Arche Nova

In Arche Nova bauen wir einen Zoo,
mit etwas Bedacht, nicht einfach so.
In den verschieden großen Gehegen,
sollen die Tiere artgerecht leben.
Drum blicken wir nicht nur auf Attraktionen,
betreiben auch Artenschutz-Investitionen.
Eine Auswilderung hier, ein Partnerzoo dort,
wer schafft es zu Errichten den schönsten Ort?
Für Menschen und Tiere gleichermaßen,
der sich rentiert, bei Erhaltung der Tierarten.

Spielmaterial:

Arche Nova ist hochwertig ausgestattet. Beim faltbaren, länglichen Spielplan sind die Kartenablageplätze auf beiden Seiten in unterschiedlicher Ausrichtung aufdruckt. Über 250 Karten mit verschiedenen Funktionen sind enthalten, ebenso wie über 100 Stanzplättchen für Gehege, Geld und weitere Marker, unter anderem zur Bestückung des kleineren Verbandstableaus. Die Marker lassen sich in zwei enthaltenen Sortierhilfen aus Plastik verstauen. Folgt man der Anleitung ist jedoch nicht genug Platz für alle Plättchen vorgesehen, was etwa schade ist.

Die Tasse als Pausenmarker und die Spielermarker sind aus Holz. Jeder Spieler erhält zudem eines der acht länglichen Spielertableaus. Diese sind relativ dünn, liegen dafür plan auf dem Tisch und verbiegen sich nicht. Allerdings kann es vorkommen darauf liegende Marker versehentlich abzuräumen. Es gibt vier identische Tableaus für einen erleichterten Einstieg, vier ebenfalls identische, etwas anspruchsvollere Tableaus mit weniger Starthilfe und auf den Rückseiten befinden sich acht Tableaus mit individuellen Sonderfähigkeiten und Boni.

Spielmechanik:

Einen attraktiven Zoo zu bauen, ohne dabei den Artenschutz außer acht zu lassen, das ist die Aufgabe der Spieler in Arche Nova. Zwei gegensätzlich laufende Punkteleisten mit Attraktions- und Artenschutzpunkten repräsentieren dieses hehre Ziel. Attraktionspunkte sind einfacher zu bekommen als Artenschutzpunkte, daher entspricht ein Artenschutzpunkt auch zwei bzw. später drei Attraktionspunkten. Eine Partie endet sobald sich die Marker eines Spielers treffen. Demnach gibt es keine feste Rundenanzahl. Gespielt wird einfach reihum, die Spieler bestimmen durch ihre Aktionen wann alle pausieren. Diese Pausen dienen dazu die Auslagen aufzufrischen und Einkommen zu erhalten.

Arche Nova Spielüberblick
Arche Nova Spielüberblick / Foto: Brettspielpoesie

Für die Ausführung der Aktionen hat jeder Spieler fünf Aktionskarten unter seinem Tableau: Tiere, Bauen, Karten, Verband und Sponsoren. Sie sind bei der Ausführung so stark (Wert 1-5), wie der Platz auf dem sie sich befinden. Bei der Aktion Bauen beispielsweise, bestimmt dieser Wert die maximal erlaubte Größe des neuen Geheges/Gebäudes. Die Aktion Tiere erlaubt es je nach Wert ein oder zwei Tiere auszuspielen, bei der Aktion Karten bestimmt der Wert die Anzahl neuer Karten. Mit der Aktion Sponsoren lassen sich entsprechende Karten mit passendem Wert ausspielen. Diese bringen sofortige und/oder dauerhafte Boni, können Einkommen generieren oder unter gegebenen Umständen für zusätzliche Punkte bei Spielende sorgen. Als letzte Aktion gibt es noch die Verbandsaktionen, sie ermöglichen es Artenschutzprojekte zu erfüllen bzw. Partnerschaften mit Universitäten und Zoos bestimmter Kontinente einzugehen.

