SPIEL’23 – Spieleindrücke Teil 1

Heute in einer Woche öffnet die SPIEL’23 wieder für vier Tage ihre Türen und lässt uns voller Spannung durch die Essener Messehallen zu schlendern, um aktuelle Spiele zu entdecken. Höchste Zeit mit euch erste Eindrücke zu teilen, von Spielen die bereits seit kurzem erhältlich sind. Die heute ausgewählten Spiele habe ich nun schon einige Zeit hier und entsprechend auch viele Partien gespielt, sodass die Meinung relativ fundiert ist. Alle hier erwähnten Spiele sind von der Komplexität eher im unteren Bereich angesiedelt, wobei sich eines im Verlauf der Kampagne durchaus in den Kennerspielbereich bewegt.

Pyramido

Pyramido Cover
Pyramido – Cover / Foto: HeidelBÄR

Bei Pyramido kommen Kingdmino-Vibes auf, denn auch hier kommen Dominosteine zum Einsatz. Die setzen sich hierbei aus zwei quadratischen Blöcken zusammen. Sie zeigen jeweils zwei Juwelensymbole und werden im Verlauf einer Partie zu einer Pyramide gestapelt.

Spielablauf:

Über vier Runden baut jeder seine eigene Pyramide auf. In der ersten Runde entsteht eine rechteckige Grundfläche aus zehn Dominosteinen und in jeder weiteren Runde folgt eine Ebene darauf. Um die Pyramidenform zu erreichen, hat jede weitere Ebene eine kleinere Grundfläche, es bleibt an jeder Kante ein halber Dominostein der Ebene darunter sichtbar.

Pyramido Pyramide
Pyramido Pyramide / Foto: Brettspielpoesie

Wer am Zug ist wählt einen Dominostein und platziert diesen in seiner Pyramide. In der ersten Runde muss man angrenzend zu einem bereits ausliegenden Dominostein platzieren, aber der zweiten Runde zählen alle durch die Ebene darunter als verbunden. Danach wird geprüft, ob man noch einen abgebildeten Juwelenmarker besitzt, den man nun platzieren muss. Nur wenn beide Blöcke eines Dominosteins neue Farben zeigen, hat man die Qual der Wahl, welchen man davon verwendet. Wer sich komplett verbaut und keine zusammenhängende Fläche mehr zusammen bekommt, kann einzelne Lücken mit Ausbesserungsplättchen füllen. Sollten diese aber ausgehen, scheidet man frühzeitig aus und verliert die Partie sofort.

Drei Ausbesserungskarten erlauben es auch die Hälfte eines Dominosteins umzufärben. Nur so wäre es möglich einen zweiten Marker im selben Zug zu platzieren. Ein Zug endet, indem man ein neues Plättchen in die Auslage legt. Es stehen drei Stapel bereit und zweien ist immer ein Platz für einen Dominostein zugewiesen, den man nur mit einem Plättchen von einem der beiden zugehörigen Stapel belegen darf.

Pyramido Spielsituation – 2 Spieler / Foto: Brettspielpoesie

Am Ende einer Runde zählt man für jeden Juwelenmarker die Anzahl passender Symbole in diesem zusammenhängenden Gebiet über alle Ebenen. Das Gebiet, welches darüber die wenigsten Punkte einbringt, kommt doppelt in die Wertung. Nicht platzierte Juwelenmarker interessieren bei der Wertung überhaupt nicht. Wer nach Fertigstellung der Pyramide die meisten Punkte hat, gewinnt die Partie.

Meinung:

Pyramido ist ein leicht zu erlernendes Legespiel. Dabei ist es gar nicht so einfach sich vorzustellen, wie man die Pyramide ideal aufbaut, um möglichst große Gebiete einer Farbe mit vielen Symbolen entstehen zu lassen und diese über mehrere Runden in die Wertung einbringen zu können. Das ist meist gar nicht so einfach, da diese verdammten Symbole eigentlich immer genau falsch herum angeordnet sind, sodass man sie nicht ideal für zukünftige Wertungen platzieren kann. ;-) In den ersten Partien stellt sich aber durchaus ein Lerneffekt beim punkteträchtigen Pyramidenbau ein.

Da keine Plättchen aussortiert werden, kann es vor allem in Partien mit weniger Spielern passieren, dass manche Farben seltener auftreten, als andere. Sie sind sowieso schon ungleich verteilt, genau wie die Symbole auf ihnen drauf. Dafür gibt es wie bei Kingdomino eine Übersicht, die man für alle, die dies in ihre Überlegungen einbeziehen wollen, offen bereit legen kann. Es kann schon ärgerlich sein, wenn man früh auf das falsche Pferd gesetzt hat, statt sich von Beginn an eine gute Punktequelle aufgebaut zu haben.

Dafür ist der Spielverlauf zu zweit planbarer, da sich die Auslage zwischen den eigenen Zügen nicht so sehr verändern kann. Die Überlegung welches Dominoplättchen man zur Verfügung stellt, ist durchaus entscheidend. Man kann sogar versuchen ein wenig zu bluffen und die anderen denken zu lassen, man hat es auf ein Bestimmtes abgesehen, damit sie einem eines verfügbar machen, welches man viel lieber hätte. Jedoch können alle die Pyramiden der anderen einsehen und damit deren Möglichkeiten einschätzen.

Die Platzierung der Juwelenmarker kann sich zu Beginn etwas merkwürdig anfühlen, aber schon bald merkt man, wie man diese Besonderheit für sich nutzen kann oder auch wie sie sich gegen einen wendet. In den ersten Partien hat man meist ein Aha-Erlebnis. Wenn dies geschehen ist, verlaufen die weiteren Partien schon alle sehr ähnlich und eine Vorgehensweise erweist sich als notwendig, um die Punkte zu maximieren. Dennoch übt Pyramido einen gewissen Reiz auf mich aus. Das hochwertige Spielmaterial und der eingängige Spielablauf laden einfach dazu ein, immer wieder im Wettstreit bunte Pyramiden aus Dominosteinen zu errichten.

Wertungsnote 4/6

Verlag: HeidelBÄR Games
Autor(en): Ikhwan Kwon
Erscheinungsjahr: 2023
Spieleranzahl: 1 – 4 Spieler
Dauer: 30 – 60 Minuten

Vielen Dank an HeidelBÄR und Synapses Games für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!


Sattgrün

Sattgrün Cover
Sattgrün – Cover / Foto: Kosmos

Sattgrün ist zuerst als Verdant bei Flatout Games erschienen, dem Verlag der zuvor bereits Calico und auch Cascadia veröffentlichte. Diese beiden Spiele haben durchaus einige Parallelen zu Sattgrün, auch wenn zum Teil andere Autoren für die Spielideen verantwortlich sind.

Spielablauf:

Ähnlich wie bei Cascadia funktioniert der Auswahlmechanismus bei Sattgrün. In einer Auslage liegen nun zu einem Plättchen jedoch immer zwei Karten, ein Raum und eine Pflanze, man nimmt aber nur eine davon. Die Karte platziert man angrenzend zu bereits ausliegenden Karten in einem 3×5-Raster. Räume und Pflanzen liegen dabei schachbrettartig versetzt. Haben Raumkarten neben Pflanzen übereinstimmende Lichtverhältnisse (Schatten, Halbschatten, Sonne) wächst die Pflanze, was durch ein Blatt repräsentiert wird. Liegt die benötigte Anzahl Blätter auf einer Pflanze, ist sie vollendet, erhält einen Blumentopf und zählt bei Spielende die angegebenen Punkte.

Sattgrün Spielsituation 3 Spieler
Sattgrün Spielsituation – 3 Spieler / Foto: Brettspielpoesie

Gegenstandsplättchen teilen sich auf in Möbelstücke und Tiere, von denen man jeweils eines pro Zimmer platzieren kann sowie Pflegeplättchen, die bei Verwendung abgelegt werden, um weitere Blätter wachsen zu lassen. Die Karte, die man aus der gewählten Spalte verschmäht, bekommt einen grünen Daumen, um sie attraktiver zu machen. Jeweils zwei grüne Daumen ermöglichen es die Karten oder Plättchen der Auslage zu erneuern, Plättchen und Karte aus verschiedenen Reihen zu wählen oder ein Blatt auf einer Pflanze zu platzieren. Mehr als fünf Daumen sowie nur ein Gegenstandsplättchen darf man nicht mit in die nächste Runde nehmen.

Sattgrün Spielsituation 4 Spieler
Sattgrün Spielsituation – 4 Spieler / Foto: Brettspielpoesie

Die Farbe muss nicht übereinstimmen, wenn man ein Tier oder ein Möbelstück in einem Raum platziert, es führt aber zur Vermehrung der Punkte, welche farblich passend angelegte Pflanzenkarten um den Raum herum bei Spielende einbringen. Zudem möchte man für viele Punkte unterschiedliche Tiere und Möbel sammeln, genau wie Räume und Pflanzen einer jeden Farbe. Dabei entsteht ein kleiner Widerspruch, da die Räume farblich passende Pflanzen belohnen. Das erinnert mich eher an Calico, wo man meist nicht alles erreichen kann und irgendwann bestimmte Wertungen aufgeben muss. Auch wenn es bei Sattgrün längst nicht so restriktiv zugeht, weil man eben in sieben, mit Wertungskarten sogar in zehn Kategorien, Punkte einheimsen kann. Die drei optionalen Wertungskarten beziehen sich immer auf Pflanzen, Zimmer und Gegenstände und geben für bestimmte Konstellationen zusätzliche Punkte.

Sattgrün Spielsituation 2 Spieler
Sattgrün Spielsituation – 2 Spieler / Foto: Brettspielpoesie

Solo lässt sich Sattgrün mit wenigen Anpassungen um einen Highscore spielen. Zusätzlich stehen verschiedene Herausforderungen bereit, denen man sich alleine oder in Partien mit mehr Personen stellen kann, um noch mehr Wiederspielreiz heraus zu kitzeln.

Meinung:

Sattgrün ist schön illustriert und zu jeder Pflanze gibt es auch einen interessanten Flavourtext zu entdecken, mit dem man sich beschäftigen kann, wenn es zwischen den eigenen Zügen mal wieder länger dauert. Interaktion hat man bei der Wahl aus der offenen Auslage, aber auch nur in Bezug darauf, was man den anderen wegschnappt oder für sie lohnender macht. Ansonsten interessieren die Auslagen der anderen eher weniger und sind vor allem im späteren Verlauf einer Partie auch nur noch schwer zu überblicken. Die wichtigste Aufgabe im Zug der anderen ist es noch auf die korrekte Verwaltung zu achten, denn häufiger wird das Legen eines grünen Daumens auf die nicht gewählte Karte vergessen. Man spielt hauptsächlich nebeneinander her.

Die Überlegungen, wie man aus den zur Verfügung stehenden Karten und Plättchen die meisten Punkte herausholen kann, sind fordernd und interessant. Meist muss man Kompromisse eingehen, einen Gegenstand oder eine Karte nehmen, die nicht ideal passt, weil man das zugehörige Gegenstück unbedingt haben möchte. Nicht immer wird man nur Karten abbekommen, welche sich in Bezug auf Farbe und Lichtverhältnisse optimal in die eigene Auslage integrieren. Da hilft nur die Optionen gut abzuwägen und grüne Daumen geschickt einzusetzen, um die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten gezielt zu beeinflussen.

Meinen persönlichen Spielgeschmack trifft Sattgrün leider nicht so richtig. Ich mag es nicht, wenn es einfach für alles Punkte gibt, da es mir dann schwer fällt mich auf bestimmte Wertungen zu fokussieren. Die zusätzlichen Wertungskarten geben eine bestimmte Richtung vor, das hilft mir. Aber sie können auch frustrieren, wenn man kaum die Gelegenheit bekommt, an bestimmte Plättchen oder Karten zu gelangen, die mit Zusatzpunkten belohnt werden. Insgesamt verliert es leider den direkten Vergleich mit Cascadia, was sich einfach schlanker und zielgerichteter anfühlt, was auf mich mehr Spielreiz ausübt.

Wertungsnote 3/6

Verlag: Kosmos
Autor(en): Molly Johnson, Shawn Stankewich, Kevin Russ, Aaron Mesburne, Robert Melvin
Erscheinungsjahr: 2023
Spieleranzahl: 1 – 5 Spieler
Dauer: 60 Minuten

Vielen Dank an Kosmos für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!


Mycelia

Mycelia Cover
Mycelia – Cover / Foto: Ravensburger

Einen familienfreundlichen Deckbuilder hat Ravensburger mit Mycelia veröffentlicht. Das Spiel besticht zudem durch sein ansprechendes, pastellfarbiges Spielmaterial, niedlich illustrierte Pilzwesen und den interessanten 3D-Aufbau.

Spielablauf:

Bei Mycelia bekommen die Spieler nicht nur dasselbe Kartendeck aus sechs Karten zum Start, sondern auch ein Tableau, mit zwanzig Wassertropfen darauf. Ziel ist es mit den Karteneffekten möglichst schnell alle Wassertropfen zu entfernen, entweder direkt oder indem man sie zum Schreinfeld, der aussieht wie ein Strudel, befördert. Von dort gelangen sie am Ende des Zuges auf den großen Baumschrein in der Mitte. Liegt dort eine bestimmte Anzahl dreht man die obere Scheibe einmal komplett im Uhrzeigersinn, sodass alle Wassertropfen durch die Öffnung herauspurzeln. Dabei kommt auch der Würfel zum Vorschein und bestimmt in Kombination mit einer Nachschubkarte, wo bei allen neue Wassertropfen auf den Tableaus auftauchen.

Mycelia Spielsituation 3 Spieler
Mycelia Spielsituation 3 Spieler / Foto: Brettspielpoesie

Blätter sind die Währung bei Mycelia, mit ihnen erhält man neue Karten oder kann Spezialeffekte wie das Verschieben eines Wassertropfens oder die Erneuerung der Kartenauslage auslösen. Neue erworbene Karten kommen immer auf den Nachziehstapel, stehen also bereits im folgenden Zug zur Verfügung. Die Auslage der zur verfügbaren Karten ist zufällig und wird erst am Ende des Zuges aufgefüllt.

Mycelia Karten
Mycelia Karten / Foto: Brettspielpoesie

Sobald es jemandem gelingt das eigene Tableau vom letzten Wassertropfen zu befreien, endet die Partie nach der aktuellen Runde. Diese Person gewinnt, wenn nicht auch noch andere im letzten Zug ihr Tableau komplett freiräumen. In diesem Fall entscheiden übrige Blätter über Sieg oder Niederlage.

Mycelia Tableau
Mycelia Tableau / Foto: Brettspielpoesie

Als bereits enthaltene Erweiterung kann man weitere Karten hinzunehmen, mit interessanteren Karteneffekten wie dem Entsorgen von Karten, einem weiteren Schreinfeld oder zusätzlichen Spezialplättchen für neue Zusatzoptionen. Auch solo kann man gegen einen einfach zu simulierenden Bot antreten, indem man versucht das Spielziel schneller zu erreichen.

Mycelia Zusatzmaterial
Mycelia Zusatzmaterial / Foto: Brettspielpoesie

Meinung:

Mycelia bietet einen idealen Einstieg in das Deckbuilding-Genre. Durch die Wassertropfen bekommt man ein konkretes Ziel und muss sich die Kartenhand nicht mit Siegpunktkarten verstopfen, wie es bei Dominion beispielsweise der Fall ist. Das hilft Einsteigern den Spielmechanismus und den Sinn dahinter zu erfassen. Interaktion entsteht durch Karteneffekte, welche auch allen anderen etwas einbringen und nicht verhindert werden können. Außerdem nutzt man das Kartenangebot und den Schrein gemeinsam.

Einige Karten mit speziellen Effekten sollte man sich dazu holen, da vor allem die Möglichkeit Wassertropfen direkt zu entfernen einen enormen zeitlichen Vorteil einbringen kann. Oft beziehen sich Karteneffekte auf bestimmte Anordnungen oder Hintergründe, daher ist hin und wieder gute Vorarbeit notwendig, um den Effekt einer Karte optimal anzuwenden. Besonders starke Karteneffekte belohnen auch die nicht aktiven Spieler, sodass man immer ein Interesse hat, die Züge der anderen zu verfolgen. Zudem sind sie in der Regel auch schnell gespielt, sodass keine langen Leerlaufzeiten aufkommen. Durch den zufällig zusammengestellten Stapel Karten kommen diese in immer anderer Reihenfolge ins Spiel, was zu unterschiedlich verlaufenden Partien führt, auch wenn das Spielziel und der grundlegende Ablauf immer gleich bleibt.

Der große Schrein mit seinem 3D-Aufbau macht optisch schon was her, ist aber auch sinnvoll ins Spiel integriert. Die neu hinzukommenden Wassertropfen können führende Spieler etwas ausbremsen und halten den Ausgang einer Partie länger offen. Das Wettrennen um den Sieg ist ein spannendes Element und kann auch geübte Deckbuilding-Spieler begeistern. Wobei solche Personen vermutlich schnell die Möglichkeit vermissen werden, das eigene Deck durch das Entfernen von Karten auszudünnen. Dies wird mit den Karten der Erweiterung ermöglicht. Auch kommen damit weitere interessante, aber auch erklärungsbedürftigere Karten, teilweise mit Soforteffekten, hinzu. Ich nehme sie nun immer direkt mit dazu, wenn nicht gerade absolut unerfahrene Personen mitspielen wollen. Gleiches gilt für die asymmetrisch angeordneten Rückseiten der Spielertableaus. Durch diese Anpassungen ergibt sich ein interessantes Spiel, das schnell gespielt, dabei aber nicht banal ist. Die kurze Spielzeit verleitet dazu auch nach Feierabend eines stressigen Arbeitstages gerne noch eine Partie Mycelia einzustreuen.

Wertungsnote 5/6

Verlag: Ravensburger
Autor(en): Daniel Greiner
Erscheinungsjahr: 2023
Spieleranzahl: 1 – 4 Spieler
Dauer: 30 – 60 Minuten

Vielen Dank an Ravensburger für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!


My Island

My Island Cover
My Island – Cover / Foto: Kosmos

Das familienfreundliche Legacy-Spiel My City von Reiner Knizia wurde 2020 zum Spiel des Jahres nominiert, musste sich beim Rennen um den Titel damals aber gegen Pictures geschlagen geben. Nun folgt mit My Island ein ähnliches Spiel in neuem Setting, mit etwas anders geformten Plättchen und weiteren, neuen Ideen.

Spielablauf:

Angekommen auf einer Insel wird diese in jeder Partie aufs Neue erschlossen. Zunächst beginnt man nur am Strand und der angrenzenden Heidefelder damit die Plättchen, welche aus zwei bis vier farbigen Sechsecken bestehen, zu platzieren. Dabei muss mindestens eine Kante zu einem gleichfarbigen Sechseck benachbart sein. Das ist im Vergleich zu My City neu, alles andere ist wohlbekannt: Ein Kartendeck gibt die Reihenfolge der Plättchen für alle vor. Wer auf ein Plättchen verzichtet muss einen Siegpunkt abgegeben und man kann jederzeit passen, um ohne Strafe auf alle folgenden Plättchen zu verzichten. In späteren Kapiteln erschließt man auch das Innere der Insel und es kommen viele neue Optionen hinzu, die Tableaus und die Plättchen verändern sich durch das Aufkleben von Stickern dauerhaft.

MyIsland Tableau
My Island Tableau / Foto: Brettspielpoesie

Während einer Partie und am Ende gibt es verschiedene Möglichkeiten zu punkten. Diese verändern sich von Kapitel zu Kapitel, es kommen Elemente und damit verbundene Wertungen hinzu, manche fallen wieder weg. Konkreter möchte ich gar nicht werden, da das Entdecken der neuen Optionen bei einem solchen Legacy-Spiel für mich einfach dazugehört und ich niemanden spoilern möchte.

My Island Umschäge
My Island Umschläge / Foto: Brettspielpoesie

Meinung:

My Island greift die Idee von My City hervorragend auf. Statt die Spielidee einfach nur zu kopieren, kommen nicht nur neu geformte Plättchen, sondern auch ganz neue Ideen ins Spiel. Thematisch könnte My Island auch Personen ansprechen, die Städtebau in vergangenen Zeiten nicht sonderlich vom Hocker haut. Wie es sich für ein Familienspiel gehört, beginnt das Spiel mit wenigen Regeln, wird jedoch von Partie zu Partie und insbesondere von Kapitel zu Kapitel anspruchsvoller. Im Endspurt würde ich es sogar als komplexer bezeichnen, als es My City war, aber durch den geführten Anstieg der Schwierigkeit, nimmt es auch weniger erfahrene Spieler gut an die Hand. Unsere Partien dauerten besonders zum Ende hin deutlich länger als 30 Minuten, aber wir haben auch ordentlich optimiert.

Die neuen Plättchen bringen so ihre Herausforderungen mit sich. Zum einen schränkt die Regel farblich passend zu platzieren, noch stärker ein. Zum anderen kam es bis zum Finale hin und wieder mal vor, dass ein falsches Plättchen verwendet wurde, weil sich viele davon auf den ersten Blick recht ähnlich sind. Es gibt eben nur wenige verschiedene Formen und sie unterscheiden sich sonst nur über die Anordnung der Symbole, die aber durch Sticker in späteren Partien auch etwas anders aussehen können, als auf der zugehörigen Karte.

Die Belohnungen für eine Niederlage empfinde ich unterschiedlich stark. Manche sind dauerhaft und helfen daher durchgängig bis zum Ende der Kampagne, während andere nur in manchen Kapiteln Auswirkungen haben. Auch die Entwicklung der eigenen Spielertableaus hat mir weniger gut gefallen. Nach den ersten Kapiteln sahen diese wieder fast so aus wie am Anfang. Erst in den letzten Kapiteln zeigte sich eine andauernde Entwicklung, ab da fingen die Partien auch an herausfordernd zu sein. Während man zu Beginn eher klare Entscheidungen fällen kann, welches nun die lukrativste Platzierung eines Plättchens ist, ist dies später verzwickter und es gibt mehr Optionen gegeneinander abzuwägen.

Allerdings hat es zu zweit das selbe Problem wie My City zuvor: Wer zwischendrin den Anschluss verliert, rennt nur noch hinterher. Es hemmt den Spielspaß, wenn man schon einige Partien vor Ende der Kampagne zu weit abgeschlagen ist, um überhaupt noch um den Gesamtsieg mitzuspielen. Auch wenn es zum Ende hin gut durchdachte Mechanismen gibt, allen noch eine Chance einzuräumen und man sich auch ohne Gesamtsieg nicht als Verlierer fühlen muss. Vielleicht hätte sich das bei einer Dreier- oder Vierer-Partie besser ausgeglichen und meine Wertung würde besser ausfallen, aber zu zweit kann ich leider nur vier Punkte vergeben.

Besonders erwähnenswert finde ich den zusätzlichen Stickerbogen, den man am Ende der Kampagne erhält. Die Sticker darauf ermöglichen einen kompletten, weiteren Durchlauf, wenn die Kampagne nur zu zweit gespielt wurde. Das würde mir helfen, denn wie auch schon bei My City benötige ich eine gewisse Zeit mich auf neue Regeldetails einzulassen und sie für meine eigenen Zwecke punktebringend anzuwenden. Dieser Option bin ich nicht abgeneigt, was ja auch für sich spricht.

Wertungsnote 4/6

Verlag: Kosmos
Autor(en): Reiner Knizia
Erscheinungsjahr: 2023
Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler
Dauer: 30 – 60 Minuten

Vielen Dank an Kosmos für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!


Ähnliche Artikel:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert