Unter Schafen 07/23

Dieses Jahr hatte ich erstmals in meinen Arbeitsleben vier Wochen Urlaub am Stück. Da könnte man denken, ich hätte ganz viel zu erzählen von gespielten Partien, doch leider ist das nicht ganz so einfach. Die erste Woche verbrachte ich beim Mallorca Gathering von Cliquenabend. Dort habe ich zwar sehr viel gespielt, über das meiste darf ich aber noch gar nicht schreiben. Als ich nach dieser Woche wieder zu Hause war, war ich ganz schön platt und musste ein wenig Schlaf nachholen. Ich habe es nicht einmal geschafft den Abschlussbericht zu verfassen, was ich heute gerne nachholen möchte. Dann ging es zur Berlin Brettspiel Con, dem Lorcana Pre-Release Event und der Spiel des Jahres-Verleihung nach Berlin. Darüber habe ich bereits berichtet. Im Anschluss daran haben wir die Aeon’s End Legacy Kampagne durch gebinged und das eine oder andere neu eingetroffene Spiel ausgepöppelt und auf den Tisch gebracht. Aber auch für eine Partie Arche Nova nahmen wir uns einfach mal die Zeit und gingen auch mal vor die Haustür, um etwas an der frischen Luft zu unternehmen.

Mäh! - News und Aktuelles

Cliquenabend Gathering Mallorca 2023

Es war wirklich eine großartige Woche auf Mallorca. Insgesamt habe ich dort fast fünfzig Spiele kennen gelernt, einige wenige davon konnte ich sogar mehrfach und mit angepassten Regeln spielen. Die meisten dieser Spiele waren Prototypen, in verschiedenen Stadien. Über viele davon darf ich noch gar nicht viel verraten, sie werden in den kommenden Jahren vielleicht veröffentlicht und dann kann ich immerhin sagen: “Das hat mir damals auf Malle schon gefallen.” ;-) Aber einige wenige sind schon spruchreif:

Llamas & Alpacas

Von meiner Zimmernachbarin, der lieben Rita Modl, habe ich verschiedene Prototypen spielen dürfen, über zwei davon darf ich schon etwas mehr verraten. Bei Trefl wird diesen Herbst Llamas & Alpacas erscheinen, ein flottes Set Collection Spiel, bei dem man versucht in einen 3×3-Raster Reihen bzw. Spalten gleichartiger Karten zu platzieren, die sich in Tierart, Hintergrundfarbe und Wert unterscheiden. Umso mehr Übereinstimmungen, desto mehr Punkt gibt es und wer zuerst einen bestimmten Siegpunktwert erreicht hat, gewinnt.

Luminous

Voraussichtlich zur Spielwarenmesse 2024 wird dann Luminous von ihr heraus kommen, ein Plättchenlegespiel, bei dem jede Person ein eigenes Korallenriff erschafft. Die Korallen unterschieden sich in vier Farben, man kann sie auf auf mehreren Ebenen erweitern. Bei der Wertung, deren Zeitpunkt man selbst wählt, zählt pro Ebene nur der geringste Wert. Man möchte also hoch und auf jeder Ebene möglichst nur hohe Werte sehen. Zudem zeigen die Plättchen Meerestiere, die für bestimmte Konstellationen bei Spielende Punkte einbringen. Bei der Auswahl der Plättchen interagiert man mit einer offenen Auslage und verändert so dort auch das Angebot für nachfolgende Spieler. Ich freue mich darauf schon bald das fertige Spiel zu entdecken und zu sehen, was vielleicht noch angepasst wurde.

Ein neuer feld

Stefan Feld war nicht persönlich anwesend, aber dennoch fanden auch einige seiner Prototypen den Weg nach Mallorca. Bei Deep Print Games erscheint voraussichtlich in 2024 ein Zivilisationsspiel, das mit viel Material daher kommt. Es gibt einen großen Spielplan, wo man neue Landschaften entdecken und Ressourcen abbauen kann, die man dann erst in sein eigenes Lager transportieren muss, um sie ausgeben zu können. Dieses Lager ist nur ein Teil des persönlichen Spielertableaus, dazu kommt ein ebenso großes Aktionstableau. Aktionen löst man mit zwei Würfel aus, die Kombination der Augenzahlen bestimmt die Aktion.

