Zug um Zug Europa

Zug um Zug: Europa Cover
Cover / Foto: Brettspielpoesie

Zug um Zug, Spiel des Jahres von 2005, habe ich euch vor über einem halben Jahr schon vorgestellt. Doch wie so oft haben sich der Autor und der Verlag nicht auf den Lorbeeren ausgeruht, sondern seither regelmäßig Erweiterungen oder neue Spielideen auf Grundlage der Original-Idee herausgebracht. Zug um Zug Europa enthält also nicht bloß eine neue Karte als Spielplan, sondern das gesamte Spielmaterial als eigenständiges Spiel mit einigen Anpassungen und Regelerweiterungen.

Spielmaterial:

Der klappbare Spielplan zeigt in dieser Version eine Karte mit europäischen Zugstrecken. Wieder bekommt jeder Spieler 45 Waggons und einen Holz-Zählstein einer Farbe. Zusätzlich erhalten die Spieler allerdings noch jeweils drei Bahnhöfe in gleicher Farbe. Es gibt nun eine weitere Art von Zielkarten: 6 Karten “lange Strecken” für jeweils 20 Punkte, wenn man die abgebildeten Städte verbindet. Davon erhält jeder genau eine Karte zu Spielbeginn, die restlichen Karten kommen nicht uns Spiel. Dazu kommen 40 Zielkarten mit “normalen” Strecken. Sonst bleibt das Spielmaterial unverändert.

Spielmechanismus:

Der Spielmechanismus bleibt in den Grundzügen identisch zu dem des Vorgängers. Es kommt jedoch eine neue Aktion hinzu. Neben Wagenkarten aufnehmen, eine Strecke nutzen oder Zielkarte(n) aufnehmen kommt nun noch die Option “Einen Bahnhof bauen” hinzu.

Die Punkte-Vergabe beim Ausspielen der Karten bleibt gleich, aber in dieser Version gibt es Strecken-Abschnitte, für die acht Waggons verbaut werden müssen, was sogar mit 21 Punkten belohnt wird. Darüberhinaus gibt es zwei Änderungen beim Nutzen einer Strecke, denn auf dem Spielplan findet man Tunnel (in den Bergen) und Fähren (wenn die Städte über das Wasser verbunden werden).

  • Für die grauen Fähren-Strecken werden Wagen-Karten in einer beliebigen Farbe benötigt. Außerdem sind auf den Strecken Lokomotiven abgebildet, je nach Anzahl müssen entsprechend viele Loks eingesetzt werden, um die Strecke nutzen zu dürfen.
  • Möchte man eine Strecke nutzen, die mittels Tunnel durch Gebirge führt, weiß man nicht genau, wie viele Karten der angegebenen Farbe eingesetzt werden müssen. Zu den Karten, die aufgrund der Länge benötigt werden, können noch Karten der gleichen Farbe (oder Lokomotiven als Joker) hinzukommen. Dafür werden vom Nachziehstapel drei Karten aufgedeckt. Für jede der eingesetzten Farbe, muss eine weitere passende Karte abgegeben werden. Kann man dies nicht, erhält man die Karten zurück, darf die Strecke nicht nutzen und der Spielzug ist ohne erfolgreiche Aktion vorüber.

Jeder Spieler verfügt über drei Bahnhöfe, die er verbauen kann, indem er gleiche Wagenkarten abgibt. Für den ersten Bahnhof eine, für den zweiten zwei und für den dritten drei gleiche Wagenkarten. Bahnhöfe können in allen Städten errichtet werden, in denen sich noch keiner befindet. Bei der Wertung darf der Spieler dann für die Erreichung seiner Zielkarten genau eine Strecke an dem Bahnhof nutzen, die ihm nicht gehört.

Zug um Zug: Europa Spielsituation
Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Spielende:

Im Gegensatz zum Original wird das Spielende erst eingeleitet, wenn ein Spieler nur noch zwei Waggons hat. Dann kommt jeder noch genau ein Mal an die Reihe, bevor die Zielkarten ausgewertet werden. Es werden zu den aktuellen Punkten auf der Siegpunktleiste noch Punkte für die Zielkarten hinzuaddiert oder abgezogen, je nachdem ob die Strecke errichtet wurde oder nicht. Dabei die Sonderregelung mit den Bahnhöfen unbedingt beachten. Die längste Strecke wird wieder mit 10 Punkten belohnt. Und zu guter Letzt ist jeder nicht gebaute Bahnhof 4 Punkte wert. Wer nun die meisten Punkte vorweisen kann, gewinnt.

Spieleranzahl:

Die Anpassungen im Spiel zu zweit oder dritt bleiben analog zum Grundspiel. Die Doppelstrecken dürfen nur einfach befahren werden, alles andere bleibt gleich. Umso mehr Spieler, desto mehr Interaktion. Besonders die Bahnhöfe werden erst bei mehr Spielern interessanter, weil die Wahrscheinlichkeit größer ist, dass man sich gegenseitig Strecken verbaut und auf die Bahnhöfe zurückgreifen muss.

Glücksfaktor?

Insgesamt bleibt der Glücksfaktor ähnlich zum Vorgänger. Fähren und besonders die Tunnel sind zwar glückslastig, aber durch die Bahnhöfe kann man kompensieren, wenn man eine dringend benötigte Strecke nicht mehr direkt nutzen kann. Die Zielkarten wurden positiv überarbeitet, denn es kann nun nicht mehr vorkommen, dass die Wertigkeiten der Zielkarten zu hohe Differenzen aufweisen. Die neuen Zielkarten für lange Strecken stellen sicher, dass jeder eine solche erhält.

Fazit:

Die vorgenommen Anpassungen passen thematisch gut ins Spiel. Fähren um Städte über Wasser zu verbinden und Tunnel durch die Gebirge, bei denen man vorher nie genau weiß, wie lang der Tunnel ist. Kleine Mängel des Originals wurden behoben, besonders sind hier die neuen Zielkarten für lange Strecken hervorzuheben. Die Bahnhöfe bringen ein interessantes Element hinein, es kann bei der Erreichung der Zielkarten hilfreich sein, aber sie sind auch wertvolle Punkte wert.

Die Europa-Karte ist für die meisten Deutschen sicher zugänglicher als die USA-Karte (auch wenn diese in der Brettspielwelt häufig verwendet wird). In Deutschland sind vier Städte vertreten: Berlin, Frankfurt, München und natürlich die Heimat der Spiel, Essen. Die Wagen-Karten sind größer als die kleinen Karten aus dem Original und liegen daher besser in der Hand.

Dieses Spiel ist kein Muss, wenn man das Original bereits besitzt, aber man macht ganz sicher auch keinen Fehler mit Zug um Zug Europa, denn es bringt neben den Änderungen einfach Abwechslung zum Original mit ohne die Schwierigkeit zu erhöhen.

Wertungsnote 5/6

Verlag: Days of Wonder
Autor(en): Alan R. Moon
Erscheinungsjahr: 2005
Spieleranzahl: 2 – 5 Spieler
Dauer: 30 – 60 Minuten

Diese Rezension ist ein Beitrag zur Blogparade von LocaFox, auf die ich durch einen Beitrag im Blog Spielfreu(n)de gestoßen bin, vielen Dank dafür. Das Unternehmen spendet jedes im Rahmen der Aktion vorgestellte Spiel an eine gemeinnützige Organisation. Das Exemplar von Zug um Zug: Europa bitte ich an folgende Einrichtung zu senden:

Freiwilligenagentur Jugend-Soziales-Sport e.V.
Sonnenstraße 13
38100 Braunschweig

Nähere Informationen zur Blogparade und dem Unternehmen findet ihr hier. [UPDATE 27.05.23]Link entfernt, da Webseite nicht mehr erreichbar. [UPDATE ENDE] Vielen Dank für diese schöne Aktion, die heute leider bereits ihr Ende findet.

Ähnliche Artikel:

11 Antworten auf „Zug um Zug Europa“

Da habe ich glatt eine Frage.
Auf meiner Liste steht auch noch “Zug um Zug”.

Macht es für mich nun mehr Sinn, diese neue Variante zu kaufen? Ich denke schon, oder? Oder bringt diese in irgendeiner Art und Weise Nachteile mit sich?

Hallo Lasse, ich denke schon, dass es sich lohnt direkt Zug um Zug Europa zu kaufen. Alle Teile der Spielplansammlung (Asien, Indien, Afrika, Niederlande, UK) sind sowohl mit dem Original als auch mit Europa kombinierbar.
Nachteile sind für mich nicht erkennbar. Wobei das Original auch nicht schlecht ist, aber wenn ich wählen müsste, würde ich mich für Europa entscheiden.

Sehr schön geschrieben! Wir spielen seit ungefähr 2005 Zug um Zug Europa. Wir lieben es, vielleicht wurde es auch schon zu Sucht hahaha. Die ganze Familie spielt mit. Eine gute Abwechslung zur “Bildschirmwelt” :)

Hallo,
wir haben das Spiel zu Weihnachten geschenkt bekommen. Leider verstehen wir das mit den Tunnels nicht wirklich. Das mit 2Feldern ist uns klar. 2aus der Hand 1aus den 3Karten und 1aus der Hand. Aber wie ist das mit Tunneln die aus 4 oder mehr Feldern bestehen?
Und muss man die Streckenkarten die man nicht schafft am Ende abziehen?

Danke

Hallo Andrea, erst einmal Glückwunsch zu diesem tollen Geschenk!

Bei den Tunneln gilt unabhängig von der Anzahl der Streckenfelder, dass anschließend 3 Karten aufgedeckt werden müssen und für jede Karte der eingesetzten Farbe eine weitere Handkarte dieser Farbe abgelegt werden muss.

Wie bei jeder anderen Zug um Zug Version werden die Punkte für alle nicht geschafften Streckenkarten bei Spielende abgezogen.

Ich hoffe ich konnte Dir ein wenig weiter helfen und wünsche weiterhin viel Spaß beim Spielen!
Gruß Sonja

Was mache ich denn beim Tunnelbau wenn
Bei den 3 gezogenen Karren keine mit der
Gleichen Farbe dabei ist?
Muss ich es dann nochmal probieren, oder
Gehört der Tunnel dann mir?

Hallo Anke, vielen Dank für Deinen Kommentar, der leider im Weihnachtstrubel untergegangen ist :-/

In dem von Dir beschriebenen Fall hat der Spieler Glück und muss keine weitere Karte(n) spielen. Ich gebe Dir Recht, die Anleitung erwähnt diesen Fall nicht explizit. Aber es steht dort auch nicht geschrieben, dass eine Karte derselben Farbe aufgedeckt werden muss, von daher bin ich mit bei dieser Regelauslegung ziemlich sicher.

Ich hoffe ich konnte Dir ein wenig weiter helfen und wünsche weiterhin viel Spaß beim Spielen!
Gruß Sonja

Hallo, ich bin mir mit den Bahnhöfen nicht ganz sicher ob wir es richtig machen. Zb ich will von A nach D, ist es dan erlaubt, wenn ein anderer Spieler bereits die Strecke B-C gebaut hat dass ich dann A-B und C-D baue und auf B oder C einen Bahnhof stelle?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert