Kartenfluch(t)

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Logo / Foto: Brettspielpoesie

Heute erwartet euch eine Brettgeschichte der etwas anderen Art. Ihr habt hier schon häufiger lesen können, dass mir zu Escape Room-Spielen keine sinnvollen Einleitungen mehr einfallen. Und eigentlich sind auch die Rezensionen zu weiteren Teilen keine wirklichen Rezensionen, da sie nur noch aus sich wiederholender Einleitung, einem kurzem Materialüberblick und dem Fazit bestehen.  Nun habe ich zwei Escape Room-Adaptionen gespielt, die sich sehr ähneln, sodass mir die Idee kam, sie in eben dieser Brettgeschichte zu erwähnen. Bei Unlock! von den Space Cowboys und Deckscape von Abacusspiele, sind Karten das zentrale Element der Umsetzung.

Deckscape – Raub in Venedig

Deckscsape führt uns dieses Mal in ein Casino nach Venedig. Wir sind Diebe im Ruhestand und werden erpresst einen letzten großen Coup zu begehen, sonst würde man uns auffliegen lassen und wir könnten unseren Lebensabend im Knast verbringen. Neben den 60 großformatigen Karten ist ein Plan dabei, der interessant in das Spielgeschehen eingebaut wird. Ansonsten bleibt alles beim alten, Karten nacheinander aufdecken und Rätsel lösen. Später im Spiel stehen wieder verschiedene Kartenstapel zur Verfügung, dessen oberste Karten zeitgleich gelöst werden können.

Ebenfalls neu sind die sechs Charaktere, die den Spielern zugeordnet werden. Aber keine Sorge, spielen weniger als sechs Spieler mit, werden die übrigen aufgeteilt. Bei einem Rätsel war es fast ein wenig schade, dass zwei Charaktere einem Spieler zugeordnet waren, was die Lösung des Rätsels vereinfachte. Daher meine Empfehlung, Mastermind und Firewall unbedingt von unterschiedlichen Spielern spielen zu lassen. Es ist erlaubt, über die Charaktereigenschaften zu sprechen, aber die Charakter-Karten dürfen den anderen Spielern nicht gezeigt werden. Demnach wäre das Spiel zu sechst vermutlich empfehlenswert, die anderen Karten sind aber weniger für so viele Spieler geeignet. So manches Rätsel hat bei uns ein Spieler nach dem ersten Lesen der Karte direkt gelöst, bei anderen haben wir uns abgewechselt, da der Blick zu zweit auf die Karten schon problematisch ist. Mit sechs Spielern würde ich es wohl nicht spielen wollen.

Verlag: dvGiochi / Vertrieb: Abacusspiele
Autor(en): Martino Chiacchiera & Silvano Sorrentino
Erscheinungsjahr: 2018
Spieleranzahl: 1 – 6 Spieler
Dauer: 60 Minuten

Vielen Dank an Abacusspiele für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!

Kartenfluch(t) Spielkarten
Spielkarten – links: Unlock! Secret Adventures, rechts: Deckscape / Foto: Brettspielpoesie

Unlock! Secret Adventures

Wieder sind drei sehr unterschiedliche Szenarien enthalten, jedes von einem anderen Autoren sowie einem anderen Illustrator und mit aufsteigendem Schwierigkeitsgrad. Die zugehörige App kann kostenfrei für die Betriebssysteme Android und iOS herunter geladen werden. Sie sollte auf dem aktuellen Stand sein. Zum ersten Mal ist bei Unlock weiteres Material auf einem Stanzbogen enthalten.

Unlock! beginnt mit einem bekannten Gegenspieler: Dr. Noside kennen wir bereits aus dem ersten Unlock!-Teil. Und wieder ist dieses Szenario an frühere Point-and-Click-Adventure angelehnt. Die Rätsel sind gelungen und die Szenerie weiß, wie schon im ersten Unlock!, zu überzeugen. Ich fühlte mich direkt in die Zeit zurück versetzt, in der ich sie alle auf dem PC gezockt habe: Maniac Mansion, The Day of the Tentacle und Monkey Island. Kleiner Wermutstropfen: Für einen Code benötigten wir die Hinweise, da wären wir ohne vermutlich nie drauf gekommen. Ansonsten war hier alles top, es hat wirklich Spaß gemacht und die Illustrationen laden einfach dazu ein in Erinnerungen zu schwelgen.

