Wo geht’s hier zum Ausgang!? – No. 2

Ausgang Logo
Foto: Brettspielpoesie

Ich habe auf diesem Blog nun schon einige Escape Room-Adaptionen für den Spieltisch vorgestellt, allen liegt die gleiche Idee zu Grunde: Das Erlebnis eines Escape Rooms mit all seinen Rätseln und Aufgaben, die gelöst werden müssen, um zu entkommen, einzufangen und in eine Box zu packen. 2016 fingen die ersten Verlage damit an, doch dieser Trend ist noch lange nicht vorüber. Immer wieder tauchen hier und da neue Anbieter auf und alle finden einen etwas anderen Weg der Umsetzung. Viele dieser Titel bleiben durch Erweiterungen dauerhaft am Markt. Für mich als Rezensent bleibt es schwer, darüber zu berichten. Solche Spiele sind für eine Gruppe nur ein einziges Mal spielbar, danach ist die Lösung schließlich bekannt, daher kann auch nur der grobe Spielablauf mit seinen Mechanismen beschrieben werden. Ich habe beschlossen keine einzelnen Rezensionen mehr zu den vielen Escape Room-Adaptionen und dessen Erweiterungen zu verfassen, sondern über mehrere gemeinsam zu berichten, wenn wieder ein paar durchgespielt wurden.

Exit – Die Katakomben des Grauens

Exit Die Katakomben des Grauens Cover
Cover / Foto: Kosmos

Diesen Herbst wurde bei Kosmos nur ein einziges, neues Exit-Abenteuer veröffentlicht, dafür kommt dies in doppelter Schachtelgröße daher: Exit – Die Katakomben des Grauens ist das erste zwei-teilige Exit-Abenteuer. Das bedeutet allerdings nicht, dass einfach zwei Exit-Spiele enthalten sind. Es hat eine zusammenhängende Geschichte, die einfach an einer Stelle pausiert und später fortgeführt werden kann. Ich kann leider nicht beurteilen, wie gut der Wiedereinstieg gelingen würde, da wir es direkt durchgespielt haben. Es sind auch nicht einfach doppelt so viel Rätsel enthalten, es sind insgesamt “nur” 14. Das tut aber dem Spielspaß keinen Abbruch, die Rätsel haben es dafür teilweise in sich. Es wird auch jede Menge Zusatzmaterial mitgeliefert, nicht einfach nur doppelt so viele seltsame Teile wie sonst.

Bei einigen Rätseln ist uns nach so vielen Exit-Spielen nun doch langsam die Erfahrung anzumerken, ein Rätsel hatten wir quasi schon gelöst, bevor die Rätselkarte dazu aufgedeckt wurde. Dabei ist es den Autoren aber ebenfalls gelungen, mich mit meinem vermeintlichen Wissen in die Irre zu führen und dadurch Zeit zu verplempern. Also muss ich anerkennen, dass sich solche Momente wohl kaum vermeiden lassen, aber scheinbar bereits Vorkehrungen getroffen wurden. Abgesehen davon haben die Rätsel erneut auf ganzer Linie überzeugt, sie haben unterschiedliche Fähigkeiten gefordert, waren abwechslungsreich und teilweise überraschend. Eine Geschichte existiert drumherum, sie ist recht düster gehalten und nicht nur aufgrund der enthaltenen Totenköpfe erst ab 16 Jahren empfohlen. Die Geschichte zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Spiel, auch wenn der Inhalt selbst sich etwas an den Haaren herbei gezogen fühlt und für meinen Geschmack teilweise zu mystisch wird. Aber ich kann auch ohne gute Geschichte Spaß mit den Rätseln haben und der ist hierbei vorprogrammiert.

Wir mussten für uns leider feststellen, dass wir manches Mal einfach zu ungenau hinschauen, was uns wertvolle Zeit kostet. Meine Empfehlung, die für Exit Räume generell gilt: Jeder sollte sich immer alles anschauen, am besten von allen Seiten, denn dem einen entgehen vielleicht Dinge, die einem anderen auffallen und umgekehrt. Daher konnten wir auch dieses Exit nicht mit der vollen Punktzahl beenden, was uns ein kleines bisschen ärgert. Und das obwohl die Zeit nicht von Beginn an laufen soll, man wird erst im Laufe des Spiels aufgefordert die Zeit zu messen.