So ergeben sich viele mögliche Aktionen, die sich jeweils auch noch verbessern lassen. Hinzu kommen Karten mit sofortigen oder dauerhaften Effekten und Leisten, auf denen man aufsteigen kann, um Boni auszulösen. Mancher Ertrag wird von einem Würfelwurf bestimmt, wie beispielsweise beim Jagen. Das bringt zwar einen Glücksfaktor hinein, den finde ich aber thematisch passend und er macht es nicht komplett durchkalkulierbar. Natürlich muss man seine Personen, die das Land erkunden, auch ernähren können. Wie ihr vielleicht schon merkt, steckt da jede Menge drin und alles wirkt sehr verzahnt. Ich kann nur sagen, dass mir die Partie richtig viel Spaß gemacht hat und mich auf viele weitere Partien freue, wenn das Spiel hoffentlich im Herbst kommenden Jahres veröffentlicht wird.

Rajas of the Ganges – Kartenspiel

Nach dem Würfeladaption zu Rajas of the Ganges arbeiten die Autoren Inka und Markus Brand nun an einer Kartenspiel-Variante. Auch wenn dieser Prototyp wohl noch ganz am Anfang steht, sah er schon recht weit aus, was sicherlich daran lag, dass man die Grafiken des Grundspiels verwenden konnte. Auch spielerisch erkennt man den Vorgänger überall wieder. Es gibt Gebäude, Gewürz-Märkte, Schiffe und Palastaktionen. Die Würfel befinden sich auf den Rückseiten der Karten, sie liegen jedoch mit der Vorderseite in einer offenen Auslage. Dort kann man die Karten erfüllen, wenn man die vorgegebenen Würfelkarten abgibt oder eine Karte als Würfel auf die Hand nehmen. Jeder hat seine eigene Punkteleiste in Form von Karten vor sich ausliegen. Für vier Ruhmespunkte darf man eine Karte von links umdrehen, für acht Münzen eine von rechts und erhält dafür einen zufälligen Bonus. Das Spiel endet sobald eine Person alle Karten der Punkteleiste umgedreht hat. Die Partie fand ich etwas lang und zäh am Ende. Wenn es gelingt, die Spielzeit etwas einzukürzen, könnte dieses Kartenspiel vielleicht genau den Sweet Spot treffen, wenn man nicht genug Zeit für eine Partie Rajas of the Ganges hat, aber ein ähnliches Spielgefühl möchte.

Arkwright 2nd Edition

Lange schon bin ich interessiert daran Arkwright kennenzulernen, habe ebenso aber auch Respekt vor Spielzeit und Komplexität. Autor Stefan Risthaus arbeitet im Moment an einer überarbeiteten Neuauflage und so benötigte er auch Einsteiger, um eine Variante für Neulinge zu testen. Da ich Arkwright – Das Kartenspiel bereits kenne, war es gar nicht komplett neu für mich, auch wenn das Brettspiel natürlich noch viel mehr bietet. Die Änderungen sind größtenteils optischer Natur, machen das Spiel etwas zugänglicher. Der gesamte Spielplan und die Spielertableaus sind neu angeordnet. Dadurch sind Angebot und Nachfrage der vier Produkte nun anschaulicher nachzuvollziehen. Einsteiger spielen nur drei Jahrzehnte und bekommen empfohlene Startaufstellungen. Die vielen Pöppel sollen durch Meeple ersetzt werden, die einen besseren Stand haben, wodurch nicht gleich alles durch die Gegend purzelt, sollte man mal einen davon versehentlich umstoßen. Ich bin mir sicher, dass sich ein Verlag finden wird, der diese Neuauflage in sein Programm aufnimmt und freue mich darauf, mit dieser Version in Arkwright einzusteigen.

Maluma

Bei Korea Boardgames wird es mit Maluma eine Neuauflage von Cuatro bzw. Castro, erschienen bei Noris, geben. Dabei handelt es sich um eine Mischung aus Kniffel und 4 Gewinnt. Auf einem Spielbrett sind Vorgaben abgebildet, z.B. eine Straße oder ein Full House. Bis zu fünf Mal darf man nachwürfeln und wenn man eine Vorgabe erzielt, einen Spielstein darauf setzen. Dort versucht man vier Spielsteine aneinander zu reihen. Doch lassen sich Spielsteine auch stapeln und dann zählt nur der obere. Dafür muss man die Vorgabe jedoch mit weniger Würfen erreichen, für jeden bereits platzierten Stein hat man einen Wurf weniger, man hat es dann also schwerer. Man kann auch gewinnen, wenn es einem drei Mal gelingt einen “Kniffel”, also alle fünf Würfel mit derselben Augenzahl zu würfeln. Bei der Neuauflage soll die Rückseite andere Vorgaben bekommen. Für Kniffel-Liebhaber könnte dies eine gelungene Abwechslung sein.

Ritual

Ein Spiel an dem wirklich jeder vor Ort Spaß hatte war Ritual vom Autor Tomás Tarragón, welches 2022 in einer Kleinstauflage auf der SPIEL erhältlich war. Gemeinschaftlich versucht man dabei verschieden farbige Kristalle so untereinander zu verschieben, dass man persönliche und gemeinsame Aufgaben erfüllt. Natürlich ohne zu sprechen. Kommuniziert wird durch die eigenen Aktionen, man darf Kristalle verschenken, von seinem linken Sitznachbarn nehmen auf ein Tauschfeld legen oder zurück nehmen und bei anderen Spielern vom Tauschfeld mit dem Vorrat tauschen.

Wie so oft gehöre ich bei dieser Art von Spiel eher zu denen, die komplett auf dem Schlauch stehen und nicht wissen, was die anderen von einem wollen :D Aber man groovt sich als Gruppe ein und dann ist es schon irgendwie cool, wenn es gelingt die Aufgaben gemeinsam zu erahnen und dann auch entsprechen zu erfüllen. Es wird vielleicht noch dieses Jahr bei Strohmann Games auf Deutsch erscheinen.

Fazit

Auch wenn ich derzeit nur über einen ganz kleinen Teil der gespielten Spiele näher berichten darf, bin ich wirklich froh darüber, die Chance genutzt zu haben, einen solchen Einblick in die Entwicklung von Brettspielen zu erhalten. Ich werde dadurch sicherlich kein Liebhaber davon Prototypen zu spielen, aber für die eine Woche war es völlig okay und sehr interessant, vor allem die Gespräche im Anschluss an die Partien. Da man eben eine Woche mit über zwanzig Personen verbringt, die in Bezug auf Brettspiele genauso “bekloppt” sind, wie man selbst :D Wer noch mehr Eindrücke aus dieser Woche mitbekommen möchte, sollte beim Cliquenabend Podcast reinhören, bei dem ich zu Gast war.

Herde - Neuzugänge

Tribes of the Wind

(Joachim thôme – Huch! )

Eines der angesagten Highlights der SPIEL’22 war Tribes of the Wind vom französischen Verlag La Bôite de Jeu. Schnell wurde bekannt gegeben, dass später eine deutsche Version erscheinen wird und diese ist nun verfügbar.

In einer postapokalyptischen Welt, versuchen die letzten Überlebenden in den Baumkronen unversehrter Wälder zu überleben. Sie nennen sich Windreiter, da sie den Kontakt mit der Erdoberfläche zu gut wir möglich vermeiden, da eine neue Form der Umweltverschmutzung alle Lebensformen auf ihrem Weg zerstört. Aus Holz gibt es daher Marker für Baumhäuser und Tempel, um diese auf dem eigenen Spielertableau zu bauen sowie Windreiter, um mit ihnen zwischen diesen Wäldern hin und her zu fliegen.

Als Plättchen gibt es Umweltverschmutzung und Wasser. Erstere entsteht, wenn neue Dörfer ohne Wälder nebendran entstehen und mit Wasser kann man Karteneffekte bezahlen oder sogar Umweltverschmutzung beseitigen.

Zentrales Element sind die Elementkarten, die einem der vier Elemente zugeordnet sind und dieses auf ihrer Rückseite zeigen. Die beiliegenden Kartenhalter helfen sie so aufzustellen, dass man die Rückseiten der Karten der anderen sieht, denn die Karten der beiden Sitznachbarn sind für die Erfüllung eigener Anforderungen ebenso interessant wie die eigenen.

Die Spielertableaus sind leicht asymmetrisch, mit unterschiedlichen Vorgaben an die Positionierung bestimmter Elemente und zu erhaltender Boni. Das Spielmaterial und die Optik gefällt, ich bin gespannt auf die ersten Partien. Auch wenn ich finde, dass die farbenfrohe Optik auf den ersten Blick nicht ganz zu dem eigentlich eher düsterem Thema passt.

Pyramido

(Ikhwan kwon – Synapses Games, HeidelBÄR Games)

Auf der Spielwarenmesse diesen Jahres hat mich Pyramido am Stand von HeidelBÄR Games neugierig gemacht. Den Autoren des Spiels kennt man bereits von Wald der Wunder, einem zugänglichen Puzzle-Spiel mit Alice im Wunderland-Thematik. Pyramido lässt uns Pyramiden bauen und zwar aus Domino-Plättchen, die wie bei Kingdomino zwei quadratische Felder nebeneinander zeigen. Ein solches Feld gehört je nach Farbe zu einer der sechs Juwelen, zusätzlich können Juwelensymbole zu sehen sein.

Sobald man die erste Farbe legt, muss man den zugehörigen Holzmarker für die Wertung auf dem Plättchen platzieren. Dafür bekommt jeder ein Set aus diesen Holzmarkern sowie drei dünne Kärtchen, mit denen man Felder umfärben kann. Denn am Ende einer jeden Runde zählen nur Juwelenensymbole auf zusammenhängenden Flächen, auf denen irgendwo der entsprechende Holzmarker liegt. Ich freue mich darauf dieses zugängliche Spiel weiter zu entdecken.

Grasen - Frische Spieleindrücke

Mycelia

(Daniel Greiner – Ravensburger)

Dominion ist eines der Spiele welches mich in die Welt der Brettspiele zurück führte und daher haben Deck Building-Spiele bis heute bei mir einen Stein im Brett. Das neue Ravensburger-Spiel Mycelia spricht mich dazu auch optisch total an. Die pastelligen Farben gefallen sicherlich nicht jedem, doch mir bereitet diese Optik Freude. Dazu sind die Pilze auf den Karten sehr niedlich gestaltet.

Mycelia richtet sich ganz eindeutig an Einsteiger in das Deck Building-Genre. Statt sich das Deck mit Siegpunktkarten “vollzumüllen” besteht die Aufgabe darin, die Tautropfen vom eigenen Tableau zu entfernen. Entweder direkt oder indem man sie auf in bestimmtes Feld verschiebt. Doch mit dem Entfernen von Tautropfen kommen auch hin und wieder zufällig neue Tautropfen hinzu. Dazu dient der 3D-Spielplan, bei dem man mit Hilfe einer Drehscheibe Tautropfen abräumt und zugleich den Würfel, der in Kombination mit einer Tafel angibt, ob ein oder zwei Tautropfen hinzukommen und an welcher Stelle. Dies kann auch den Führenden ausbremsen und somit für neue Spannung sorgen.

Wem das noch nicht genug ist, der kann die unterschiedlich angeordneten Rückseiten der Tableaus verwenden und weitere Karten hinzunehmen, die auch das Entsorgen von Karten aus dem eigenen Deck ermöglichen. Dadurch ist es auch für erfahrene Spieler nicht belanglos.

Das Gegenmittel

(MARA HAUCKE, Marco Haucke – Lionhunt)

Da wir im Sommerurlaub bei dem noch schönen sonnigen Wetter nicht immer nur in der Bude hocken wollten, erkundigten wir uns, was es in unserer Heimatstadt Braunschweig denn für interessante Freizeitaktivitäten an der frischen Luft gibt. Und da fiel mir ein, dass ich bei den Brettspiel Pandas auf Instagram mal etwas von Lionhunt hörte. Kurzerhand habe ich freie Termine gecheckt und einen davon gebucht.

Bei Lionhunt kann man derzeit zwei verschiedene Touren durch Braunschweig buchen. Bei beiden erhält man einen Rucksack mit vielen Vorhängeschlössern und einige Aufgaben, die einen von Ort zu Ort führen, um die Codes für die Schlösser zu ermitteln. Ein mehrstufiges Hilfe-System, wie bei den Exit-Spielen von Kosmos verhindert, dass man stecken bleibt und nicht weiter kommt. Hin und wieder benötigt man eine Smartphone, um beispielsweise einen GPS-Code zu finden.

Wir waren fast zwei Stunden unterwegs und haben das eine oder andere Gebäude in unserer Heimatstadt mal aus einem etwas anderen Winkel betrachtet. Das war wirklich schön. Die Rätsel sind klug umgesetzt und die Umgebung gekonnt eingebaut. Zudem hat man interessantes Material verwendet. Das Heft mit den Aufgaben ist komplett wieder beschreibbar und man kann sich mit einem Folienstift Notizen machen.

Vielleicht hat man als Ortansässiger einen kleinen Vorteil, weil man die Umgebung schon kennt, dennoch war es auch für uns ein reizvolles Erlebnis. Wer nicht von hier kommt, kann damit die Stadt auf eine besondere Art und Weise kennen lernen. Von mir gibt es daher eine ganz klare Empfehlung und weitere Touren werden wir sicher auch noch angehen.

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