Deckscape – Der Test

Deckscape Der Test Cover
Cover / Foto: Abacusspiele

Diese Rezension schreibe ich mit einem merkwürdigen Gefühl. Letzte Woche hat der Verlag Abacusspiele erst die Kartons der ersten Anlieferung bei Facebook gepostet, Freitag fand ich das Spiel in meinem Briefkasten und heute, zwei Tage später, verfasse ich bereits diese Zeilen. Und das mit einem reinen Gewissen, denn ich selber kann dieses Spiel nur einmal spielen, danach kenne ich die Lösung. Es geht heute wieder mal um ein Escape Room Spiel. Der mittlerweile fünfte Verlag, der seine eigene Umsetzung gefunden hat. Ähnlich wie bei Unlock! besteht dieses Spiel nur aus Karten, aber ohne App-Unterstützung. Also wie bei Exit, aber ohne seltsame Teile und sogar ohne separate Anleitung. Wie uns dieses Spiel gefallen hat, auch im Vergleich zu den bisher bekannten Escape Room Spielen, erfahrt ihr in dieser Rezension. Natürlich komplett spoilerfrei!  

Spielmaterial:

60 extra große Karten, steht auf der Rückseite der Verpackung. Diese haben die Größe von zwei gewöhnlichen Spielkarten und sind von 1 bis 60 durchnummeriert. Zusätzlich sollte Papier, Stift und ein Timer bereit gelegt werden.

Spielmechanismus:

Ihr seid zu einem Test in das Labor des Docs geladen, doch plötzlich verschwindet dieser und die Türen sind versperrt. Eure Aufgabe ist es nun zu entkommen. Dafür legt ihr den großen Kartenstapel in die Mitte und lest nach und nach die Anweisungen auf den Karten und führt diese aus. Die Karten 2 bis 10 erklären zunächst das Spielprinzip, die Karten 11 – 60 zeigen dann die eigentlichen Rätsel und bringen die Geschichte voran. Dafür werden sie in vier Stapel geteilt, durch eine farbliche Markierung leicht auseinander zu halten.

Deckscape Kartenauslage
Kartenauslage / Foto: Brettspielpoesie

In den vier verschieden farbigen Stapeln darf immer nur die oberste Karte angesehen werden, weiter geht es erst, wenn die Lösung bekannt ist. Meint man, diese zu kennen, wird die Karte umgedreht und die Lösung überprüft. Im Positivfall folgt man den Anweisungen der Karte, meist darf die folgende Karte angesehen werden. Dort findet man entweder einen Gegenstand, den man dauerhaft behalten darf oder das nächste Rätsel. War die Lösung nicht korrekt, markiert man sich Kreuze wie angegeben und legt die Karte zurück. Von welchem Stapel die Spieler ein Rätsel lösen, bleibt ihnen überlassen, allerdings gibt es für manche Rätsel Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen, um auf die richtige Lösung zu kommen.

Wer komplett auf dem Schlauch steht, kann sich Hinweise geben lassen. Auf den beiden Hinweiskarten gibt es kurze Hilfestellungen für die einzelnen Rätsel. Die sind nicht nach Nummern sortiert und rückwärts geschrieben, um zu vermeiden, dass man andere Lösungen ungewollt ebenfalls liest. Durch die Hinweise wird das Spiel vereinfacht, eine Bestrafung für das Nutzen eines Hinweises gibt es nicht.

Wer einen Einstieg in das Spiel bekommen möchte, bevor er sich das Spiel zulegt, kann bei Abacusspiele eine kurze Demo herunterladen. Einfach ausdrucken, Karten zuschneiden und loslegen.

Spielende:

Das Spiel endet, wenn alle Rätsel gelöst wurden. Zuvor muss eine letzte Entscheidung getroffen werden. Dann erhält man eine Wertungskarte und kann anhand der verstrichenen Zeit und der gemachten Kreuze seine Bewertung ablesen. Für jedes verbliebene X werden fünf Minuten hinzugezählt. Für die Bestnote darf man insgesamt nicht mehr als 60 Minuten benötigt haben.

Spieleranzahl:

Das Spiel soll für eine bis sechs Personen geeignet sein. Wie bei den anderen Umsetzungen, finde ich sechs Personen zu viel, 2 bis 4 erscheinen optimal. Die Karten sind zwar doppelt so groß wie gewöhnliche Spielkarten, aber mit sechs Leuten würde der Einzelne sicherlich zu viel verpassen. Solo ist es sicher auch schaffbar, aber ich mag das kooperative Erarbeiten der Lösungen.

Glücksfaktor?

Genau wie bei den anderen Escape Room-Spielen, benötigt man statt Glück eine gute Kombinationsgabe und ein wenig logisches Denkvermögen.

Fazit:

Deckscape hat wieder eine etwas andere Herangehensweise als die vorherigen Escape Room-Spiele. Der Einstieg war ein wenig holprig, weil man nicht genau wusste, ob die Zeit schon laufen muss oder man noch bei der Einführung ist. Dabei muss man sich nur geduldig jede Karte sorgfältig durchlesen und wird komplett an das Spiel heran geführt, sodass keine Fragen offen bleiben. Der Aufbau ist dann ruck, zuck erledigt, einfach nach den ersten 10 Karten die restlichen Karten in vier Stapeln bereit legen und mit Start des Timers die Vorhang-Karten entfernen. Dann offenbaren sich die ersten Rätselkarten. Die Lösungen befinden sich auf der Rückseite der Karten. Wenn man die Karte in die Hand nehmen möchte, um Details zu erkennen, muss man schon den ganzen Stapel nehmen. Beim Umdrehen sollte man sich schon ziemlich sicher sein, da eine falsche Lösung mit einer Zeitstrafe geahndet wird. Wenn man einen Gegenstand noch nicht besitzt, der für die Lösung erforderlich ist, dann gibt es sogar ein zweites X. Bei Spielende entscheidet dann wiederum die letzte Entscheidung, wie viele X wirklich in Form einer Zeitstrafe gewertet werden. Das finde ich spannend und fair, also wirklich ein guter Ansatz.

Die Spieler werden sehr gut von Rätsel zu Rätsel geführt, wir hatten nie das Problem nicht zu wissen, wo wir weiter kommen. Die 26 Rätsel folgen einer Geschichte und passen größtenteils zu dem Thema. Ich habe mich teilweise wirklich an Einstellungstests erinnert gefühlt. Aber so richtig stark ist die Geschichte nicht, es wird nicht wirklich klar was genau um uns herum passiert und warum wir nun dieses oder jenes tun. Manche Rätsel erschienen uns sehr einfach zu lösen, einer hat sich die Karte durchgelesen und kam direkt auf die Lösung. Wir können aber auch bereits einige Erfahrungen mit Escape Room-Rätseln vorweisen. Dennoch hatten wir an dem ein oder anderen Rätsel ein wenig zu knabbern und haben auch die Stunde Zeit fast komplett gebraucht. Bei so vielen Rätseln, sollte auch das ein oder andere positive Erlebnis dabei sein, um die Spieler bei der Stange zu halten. Auf die Hinweise haben wir nicht zurück gegriffen, doch im Anschluss einen Blick darauf geworfen. Ich denke, dass die Hinweise der entscheidende Wink mit dem Zaunpfahl sein müssten, um die Spieler in die richtige Richtung zu schubsen und sie selbst auf die Lösung kommen. Auch dass finde ich besser, als direkt die korrekte Lösung vorzubeten. Und wenn man wirklich mal nicht weiter kommt, kann man die Rätselkarte ja einfach umdrehen, wird dann zwar mit einem oder zwei X bestraft, bleibt aber nicht komplett stecken.

Im Laufe des Spiels werden viele Gegenstände gesammelt, die alle mehrfach benötigt werden können. Wir haben diese nach einmaliger Verwendung einfach auf einem Stapel gesammelt und später den Stapel durchsucht, wenn wir mal nicht weiterkamen. Immer alle Gegenstände ausliegen zu haben, benötigt zum Spielende hin jedenfalls viel Platz. Auch wenn es sich für einen Spieler oder eine Spielgruppe um ein einmaliges Erlebnis handelt, kann es durch Sortieren der Karten leicht zurücksetzt und an weitere Spieler weiter gegeben werden, da kein Material zerstört wird.

Eine Bewertung im Vergleich zu den anderen bisher erschienen Escape Room-Spielen fällt mir nicht leicht. Dafür sind die Ansätze einfach zu unterschiedlich, jeder hat seinen eigenen Reiz. Wir hatten eine Stunde Spaß, die Rätsel könnten vielleicht etwas anspruchsvoller werden, aber für den Einstieg fand ich es gelungen, schließlich bleibt so ein positives Gefühl nach der ersten Partie Deckscape. Ich würde mir wünschen, dass Abacusspiele auch den zweiten Teil The fate of London lokalisiert und uns darin vielleicht etwas kniffeligere Rätsel erwarten. Und hoffentlich auch eine etwas fesselndere Geschichte, ansonsten war es ein wirklich tolles Erlebnis.

Wertungsnote 5/6

Verlag: dVGiochi / Abacusspiele
Autor(en): Martino Chiacchiera, Silvano Sorrentino
Erscheinungsjahr: 2017
Spieleranzahl: 1 – 6 Spieler
Dauer: 60 Minuten

Vielen Dank an Abacusspiele für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!

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