Der Tombstone Express ist ein Zug, der in 60 Minuten den nächsten Bahnhof erreicht. Doch zuvor müssen wir einen Kriminalfall lösen und den Täter überführen. Hier kommt zum ersten Mal Zusatzmaterial zum Einsatz und es ist so manche Überraschung enthalten, zu der ich leider nicht mehr verraten kann. Wir waren jedenfalls geteilter Meinung, während ich es genial finde, war Micha von einer Überraschung weniger angetan. Es ist wohl einfach Geschmackssache. Der fahrende Zug und der dadurch entstehende Zeitdruck wird auf jeden Fall optimal vermittelt. Und auch wenn dieses Szenario sehr an Exit – Der Tote im Orient Express erinnert, spielt es sich wirklich anders und kann daneben bestehen. Was hier besonders fehlt ist eine Komplettlösung, falls man sich für den falschen Täter entschieden hat. Wer die Auflösung unbedingt wissen möchte, muss in der App erneut alle Codes eingeben uns verschiedene Täter ausprobieren. Das hätte man eleganter lösen können.

Das letzte Szenario entführt die Spieler in die fantastische Welt von Oz. Doch keine Sorge, auch ohne Kenntnis dieser Geschichte, kann das Abenteuer bewältigt werden. Es ist das schwierigste Abenteuer dieser Schachtel, 90 Minuten hat man für die teilweise wirklich knackigen Rätsel zur Verfügung. Hier wird das wenige Zusatzmaterial auf verschiedenste Weise eingebunden, was ich sehr gelungen empfand. Es bleibt den Spielern überlassen, ob sie nur mit dem Hauptcharakter Dorothy zurück nach Hause finden oder ob sie zuvor noch drei weitere Rätsel zu ihren Begleitern lösen. So kann man den Schwierigkeitsgrad etwas steuern, für uns stand es natürlich außer Frage alle Rätsel zu lösen. Es hätte das perfekte Unlock-Abenteuer werden können, die Rätsel sind teils fordernd, dabei dieses Mal alle logisch nachvollziehbar. Doch leider gab es kleine Übersetzungsmängel und technische Schwierigkeiten, die den Spielspaß ein wenig getrübt haben.

Insgesamt lässt sich sagen, dass das gesamte Spielerlebnis zum letzten Teil noch einmal optimiert werden konnte. Die harten Strafen sind geblieben, aber mir der Zeit entwickelt man ein besseres Gefühl, was man darf und was eher nicht. Es behindert manches Mal allerdings etwas die Lösungsfindung, weil man sich fragt ob man dieses oder jenes wirklich probieren sollte. Die lästige Zahlensucherei wurde reduziert und die App wirklich sinnvoll ins Spielgeschehen eingebunden.

Verlag: Space Cowboys / Vertrieb: Asmodee
Autor(en): Lewis Cheshire, Arch Stanton, Thomas Cauët
Erscheinungsjahr: 2018
Spieleranzahl: 1 – 6 Spieler
Dauer: 60 Minuten

Vielen Dank an Asmodee für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!

 

Beide Spiele sind der dritte Teil der Escape Room-Adaption des jeweiligen Verlags, beide Verlage haben das Konzept gelungen optimiert und bekannte Mängel behoben. Bei beiden Spielkonzepten ist dieser Versuch das bisher beste Spielerlebnis der Reihe. Vielleicht liegt es an der nächsten Gemeinsamkeit, denn beide Spiele haben zum ersten Mal nicht nur Spielkarten, sondern auch Zusatzmaterial enthalten. Und besonders dieses macht die Spiele so besonders. Quasi der Kartenfluch, denn diese alleine reichen scheinbar nicht für ein besonders gelungenes Escape Room-Feeling. Treu bleiben sich beide Spiele bei dem Konzept, dass kein Material zerstört wird und die Karten ohne Aufwand weiter gegeben werden können.

Die Space Cowboys haben auf Facebook bereits verraten, dass an Unlock – Exotic Adventures gearbeitet wird und ich freue mich total darauf. Bei der bisherigen Evolution dieser Reihe, muss das großartig werden. Zu Deckscape sind mir leider noch keine Infos bekannt, ich hoffe aber auch hier, dass die Autoren noch weitere Ideen haben und umsetzen werden. Der Schwierigkeitsgrad dürfte für meinen Geschmack noch etwas steigen, aber jeder Teil war bisher ein interessanter Zeitvertreib, sodass ich hier auch bedenkenlos zugreifen werde.

Bei der Bewertung schneiden beide gleich ab, sie sind gelungen, aber es ist noch Luft nach oben:

Wertungsnote 5/6

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