Heute nur zu viert

Wenn ich eines nicht mag, dann sind es Spiele die vorgeben in verschiedenen Personenkonstellationen spielbar zu sein, es aber einfach nicht sind. Diesen Umstand habe ich bereits früh erkannt, als ich anfing meine Spielerlebnisse kritisch zu beurteilen und daher dies als eigenes Kriterium meiner Rezensionen aufgenommen. Denn nur weil 2-X Spieler auf einer Schachtel angegeben ist, heißt das noch lange nicht es würde gut zu zweit funktionieren. Manchmal fehlt einfach die Konkurrenz, was das Spielgefühl trübt, doch am nervigsten sind Regeln, die einen weiteren Spieler simulieren, der dann oft zufällige Dinge tut und damit vollkommen unberechenbar ist. Man denkt dann oft, der Verlag hat sich nicht getraut die Zielgruppe einzuschränken, indem man die mögliche Spielerzahl einschränkt. Dies kann man den beiden Verlagen, deren Spiele heute im Fokus stehen, nicht vorwerfen. Denn Sie hatten beide dieses Jahr den Mut ein Spiel zu veröffentlichen, für welches man zwingend vier Personen benötigt, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Deal with the Devil

Deal with the Devil Cover
Deal with the Devil Cover / HeidelBÄR

Ein Pakt mit dem Teufel ist immer eine heikle Angelegenheit. In Deal with the Devil nimmt eine Person die Rolle des Teufels ein, der versucht den anderen ihre Seelen abzunehmen. Zwei Sterbliche richten sich bislang noch streng nach der Kirche und ihren göttlichen Vertretern auf der Erde, während der Kultist bereits einen Teil seiner Seele verspielt hat und dem Teufel näher steht. Wer welche Rolle spielt, ist zunächst nur der App bekannt. Diese ist daher zwingend erforderlich für eine Partie Deal with the Devil. Nicht nur die Rollenvergabe obliegt ihr, sondern auch die Organisation der Handelsphase.

Spielablauf

In der Handelsphase kommen mir QR-Codes gekennzeichnete Truhen zum Einsatz, welche die Spieler mit einem Angebot befüllen und angeben können, was sie im Gegenzug verlangen. Die Sterblichen dürfen nur einen Geldbetrag fordern, der Teufel hat es auf eines oder mehrere Seelenstücke abgesehen und der Kultist hat die Wahl zwischen Geld oder einem Seelenstück. Wer ein Angebot akzeptiert leert die Truhe und legt die Forderung hinein. Es gibt im Anschluss immer eine weitere Handelsrunde, bei der es aber passieren kann, dass eine bereits geleerte Truhe bei einem ankommt.

Deal with the Devil Truhen
Deal with the Devil Truhen / Foto: Brettspielpoesie

Die Planung der Aktionen geschieht geheim, jedem stehen bis zu vier Aktionsscheiben dafür zur Verfügung. Die großen Sichtschirme bieten neben Sichtschutz auf die eigenen Ressourcen auch eine Anzeige für den Ablauf der Aktionen. So lassen sich diese gut planen, denn die Reihenfolge ist durchaus entscheidend, da bestimmte Aktionen Ressourcen kosten oder auch einbringen können. Der obere Teil lässt sich separat entfernen, damit die Mitspieler die eigene Aktionsphase mitverfolgen können.

Deal with the Devil Sichtschirm von innen
Deal with the Devil Sichtschirm von innen / Foro: Brettspielpoeise

Wenn das Geld nicht reicht, kann man sich jederzeit welches von der Bank borgen, doch ist dies fast ebenso kritisch wie ein Handel mit dem Teufel und wird auch entsprechend bestraft, wenn man das Geld nicht früh genug zurückzahlen kann.

Deal with the Devil Spielplan
Deal with the Devil Spielplan / Foto: Brettspielpoesie

Gebäude- und Ereigniskarten zieht man zu Beginn einer jeden Runde und kann diese in der Aktionsphase nutzen. Ereignisse unterteilen sich immer in zwei Optionen, welche die eigene Reputation beeinflussen. Entscheidet man sich für das Gemeinwohl, bringt dies einem dem Himmel näher, eigennützige Entscheidungen führen ein schnurstracks in Richtung der Hölle. Die Position wird am Rundenende belohnt oder bestraft.

Deal with the Devil Reputation
Deal with the Devil Reputation / Foto: Brettspielpoesie

Mit jeder Aktion verrät man auch ein wenig über sich selbst und die eigene Gesinnung. Am Ende der zweiten und dritten Runde kommt es zu einer Hexenjagd, bei der man jemanden beschuldigen kann, keine drei Seelenstücke mehr zu besitzen. Ab zwei Stimmen muss der Spieler seine Seelenstücke vorzeigen, um die Unschuld zu beweisen oder seine Sünden zu gestehen.

Deal with the Devil Sichtschirm außen
Deal with the Devil – Sichtschirm von außen / Foto: Brettspielpoesie

Nach der dritten und fünften Runde, bei der Inquisition, kommt es auf die Seelenstücke an. Der Teufel erhält Belohnungen für bereits gesammelte Seelen und die Spieler können sich festlegen wer Teufel und Kultist ist. Danach müssen alle die Inquisitoren beschwichtigen, die nicht zuvor gemeinsam erfolgreich bestochen wurden, indem sie Seelenstücke oder Ablassbriefe vorzeigen, sonst trifft sie eine Strafe. Nach der fünften Runde endet die Partie mit einer umfangreichen Punkteabrechnung für Gebäude, Erfolge, Seelenstücke und übrige Ressourcen, um den Sieger zu bestimmen.

Meinung

Bei einer App-Einbindung bin ich immer erst einmal skeptisch, wie gut diese funktioniert. In dieser Hinsicht hat mich Deal with the Devil allerdings positiv überrascht, das Scannen der QR-Codes funktioniert einwandfrei und die App fügt sich stimmig in den Spielablauf ein. Wir störten uns lediglich daran, dass einige Bezeichnungen der App sich von denen des übrigen Spielmaterials unterscheiden, als wären sie von unterschiedlichen Personen übersetzt wurden. Mit den anderen zu handeln ohne zu wissen, mit welcher Person genau man dies nun tut, ist ein interessanter Kniff. Genau wie die ständigen Überlegungen, wer denn nun auf welcher Seite stehen könnte. Die unterschiedlichen Rollen erschweren aber auch den Zugang. Die Sterblichen spielen sich auf den ersten Blick einfacher, auch wenn sie mit den wenigsten Ressourcen starten. Als Teufel und Kultist muss man erstmal ein Gefühl dafür bekommen, welche Angebote lukrativ sind und wann es sich lohnt seine Rolle zu offenbaren, um frei aufspielen zu können oder sie möglichst lange geheim zu halten, um alle hinters Licht zu führen.

Im Grunde bietet Deal with the Devil neben diesem Spiel mit den verdeckten Rollen ein klassisches Euro-Spiel. Man sammelt und tauscht fleißig Ressourcen, um sie für Gebäude, Fähigkeiten oder Ereignisse auszugeben. Die Gebäude möchte man in Sets sammeln, um Siegpunkte und verbesserte Ressourcen zu erhalten. Wenn die Gebäudefunktionen gut aufeinander abgestimmt sind, kann man sich sogar eine kleine Maschine aufbauen. All diese Mechanismen mag ich und so gefällt mir auch dieser gelungene Mix mit gekonnter App-Einbindung.

Verlag: Czech Games Edition / HeidelBÄR
Autor(en): Matúš Kotry
Erscheinungsjahr: 2023
Spieleranzahl: 4 Spieler
Dauer: 120 Minuten

Vielen Dank an HeidelBÄR Games für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!


La Famiglia (The Great Mafia War)

La Famiglia Cover
La Famiglia Cover / Foto: Feuerland

Bei La Famiglia repräsentiert jeder eine sizilianische Mafia-Familie. Dabei spielt man jedoch nicht ganz für sich alleine, denn jeweils zwei Mafia-Familien versuchen gemeinsam zu agieren, um sich in maximal vier Runden Mehrheiten in den einzelnen Regionen Siziliens zu verschaffen. Das Cover sieht nur auf den ersten Blick vielleicht harmonisch aus, bei genauerem Hinsehen erkennt man dass das Haus im Hintergrund brennt und eine der beiden Personen auf dem Roller einen Baseballschläger in der Hand hält. Zur Verdeutlichung des hohen Konfliktpotentials, welches dieses Spiel bereit hält, ist es mit dem ‘Red Label’ ausgezeichnet, bei dem ein Totenkopfsymbol das ‘A’ im Verlagsnamen ersetzt.

Spielablauf

Zu Beginn einer Partie La Famiglia teilen sich die vier Familien die 36 Gebiete untereinander auf, manche sind neutral besetzt. Jeweils drei Gebiete gehören zu einer Region, zu Beginn hat niemand die Mehrheit über eine soolche. Jede Runde besteht aus einer Planungs- und eine Gefechtsphase. Während der Planung nutzt man Einflusssteine, um Aktionen auszuführen und damit Soldaten anzuwerben bzw. auf den Spielplan zu bringen, sie dort zu bewegen, Geld oder Ausstattungen zu erhalten, Befehle zu erteilen oder Einfluss zu nehmen.

Eigene und neutrale Einflusssteine sind dabei kostenfrei, nutzt man den einer anderen Person, muss man diese zuvor finanziell entschädigen. Innerhalb eines Teams kann man Münzen zur Unterstützung weitergeben, dies kostet allerdings jeweils eine weitere Münze. Alternativ besteht die Möglichkeit einen eigenen Befehlsmarker für eine Münze aus dem Spiel zu entfernen.

La Famiglia Spielertableaus
La Famiglia Spielertableaus / Foto: Brettspielpoesie

Die zur Verfügung stehenden Aktionen verändern sich von Runde zu Runde, teilweise kommen neue hinzu. Das ist elegant umgesetzt, indem man das vorherige Aktionstableau mit allen Einflusssteinen nach oben verschiebt und von dort die Aktionsscheiben auf einem neuen Tableau darunter einsetzt.

La Famiglia Spielsituation
La Famiglia Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Alternativ dazu eine einzelne Aktion mit einer Einflussscheibe auszuwählen, kann man Einfluss gewinnen. Dabei wählt man alle Einflusssteine einer Spalte des Aktionstableau und verteilt diese auf beliebige freie Aktionen, um sie zu blockieren. Hier ist das Beispiel in der Anleitung leider suboptimal gewählt, denn man könnte vermuten, dass dies immer nur innerhalb einer Spalte möglich sei, was nicht korrekt ist. Auch für diese Option fallen Kosten für die Nutzung der Aktionssteine an. Nur über eine solche Aktion ist es möglich Startspieler zu werden. In den anderen Spalten darf man eine Institution beeinflussen, was nichts anderes bedeutet, als Einflusssteine vom eigenen Tableau wegzuräumen. Darüber lassen sich neue Befehlsmarker freischalten, Soforteffekte erhalten oder der Ertrag bestimmter Aktionen verbessert sich. Zusätzlich platziert man bei dieser Aktion auch immer einen Befehlsmarker verdeckt auf dem Spielplan.

La Famiglia Spielsituation
La Famiglia Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Sämtliche Befehlsmarker werden erst zu Beginn der Gefechtsphase aufgedeckt und dann in Reihenfolge ihrer Werte ausgeführt. Zunächst die Nachschubbefehle, dann die Angriffe. Und zwar jeweils in aufsteigender Reihenfolge ihrer Werte. Kommt es zu einem Kampf, muss man sich entscheiden ob man diesen mit roher Kraft angehen möchte oder mit Finesse, wobei beide Seiten eine Karte spielen. Dabei entsteht ein kleines Mindgame, denn die Karten lassen einen Soldaten überlaufen oder einen bzw. zwei weglaufen. Man wählt die Karten aber nicht zwangsläufig für sich selbst, beide Spieler erhalten vor dem Aufdecken noch die Option die Karte der anderen Person an sich zu nehmen. Erst nach dem Abhandeln dieser Effekte werden die Marker des Gebiets ausgewertet. Die Werte der eigenen Spielertableaus können beim Kampf eine Rolle spielen, genau wie eigene Befehle und Drogenlabore im Gebiet.

Am Ende jeder Phase wird geschaut, wer in einer Region die Mehrheit hat. Dies ist der Fall, sobald Soldaten einer einzelnen Person in zwei Gebieten davon vertreten ist. Für eine solche besetzte Region erhält man ein Kontrollplättchen mit einem anhaltenden Sondereffekt. Nur nach der Gefechtsphase wird zusätzlich auch die Siegbedingung überprüft. Sollte nach der vierten Runde keine Familie alleine fünf oder mit dem Teampartner gemeinsam sechs Regionen kontrollieren, entscheidet die Partie für sich, wer die Hauptstadt Bronte kontrolliert. Kontrolliert kein Seite dieses Gebiet, endet die Partie unentschieden.

Meinung

Es will alles gut durchdacht sein bei einer Partie La Famiglia. Man braucht die richtigen Ressourcen zur rechten Zeit und der Startspielerstein ist nicht zu unterschätzen. Denn bei gleichem Wert des Befehls in der Gefechtsphase, geht es beim Startspieler los. Und dessen Befehle können nachfolgende obsolet machen, weil vielleicht das Auto mit der Bombe an Bord gar nicht mehr existiert oder sich die Machtverhältnisse der Gebiete bereits stark verändert haben. Gelingt es mit Autobomben Gebiete erfolgreich leer zu räumen, hat der Startspieler die erste Möglichkeit dieses Gebiet in der folgenden Aktionsphase kampflos zu besetzen.

Das Spielmaterial unterstützt die geheimen Abstimmungen beider Teampartner optimal, da jedes Team eine Übersicht über Befehlsmarker sowie eine Mini-Ausgabe des Spielplans und der Aktionsbereiches erhält. So lässt sich ohne viele Worte zeigen was man plant. Diese Abstimmungen kosten aber auch Zeit und die benötigt man für eine Partie La Famiglia, obwohl die einzelnen Aktionen eigentlich schnell abzuhandeln sind.

Die Arbeit im Team führt zu einem besonderen Spielgefühl. Man kann eigene Entscheidungen treffen, auch völlig losgelöst von seinem Teampartner, aber man wird sicherlich erfolgreicher sein, wenn man sich gut aufeinander abstimmt.

Verlag: Feuerland Spiele
Autor(en): Maximilian Thiel
Erscheinungsjahr: 2023
Spieleranzahl: 4 Spieler
Dauer: 90 – 180 Minuten

Vielen Dank an Feuerland Spiele für die Bereitstellung eines vergünstigten Rezensionsexemplars!


Fazit

Nicht nur dieselbe Spielerzahl haben die beiden vorgestellten Spiele gemein. Beide haben umfangreiche und teils sehr detaillierte Spielregeln, die ihre Zeit benötigen von allen erfasst, aber vor allem auch verinnerlicht zu werden. Ich finde bei beiden lohnt sich dieser Aufwand, wenn man denn eine Gruppe zusammen bekommt, die bereit ist dieses Spiel in kürzerer Zeit häufiger zu erleben. Denn wenn die Pause zwischen zwei Partien zu lang wird, fängt man fast wieder von vorne an. Stecken aber alle drin im Spiel und man kann zügig loslegen, dann entfalten beide Spiele ihre ganz eigenen Stärken.

Dann möchte auch jeder mal in verschiedene Rollen schlüpfen. Bei Deal with the Devil lohnt es sich mal einen Sterblichen, den Kultisten und auch den Teufel zu spielen und die diversen Spielerfarben in La Famiglia mit ihren unterschiedlich ausgeprägten Spielertableaus und Befehlsmarkern sind ebenfalls alle interessant zu entdecken.

Ich vergebe ich an dieser Stelle heute keine Bewertungen, da es mir bislang leider nicht möglich war, beide Spiele in verschiedenen Gruppen zu erleben. Meine Eindrücke aus Partien mit denselben Mitspielern wollte ich dennoch gerne mit euch teilen.

Deal with the Devil ist perfekt, wenn man gerne seine eigene Stadt aufbaut und kein Problem damit hat, über mehrere Runden hinweg Ressourcen in Ressourcen in Gebäude und andere Dinge zu tauschen. Zusätzlich sollte man auch einer Prise Social Deduction und natürlich der Verwendung eines Smartphones am Spieltisch nicht völlig abgeneigt sein.

Bei La Famiglia sollte man den direkten Konflikt abkönnen. Es kann wirklich frustrierend sein, wenn die eigenen Befehle immer wieder zuvor negiert werden. Die Gefechtsphase erzeugt aber auch einfach coole Momente, ich hatte immer das Gefühl es liegt eine besondere Spannung in der Luft kurz bevor die Befehle oder auch die Finesse-Karten aufgedeckt werden und die Intentionen der Spieler offenbaren.

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