Unter Schafen 02/23

Der Februar 2023 stand ganz im Zeichen der Spielwarenmesse und somit dem Ausblick vieler Verlage auf die anstehenden Neuheiten in diesem Jahr, besonders in der ersten Jahreshälfte. Die Spielwarenmesse hat nach 2020 erstmals wieder die Türen der Messe Nürnberg für Fachbesucher aus der ganzen Welt geöffnet. Auch ich habe mich erneut auf den Weg gemacht, um nach den neuesten Highlights Ausschau zu halten. Meine Zusammenfassung des Tages könnt ihr nachlesen, wenn ihr dem obigen Link folgt. Doch gab es neben der Spielwarenmesse auch noch andere spielerische Highlights.

Mäh! - News und Aktuelles

Rare Disease Day

Vorgestern, am 28. Februar, war ein besonderer Tag, an dem auf seltene Krankheiten aufmerksam gemacht werden soll. Zum “Tag der seltenen Krankheiten”, international “Rare Disease Day”, haben sich auch viele Medienschaffende aus der Brettspielszene beteiligt, um mit Bildern von Spielmaterial in den Farben rosa, grün, blau und lila auf dieses wichtige Thema aufmerksam gemacht. Der Saarländer Thomas Schmitt, bei Instagram als osgor unterwegs, hat selbst einen Sohn mit einer seltenen Krankheit, die zum Glück frühzeitig erkannt und erfolgreich behandelt werden konnte. Doch haben leider nicht alle dieses Glück. Und auf diese Menschen und ihre Angehörigen soll diese Aktion aufmerksam machen. Als bekennender Brettspieler hat osgor nun schon zum wiederholten Mal die #boardgamesforrarediseases Challenge initiiert.

Festival International de Jeux

Nicht nur in Nürnberg gab es Spieleneuheiten zu entdecken, auch im französischen Cannes haben viele Verlage ihre anstehenden Neuheiten präsentiert. Dort war ich allerdings nicht vor Ort. Hier und dort konnte man im Internet Fotos entdecken, wie zum Beispiel beim Instagram-Kanal philibertjeux des gleichnamigen französischen Brettspielhändlers. Es gab viele Titel zu sehen, die es auch auf der Spielwarenmesse zu entdecken gab. Oder zum Teil bereits auf der SPIEL’22 in Essen, nur kommen die Spiele jetzt erst in den Handel oder sind nun auch auf dem französischen Markt verfügbar.

Spannend fand ich, dass man bei Scorpion Masqué offenbar mit Turbo Kidz bereits an einem weiteren Spiel der Zombie Kidz bzw. Teenz-Reihe arbeitet. Und Blue Cocker Games zeigte wohl eine Collector Box für Welcome To…Your perfect Home mit wiederbeschreibbaren Spielertableaus, wenn ich das richtig gesehen habe. Vielleicht nimmt Pegasus diese ebenfalls in sein Portfolio auf, nachdem sie die anderen Spiele dieser Serie bereits im Programm haben. Allerdings bislang ohne die vielen existierenden Erweiterungen. Auch wenn es diese von Blue Cocker Games allesamt auf deutsch gibt, so sind die Anleitungen doch eher hakelig übersetzt.

Im Rahmen des “Festival International de Jeux” wird auch jedes Jahr der As d’Or verliehen, über dessen Nominierungen ich letzten Monat bereits berichtete. Nun stehen die Gewinner in den vier Kategorien fest:

  • Akropolis (As d’Or)
  • Flashback Zombie Kidz (Enfant)
  • Challengers (Initié)
  • Arche Nova (Expert)

Arche Nova hat die Spiel des Jahres-Jury bereits im vergangenen Jahr überzeugt, bei den drei anderen Titeln bin ich gespannt, ob wir diese auf den diesjährigen Nominierungs- oder Empfehlungslisten entdecken können.

Herde - Neuzugänge

Federation

(Dimitri Perrier, Matthieu Verdier – Strohmann Games)

Ebenfalls neben Arche Nova zum As d’Or in der Kategorie Expert nominiert war das Worker Placement-Spiel Federation. Seit kurzem ist dieses Spiel mit Sci-Fi-Setting auch bei Strohmann Games als deutschsprachige Ausgabe erhältlich und ich freue mich schon sehr auf die ersten Partien. Ich habe bislang nur Gutes gehört, es wurde mit von einem Bekannten als eines der Highlights im Bereich der Expertenspiele des aktuellen Jahrgangs empfohlen. Nur einem Spieler wird es bei einer Partie gelingen durch geschicktes Auslösen von Aktionen die meisten Prestigepunkte anzuhäufen, um in der intergalaktischen Föderation aufgenommen zu werden und die Partie zu gewinnen.

Das Auspöppeln des Spielmaterials hat ebenfalls direkt Lust auf mehr gemacht. Der Spielplan ist riesig, wirkt dabei auf den ersten Blick dennoch gut strukturiert und übersichtlich. Dazu gibt es hochwertig wirkende Double-Layer Spieler-Tableaus, bei denen nichts so leicht verrutschen sollte. Auch wenn die Gesandten bei dieser Retail-Version nur aus Pappe und keine Pokerchips sind. Lediglich die beiliegenden Aufbewahrungsboxen aus Plastik fand ich etwas irritierend, da sie nicht ausreichend Platz bieten, um sämtliches Spielmaterial darin unter zu bekommen. In den vier quadratischen Boxen passt das Material der vier verschiedenen Spielerfarben gut hinein. Die anderen in zwei Hälften unterteilte Boxen bieten Platz für Ressourcen und Modifikatorplättchen. Die restlichen Stanzteile kommen, wie üblich, in Zip-Beuteln unter.

Tiwanaku

(Olivier Gregoire, Sitdown Games – Huch!)

Ebenfalls recht gespannt bin ich auf die ersten Partien von Tiwanaku, einem Deduktionsspiel erschienen bei Sitdown Games. Den deutschsprachigen Vertrieb hat nun Huch! übernommen und das von ihnen in Essen bereits angekündigte Spiel ist mittlerweile auch im Handel angekommen. Ein solches Exemplar fand nun den Weg zu mir. Beim Abnehmen des Schachteldeckels kam direkt ein Erratum zum Vorschein, da einige Szenarioscheiben offenbar falsch sind. Zum Glück hat man dies vor der Auslieferung erkannt und entsprechend nachgebessert.

Dieses Spiel kann ebenfalls mit seinem Spielmaterial glänzen. Obwohl man auch hier Abstriche gegenüber der ursprünglich erschienenen Kickstarter Deluxe-Ausgabe in Kauf nehmen muss. Die Spielfiguren sind nicht bedruckt, dafür liegen Aufkleber bei, um die Figuren neben der Farbe auch anhand eines Musters unterscheiden zu können. Wir haben niemanden mit einer Farbfehlsichtigkeit in unseren Spielegruppen, daher haben wir zunächst auf das Bekleben der Figuren verzichtet. Die Retail-Version enthält weniger Holzmaterial und stattdessen mehr Stanzteile. Diese machen auf den ersten Blick einen guten und haltbaren Eindruck. Die Sichtschirme der Spieler sind nicht unterschiedlich bedruckt und anstelle eines Plastikinlays ist der Karton lediglich mit Pappe in vier Fächer unterteilt. Unglücklicherweise hat das schwere Pachama-Rad diese Konstruktion schon vor dem ersten Öffnen etwas beschädigt.

Dieses Rad ist das Herzstück des Spiels, bei dem die Spieler herausfinden wollen wo welche Landschaft und welche Pflanze hingehört. Für jedes Feld gibt es nur exakt eine Kombination, diese gibt das Pachamarad mit der eingesetzten Szenarioscheibe an. Das daraus entstehende Spiel soll eine Mischung aus Minesweeper, Sudoku und Tectonic sein. Solche Logikrätsel mag ich gerne und bin nun interessiert zu erfahren wie gut es gelungen ist, diese Kombination als Brettspiel umzusetzen, welches sich nicht nur kooperativ, sondern auch kompetitiv, spielen lässt.

Grasen - Frische Spieleindrücke

Deal with the Devil

(Matúš Kotry, Czech Games Edition – HeidelBÄR)

Seit der ersten Ankündigung von Deal with the Devil bin ich bereits gespannt auf das neue Spiel des Autors von Die Alchemisten bei Czech Games Edition. Die deutsche Version des Spiels ist im Vertrieb bei HeidelBÄR Games und erst seit Ende 2022 erhältlich. Neben einer zwingenden App-Unterstützung zeichnet es sich vor allem dadurch aus, dass man für eine Partie exakt vier Spieler benötigt, welche die Rollen des Teufels, eines Kultisten und zweier Sterblicher einnehmen. Eine mutige Entscheidung des Verlags keine Varianten für andere Spielerzahlen zu erzwingen, sondern es genau so heraus zu bringen. Die Zuweisung der Rollen geschieht geheim, nur die App kennt die Zuteilung zunächst. Die Spieler müssen die Aktionen ihrer Kontrahenten gut einschätzen können, um Kultist und Teufel auf die Schliche zu kommen. Die Rollen hinterm Berg zu halten gelang in der ersten Partie überhaupt nicht, doch schon in der zweiten Partie, konnten alle besser einschätzen, worauf es bei Deal with the Devil ankommt.

In insgesamt fünf Spielrunden handelt man mit Ressourcen, um Ereignisse eintreffen zu lassen, welche die eigene Reputation beeinflussen und ganz im Sinne eines Eurogames Gebäude zu errichten, die einem spezielle Fähigkeiten verleihen und mit diesen für weitere Boni Erfolge freizuschalten. Allerdings kann man in diesem Spiel auch mit Teilen seiner Seele handeln. Die Teufel und Kultist gerne entgegen nehmen, schließlich müssen alle Spieler zwei Inquisitionsphasen überstehen, in denen man sich nur mit dem Vorzeigen eines Seelenstücks oder eines Ablassbriefes von den Konsequenzen durch die Inquisitoren befreien kann.

Die App funktioniert grundsätzlich einwandfrei, wir hatten bislang keinerlei Probleme beim Einscannen der Truhen. Das Smartphone bleibt auf dem Tisch liegen und man muss die Truhen nur leicht darüber hinweg bewegen, schon bekommt man angezeigt, was damit geschehen soll. Die Truhen müssen dafür allerdings regelmäßig gemischt werden und dabei muss man schon aufpassen, nicht eine Truhe versehentlich zu öffnen, denn dies geschieht bei manchen leider schnell ungewollt.

Auch wenn die App technisch einwandfrei funktioniert, stören mich diverse Übersetzungs- und Flüchtigkeitsfehler. Es kommt zum Beispiel vor, dass die Spielphasen anders benannt sind, als auf sämtlichem Spielmaterial. Oder das Sätze falsch dekliniert werden. Das sind zwar Kleinigkeiten, die den Spielablauf kaum stören, aber mir fällt so etwas direkt ins Auge und es stört mich dann auch bei der Masse, in der es hier auftritt. Auch wenn sich dies recht zügig beheben lassen sollte, finde ich es einfach schade keine bessere Qualitätssicherung auszuführen bevor eine solche App erscheint.

Istanbul – Choose & Write

(Rüdiger Dorn, Pegasus Spiele)

Dieses Jahr feiert Pegasus Spiele sein 30-jähriges Bestehen und zu diesem Anlass hat der Verlag einige Überraschungen parat. Die erste gab es mit Istanbul – Choose & Write auf der Spielwarenmesse zu entdecken. Es war eine bewusste Entscheidung, vorher keine Ankündigung zu machen und diese Variante des erfolgreichen Kennerspiel des Jahres-Preisträgers aus dem Jahr 2014 einfach so auftauchen zu lassen. Dies soll im weiteren Verlauf des Jahres noch häufiger passieren, wenn weitere eigene Spielereihen um eine spezielle Variante erweitert werden.

Während sich das zugänglichere Istanbul Würfelspiel recht weit vom bekannten Grundspiel entfernte, bietet das Choose & Write doch ein recht ähnliches Spielgefühl. Man hat die bekannten Orte auf seinem eigenen Spielzettel und kann diese mit Orskarten aktivieren, um deren Aktionen auszulösen. Dabei wählt der aktive Spieler aus seiner persönlichen und zwei offen verfügbaren Karten eine aus, um dann diesen oder einen der orthogonal angrenzenden Orte auszuführen. Auch alle anderen dürfen die angrenzenden Felder der gespielten Karte verwenden, nur das sie dafür Bonusaktionsoptionen opfern müssen. Die Vielfalt an Optionen macht diese Variante recht grübellastig. Alle spielen zwar gleichzeitig, aber dadurch bekommt man auch nur am Rande mit was die anderen tun. Zudem ist der Verwaltungsaufwand recht hoch, da bestimmte Aktionen die Kartenauslage zusätzlich verändern. Das Istanbul-Gefühl kommt tatsächlich ein wenig durch, aber momentan hält sich der Eindruck, dass ich lieber das Grundspiel auf den Tisch bringe, welches bei ähnlicher Spielzeit einfach intuitiver zu spielen ist.

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2 Antworten auf „Unter Schafen 02/23“

Concening As d’Or & Spiel des Jahres, I am pretty sure we will see Challengers in the Kennerspiel nominations this year (in my opinion this is a pretty clear favorite) and I would be surprised if Akropolis is not at least nominated in the SdJ category.

Dear Olivier, it is always a pleasure to read your comments. Unfortunately I haven’t played Challengers yet but from what I heard about it, I could imagine that it will be at least nominated für Kennerspiel des Jahres and for the moment I expect good chances für Akropolis being at least recommended, maybe nominated. But not all possible games have been published yet, so let’s wait and see what’s still to come.

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