Wettlauf nach El Dorado

Wettlauf nach El Dorado Cover
Cover / Foto: Ravensburger

El Dorado, das sagenumwobene Land im Herzen Mittelamerikas, lädt schon seit dem 16. Jahrhundert unerschrockene Schatzsucher ein, den Dschungel nach goldenen Gaben zu erforschen. Diese Aufgabe liegt nun bei den Spielern, denn sie führen einen Expeditionstrupp an, der vor den anderen das goldene Land zu erreichen versucht. Nicht nur Kundschafter, Fotografen und Kapitäne können sich dem Trupp anschließen, um das Land durch den Dschungel, Dörfer und über Flüsse zu durchqueren. Und das möglichst schnell, denn die Expeditionen stehen in Konkurrenz. Auch wenn es auf der Spieleschachtel schnell übersehen wird, geht es hierbei schließlich um den Wettlauf nach El Dorado

Spielmaterial:

Jeder der möglichen vier Mitspieler erhält ein Spielertableau, acht Karten und zwei Holzfiguren einer Spielerfarbe. Die Spielertableaus mit dem dem grundsätzlichen Spielablauf helfen sicherlich ungeübten Spielern, um ihre Ablage- und Nachziehstapel auseinander zu halten, geübte Spielern nervt es aber eher, dass die Karten dort auf der Kippe liegen. Ebenfalls störend kann die Größe der Karten empfunden werden, aber wären sie größer wäre auch mehr Platz erforderlich. Mir ist die Größe jedenfalls nicht negativ aufgefallen. Zusätzlich zu den Spielerkarten gibt es 54 Expeditionskarten, jeweils drei jeder Sorte. Der Marktstreifen für die Kartenauslage besteht, wie es sich für Ravensburger gehört, aus zwei Puzzleteilen und trennt die Marktkarten. Der Dschungel wird pro Partie aus bis zu sieben beidseitig bedruckten Streckenteilen und zwei -streifen sowie sechs Barrieren und dem Zielplättchen gebildet. Zur Abwechslung können 36 Höhlenplättchen zum Einsatz kommen. Stilecht wird der Startspieler mit einem Indiana Jones Hut als Plättchen markiert.

Wettlauf nach El Dorado Spielsituation
Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Die Anleitung kommt wieder in zweierlei Ausführung daher. Ein doppelseitig beschriebenes Beiblatt zählt den Inhalt auf und zeigt mögliche Startauslagen. Diese sind leider nicht alle korrekt, bei einer Anordnung sind die Buchstaben durcheinander gekommen und man muss nach den Abbildungen anstelle der Bezeichnungen gehen. In der Anleitung geht es dann um den Spielablauf. Ich mag diese doppelte Ausführung einfach nicht und würde mir alles in einem wünschen. Auch wenn die Regeln hier so eingängig sind, dass nur wenig in der Anleitung nachgelesen werden muss.

Spielmechanismus:

Die Spieler starten mit den gleichen acht Karten. Davon ziehen sie pro Zug vier auf die Hand. Die Symbole und Farben Machete (grün), Münze (gelb) oder Paddel (blau) auf den Karten stehen für die gleichfarbigen Landschaften auf den Spielfeldern. Von diesen Symbolen ist auf den Startkarten jeweils nur eines abgebildet, die Karten auf dem Markt zeigen mehrere Symbole auf einer Karte oder verschiedene Symbole, bei denen eines beim Ausspielen gewählt werden muss (Joker). Pro Symbol darf ein Feld mit selbigem betreten werden. Manche Felder erfordern allerdings zwei, drei oder vier Symbole. Dabei muss eine Karte all diese Symbole zeigen, man darf nicht mehrere Karten für eine Bewegung zusammen legen. Aufteilen hingegen ist erlaubt, also z.B. mit einer Karte mit drei Macheten drei Felder mit jeweils einer Machete betreten. Zudem gibt es rosafarbene Expeditionskarten mit Zusatzfunktionen wie Karten nachziehen, entsorgen oder einer Feldbewegung. Es dürfen immer nur die Karten im unteren Marktbereich gekauft werden. Erst wenn dort ein Platz frei wird, kann ein nachfolgender Spieler einen Kartenstapel von oben wählen, dort ablegen und somit die anderen beiden Karten auch den Mitspielern zugänglich machen. Bezahlt wird mit den Münzsymbolen auf den ausgespielten Karten, zusätzlich können je zwei Karten ohne Münzsymbol als eine Münze gewertet werden. Zum Kauf verwendete Karten dürfen natürlich nicht mehr für eine Bewegung genutzt werden und es ist nur ein Kauf pro Zug gestattet.

