Zug um Zug – Iberia (+ Südkorea)

Fünf Jahre ist es mittlerweile her, dass die letzte Map Collection für Zug um Zug erschienen ist. In der achten Ausgabe ging es nach Italien und Japan. Seitdem sind weitere kleine Städteversionen erschienen und natürlich das grandiose Zug um Zug – Legenden des Westens. Daher überraschte mich die Ankündigung dieser neuen Erweiterung nun schon ein bisschen, doch bin ich immer gespannt darauf zu sehen, was für neue Kniffe eingebaut sind, um diese Pläne von den vielen zuvor erschienenen abzuheben. Zudem sind solche Erweiterungen immer ein schöner Anreiz Zug um Zug mal wieder auf den Tisch zu bringen.

Iberia

Die Zug um Zug-Reise bringt uns mit Iberia zu Festivals in viele Städte der iberischen Halbinsel. Es sind sogenannte Festivalkarten, die den Wagenkarten hinzugemischt werden. Sie zeigen die jeweilige Stadt und geben an für wie viele Karten dieser Stadt man Punkte in welcher Höhe erhält. Kommt beim Karten Ziehen eine solche zum Vorschein, wird sie an den Spielplan zu der gezeigten Stadt gelegt und Ersatz gezogen. Wer die nächste Verbindung zu einer solchen Stadt errichtet, nimmt sich die aufgedeckten Karten. Bei Spielende gibt es die Punkte dafür.

Zug um Zug Iberia - Spielsituation
Zug um Zug: Iberia – Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Eine weitere Neuerung bringen die Zielkarten mit sich, denn wie man an diese gelangt ist anders, als gewohnt. Sie werden zu Beginn einer Partie und mittendrin unter allen Personen gedraftet. Dabei bekommen alle jeweils sechs Karten, wählen eine, geben den Rest weiter, um aus den Verbliebenen wieder eine zu wählen. Das geschieht so lange reihum, bis jede Person wieder sechs Karten hat, von denen sie genau vier behält. Erst nach einer zweiten Draftphase im späteren Verlauf einer Partie steht die Optionen neue Zielkarten als Aktion aufzunehmen zur Verfügung. So wird sichergestellt, dass auch in Partien zu fünft noch ausreichend Karten für den Draft vorhanden sind.

Zug um Zug: Iberia - Festival
Zug um Zug: Iberia – Festivalkarten / Foto: Brettspielpoesie

Südkorea

Auch bei Südkorea werden sechs Zielkarten zu Beginn mittels Drafting verteilt, von denen jede Person genau vier behält. Es gibt aber keine weitere Draft-Phase und die Aktion “Zielkarten ziehen” steht durchgängig zur Verfügung.

Wirklich neu ist der Provinzenplan, auf dem man bei jeder Strecke einen zusätzlichen Waggon in der farblich passenden Reihe platzieren kann, um bei Spielende bei einer Mehrheitswertung teilzunehmen. Die Position hängt von der Anzahl ausgespielter Karten ab und man darf sogar mehr Karten ausgeben, nur um den Wert zu erhöhen.

Zug um Zug: Iberia - Provienzenplan
Zug um Zug: Iberia – Provienzenplan / Foto: Brettspielpoesie

Hilfreich sind die drei Expresszugkarten, die jedem für eine Partie zustehen. Mit ihnen lässt sich der Ertrag einer Aktion verbessern. So kann man mehr Wagenkarten ziehen, aus mehr Zielkarten wählen oder den Wert für den Provinzplan erhöhen, wenn man eine solche Karte einsetzt.

Zug um Zug: Iberia - Expresskarten
Zug um Zug: Iberia – Expresskarten / Foto: Brettspielpoesie

Eine weitere Besonderheit sind die farblich gebündelten Strecken. Das bezieht jedoch nicht nur auf einzelne Städte, welche mit denselben Farben aus verschiedener Richtung angefahren werden können, wie bei Afrika, sondern ganze Gebiete lassen sich hierbei nur mit Strecken einer Farbe erschließen.

Zug um Zug: Südkorea
Zug um Zug: Südkorea / Foto: Brettspielpoesie

Meinung

Die Festivalkarten sind recht umständlich in der Handhabung. Man soll sie zu den jeweiligen Städten legen, damit alle sie beim Streckenbau im Blick haben. Aber auf den Spielplan kann man sie zumindest im späteren Spielverlauf nicht sinnvoll platzieren ohne Wagen abzuräumen. Also landen sie neben dem Spielplan, dafür benötigt man Platz um den Spielplan herum. Und besonders bei den im Landesinneren liegenden Städten wird die Zuordnung schwieriger, da kann man schnell mal diese Karten übersehen. Zudem nervt es, wenn viele Festivalkarten während einer Aktion zum Vorschein kommen, weil man dann schnell durcheinander kommt wie viele Wagenkarten man schon genommen hat. Ungerecht erscheint es, wenn man selber selten Zugriff auf solche Karten hat, man selbst aber immer Karten für andere aufdeckt.

