
Live Escape Games erfreuen sich immer größerer Beleibtheit und Anbieter davon sprießen überall aus dem Boden. Auch bei uns in und um Braunschweig lassen sich immer mehr nieder. Diesen Trend hat man nun in der Brettspielwelt erkannt, denn dort haben im vergangenen Jahr ebenfalls mehrere Verlage ihre Versionen vorgestellt. Die drei bisher auf deutsch erschienenen Produkte unterschieden sich sehr in ihrer Herangehensweise. Besprochen wurde bereits Escape the Room, das viel Material zum Anfassen bietet und Escape Room bei dem der Chrono Decoder für die richtige Stimmung und den Countdown sorgt. Heute soll es um die Exit – Das Spiel Reihe vom Kosmos Verlag gehen. Das erfolgreiche Autoren-Paar Inka und Markus Brand hat gleich drei Szenarien entwickelt, die jeweils einzeln zu erwerben sind. Da man über den Spielablauf als solches gar nicht so viel verraten darf, bezieht sich diese Rezension auf alle drei, die in ihren Ansätzen ähnlich gestaltet sind.
Spielmaterial:
Die ersten drei Teile bestehen alle jeweils aus einer Decodier-Scheibe, einem Heft, mehreren seltsamen Teilen und über 80 Karten. Die Karten sind Rätsel- und Lösungs- bzw. Hilfe-Karten. Eine Stoppuhr ist nicht enthalten, sollte aber zusammen mit Stiften und einer Schere bereit gelegt werden. Empfohlen werden Bleistifte mit Radiergummi, damit man bei falscher Vorgehensweise Änderungen vornehmen kann, aber wir stellten fest, dass bei manchen Rätseln ein Permanentmarker mit höherer Deckkraft empfehlenswerter ist.
Spielmechanismus:
Sobald die Uhr gestartet wurde, können sich die Spieler alle aktuell verfügbaren Materialien ansehen. Man hat aber kaum haptisches Material, hauptsächlich bestehen die Spiele dieser Reihe aus Karten und dem Heft. Die Informationen darin und auf den Rätselkarten helfen den Spielern, die richtigen 10 Codes zu finden. Zu den 10 Rätsel-Symbolen muss man auf der Decodier-Scheibe die drei richtigen Symbole/Zahlen/Farben einstellen. Die dadurch angezeigte Zahl führt zu einer Karte. Entweder ist diese komplett falsch oder man muss nun den korrekten Ort angeben, zu dem dieser Code gehört, um eine weitere Karte ansehen zu dürfen. Diese offenbart entweder wieder einen falschen Weg oder weitere Rätsel-Karten für kommende Rätsel.

Kommt man an einer Stelle absolut nicht weiter, kann man zu den Hilfe-Karten greifen. Diese geben zu jedem Code mehrere Hinweise. Die erste Karte enthält einen ersten Tipp und gibt an, welches Material benötigt wird. Auf der nächsten findet man eine konkretere Hilfestellung zur Lösungsfindung und die letzte Hilfe-Karte beschreibt die Lösung.
Spielende:
Das Spiel endet, sobald der letzte korrekte Code eingegeben wurde und die nun aufzudeckende Karte das Entkommen verkündet. Dann ist es an der Zeit sich gegenseitig auf die Schulter zu klopfen, für das erfolgreiche Entkommen. Man kann noch die Urkunde auf der letzten Seite der Anleitung ausfüllen und Sterne errechnen, die man zur Belohnung dafür bekommt. Diese hängen von der Spieldauer und der Anzahl genutzter Hinweis-Karten ab. Die, deren Inhalt man bereits selbst heraus gefunden hat, gelten für die Wertung als nicht benutzt.
Spieleranzahl:
Hier gilt wieder das gleiche, wie auch für reale Exit-Räume: Alleine kann man es schaffen, dann fehlt aber die Zusammenarbeit, die ich dabei sehr mag. Umso mehr Spieler, desto mehr mögliche Herangehensweisen, aber desto weniger bekommt der Einzelne mit. Als optimale Gruppengröße empfinde ich 3 Spieler, dann sind alle gleichermaßen eingebunden. Aber auch zu zweit oder viert würde ich andere Exit-Spiele angehen, mit anderer Spielerzahl lieber nicht.
Glücksfaktor?
Glück bringt einem bei diesen Spielen nicht weiter, es kommt auf die Gabe an, Rätsel zu lösen und sich so von Rätsel zu Rätsel durch zuschlagen.
Fazit:
Bei den Spielen dieser Reihe wird das Spielmaterial wirklich verbraucht, es ist im Anschluss nicht mehr spielbar, kann also auch nicht an andere Spieler weitergegeben werden. Das finde ich aber bei dem relativ geringen Preis um die 12€ in Ordnung. Dafür bekommt man meist mehr als eine Stunde Rätselspaß in der Gruppe. Es ist keinerlei Vorwissen notwendig, man muss nichts über das alte Ägypten oder chemische Formeln wissen, alle Rätsel können mit Hilfe des mitgelieferten Materials gelöst werden. Die 10 Rätsel pro Spiel sind meist sehr unterschiedlich und erschienen uns teilweise unterschiedlich schwer. Aber das hängt sicher nur davon ab, in welche Richtungen man denkt. Ein Rätsel was uns leicht erschien, kann in einer anderen Gruppe ganz anders ankommen und umgekehrt. Insgesamt empfanden wir den Schwierigkeitsgrad in allen drei Szenarien als fordernd aber nicht überfordernd. Ein bisschen Unsicherheit bestand allerdings immer, wenn wir dachten Spielmaterial verändern zu müssen, weil wir nicht fälschlicherweise etwas zerstören wollten, wenn es gar nicht passieren sollte.
Die Exit-Reihe nimmt die Spieler nicht an die Hand und führt sie von Rätsel zu Rätsel. Da man zu einer Lösung aber auch das Symbol und den Ort dieses Symbols kennen muss, weiß man ganz gut, was als nächstes zu lösen ist, kann sich aber durchaus schon mal verheddern, wenn ein entscheidendes Detail zur Lösung noch fehlt. Was mir etwas gefehlt hat, ist der Zeitdruck, den man in realen Exit-Räumen auch hat. Zwar läuft eine Uhr mit, aber es ist eben kein Countdown und damit geht etwas Atmosphäre verloren. Das Gefühl eines echten Exit-Rooms kann zwar nicht erreicht werden, aber dennoch sind es tolle Rätsel-Spiele, die Spaß machen und an die man sich noch länger erinnern wird. Ich bin jetzt schon ganz gespannt auf die nächsten drei, bereits angekündigten, Fälle.

Mit Der Grabkammer des Pharao haben wir die Reihe begonnen. Wir waren zu dritt und haben über 90 Minuten benötigt. Die Spieleranzahl fand ich ideal, zu dritt kann jeder das Material gut einsehen und niemand muss sich langweilen. Die Hilfe-Karten wurden erst sehr spät genutzt, weil wir es gerne ohne schaffen wollten. Auf eine Lösung wären wir aber ohne Hilfe niemals gekommen, dieses Rätsel hat uns auch am wenigsten gefallen. Insgesamt hatten wir dennoch jede Menge Spaß dabei.

Als nächstes betraten wir zu zweit Das geheime Labor. Nach 62 Minuten konnten wir es hinter uns lassen, haben wieder genau zwei Hilfe-Karten verwendet. Es stellt sich eine kleine Lernkurve ein, was die Herangehensweise bei den Rätseln angeht. Unsere Befürchtung, dass in allen drei Spielen exakt die gleichen Mechaniken verwendet werden, wurde zum Glück nicht zur Realität. Die Rätsel und deren Aufmachung haben uns mehr angesprochen, als die der Grabkammer.

Die verlassene Hütte blieb für uns lange verschlossen, denn wir mussten auf den Nachdruck warten. Doch nun haben wir sie gefunden und sind auch erfolgreich entkommen. Wir waren zu viert und kamen anfänglich hervorragend durch. Doch dann standen wir mächtig auf dem Schlauch, kamen bei einem Rätsel einfach nicht weiter und mussten zu einer Hilfe-Karte greifen. Trotz einer super Zeit mit knapp unter 50 Minuten hat es daher nur für 8 Sterne gereicht. Die Rätsel haben uns ähnlich gut gefallen, wie die im Geheimen Labor.
Verlag: Kosmos Verlag
Autor(en): Inka und Markus Brand
Erscheinungsjahr: 2016
Spieleranzahl: 1 – 6 Spieler
Dauer: 45 – 90 Minuten
Vielen Dank an Kosmos für die Bereitstellung der Rezensionsexemplare!
11 Antworten auf „Exit – Das Spiel“
[…] letztes Jahr auf der Spiel in Essen groß herausgekommen. Ich habe euch bisher die Ansätze von Kosmos, Noris und HCM Kinzel versucht näher zu bringen. Nun geht es um den vierten Verlag, der sich des […]
[…] das war es jetzt auch schon wieder. So ging es uns zumindest nach den ersten drei Teilen der Serie Exit – Das Spiel. Das Autorenpaar Inka und Markus Brand konnte nicht nur uns damit überzeugen, sondern auch die […]
[…] wie bei Unlock! besteht dieses Spiel nur aus Karten, aber ohne App-Unterstützung. Also wie bei Exit, aber ohne seltsame Teile und sogar ohne separate Anleitung. Wie uns dieses Spiel gefallen hat, […]
[…] vielen Karten und einigen besonderen Teilen. Details könnt ihr in folgenden Rezensionen nachlesen: Exit – Das Spiel Exit – Das Spiel (2.Serie / Mai […]
[…] Bisher kamen die Exit-Spiele immer in Paketen mit drei Spielen an der Zahl, die zum selben Zeitpunkt veröffentlicht wurden. Zwischenzeitlich wurden in 2017 sogar vier Spiele angekündigt, doch tauchte die unheimliche Villa plötzlich nirgends mehr auf. Bis zu diesem Jahr. Doch ist das nicht die einzige Überraschung bei den Exit-Vorstellungen auf der Spielwarenmesse gewesen, auch steht neben Inka und Markus Brand noch ein weiterer Autor auf der Schachtel. Aus dem Redakteur Ralph Querfurth ist ein Co-Autor geworden, das beschreibt sein Engagement für dieses Projekt wohl besser, denn er hat von Anfang an gemeinsam mit den Brands an den Rätseln getüftelt und eigene Ideen eingebracht. Da die Exit-Produkte nun einzeln veröffentlicht werden, bekommen sie hier auch ihre eigene Rezension, um euch schnellstmöglich von unseren Eindrücken berichten zu können. Für grundsätzliche Informationen zur Exit-Serie empfehle ich zunächst diese Rezension. […]
[…] Beeple Award erhalten. Doch gibt es durchaus Kritikpunkte: Davon abgesehen, dass es (wie auch schon Exit, das Kennerspiel des Jahres von 2017) nur wenig Spiel im Sinne von einzelnen Spielzügen und […]
[…] Challenges von Craze Toys vor. Wenn man sich die Schachteln ansieht, drängt sich ein Vergleich zur Exit – Das Spiel-Reihe von Kosmos einfach auf. Das Schachtelformat ist dasselbe, die Ausstattung sehr ähnlich. Es […]
[…] stört mich bei dieser Art der Rätsel aber, dass es keine exakte Anweisung zum Schneiden gibt. Bei Exit erkenne ich an gestrichelten Linien direkt und ohne Zweifel, hier kommt die Schere zum Einsatz. […]
[…] gehen beliebte Serien des Verlags weiter. Das neue Exit-Spiel für Fortgeschrittene, Das Verschwinden des Sherlock Holmes, soll mit persönlichen […]
[…] der Echoes-Reihe, unterschiedliche Uno-Versionen und das aktuelle Spiel des Jahres Cascadia. Auch Exit-Spiele sind zu Nikolaus bei euch beliebt, genauso wie reine 2-Personen-Spiele, z.B. Baumkronen oder […]
[…] hat sich das erfolgreiche Autoren-Duo Inka und Markus Brand daran gewagt, Sherlock in einem ihrer Exit-Spiele auftreten zu lassen. Oder eigentlich auch nicht, denn genau genommen ist Sherlock verschwunden und […]