Zum Glück bekommen wir schon bald die Möglichkeit es besser zu machen. Im Frühjahr sollen zwei weitere Exit-Spiele in einer Einzelbox erscheinen: Die Geisterbahn des Schreckens auf Einsteiger-Niveau im Februar und die Känguru-Eskapden für Fortgeschrittene im Mai. Ich bin jedenfalls gespannt, wie Mark-Uwe Kling und seine Känguru-Geschichten hier eingewoben werden und ob das Gesamtpaket die Qualität halten kann. Auf dem Niveau darf es für meinen Geschmack gerne noch lange weiter gehen.

Wertungsnote 6/6

Verlag: Komos Verlag
Autor(en): Inka und Markus Brand, Ralph Querfurth
Erscheinungsjahr: 2018
Spieleranzahl: 1 – 4 Spieler
Dauer: 2 x 40-80 Minuten

Vielen Dank an Kosmos für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!

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Der unvollendete Fall von Holmes

Der unvollendete Fall von Holmes Cover
Cover / Foto: Brettspielpoesie

Lange bin ich um diesen Fall herum geschlichen, den es schon seit einiger Zeit bei Amazon zu erwerben gab, konnte mich aber nie dazu durchringen. Doch als Asmodee verkündete diesen Titel in seinem Programm aufzunehmen, war auch für mich klar, dass der Fall eine Chance bekommen muss. Als Sherlock Holmes Fan ist es für mich ja auch eine Ehre, einen seiner ungelösten Fälle zu lösen. ;-) Denn genau dies ist die Aufgabe, man bekommt einiges an Material, mit dem jemand bereits versucht hat, das Rätsel zu entschlüsseln. Nun ist es unsere Aufgabe die Puzzle-Teile richtig anzuordnen und die Geschichte aufzulösen. Zur Einführung gibt es ein kurzes Video, welches die Spieler richtig einstimmen soll.

Für das Erlebnis muss eine App installiert und zudem ein Benutzerkonto angelegt werden. Dies kann schon ein erster Showstopper sein, nicht jeder möchte sich dafür irgendwo anmelden müssen. Die App dient zur Eingabe der Lösungen. Es kann zwischen einem Standard- und einem Expertenmodus ausgewählt werden. Wir wählten den Expertenmodus und fühlten uns zu Beginn auf uns alleine gestellt. Wir waren ein wenig ratlos, welche Materialien uns denn bereits zur Verfügung stehen. Leider wird dies in der Anleitung nicht ausführlich beschrieben. Wir haben dann einfach mit den losen Papieren begonnen und schon bald war uns das erste Rätsel klar. Wir hatten auch die korrekte Antwort, waren aber schon mindestens einen Schritt zu weit und haben direkt versucht die nächsten Rätsel zu lösen, weil uns das erste noch gar nicht wie ein richtiges Rätsel vorkam. Die App bietet neben der Möglichkeit die Lösung einzutippen auch Hinweise an. Diese werden durch einen einführenden Satz eingeleitet, anhand dessen man einen passenden Tipp auswählen kann. Jeder Hinweis kostet den Spielern ein paar Minuten auf der Uhr.

Holmes im Titel ist sicherlich ein Hingucker, den solch ein kleiner Verlag vielleicht benötigt, doch außer im Titel und der einleitenden Geschichte hat dieser Escape Room nichts mit mit dem berühmten Meisterdetektiv zu tun. Man löst halt einen Kriminalfall, der aber wie so oft bei den Escape Room-Ideen etwas abgedreht erscheint. Es sind einige coole Rätsel dabei, aber auch einige offensichtliche. Leider sind die Rätsel linear aufgebaut, zu zweit war das noch okay, mit viel mehr Spielern würde ich es eher nicht spielen wollen.

Die Serie wird weiter verfolgt, allerdings nicht mit dem berühmten Meisterdetektiv. Der nächste rätselhafte Fall führt die Spieler zu Goldgräbern im  Jahr 1849.