Ich mag die Idee mit den Festivals und auch die damit verbundene Möglichkeit Punkte zu generieren. Es entsteht ein angenehmer Konflikt ob man sich auf seine mindestens acht Zielkarten konzentriert oder die Möglichkeit nutzt, Strecken abseits dieser Ziele zu errichten, nur um Festivalkarten zu sammeln. Aber auch bei den Festival-Orten, die man für die eigenen Zielkarten erreichen möchte, entsteht ein interessanter Konflikt. Es ist nämlich nicht sonderlich attraktiv dorthin zu bauen, wenn gerade keine Festivalkarten ausliegen. Aber man könnte sich den Streckenabschnitt sichern, den sonst vielleicht eine andere Person beansprucht, bevor man selbst wieder aktiv ist.

Beim Zielkartendraft war mein erster Gedanke, warum dies nicht schon früher ausprobiert wurde. Ich mochte die Idee auf dem Papier, da man das Gefühl bekommt, nun mehr Einfluss auf die Zielkarten zu haben, allerdings bleibt es recht glückslastig. Man weiß eben bei den ersten Karten noch nicht, was da noch kommen mag und muss einen Schuss ins Blaue riskieren. Zumindest wenn man in größeren Runden spielt und die meisten Stapel nur ein einziges Mal bei einem landen. Wenn einem das Glück zur Seite steht, folgen zu diesen Orten oder der Gegend noch weitere Karten, die sich leicht mit derselben Strecke erfüllen lassen. Es kann aber auch passieren, dass zur ersten Wahl einfach gar keine passenden Karten mehr kommen und die vier Karten, die man behalten muss, sich nicht gut ergänzen.

Weniger positiv fällt meine Beurteilung der anderen enthaltenen Variante Südkorea aus. Auch wenn ich es begrüße, dass Autor Alan R. Moon versucht neue Kniffe hinein zu bringen, so empfinde ich die Bündelung gleichfarbiger Streckenabschnitte als komplett glückslastig. Denn möchte man Zielkarten erfüllen, ist man häufig auf bestimmte Farben bei den Wagenkarten angewiesen. Und wenn man diese nicht oder nur schwer in die Hände bekommt, wird dies nicht gelingen und es kommt schnell Frust auf. Vor allem führt es dazu, dass man viele unnötige Karten auf die Hand bekommen kann, wenn man viel vom Stapel zieht.

Dazu passt allerdings ganz gut, dass der Provinzenplan für alle acht Streckenfarben jeweils bis zu zehn Punkte liefern kann. Darüber könnte man viele Karten einer Farbe los werden, um für eine kurze Strecke und einen weiteren Waggon einen hohen Wert zu erzielen. Diese zusätzliche Option sorgt aber zugleich auch dafür, dass die Waggons schneller ausgehen. Daher sollte man hier besonderes Augenmerk auf die zur Verfügung stehenden Waggons haben, um nicht vom Spielende überrascht zu werden.

Die Expresszugkarten sind ein spannendes Element, da sie einem drei Mal in der Partie einen wichtigen Boost geben können. Alles fühlt sich gut durchdacht an, dennoch hat sich mein persönlicher Spielspaß hier leider in Grenzen gehalten.

Fazit

Als achte Map Collection richtet sich diese Erweiterung ganz klar an Zug um Zug-Liebhaber, die dieses Spiel gerne abwechslungsreich erleben möchten. Diese Erweiterung wird jedoch sicher niemanden bekehren, der mit dem grundlegenden Spielprinzip bislang nicht viel anfangen konnte.

Der Zielkartendraft fühlt sich frisch an, auch wenn die Auswirkungen sich wenig bedeutend anfühlen. Beide Varianten haben daneben ihre eigenen Besonderheiten, die das Spielgefühl beeinflussen. Da einen Favoriten zu ermitteln ist sicherlich Geschmackssache, mir persönlich und auch meinen Mitspielern gefällt Iberia deutlich besser als Südkorea.

Wertungsnote 4/6

Verlag: Days of Wonder / Vertrieb: Asmodee
Autor(en): Alan R. Moon
Erscheinungsjahr: 2024
Spieleranzahl: 2 – 5 Spieler
Dauer: 30 – 60 Minuten

Vielen Dank an Asmodee für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!

Ähnliche Artikel:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert