Unter Schafen 07/22

Der Juli sollte mit zwei Wochen Urlaub mal wieder ein richtiger ausgiebiger Spielemonat werden. Der Urlaub begann auch vielversprechend mit diversen Partien neuer und auch altbekannter Spiele auf der BerlinCon. Doch leider kamen wir nicht gesund nach Hause zurück. Entsprechend kurierten wir uns aus, anstatt unseren Urlaub spielerisch voll auskosten zu können. Die Motivation stundenlang am Spieletisch zu sitzen, war an vielen Tagen einfach sehr gering. Aber die Urlaubstage sind ja nicht weg und werden sicherlich irgendwann nachgeholt. Trotzdem gab es natürlich aktuelle Nachrichten, denn die SPIEL’22 wirft ihre Schatten voraus. Außerdem haben weitere Spiele eine neue Heimat bei uns gefunden oder einen ersten Eindruck hinterlassen.

Mäh! - News und Aktuelles

Gewinnspielauflösung

Das Sommer-Gewinnspiel wurde gestern Nacht fristgerecht beendet. Leider ist es keinem Teilnehmer gelungen alle Spieltitel korrekt zu benennen, aus den die abgebildeten Figuren stammen. Dafür gab es gleich drei Teilnehmer, die fünf Figuren korrekt zuordnen konnten. Aus diesen wurde der Hauptgewinner ausgelost und zusätzlich zwei weitere Teilnehmer, für die anderen beiden Gewinne.

Die Hälfte der Teilnehmer fand die Schwierigkeit genau richtig, die andere Hälfte empfand das Rätsel zu schwer. Ich selber mag solche Rätsel und knobele gerne. Als Ausgleich hat ja jeder Teilnehmer mit mindestens einer korrekten Antwort auch die Möglichkeit einen Gewinn zu erhalten. So finde ich es ausgeglichen und jeder hat die Chance mit so viel Aufwand, wie man selber bereit ist dafür aufzubringen, teilzunehmen.

Lösung
Gewinnspiel Juli 2022
Gewinnspiel Juli 2022 / Foto: Brettspielpoesie

Die abgebildeten Spielfiguren stammen von links nach rechts, Reihe für Reihe aus

Gewinner

Doch kommen wir nun endlich zu den wirklich wichtigen Fragen: Wer darf sich denn über Spiele freuen? Mit Hilfe von Random.org konnten die weiteren Gewinner schnell und zufällig ermittelt werden, die, wenn angegeben, ihren Wunschpreis erhalten:

Marcel L.: Crimetime Fall 003
Kristin: Crimetime Fall 001
Daniel: Würfelhelden

Die Gewinner sind bereits informiert, die Spiele gehen bald auf die Reise. Ich wünsche allen Gewinnern viel Spaß mit ihren Spielen und allen weiteren Teilnehmern viel Glück beim nächsten Mal.

Am Limit

Spezielle Spielereihen für genau 2 Spieler gibt es schon seit vielen Jahren. Die Kontaktbeschränkungen während der Corona-Pandemie gaben dann den reinen Solo-Spielen einen ordentlichen Schub. Zum Glück sind gemeinsame Spieleabende mit weiteren Spielern nun wieder möglich, denn der neue Trend scheinen Spiele für exakt 4(!) Spieler zu werden. Erst war es Czech Games Edition, die mit einer Spielankündigung für den Herbst 2022 diesen Jahres auf sich aufmerksam machten. Deal with the Devil heißt das neueste Spiel des Autors von Die Alchemisten. Die Spieler bekommen dabei unterschiedliche, asymmetrische Rollen, mit eigenen Spielzielen. So verkörpern sie Sterbliche, einen Kultisten oder sogar den Teufel. Der Teufel nimmt auch gerne ein Stück Seele zum Tausch, doch sollten das die Mitspieler nicht herausbekommen. Das klingt nach einem spannenden Szenario.

Und kaum versieht man sich, da kommt der nächste Verlag mit der Ankündigung um die Ecke, diesen Herbst ein außergewöhnliches Spiel für genau vier Spieler herauszubringen. Feuerland Spiele hat für La Famiglia: The Great Mafia War sogar ein extra angepasstes Logo entworfen. Es soll sich um ein ungewöhnliches Projekt mit starker direkter Konfrontation handeln, in dem sich zwei 2er-Teams gegenüber stehen und in 120 – 180 Minuten um die Kontrolle über Sizilien streiten.

Feuerland Logo La Famiglia
Feuerland Logo La Famiglia / Foto: Feuerland

Illustrationen

Erst im vorletzten Monatsrückblick habe ich über die diesjährige Auswahlliste für den Graf Ludo-Award geschrieben. Mittlerweile stehen die Nominierten fest. Es besteht weiterhin Hoffnung für Canvas, Glow und Meadow im Jahr 2022 als “Schönste Familienspielgrafik” ausgezeichnet zu werden. Für die Auszeichnung “Schönste Kinderspielgrafik” sind Affenkuss & Kokosnuss, Krake beim Schneider und Unlock! Kids noch im Rennen.

Zur Feier von 10.000 Followern bei Instagram habe ich dort eine Bilderserie gestartet, um Illustratoren und ihre Arbeit speziell zu würdigen. Ich habe viele Bilder der Rückseiten von Spielbrettern oder Spielertableaus gepostet, auf denen sich die Illustratoren grafisch auslassen konnten.

Instagram Timeline Juli'22
Instagram Timeline Juli’22 / Foto: Brettspielpoesie

Auch wenn ich oft sage, das Aussehen eines Spiels ist mir nicht sehr wichtig, so kann es ein Spiel dennoch schaffen durch seine Optik in meinen Fokus zu gelangen. Schafspiele sind zuletzt rar geworden. Umso erfreulicher ist es dann, wenn plötzlich, quasi aus dem Nichts, ein wundervolles Cover auftaucht. Der relativ neu gegründete Verlag The Game Builders von Journalist Thorsten Hanson und Spieleautor Andreas Odendahl bekommt, wie so viele andere Verlage zuvor, eine Anschubunterstützung von Uwe Rosenberg. Sein neuestes Puzzlespiel mit total niedlichen Schafen auf dem Cover wird Applejack heißen.

Ist dieses Cover nicht einfach zuckersüß? Die Schafe sind so wunderbar gezeichnet, ich kann mich gar nicht daran satt sehen. Und die kleinen Bienen im Vordergrund können sich auch sehen lassen. Spielerisch bin ich gespannt, wie viel man aus anderen Rosenbergschen Titeln bereits kennt und wie viel neuartiges tatsächlich drin steckt.

Herde - Neuzugänge

Libertalia – Auf den Winden von Galecrest

(Paolo Mori, Feuerland Spiele)

Das ursprüngliche Spiel Libertalia, aus dem Jahr 2012 ist mir bislang nicht untergekommen. Entsprechend hat mich auch die Ankündigung einer Neuauflage zunächst völlig kalt gelassen. Obwohl der Verlag Stonemaier Games, bzw. der deutschsprachige Partnerverlag Feuerland Spiele, durchaus für toll aufbereitete Spiele steht. Doch irgendwie schaffte es das Spiel dann doch in meinen Fokus, zumal die ersten Stimmen auch recht positiv klangen. Als eine Mischung aus 6 nimmt! und Beasty Bar wurde es mir mittlerweile verkauft. Und das klingt für mich tatsächlich reizvoll.

Optisch finde ich die Neuauflage auch viel ansehnlicher, als die düster illustrierte Erstausgabe. Der Spielplan ist nun größer und die Abbildungen darauf wirken gut sortiert und strukturiert. Die Warensteine sind aus Bakelit und liegen gut in der Hand, wenn sie aus dem Beutel gezogen werden. Bei Pappplättchen muss man ja immer Angst haben, diese mit der Zeit unterscheiden zu können, wenn sie sich ungleichmäßig abnutzen. Daher spiele ich Orléans ja auch nur noch mit den Holzmeeple. Kleine Schatzkisten mit Rädchen zum einstellen des Werts lassen die Spieler die gesammelten Dublonen am Ende jeder Runde abgeben. Es gibt nun Karten mit ganzen 40 Charakteren pro Spieler. Das klingt nach jeder Menge Wiederspielreiz. Auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, dass Libertalia gut zu zweit funktioniert, so freue mich darüber ein Spiel für bis zu sechs Spieler zu haben, was nicht primär der Kategorie Partyspiel zuzuordnen ist. Wer gerne solo spielt, kann sich auf den neu integrierten Solo-Modus freuen.

