Queen Games Pressetag 2023

Von Friedberg aus ging es für uns heute vor eine Woche schon früh morgens weiter in Richtung Westen nach Bonn, wo Queen Games erneut zu einem Pressetag eingeladen hat, der sich über zwei Tage erstreckt. In der gleichen Location wie bei den letzten Pressetagen begrüßte uns Geschäftsführer Rajive Gupta gemeinsam mit Pressesprecher Ulrich Fonrobert und dem gesamten Queen Games Team. Auch die Autoren Stefan Feld und Marcel Süßelbeck waren vor Ort und berichteten von der freundschaftlichen Zusammenarbeit mit Queen Games, die von Loyalität und Zufriedenheit geprägt sei, sodass man immer willkommen fühlt.

Die Zusammenarbeit mit Stefan Feld scheint noch viele Jahre anzudauern, denn die nächsten 14 Städtenamen möglicher Spiele der Stefan Feld City Collection sind nun auch schon bekannt :-O

QG Pressetag Stefan Feld
QG Pressetag Stefan Feld / Foto: Brettspielpoesie

Zum Einstieg gab es einen kleinen Ausflug in die Preisgestaltung von Queen Games, die derzeit immer wieder in der Kritik steht. Zu den weithin bekannten Problemen der letzten Jahre durch Pandemie und Krieg in Europa, wie Inflation oder höhere Ressourcen- und Energiekosten, kommt der Umstand, dass Queen Games viel Wert darauf legt nachhaltig zu produzieren. Das bedeutet in Deutschland oder dem angrenzenden, europäischen Ausland zu produzieren. Aber auch der Qualität wird bei Queen Games eine große Aufmerksamkeit geschenkt und das schlägt sich auf die Kosten nieder.

QG Pressetag Rajive Gupta
QG Pressetag Rajive Gupta / Foto: Brettspielpoesie

Danach gab es Gelegenheit sich durch die anstehenden Neuheiten zu spielen.

Vienna

(Stefan Feld, 2-4 Spieler, 60 – 90 Minuten)

Nicht zu verwechseln mit dem 2015 bei Schmidt Spiele heraus gebrachten Vienna, handelt es sich bei Nummer 5 der Feld City Collection um eine Neuauflage von La Isla. Bei der einstigen Nummer 10 der alea-Spiele in mittelgroßer Schachtel waren die Spieler als Forscher unterwegs im Urwald, um Tierarten zu studieren. Vienna versetzt die Spieler nun ins Wien der 50er Jahre, wo sie als Agenten Geheiminformationen sammeln.

Vienna Spielsituation
Vienna Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Der Motor des Spiels sind weiterhin die Karten, die drei unterschiedliche Ausprägungen haben. Zu Beginn einer Runde wählt jeder drei Karten, die man bestimmten Spielphasen zuordnet und entsprechend nur die zugehörige Fähigkeit auslöst. So bekommen die Spieler Bestechungsmittel, spezielle Fähigkeiten, dürfen Agenten auf dem Spielplan ein- oder versetzen und beeinflussen die Siegpunkte für Geheiminformationen und zugleich auch den Spielfortschritt.

Vienna Spielertableau
Vienna Spielertableau / Foto: Brettspielpoesie

Durch geschickte Platzierung von Agenten in jedes Gebäude um einen Geheiminformationsmarker herum, kann man sich diesen sichern. Leider sind die Orte nun wild auf dem Spielplan verteilt, da empfand ich den kreisförmig angeordneten Spielplan bei La Isla übersichtlicher. Dafür sind die Karten größer und auch die Spielertableaus, diese lassen sich nun sogar ausbauen. Zu diesem Zweck gibt es jetzt auch eine Währung und man muss seine Agenten zu zwei Zeitpunkten im Spiel bezahlen, sonst ziehen sie sich sofort vom Spielplan zurück. Weiterhin gibt es in der neuen Vollversion des Spiels auch Aufträge, welche man für zusätzliches Geld bzw. Siegpunkte erfüllen kann. Also bekommt man nicht nur ein La Isla mit neuem Thema/Optik, sondern ein altbekanntes Spielprinzip um kleine Anpassungen erweitert.

Graffiti

(Marcel Süßelbeck und Marco Roskowski, 2 -4 Spieler, 35 Minuten)

Bunt geht es zu bei Graffiti wenn die Spieler ihre Arbeiter einsetzen, um den Leake Street Tunnel in London mit Graffitis versehen. Diesen Fun Fact verdanke ich dem Instagram-User sciurus13, vielen Dank dafür, das merke ich mich für meinen nächsten Trip nach London. Bis dahin bleibt es dabei am Spieltisch den Tunnel aufzusuchen und als Graffitisprüher die Wände zu verschönern. Der zunächst graue Tunnel verwandelt sich während einer Partie in ein buntes Meisterwerk.

Graffiti Spielsituation
Graffiti Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Dafür gibt es verschiedene Einsetzfelder, um an Erlaubnisse, Spraydosen verschiedener Farben oder einen Bonus zu gelangen. Jedes Feld hat Platz für eine und zwei Spielfiguren. Wer eine Aktion später ausführen möchte, muss also mehr Personal einsetzen. Ein Bild besteht aus zwei bis vier Teilen. Das Sprühen eines Abschnitts wird direkt belohnt und bei Spielende gibt es Punkte für vollendete Bilder in Abhängigkeit ihrer Einzelteile für diejenigen, die sich daran beteiligt haben. Insgesamt ein leicht zu überschauendes und leicht zu erlernendes Spiel, auch gut geeignet für wenig erfahrenere Spieler, was auf dem Tisch einfach toll ausschaut.

Future Energy

(Emanuele Ornella, 2-4 Spieler, 60 Minuten)

Bei meinem ersten Queen Games Pressetag lernte ich Pioneers kennen und durfte es auch gegen den Autoren Emanuele Ornella spielen. Dieses Jahr konnte er den weiten Weg leider nicht wie eigentlich geplant auf sich nehmen. Aber seine überarbeitete Version des Spiels, dem es 2018 gelang auf der Empfehlungsliste zum Spiel des Jahres zu landen, war in ausreichender Anzahl vorhanden.

Future Energy Spielsituation
Future Energy Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Statt mit Pionieren das Land zu besiedeln und sie als ausgebildete Arbeiter entsprechend auf die Orte zu verteilen, erneuern wir bei Future Energy die Kraftwerke des Landes. Zu Beginn ist das Land übersäht von dreckiger Stromerzeugung, deren Gebäude die Spieler während einer Partie mit erneuerbaren Energien ersetzen und Stromleitungen zwischen ihnen errichten. Wie auch schon bei Pioneers bekommt ein weiterer Spieler die Möglichkeit die aktive Person dafür zu bezahlen ebenfalls ein Kraftwerk errichten zu dürfen und damit die eigenen Baukontrakte (ehemals Kutschen) leer zu bekommen.

Future Energy Deluxe-Material
Future Energy Deluxe-Material / Foto: Brettspielpoesie

Statt nur einer Wertung für die längste Verbindung von Orten, ist das Land nun in verschiedene Regionen unterteilt, die man verbinden möchte. Zudem gibt es pro Region eine Mehrheitenwertung. Das längste Stromnetz kann als Modul hinzugenommen werden, genau wie öffentliche Aufträge, welche die genutzten Aktionsplättchen mit Zusatzeffekten belohnen. Im Kickstarter gab es als exklusives Upgrade große, unterschiedlich geformte Kraftwerke. Diese haben jedoch den Nachteil, dass sie die Übersicht erschweren. Das sollte mit den hohen Standardscheiben kein so großes Problem darstellen. Das Spielprinzip überzeugt mich auch heute noch und die thematische Anpassung passt zum aktuellen Zeitgeist.

Finish Line

(Dan Glimne, 2-4 Spieler, 30 Minuten)

Nach Dragon Quest im vergangenen Jahr, hat Queen Games auch 2023 wieder ein Würfelspiel mit vielen bunten Custom Dice von Autor Dan Glimne im Programm. Statt einen Dungeon zu erkunden und Schätze zu ergattern, wetten wir hier auf Pferde und nutzen Würfel um die Reihenfolge der Tiere zu unseren Gunsten zu beeinflussen. Das machen aber auch alle anderen, die möglicherweise auf andere Pferde gesetzt haben.

Finish Line Spielsituation
Finish Line Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Die Pferde, die weit hinten starten haben natürlich bessere Quoten, als die auf den vorderen Startpositionen. Jedoch erschien es mir keineswegs schwierig die Pferde mit den besten Wettquoten an die Spitze zu befördern. Besonders dann, wenn auch andere auf eben diese gesetzt haben und sich an dem Vorhaben beteiligen. Da helfen auch die in der Schlussphase einer Runde hinzukommenden Würfel nur wenig, deren Funktionen die Rennstrecke ordentlich durchwirbeln können. Leider kam bei diesem “Dice Action Game”, wie es auf dem Cover angepriesen wird, bei uns nur wenig Action auf.

Alhambra – The Red Palace

(Dirk Henn, 2-6 Spieler, 45 – 60 Minuten)

20 Jahre nach der Veröffentlichung von Alhambra, bekommt der einstige Spiel des Jahres-Gewinner mit The Red Palace einen eigenständigen Ableger, der das aktbekannte Spielprinzip nimmt und einige Variablen anpasst und ein wenig hinzufügt. So sind die Plättchen und Gebäude nicht mehr fest verbunden, sondern werden zufällig zusammengestellt. Ebenso wie die Wertungsreihenfolge der einzelnen Gebäude. Neu ist die Möglichkeit zu sehen welche drei Plättchen als nächstes in den Markt kommen. Ebenfalls neu sind die Wächter, welche einige Stadtmauerabschnitte mit sich bringen. Sie ermöglichen starke Sonderfähigkeiten, die man zusätzlich im eigenen Zug ausführen darf. Bei Spielende bringen ungenutzte Wächter Siegpunkte ein. Die Höhe richtet sich danach wie viele Wächter während der Partie verwendet wurden. Dies neuen Elemente fügen sich gut ein und bringen so frischen Wind in das Alhambra-Spielprinzip.

Alhambra - The Red Palace Neu
Alhambra – The Red Palace / Foto: Brettspielpoesie

Cuzco

(Stefan Feld, 2-4 Spieler, 75 – 120 Minuten)

Cuzco teilt das Schicksal mit Vienna, mit einem älteren Spiel gleichen Namens eines anderen Verlags verwechselt werden zu können. Spielerisch baut es auf der Nummer 15 der alea-Reihe in großformatiger Schachtel, Bora Bora, auf. Leider habe ich Bora Bora noch nicht gespielt, habe aber von mehreren Seiten gehört die Veränderungen zwischen den Spielen wären weitreichender als bei Vienna und La Isla. Thematisch bewegt man sich nicht mehr auf einer Südseewelt, sondern durch das Inka-Reich Tawantinsuyu und dessen Hauptstadt Cuzco.

Cuzco Spielsituation
Cuzco Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Der grundsätzliche Spielablauf bleibt erhalten. In sechs Durchgängen wird gewürfelt, mit den Würfeln Aktionen ausgelöst, danach Personenplättchen aktiviert und eine Verwaltungsphase abgehandelt. Alles mit dem Ziel die meisten Siegpunkte zu erreichen. Die Aktionsfelder können mehrfach genutzt werden, wer später kommt, darf jedoch nur niedrigere Würfel einsetzen. Höhere Augenzahlen verbessern den Ertrag, sind aber auch schwieriger überhaupt sinnvoll einzusetzen. In der Schlusswertung wird es zusätzlich zu den im Spielverlauf gesammelten Punkten belohnt, wenn man bestimmte Kategorien bestmöglich erfüllen konnte. Wie man es sich vielleicht schon denken kann, ist es aber alles andere als einfach sich so aufzustellen, dass man immer alles perfekt erreichen kann.

Cuzco Spielertableau
Cuzco Spielertableau / Foto: Brettspielpoesie

Wirklich zu schade, dass ich Bora Bora so lange habe links liegen lassen, denn die Spielidee ist auch heute noch top. Cuzco kommt direkt mit einem Modul, welches bei einem Pasch ein Bonusplättchen vergibt, um die Augenzahl anpassen zu können. Das Spielmaterial benötigt eine Menge Platz durch die gemeinsamen Spielpläne und die nicht gerade kleinen Spielertableaus, es wirkt auf den ersten Blick aber von der verwendeten Symbolik etwas leichter zu überblicken, als Bora Bora. Ich hab jetzt jedenfalls richtig Lust, Cuzco tiefer zu ergründen.

Marrakesh – Camels & Nomads

(STEFAN FELD und Ulrich Fonrobert, Solo-Modus von Dávid TurCzi, 2-4 SPIELER, 90 – 120 MINUTEN)

Marrakesh ist für mich eines der Highlights des vergangenen Jahrgangs und erhält bald mit Camels & Nomads eine Erweiterung, die sich aus sechs Modulen und einem Solo-Modus zusammensetzt. “More of the same” gibt es von Oasen, Luxuswaren und Versorgungsplättchen. Dazu ein Kamelrennen-Modul, bei dem man Keshis einsetzt um sein Kamel voranzutreiben, die dann ggf. an anderer Stelle fehlen. Einfach ignorieren sollte man dieses Modul jedoch nicht, denn das hinterste Kamel bringt dem Besitzer einen Malus ein. Zusätzlich gibt es mit den Nomaden noch eine neu Art von Joker-Keshis und Spezial-Gebäude variieren den Start in eine Partie.

Marrakesh Erweiterung Spielmaterial
Marrakesh Erweiterung Spielmaterial / Foto: Brettspielpoesie

Fazit

Wie schon bei den vergangenen Queen Games Presseevents wurde man auch dieses Jahr wieder hervorragend versorgt. Sei es kulinarisch, wofür sich der Geschäftsführer selbst an den Herd gestellt hat oder auch bei der Einführung in die Spiele, wofür man immer einen kompetenten Erklärbären fand. Auch wenn es mich etwas Schlaf gekostet hat, bin ich früh alle anstehenden Neuheiten (mit Ausnahme der Marrakesh Erweiterung) selbst gespielt zu haben. Ich bin ja kein Freund davon Spiele nur einige Runden anzuspielen, daher gefällt es mir, dass diese Veranstaltung so geplant wird, das jeder die Chance bekommt alles zu Ende zu spielen. Trotz der straffen Planung gab es genug Möglichkeiten mit den anwesenden Personen ins Gespräch (sei es das Personal von Queen Games, die anwesenden Autoren oder auch andere Medienschaffende) zu kommen.

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