Das Spiel des Jahres aus dem Jahr 2004, Zug um Zug, war ein Spiel, bei dem es um die effektive Nutzung von Eisenbahnstrecken auf einem Spielplan der USA ging. Es folgten jährlich neue Spiele dieser Reihe, die neben Spielplänen anderer Regionen teilweise auch neue Spielelemente einbauten. Erst ging es mit Fähren, Tunneln und Bahnhöfen nach Europa, es folgte die Märklin-Variante von Deutschland mit Passagieren. Zug um Zug Skandinavien erschien ein Jahr später zunächst nur in Skandinavien und erst später in anderen Teilen der Welt. Ähnlich verhielt es sich auch bei Zug um Zug – Polarlichter, was 2022 nur in Skandinavien erhältlich war und erst seit 2025 auch woanders.
Spielmaterial und -ablauf
Als Zug um Zug Skandinavien erschien, war es eine Besonderheit, dass dieses erstmals nur für 2-3 Personen geeignet war und dementsprechend auch nur Spielmaterial in drei verschiedenen Farben enthielt. Die Farben waren schwarz, weiß und lila, die Farben, die auch am meisten auf dem winterlich gestalteten Cover vertreten sind. Für Zug um Zug – Polarlichter für bis zu fünf Personen sind die Farben gelb und rot hinzugekommen.

Auch wenn zu zweit die Doppelstrecken nicht mehrfach genutzt werden dürfen, so sind die meisten Zug um Zug-Spiele mit mehreren Person häufig spannender, weil man sich schneller in die Quere kommt. Skandinavien eignet sich gut als Region für einen reduzierten Spielplan, da besonders im Norden nur wenige, größere Städte zu finden sind und es entsprechend wenige Strecken und viel freies Land gibt. Dies ist man bei der aktuellen Version so umgangen, dass es im Norden namenslose Verbindungspunkte gibt, bei den Strecken ankommen können. Zusätzlich hat man mehr Orte angrenzender Länder hinzugenommen und alle Verbindungspunkte sind auch einem Land zugeordnet.

Bei Zug um Zug – Polarlichter existieren auch einige wenige, dreifach befahrbare Streckenabschnitte, die nur bei voller Besetzung zu fünft nutzbar sind. Die längste Strecke für neun Waggons und ganze 27 Punkte von Murmansk nach Lieksa aus Zug um Zug – Skandinavien existiert so nun nicht mehr. In der Region gibt es stattdessen einige kürzere Strecken. Auch die glückslastigen Tunnel-Strecken, bei denen drei zusätzlich gezogene Karten darüber entscheiden, wie viele Wagenkarten man für den Bau wirklich benötigt, gibt es nicht mehr. Dafür viel mehr Fährenstrecken, von denen manche als Bonus sogar zusätzliche Karten vom Stapel einbringen, wenn man diese errichtet. Die Fährenstrecken sind alle farblos, setzen also außer den Lokomotiven keine bestimmten Karten voraus.

Die Nutzung der Joker-Lokomotiven unterscheidet sich etwas bei beiden Versionen. Bei Skandinavien durften diese ausschließlich für Tunnel oder Fähren verwendet werden, bei Polarlichter wieder jederzeit. Zusätzlich ist es jetzt sogar möglich mit zwei gleichen Wagenkarten eine Lokomotive für Fähren zu ersetzen. Bei beiden Spielen wird die Auslage nicht erneuert, wenn dort bereits drei Lokomotiven ausliegen, bei Polarlichter, darf aber wie üblich zu einer Lokomotive aus der Auslage keine weitere Karten genommen werden. Diese Einschränkung hat Skandinavien nicht.

Die Zielkarten sind ähnlich, es gibt bei Polarlichter nur einige mehr. Die Punkte für gleichartige Zielkarten können sich unterscheiden, da diese von der kürzesten Verbindung und der Anzahl dort benötigter Waggons bestimmt wird.

Wer bei Zug um Zug – Skandinavien die meisten Zielkarten erfüllt, bekommt in jeder Partie den sogenannten Globetrotter-Bonus. Bei Zug um Zug – Polarlichter ist nicht jede Partie identisch, da jeweils vier zufällige aus elf Bonuskarten individuelle Vorgaben stellen. Belohnt werden ganz unterschiedliche Dinge, zum Beispiel wie viele Länder man verbunden hat, Strecken innerhalb des Polarkreises oder übrig gebliebene Waggons. Der Polarkreis war auch bei Skandinavien bereits farblich gekennzeichnet, bekommt nun aber eine richtige Bedeutung mit den zugehörigen Bonuskarten.
Fazit
Optisch wirkt Zug um Zug – Polarlichter weniger winter- bzw. weihnachtlich, dafür sieht es für mich etwas moderner und ansprechender aus als Zug um Zug – Skandinavien. Ich mag beide Versionen, aber wer sich jetzt eine davon zulegen möchte, sollte sich gut überlegen, was einem bei Zug um Zug wichtiger ist. Mich stören zum Beispiel die Tunnel bei Skandinavien arg, mit der Ungewissheit wie viele Karten man wirklich benötigt. Daher bevorzuge ich Polarichter. Dessen Bonuskarten sorgen für Abwechslung zwischen den Partien, da immer neue Schwerpunkte gesetzt werden. Allerdings kann dies auch zu Ungerechtigkeit führen, da manche Aufgaben die Anforderungen der Zielkarten unterstützen, während andere mit diesen weniger vereinbar sind. Aber auch die Globetrotter-Auszeichnung kann sich unfair anfühlen, denn sie erreicht man leichter, wenn man viele kurze Zielkarten zieht und auf die längeren eher verzichtet.
Wer häufig nur zu zweit oder dritt spielt, könnte die Enge ein wenig vermissen. Zug um Zug – Polarlichter scheint mir auch etwas zugänglicher und weniger bestrafend zu sein, da die Nutzung der Lokomotiven nicht so sehr eingeschränkt ist und die Fähren alle grau sind, also mit beliebigen Wagenkarten gebaut werden können. Zusätzlich gibt es noch den Kartenbonus für errichtete Fähren an der Westküste.
Mir persönlich liegen die Varianten Deutschland oder Europa mehr, da ich mich dort geografisch besser auskenne. Zum Kennenlernen der Städtenamen finde ich Polarlichter passender, da man dort auch direkt das zugehörige Land erfährt. Insgesamt sehe ich sowohl für Skandinavien, als auch für Polarlichter keine zwingende Erfordernis, aber eine gute Ergänzung, wenn Zug um Zug häufig auf den Tisch kommt und man sich nach Variation sehnt.

Verlag: Days of Wonder / Asmodee
Autor(en): Alan R. Moon
Erscheinungsjahr: 2007 / 2025
Personenanzahl: 2-3 / 2-5
Dauer: 30 – 60 Minuten
Vielen Dank an Asmodee für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars von Zug um Zug – Polarlichter!