Grasen - Frische Spieleindrücke

Get on Board

(Saashi, iello – Huch! )

Als 2018 das Spiel Lets make a bus route veröffentlicht wurde, hörte man schon Gutes von diesem Flip’n’Write-Spiel mit Ausdehnung des eigenen Starßennetzes auf einem gemeinsamen Straßenplan, wobei man sich in die Quere kommt. Doch hatte ich mir dieses Spiel auf der SPIEL nicht zugelegt. Umso erfreulicher war es auf der letzten SPIEL, bei iello einen Ausblick auf die anstehenden Neuheiten zu bekommen und dort Get on Board zu sehen. Es handelt sich dabei um eine überarbeitete Neuauflage. Das wieder beschreibbare Spielmaterial wurde ersetzt. Statt gemeinsam den Plan in der Mitte zu beschreiben, liegen nun kleine Streckenmarker in verschiedenen Farben bei, um seine Strecken zu markieren. Leider wurden die persönlichen Tableaus durch einen Block mit 50 Blättern ersetzt. Diese sind zwar immerhin doppelseitig bedruckt. Doch nur wer diese einlaminiert, verbraucht das Spielmaterial nicht dauerhaft.

Es gibt nun zwei spezielle Ortschaften, die neue Buslinien bekommen sollen: New York und London. Leider ist jede Seite des Spielplans einer bestimmten Spielerzahl zugeordnet. Das ist sinnvoll, weil der New Yorker Stadtteil Manhattan enger ist, während in London mehr Spieler Platz haben sich auszubreiten. Das wiederum fühlt sich genau falsch herum an, ist New York doch die größere der beiden Städte. Zum Glück ist auch die Spielerzahl auf den Plan gedruckt, sodass sich die Spielplanseiten daran gut unterscheiden lassen.

Leider hat sich bei den New Yorker Zielkarten der Fehlerteufel eingeschlichen. Sie zeigen teilweise falsche Symbole, was es erschwert die vorgegebenen Ziele korrekt zu identifizieren. Auch die Anleitung weist Schwächen auf. Es kam direkt mit einem Zusatzblatt bei uns an, da manche Beispiele der Anleitung nicht korrekt abgebildet sind. Zudem enthält die Anleitung eine Detailregel, die im Spiel nicht vorkommen kann. Vermutlich ist die Situation in der Entwicklung des Spiels weggefallen, aber der Regelzusatz existiert noch.

Wenn man von der Anleitung absieht, macht Get on Board wirklich Spaß. Es ist eine kniffelige Angelegenheit die drei Zielorte zu verbinden und zusätzlich noch viele Punkte einzusammeln ohne viele Minuspunkte zu bekommen. Und durch den gemeinsamen Spielplan kommt es auch darauf an, was die anderen Spieler so treiben. So etwas fehlt ja oft in Flip and Write-Spielen. Es wäre nun doch ein Leichtes einfach neue Spielbretter mit anderen Orten als Erweiterung zu präsentieren, nicht wahr @IELLO? ;-) Ich bin gespannt ob das Spiel erfolgreich genug ist, um solche Erweiterungen zu erhalten.

Undaunted – Nordafrika

(Trevor Benjamin, David Thompson , Osprey Games – GiantRoc)

Undaunted – Normandie hat mich damals positiv überrascht. Auch wenn ich sonst nicht sonderlich auf Kriegsspiele stehe, ist es den Autoren mit dem ersten Undaunted -Spiel gelungen ein thematisch dichtes Deckbauspiel für zwei Personen zu erschaffen, dessen Partien bei uns immer wieder knapp ausgehen.

Entsprechend groß war die Vorfreude auf das zweite Spiel dieser Reihe: Undaunted – Nordafrika. Besonders das neue Element der Fahrzeuge klang vielversprechend. Doch nach nun fünf Missionen macht sich leider nur Enttäuschung breit. Die Missionen scheinen nicht annähernd ausgeglichen. Kam es bei Undaunted – Normandie regelmäßig zu spannenden Situationen, aus gegenseitigem Belauern und Treffern auf beiden Seiten, bis einer durch eine glückliche Aktion im richtigen Moment gewann, bleibt bei UndauntedNordafrika bislang jegliche Spannung aus. Bei den ersten Missionen hatte ich noch das Gefühl, man möchte die Spieler langsam an die neuen Elemente heranführen. Doch von nur elf enthaltenen Missionen liegt jetzt leider schon fast die Hälfte hinter uns. Selbst wenn die folgenden Missionen richtig gut funktionieren sollten, hat man hier einfach Potential verschenkt.

Es wird als thematisch verkauft, dass die italienischen Truppen auch italienische Bezeichnungen tragen. Ich finde es als Spieler einfach nur wahnsinnig kompliziert, die Einheiten auseinander zu halten. Ich bin mir ziemlich sicher mit eingedeutschten oder gängigen, englischen Bezeichnungen besser klar kommen zu können. Das wurde bislang auch nicht einfacher, umso mehr Partien gespielt wurden. Ich bin schon irgendwie noch gespannt, was die weiteren Missionen von Undaunted – Nordafrika bereit halten, aber viel erwarte ich ehrlich gesagt nicht mehr.

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