Wettlauf nach El Dorado Spielsituation
Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Neben den oben genannten Symbolen gibt es Basislager, bei denen zum Betreten eine zwei oder drei Karten entsorgt, also aus dem Spiel entfernt, werden müssen. Das erkennt man immer an dem roten X, genau wie auf manchen Expeditionskarten. Diese müssen nach dem Ausspielen der Aktion entsorgt werden und sie gelangen nicht zurück ins eigene Deck. Graue Felder sind Geröllfelder, bei denen die angegebene Anzahl an Karten lediglich abgelegt werden muss. Ein Feld, auf dem eine Spielfigur steht, kann von keiner anderen betreten werden. Gleiches gilt für Gebirgsfelder, um diese muss herum gelaufen werden. Zwischen die einzelnen Streckenteile werden die Blockaden gelegt. Der erste Spieler, der hier herüber ziehen möchte, muss das abgebildete Symbol nutzen, ähnlich wie beim Betreten eines Feldes. Möchte oder kann man eine Karte aus der Hand aktuell nicht spielen, darf man sie ungenutzt ablegen oder für den folgenden Zug aufheben. Man zieht dann eben nur so viele neue Karten, das man wieder über vier Karten verfügen kann.

Wettlauf nach El Dorado Höhlenplättchen
Höhlenplättchen / Foto: Brettspielpoesie

Möchte man mit den Höhlenplättchen spielen, werden diese gemischt und jeweils vier davon verdeckt auf jede Höhle gelegt. Bleibt eine Spielfigur neben einer Höhle stehen, darf er sich das oberste Plättchen nehmen und offen vor sich ablegen. Im Vorbeigehen ist dies nicht möglich. Die Plättchen bringen zusätzliche Schritte oder rosa-farbene Sonderfunktionen, die einmalig im Spiel eingesetzt werden können.

Spielende:

Um das Spiel zu beenden und zu gewinnen, muss ein Spieler seine Figur nach El Dorado bringen. Die Runde wird noch komplett zu Ende gespielt, sodass jeder Spieler gleich viele Züge hat. Erreicht ein weiterer Spieler ebenfalls El Dorado entscheiden die eingesammelten Barrieren der Spieler über den Gewinner, erst wird die Anzahl betrachtet, bei weiteren Gleichstand die Werte der Barrieren.

Spieleranzahl:

Im Spiel zu zweit spielen beide Spieler mit jeweils zwei Figuren und müssen beide ins Ziel bringen, um das Spiel zu beenden und zu gewinnen. Bei jeder ausgespielten Karten muss ein Spieler entscheiden welche Figur bewegt wird, aufteilen kann er die Bewegungsschritte nicht. Doch können beide Figuren oft so versetzt werden, dass man fast jede Karte ausführen kann, da wird man im Spiel zu dritt oder viert stärker eingeschränkt. Von jeder zu erwerbenden Kartensorte gibt es immer genau drei Karten, unabhängig von der Spieleranzahl. Das fällt zu viert schwerer ins Gewicht, da bei drei Karten immer einer leer ausgeht. Gefallen hat uns das Spiel mit jeder Spielerzahl, der Spielverlauf ändert sich nur ein wenig.