Arche Nova Spielertableau
Arche Nova Spielertableau / Foto: Brettspielpoesie

Die Aktionen hängen alle irgendwie zusammen, daher ist die Reihenfolge und vor allem ihr Wert oft entscheidend. Um ein Tier auszuspielen ist ein ausreichend großes Gehege notwendig, sowie Geld um die aufgedruckten Kosten zu bezahlen. Diese lassen sich reduzieren, wenn eine Partnerschaft mit einem Zoo des entsprechenden Kontinents besteht. Eine solche kann auch zu weiteren Voraussetzungen gehören, um das Tier überhaupt spielen zu dürfen. Für die Sponsorenaktion ist eine Sponsorenkarte erforderlich, für die Verbandsaktion ein Verbandsmitarbeiter. Alle Spiele beginnen mit nur einem dieser Arbeiter, weitere lassen sich freischalten.

Arche Nova Spielsituation
Arche Nova Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Es gibt immer drei Basis-Artenschutzprojekte pro Partie mit bis zu drei Plätzen für Spielermarker. Wer ein solches erfüllt (z.B. zwei, vier oder fünf Europa-Symbole oder Reptilien im eigenen Zoo) legt einen seiner Marker vom Tableau auf das entsprechende Feld, um die angegebenen Artenschutzpunkte zu erhalten. Der Marker vom Tableau schaltet beim Entfernen einen Bonus frei, der entweder nur einmalig oder zusätzlich in jeder Pause gilt. Das Handkartenlimit liegt zunächst bei nur drei Karten, dieses wird ebenfalls in der Pause überprüft.

Arche Nova Spielauslage
Arche Nova Spielauslage / Foto: Brettspielpoesie

Im Laufe des Spiel lassen sich bis zu vier der fünf eigenen Aktionskarten auf die Rückseite umdrehen, um die Aktion zu verbessern und zum Beispiel mit der Bauaktion mehrere Gebäude zu errichten, bei der Kartenaktion mehr Karten zu erhalten oder Karten mit Zusatzkosten direkt aus der offenen Auslage spielen zu dürfen. Zudem sind bestimmte Tiere, Sponsoren, Gehegetypen nur ausspielbar mit Aktionskarten der Stufe II. Von den zwei persönlichen Endwertungskarten, die jeder zu Beginn der Partie erhält, müssen sich alle Spieler zu einem bestimmen Zeitpunkt entscheiden, auch wenn zu diesem Zeitpunkt noch nicht immer eindeutig ist, welche sich besser erfüllen lässt.

Jetzt könnte man vielleicht meinen, es wäre doch klar, immer die Aktion mit höchsten Wert zu spielen, doch ist das, vor allem durch die vielen Abhängigkeiten, längst nicht ganz so so einfach. Mit X-Markern lässt sich der Aktionswert steigern, bei manchen Aktionen sogar über den aufgedruckten Wert hinaus. Doch oft fehlt etwas: Gehege, um die Tiere hinein zu spielen, Geld um weitere Gehege zu errichten, Bedingungen zum Ausspielen von Sponsoren oder Tieren. Oder ein Arbeiter, um die Verbandsaktion überhaupt ausführen zu können. Da kommt dann die variable Pause ins Spiel, welche die Spieler forcieren können. Dabei gilt dann das Handkartenlimit, weswegen vielleicht nicht alle für eine solche Pause sind, bevor sie nicht noch weitere Karten spielen konnten. Alles hängt bei Arche Nova irgendwie zusammen.

Spielende:

Sobald sich Attraktions- und Artenschutzmarker eines Spielers begegnen, bekommen alle anderen Spieler nur noch einen letzten Zug. Danach offenbart jeder seine Endwertungskarte und erhält dafür ggf. Punkte. Sponsorenkarten mit Wertungen können weitere Punkte generieren. Aus den Werten beider Marker lässt sich die Differenz ermitteln, um den Sieger zu ermitteln.

Spieleranzahl:

Die Interaktion beschränkt sich in Arche Nova vor allem darauf den Mitspielern zuvor zu kommen, sei es beim Erfüllen von Artenschutzprojekten, beim Freischalten der speziellen Boni auf der Leiste für die Artenschutzpunkte oder beim Zugriff auf die Karten aus der gemeinsamen Auslage. Einige wenige Karten ermöglichen es Spieler zu ärgern, die auf den Punkteleisten vor einem stehen. Das kann schon etwas frustrieren, wenn die Aktionen gut vorausgeplant sind und dadurch die gesamte Planung nicht mehr aufgeht, was einen etwas zurückwirft.

Mit Grüblern kann einem schnell der Spaß vergehen, denn dann kann sich eine Partie wirklich in die Länge ziehen. Daher liegt mein persönlicher Sweetspot bei nur zwei Spielern. Je nach Spielerzahl braucht der Pausenmarker mehr oder weniger Schritte bis zur nächsten Pause und es stehen weniger Plätze für Artenschutzkarten zur Verfügung. Zu zweit gibt es zusätzlich die Besonderheit, dass bei der Verbandsaktion weniger Plätze für Spielermarker vorhanden sind. Mit etwas Spielerfahrung lassen sich die Partien zu zweit in unter zwei Stunden herunter spielen. Und da die Interaktion sowieso eher gering ist, fehlt auch nichts bei weniger Spielern.

Solo habe ich Arche Nova nicht ausprobiert, da ich in der glücklichen Situation bin, immer einen Mitspieler vorzufinden und dann solche Partien vorziehe. Ein spezielles Solo-Plättchen und nur eine Seite Sonderregel ermöglichen es in sechs Runden zu versuchen die eigenen Marker zueinander zu bewegen.

Glücksfaktor?

Durch die Vielzahl an Karten kann man sich bei Arche Nova wirklich vom Pech verfolgt fühlen. Es kann passieren, dass für die Erfüllung beider zu Beginn gezogener Endwertungen einfach nicht die notwendigen Spielelemente verfügbar sind und man sich von der vollen Punktzahl dafür verabschieden muss. Diese zu erreichende Höchstpunktzahl ist übrigens bei allen Karten identisch.

Auch die Basis-Artenschutzprojekte können manches Mal nur schwer zu erfüllen sein. Doch gibt es immer noch andere Wege an Artenschutzpunkte zu gelangen. Man sollte sich einfach nicht an eine früh festgelegte Idee klammern, sondern stattdessen flexibel auf die Gegebenheiten reagieren. Vieles wird von den zur Verfügung stehenden Karten beeinflusst. Daher kann ich verstehen, wenn das manchen Spielern zu zufällig ist. Ich mag es jedoch, ähnlich wie bei Terraforming Mars, aus den zufälligen Gegebenheiten das Beste herauszuholen.

Meinung:

Was soll ich sagen? Der Hype ist real – Jedenfalls für mich. Ich mag Arche Nova sehr und kann kaum aufhören es zu spielen. Auch nach dieser Rezension wird es sicher nicht lange bis zur nächsten Partie dauern. Woran mag das liegen?

Das Spiel bietet mit den unterschiedlichen Spielplänen und den vielen Karten einfach unheimlich viel zu entdecken. Auch wenn der Spielablauf mit den fünf Aktionskarten irgendwie doch immer recht ähnlich verläuft, so erlauben die unterschiedlichen Boni, Artenschutzprojekte und Sponsoren immer andere Ausrichtungen des eigenen Zoos. Man sieht längst nicht alle Karten in einer Partie, die Kartne sind mehr oder wneiger interessant je früher oder später sie kommen oder mit welchen Karten sie sich kombinieren lassen. Dabei sollte man sich jedoch nicht zu fest an den zu Beginn gesteckten Zielen festbeißen, denn oft ist es lukrativer auf Begebenheiten zu reagieren und umzudenken. Damit begebe ich mich gerade auf ganz dünnes Eis, denn genau dieses Umschalten gelingt mir oft nicht. Ich kann mich nur schwer von interessanten, lange geplanten Spieloptionen abwenden, auch wenn sich beispielsweise durch Aktionen der Mitspieler oder offen ausliegende Karten interessantere Optionen eröffnen.

Das Thema mag austauschbar sein, aber für meinen Geschmack gibt es dem Spielverlauf und den Aktionen einen nachvollziehbaren Rahmen. Der Einstieg ist leider dennoch nicht ganz einfach. Auch wenn der Rundenablauf und die Optionen im eigenen Zug schnell zu begreifen sind, so gibt es doch jede Menge wichtiger Detailregeln. Über viele davon bin ich beim oben skizzierten Spielablauf einfach hinweggegangen, um diese Rezension nicht unnötig in die Länge zu ziehen. Die Symbolsprache ist gut umgesetzt, dennoch benötigt es ein doppelseitig bedrucktes Din A4-Blatt, um alles im Detail aufzuführen. Dabei ist die Verwendung der Symbole leider nicht immer konsequent. Bei den Verbandsarbeitern beispielsweise, erhalte ich einen Bonus beim Entfernen, während ich sonst auf dem Tableau Punkte für das Überdecken von Boni erhalte. Nicht alles fühlt sich bei Arche Nova wirklich intuitiv an.

Als Starthilfe bietet der Verlag online Startdecks mit Tipps für die ersten Aktionen an. Wir hatten das Gefühl, dadurch zu sehr an die Hand genommen zu werden, aber ich denke es kann vor allem weniger erfahrenen Spielern den Einstieg erleichtern. Da das Thema und die Aufmachung vielleicht auch Spieler anspricht, die sonst wenig Erfahrung mit Expertenspielen haben.

Das Ende der Parte kann recht plötzlich eintreten. Während anfangs in einem Zug nur wenige Artenschutzpunkte zu ergattern sind, so vergrößern sich die Optionen in der Regel im weiteren Spielverlauf. Wer die hohen Plätze der Basis-Artenschutzprojekte belegen möchte, braucht eben erstmal bestimmte Symbole in seinem Zoo. Dafür muss der Zoo schon ein wenig ausgebaut sein. Für Tiere braucht es Gehege, für Gehege Geld. Später lassen sich mit aufgewerteter Tierkarte auch größere Tiere ausspielen, die viel Attraktion und zugleich Artenschutz einbringen.

Leider enden die Partien für viele Spieler in der Hinsicht negativ, als dass sie möglicherweise gar keine Pluspunkte erhalten. Besonders Einsteigern in das Spiel geschieht dies oft. Minuspunkte hinterlassen immer ein blödes Gefühl, besonders nach einer mehrstündigen Spielzeit. Man baut sich über mehrere Stunden einen tollen Zoo auf, nur um am Ende gezeigt zu bekommen: Du hast das Ziel verfehlt! Und dennoch löst Arche Nova in mir nach jeder Partie den Reiz aus, es erneut anzugehen und beim nächsten Mal endlich Pluspunkte zu erzielen oder die Pluspunkte noch weiter zu erhöhen.

Mit etwas Spielerfahrung lässt sich der Zeitpunkt für das Spielende so ideal abzupassen, dass hinten raus noch möglichst viele Punkte zusammen kommen, damit sich die eigenen Marker wieder weit voneinander entfernen. Ein Spielertableau ist dabei besonders hilfreich, denn es erlaubt als einziges den Bonus eines weiteren Zugs, nachdem ein Artenschutzprojekt erfüllt wurde. Und oft sind es Artenschutzprojekte, deren Artenschutzpunkte zum Spielende führen. Dieses Tableau fühl sich daher stärker an als die anderen. Zudem es bei Spielbeginn durch Platzieren von Gebäuden um einen See herum Geld generiert, was besonders zum Start ein guter Boost ist.

Fazit:

Arche Nova ist jetzt schon ein heißer Kandidat für die diesjährige Auszeichnung zum Deutschen Spielepreis. Da bin ich mir sicher. Ich kann die Kritikpunkte sehen, wie das Kartenglück, die lange Erklär- und Spielzeit, das Negativerlebnis bei der Punkteabrechnung, aber für mich überwiegt bei alledem der reine Spielspaß. Durch die variablen Elemente möchte ich es immer wieder erkunden und andere Wege einschlagen. Es gibt nicht die eine Siegstrategie, die immer funktioniert. Auch wenn es vielleicht nichts wirklich Neuartiges bietet, so ist die Kombination der Spielelemente für mich einfach gelungen.

Wertungsnote 6/6

Verlag: Feuerland
Autor(en): Mathias Wigge
Erscheinungsjahr: 2021
Spieleranzahl: 1 – 4 Spieler
Dauer: 90 – 150 Minuten

Vielen Dank an Feuerland für die Bereitstellung eines reduzierten Rezensionsexemplars!

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