein Spieler errichtet sein fünftes Gebäude oder platziert seine zwölftes Geländeplättchen. Die Siegpunktwerte auf den Gebäuden und den Bonusplättchen werden addiert, hinzu kommt ein Punkt für jeden übrigen Rohstoff. Dann werden die Landschaften betrachtet. Zeigen die obersten beiden Geländeplättchen in einer Spalte dieselbe Landschaft, gibt es zwei Punkte, für drei gleiche sogar sechs. Zuletzt können die Wiesenplättchen selbst weitere Punkte einbringen. Der Spieler mit der höchsten Punktzahl gewinnt die Partie.

Spieleranzahl:

Die Spielerzahl bestimmt die Seite des Spielplans, diese limitiert die Anzahl der verwendeten Ressourcen und die Anzahl verfügbarer Geländeplättchen pro Runde. Leider werden keine davon aussortiert, sodass man sich besonders im Spiel zu zweit gar nicht sicher sein kann, auf welche Landschaftsart es sich zu setzen lohnt. Zu zweit wird ein Gebäude weniger benötigt, um das Spielende auszulösen. Somit funktioniert das Spiel mit jeder Spieleranzahl, mit mehr Spielern hat es mir jedoch etwas mehr zugesagt, weil dann der Konkurrenzkampf um die Aktionsfelder größer erscheint.

Glücksfaktor?

Sowohl von den Geländeplättchen, als auch von den Gebäudekarten, liegt immer nur eine zufällige Auswahl aus. Da kann man schon Glück oder Pech haben, dass diese zu den eigenen Vorstellungen passen, oder eben nicht. Das finde ich vor dem Hintergrund der angesprochenen Zielgruppe der Wenigspieler und der kurzen Dauer einer Partie aber noch im vertretbaren Rahmen.

Fazit:

The River ist ein sehr simples und schnell gespieltes Spiel, ohne viel Schnick-Schnack. Das bedeutet auch, dass keine wirklich innovativen Ideen eingebracht wurden, dieses Spiel wurde einfach auf die Grundelemente eines Worker Placements-Spiels hinunter gebrochen. Das klingt jetzt vielleicht negativer, als es gemeint ist, denn genau aus diesem Grund bietet es sich super als Einsteigerspiel an. Erfahrene Spieler kann das Spiel meist nicht länger fesseln. Solchen Spieler fehlt es einfach an interessanten Entscheidungen, die es zu treffen gibt. Jede Partie von The River läuft recht ähnlich ab, nach wenigen Partien gibt es kaum noch etwas zu entdecken. Da können auch die unterschiedlichen Symbole auf den Spielertableaus nicht viel dran ändern. Dies finde ich aber für das Zielpublikum interessant, da somit jeder die Ressourcensymbole an anderer Stelle hat und daher auch unterschiedliche Geländeplättchen zu Beginn interessant sind.

Ich sehe in The River ein gutes Spiel, bei dem kaum etwas kritisiert werden kann Das Material ist top, der Spielablauf funktioniert einfach gut und erzeugt dabei eine Wohlfühlatmosphäre. Der Spielverlauf wird von einigen Glückselementen gesteuert, dennoch erfordert das Spiel eine gewisse strategische Ausrichtung. Um mit den Geländeplättchen zu punkten, sollte die Anordnung dieser mit Bedacht erfolgen. Es existiert zwar die Möglichkeit des Tauschs, aber sobald diese Option interessant wird, dauert es oft nicht mehr lange bis zum Spielende. Allzu häufig wird man es also nicht nutzen können. Eine kleine Sache gäbe es jedoch zu kritisieren: Die Truthähne. Sie sind eine Joker-Ressource, die eingesetzt werden kann wenn Holz, Lehm oder Steine fehlen. Das passt thematisch nur schlecht ins Bild, wenn einem Siedler beim Gebäudebau Steine, Lehm oder Holz fehlen, wüsste ich ad hoc nicht, was in einer solchen Situation ein Truthahn bringen soll…

In eingespielten Gruppen wäre ich nur wenig motiviert The River hervor zu holen, aber ich könnte mir gut vorstellen, hin und wieder dazu zu greifen, wenn unerfahrene Spieler bei uns sind. The River ist einfach genau das, was es auch vorgibt zu sein: Ein klassisches Worker Placement-Spiel mit schnellem Zugang und übersichtlichen Regeln.

Wertungsnote 4/6

Verlag: Days of Wonder / Vertrieb: Asmodee
Autor(en): Sébastien Pauchon, Ismaël Perrin
Erscheinungsjahr: 2018
Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler
Dauer: 45 Minuten

Vielen Dank an Asmodee für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!

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