Wertungsnote 4/6

Verlag: iDventure / Vertrieb: Asmodee
Autor(en): Alexander Krys
Erscheinungsjahr: 2017
Spieleranzahl: 1 – 5 Spieler
Dauer: 90 – 120 Minuten

Vielen Dank an Asmodee für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!

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Detective Stories – Das Feuer in Adlerstein

Detective Stories: Das Feuer von Adlerstein Cover
Cover / Foto: Brettspielpoesie

Das Feuer in Adlerstein ist der erste Teil der Krimi-Serie Detective Stories. Hierbei handelt es sich nicht wirklich um ein Escape Room-Abenteuer für zu Hause, man muss viel mehr einen echten Kriminalfall lösen. Während man bei dem unvollendeten Fall von Holmes noch viel mehr Escape Room-Feeling hatte, weil man sich der Gesamtlösung über viele kleine Rätsel angenähert hat, bieten die Detective Stories viel weniger Unterstützung bei der Rätsellösung. Man bekommt auch hier eine Box mit vielen Papieren und weiterem, haptischen Material. Es gab ein Feuer, in dem ein Mann zu Tode gekommen ist, ein Detektiv wurde dafür bereits verhaftet, weil er am Tatort gesehen wurde. Doch er beteuert seine Unschuld und bittet die Spieler, sich den Fall genauer anzusehen und den wahren Täter zu finden. Eine App wird nicht benötigt, aber ein Facebook-Account. Denn wie echte Kriminalbeamte müssen die Spieler auch das Umfeld der Verdächtigen beleuchten.

Von Spielbeginn an stehen den Spielern alle Informationen zur Verfügung, die müssen Anhaltspunkte kombinieren, um Rückschlüsse auf die Verdächtigen, deren Motive und ggf. deren Alibis zu schließen. Dadurch soll schlussendlich der Täter identifiziert werden. Ein Zeitlimit existiert nicht. Es fühlt sich nach richtiger Polizeiarbeit an, man hat beispielsweise Protokolle von Zeugenbefragungen, Feuerwehr-Protokolle und Arztberichte zur Verfügung. Man erfährt im Verlauf der Ermittlungen mehr und mehr über die Personen und ihre Beziehungen, es ist fast so als würde man diese Personen hinterher genau kennen. Es ist zwar kein wirkliches Escape Room-Feeling aufgekommen, aber das wird auch in keinster Weise suggeriert. Stattdessen löst man einen Kriminalfall und das macht richtig Spaß.  Die Spieler werden für gut 90 Minuten wirklich in eine andere Welt entführt. Durch das umfangreiche Material können mehrere Spieler gleichzeitig arbeiten, sie sollten aber ihre Ergebnisse unbedingt mit den anderen teilen, damit sich alle am Ende über das Gesamtergebnis beraten können. Wir haben uns dieser Aufgabe zu zweit gestellt, das funktionierte für uns optimal.

Einsteiger in solche Spiele könnten allerdings Probleme bekommen, da man hierbei eben nicht an die Hand genommen wird. Es gibt zwar eine Online-Hilfe, diese hilft aber eher dabei Vermutungen zu bestätigen. Ist man selber noch nicht so weit gekommen, kann man dabei durchaus gespoilert werden. Erfahrenen Rätsel-Spielern kann ich diesen Fall nur sehr ans Herz legen.

Auch hier steht der folgende Fall bereits in den Startlöchern. Bei “Antarktis Fatale” geht es zu einer Südpolstation, in der ein Mord verübt wurde. Ein vermeintlicher Mörder ist bereits dafür zum Tode verurteilt wurden, doch seine Familie glaubt an seine Unschuld und bittet die Spieler, den Fall noch einmal aufzurollen.

Wertungsnote 5/6

Verlag: iDventure / Vertrieb: Asmodee
Autor(en): Alexander Krys
Erscheinungsjahr: 2018
Spieleranzahl: 1 – 6 Spieler
Dauer: 90 – 120 Minuten

Vielen Dank an Asmodee für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!

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Escape Room – Redbeard’s Gold

ER Redbeard's Gold Cover
Cover / Foto: Noris

Wir schleichen uns im Hafen auf ein Piratenschiff, während die Crew sich für eine Stunde in der Hafenkneipe vergnügt. Nur um herauszufinden wo ein sagenumwobener Schatz zu finden ist und den Piraten zuvor zu kommen. Die Rätsel waren für uns leicht und schnell zu lösen. Dies könnte daran liegen, dass viele Informationen auf dem Silbertablett serviert werden. Das müsste in meinem Augen gar nicht sein, man macht doch solch ein Spiel, weil man herausgefordert werden möchte. Thematisch wurden die Rätsel gut in Szene gesetzt, sie passen alle zu Piraten auf der Suche nach einem Goldschatz.

Schon bei der letzten Erweiterung für Escape Room erschien uns der angegebene Schwierigkeitsgrad als zu hoch eingestuft. Mit Redbeard’s Gold liegt uns nun eine Erweiterung vor, die mit noch weniger, also nur zwei Sternen veröffentlicht wurde. Dies war ein Abenteuer, welches wir in einer Rekordzeit von nur einer halben Stunde gelöst haben. Es war okay, sie hätten aber durchaus etwas kreativer und anspruchsvoller sein dürfen. Als Einsteiger-Fall vielleicht passend, doch Einsteiger benötigen zunächst die Grundbox. Und wenn man die Fälle bereits hinter sich hat, wird einem dieser Fall sicherlich ziemlich leicht fallen. Während ich mich bei dem vierten Fall der Grundbox mit nur vier Sternen noch gefragt habe, was denn darüber noch kommen soll, frage ich mich hier, wie denn ein Fall sein müsste, der bloß einen Stern erhält!? Aus heutiger Sicht, empfand ich die ersten beiden Abenteuer der Grundbox als schwieriger, dort haben wir die Zeit nur knapp eingehalten. Das könnte aber auch einfach daran liegen, dass wir damals noch weniger Erfahrungen in diesem Genre hatten. Dennoch hatten wir mit dieser Erweiterung Spaß, aber eben nur eine halbe Stunde,

In der App bereits ausgegraut zu sehen, soll es (hoffentlich bald) drei weitere Abenteuer unter dem Titel Jumanji geben. Diese Box soll ein Demo-Szenario sowie zwei Fälle für die Familie, mit zwei bzw. drei Sternen, enthalten. Das klingt zwar auch eher nach einfachen Rätseln, aber ich bin sehr gespannt auf die thematische Einbindung in die aktuelle Jumanji-Welt.

Wertungsnote 4/6

Verlag: Noris Spiele
Autor(en): k.A.
Erscheinungsjahr: 2018
Spieleranzahl: 2 – 5 Spieler
Dauer: 60 Minuten

Vielen Dank an Noris Spiele für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!

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5 Antworten auf „Wo geht’s hier zum Ausgang!? – No. 2“

[…] Der erste Kriminalfall dieser Serie hat uns nachhaltig begeistert. Auch wenn der zweite Fall nicht ganz daran anknüpfen konnte, so mag ich diese Serie, bei der die Spieler mit einem Haufen von Dokumenten und Beweismaterial konfrontiert werden, aus dem die korrekten Schlüsse gezogen werden müssen. Bei Stillsee geht es zurück nach Adlerstein, wieder müssen mir dem Journalisten Carl Notebeck aus der Patsche helfen, den seine Recherchen ins Visier der Ermittler befördert haben. Erneut bemerkten wir kleine Unzulänglichkeiten, die den Spielspaß ein wenig getrübt haben. Es war mindestens ein Detail für uns einfach nicht eindeutig genug, sodass wir im Leben nicht auf die korrekte Schlussfolgerung gekommen wären. Immerhin gibt es eine umfangreiche Sammlung an Hinweisen, mit denen die Spieler auf die richtige Spur gelenkt werden können. Dennoch würde ich mir eine gewisse Eindeutigkeit im Spiel selbst wünschen, da wir immer versuchen ohne Hinweise auszukommen. […]

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