Glücksfaktor?

Typisch für ein Deckbau-Spiel ist der Glücksfaktor beim Nachziehen der Karten. Dem kann man entgegen wirken, indem man sein Deck klein hält. Stärkere Karten sollten schon erworben werden, um nicht immer überall Umwege gehen zu müssen, aber dann kann es sich lohnen schwächere Karten in den Basislagern zu entsorgen. Die Höhlenplättchen erhöhen den Glücksfaktor enorm. Je nach Spielaufbau braucht es keine Umwege um diese zu erreichen, dafür sind ihre Funktionen unterschiedlich stark. Wir mögen dieses Glückselement weniger und spielen daher lieber ohne.

Fazit:

Reiner Knizia hat bei Wettlauf nach El Dorado bekannte Mechanismen toll verwoben und dadurch ein neues Spielgefühl erzeugt. Es verwendet den spätestens aus Dominion bekannten Deckbuilding-Mechanismus, durch die Kopplung an den Wettlauf wirkt dieser aber weniger abstrakt und ist somit leichter zugänglich. Die Aktionen der Karten selbst sind recht einfach gehalten, dadurch erübrigt sich aber auch die lange Kartensichtung zu Beginn einer Partie. Durch die Farben und die Symbolik sind die Karten gut auseinander zu halten. Der Preis der Karten hängt nicht nur von ihrer Stärke ab, sondern auch von der Wiederverwendbarkeit. Manche Karten zeigen viele Symbole, müssen aber nach der Verwendung aus dem Spiel entfernt werden. Je nach Aufbau der Strecke und den Positionen der Mitspieler kann es lohnenswerter sein, mit den verfügbaren Karten loszulaufen oder erst einmal einzukaufen, um das eigene Deck zu stärken. Dazu gehört aber auch das Entsorgen der schwachen Karten und dafür muss vielleicht mal ein Umweg eingelegt werden. Sobald man Münzen auf der Hand hält, ist es verlockend diese für lukrative Karten auszugeben, dann muss man jedoch auf die Bewegung verzichten und so kann es passieren, dass man von den Mitspielern abgehängt und schlimmstenfalls blockiert wird. Die Karten stellen einen immer wieder vor die Frage, ob man lieber sein Deck erweitern oder laufen möchte, der Mittelweg muss erst einmal gefunden werden. Und dieser kann abhängig vom Spielaufbau und den aktuell verfügbaren Karten immer anders aussehen. Das erhöht den Wiederspielreiz, da sich jede Partie etwas anders anfühlt. Die Vorschläge zur Anordnung der der Streckenteile ermöglichen unterschiedliche Schwierigkeitsgrade. Wem diese nicht ausreichen, hat die Möglichkeit die Streckenteile beliebig anzuordnen. Durch sie entsteht auch die Variation, da in jeder Partie exakt die gleichen Karten verwendet werden, die Strecken und damit die Anforderungen an sinnvolle Kartenfunktionen sich jedoch unterscheiden.

Ob zu zweit, zu dritt oder viert, es spielt sich anders, aber keineswegs schlechter. Der Wettlauf ist zu spüren, die meisten Partien wurden bei uns bisher recht knapp entschieden, nicht selten entscheiden die eingesammelten Barrieren über Sieg oder Niederlage. Die Angabe von 60 Minuten pro Partie ist recht hoch bemessen, spätestens nach der ersten Partie kommt man locker mit weniger Spielzeit aus und eine Revanche ist keine Seltenheit. In unseren Runden waren alle Mitspieler von Wettlauf nach El Dorado begeistert.

Wertungsnote 5/6

Verlag: Ravensburger Spieleverlag
Autor(en): Reiner Knizia
Erscheinungsjahr: 2016
Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler
Dauer: ca. 60 Minuten

Vielen Dank an Ravensburger für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!

Ähnliche Artikel:

4 Antworten auf „Wettlauf nach El Dorado“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert