Zug um Zug – Japan (+Italien)

Cover / Foto: Asmodee

Die letzten Map Collections für Zug um Zug erschienen im Zwei-Jahres-Takt, doch war ich unsicher ob 2019 eine neue zu erwarten wäre, da sich der Verlag Days of Wonder zuletzt auf die kleinen Städteeditionen konzentriert hatte. Zunächst ging es dabei mit Taxis durch New York, die Weiterentwicklung lies die Spieler mit Doppeldeckerbussen durch London reisen. Nicht nur die Landkarten sind bei diesen beiden Versionen kleiner, das ganze Spiel geht sehr viel schneller. Auch in diesen Versionen gibt es Zielkarten, doch ist es durch die geringe Anzahl an Wagen und Spielzügen schwerer viele davon zu erfüllen. Insgesamt ist es vielleicht eine gute Möglichkeit neue Spieler an das Zug um Zug-Prinzip heranzuführen, als eigenständiges Spiel gefällt es mir aber nicht. Glücklicherweise wurde vom Autor scheinbar an mehreren Stellen gewerkelt und auch eine neue Map Collection ist erschienen. Sie führt die Spieler nach Japan und Italien.

Japan

Durch Japan geht es mit dem Expresszug schnell voran, an dessen Strecken bauen die Spieler gemeinsam. Das Spiel wird dadurch aber keineswegs kooperativ, jeder versucht weiterhin seine eigenen Zielkarten zu erfüllen und am Ende auf der Siegpunktleise ganz vorne zu stehen. Ein jeder Spieler darf errichtete Expresszug-Abschnitte nutzen, um seine Zielkarten zu erfüllen, ganz egal ob er sich selbst an den Bau beteiligt hat.

Zug um Zug Expresszug / Foto: Brettspielpoesie

Für diese Expresszugstrecken, bei denen anstelle eigener Waggons ein Expresszug platziert wird, gibt es keine direkten Punkte, sondern Schritte auf der Expresszug-Leiste. Diese werden erst bei Spielende abgerechnet, dann erhalten die Spieler Punkte anhand ihrer Position. Dabei gibt es sogar Minuspunkte für den Spieler, der sich am wenigsten beteiligt hat bzw. für alle die keine einzige Expresszugstrecke gebaut haben. Um das Spiel zu beenden reicht es nun nicht mehr aus, die eigenen Waggons zu platzieren, es müssen auch fast alle Expresszüge auf dem Spielplan stehen. Und als weiterer Anreiz für die Expresstrecke stehen jedem Spieler lediglich 20 eigene Waggons zur Verfügung, daher bleibt es meist nicht aus auch Expresszugstrecken zu nutzen.

Zug um Zug Japan / Foto: Brettspielpoesie

Neben der großen Landkarte Japans werden zwei Teilbereiche detaillierter gezeigt: Die Insel Kyushu und die U-Bahn-Linie Tokyos. Die beiden Orte Kokura und Tokyo sind sowohl im großen, als auch in einem der kleinen Gebiete zu finden. Über diese Orte ist es möglich Strecken in den kleinen Gebieten mit denen des großen Gebiets zu verbinden, was für einige Zielkarten notwendig ist.

Italien

Auf der Rückseite der Japan-Karte finden wir ein weiteres, langgezogenes Land: Italien. Über den Stiefel verteilen sich nicht nur viele Städte, das gesamte Land ist auch in Regionen unterteilt. Hier gibt es bei Spielende ebenfalls eine zusätzliche Wertung, allerdings für jeden Spieler separat. Umso mehr Regionen mit einer durchgehenden Strecke verbunden wurden, desto mehr Siegpunkte werden vergeben.

Zug um Zug Italien / Foto: Brettspielpoesie

Wer für einzelne Strecken das Punkte-Maximum herausholen möchte, sollte sich auf die langen Fährstrecken konzentrieren. Für solche Strecken werden Wellensymbole benötigt. Lokomotiven können jeweils ein Wellensymbol ersetzen, es gibt aber auch neue Fährkarten mit zwei Wellensymbolen. Eine davon aufzunehmen ist als weitere Aktion möglich, mehr als zwei darf ein Spieler nicht auf der Hand haben (werden aber auch für keine Fährstrecke benötigt).

Zug um Zug Fährenkarten / Foto: Brettspielpoesie

Fazit:

Bei beiden Varianten finde ich es spannend, dass es keine Zusatzwertungen für die längste Strecke oder die meisten Zielkarten gibt. Es gibt dafür interessante, neue zusätzliche Wertungen. In Japan kenne ich mich so gar nicht aus, das erschwerte anfangs die Übersicht. Um ehrlich zu sein, sah das aber auch in Italien nicht wirklich anders aus, obwohl ich dachte mich dort besser zurecht zu finden. Durch den gewohnten Aufbau der Zielkarten, mit der groben Darstellung in welcher Ecke des Spielplans die Orte zu finden sind, stellt dies aber kein großes Problem dar.

Mir gefällt die Japan-Variante richtig gut und nicht nur, weil ich die Expresszüge so cool finde. Anfangs fragen sich alle, wie man mit nur zwanzig eigenen Waggons irgendwas erfüllen soll, doch die Expressstrecke hilft dabei ungemein. Unsere Partien verliefen immer ziemlich unterschiedlich. In einer Partie gab es eine Expressstrecke über die gesamte Karte von West nach Ost. In der folgenden Partie musste ich feststellen, dass dies nicht immer aufgeht, was mir viele Zielkarten ruiniert hat, viele Verbindungen konnten nicht mehr fertig gestellt werden. Es ist ein gewisses Glücksspiel, wie viel man selbst in die Expressstrecke investiert und wie viel die Mitspieler für einen errichten. Das Spielgefühl wird wirklich verändert, es wird schwieriger den Mitspielern eine Strecke aktiv zu verbauen und mit den wenigen eigenen Waggons muss gut gehaushaltet werden. Wenn sich ein Teil der Spieler auf die Espressstrecke konzentriert und ein anderer Teil vor allem die eigenen Waggons platziert, kann das Spielende überraschend früh erreicht werden.

Es gibt einen weiteren Wettbewerb um die Punkte der Expresszugleiste, welche über Sieg und Niederlage entscheiden können. Durch den Expresszug ist die Verlockung groß zum Ende viele Zielkarten aufzunehmen, doch nicht selten muss mindestens noch ein Teilabschnitt mit eigenen Waggons erbaut werden. Eine spannende Erweiterung, die auch gut zu zweit funktioniert.

Die Regionenwertung bei der Italien-Karte finde ich hingegen eher anstrengend. Sowohl darauf zu achten, wie viele Punkte die eigene Strecke bringt, als auch darauf zu achten den Mitspielern irgendwas zu verbauen. Meist wird sich wenig darum gekümmert und es gibt die große Überraschung bei Spielende. Durch den länglichen Spielplan ist es auch einfach schwierig die Regionen im Blick zu behalten. Wer eine durchgehende Strecke vom Norden bis in den Süden errichten konnte, kann für entsprechende Zielkarten viele Punkte bekommen und dann noch bei der Regionenwertung ordentlich abräumen. Auch wenn es keine Punkte für die längste durchgehende Strecke gibt, so belohnt die Regionenwertung vor allem lange Strecken. Wer nur kurze Streckenabschnitte zusammenhängend errichten konnte, wird hierbei wohl leer ausgehen.

Die  Italien-Variante bietet mir zu wenig Neues, als dass ich diese Variante anderen vorziehen würde. Interessant finde ich, dass die italienische Version dieser Erweiterung Italien in den Vordergrund setzt und Japan auf die Rückseite verbannt. Meinen Geschmack trifft Japan allerdings viel besser als Italien. Und da es, zumindest in den meisten Ländern, die titelgebende Variante ist, überwiegt der positive Eindruck dieser Variante für die Bewertung.

Wertungsnote 5/6

Verlag: Days of Wonder / Vertrieb: Asmodee
Autor(en): Alan R. Moon
Erscheinungsjahr: 2019
Spieleranzahl: 2 – 5 Spieler
Dauer: 60 – 90 Minuten

Vielen Dank an Asmodee für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!

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