Disney Lorcana

In meinem Bericht zur Berlin Con 2023 habe ich einige Stunden ausgelassen. Am Samstagabend war ich nämlich einige Zeit abseits der Berlin Con bei einem Pre-Launch Event von Ravensburger. Die gut einhundert anwesenden Personen bekamen dabei die Gelegenheit das neue Trading Card Spiel Disney Lorcana erstmalig auf deutschem Boden zu spielen. Über einen Teil des Events hätte ich euch bereits berichten dürfen, für den zweiten Teil musste ich jedoch ein NDA unterzeichnen. Das Embargo endete heute Nachmittag, weswegen ich euch nun völlig frei von dem Event berichten kann.

Die Idee

Disney Lorcana ist ein sogenanntes Trading Card Game, also ein Spiel mit zufälligen Karten in Boostern. Jedes Booster Pack enthält zwölf zufällige Karten, bestehend aus sechs gewöhnlichen, drei ungewöhnlichen, zwei seltenen, epischen oder legendären Karten und einer Foil-Karte. Insgesamt wird das erste Set 204 Karten enthalten, da muss man sicherlich einige Booster öffnen, bevor man alle diese Karten zusammen hat. Zukünftig sollen vier solcher Sets pro Jahr erscheinen. Ende August diesen Jahres kommen die ersten Produkte in den spezialisierten Spielwarenverkauf, ab September sollen die Produkte dann überall verfügbar sein.

Disney Lorcana Entwicklung Logo
Disney Lorcana Entwicklung Logo / Foto: Brettspielpoesie

Alle Karten zeigen Charaktere und Elemente aus ganz unterschiedlichen Disney-Filmen. Gezeichnet werden die Karten von vielen verschiedenen Illustratoren, die ihre eigene Handschrift einbringen und den Charakteren neues Leben einhauchen können.

Disney Lorcana Demokarten
Disney Lorcana Demokarten / Foto: Brettspielpoesie

Eine dieser Illustratoren, Peter Brockhammer, war sogar selbst bei dem Event zugegen und erzählte ein wenig davon, wie für ihn ein kleiner Traum wahr geworden ist, Disney-Charaktere für dieses Spiel zeichnen zu dürfen. In seiner Vorbereitung schaut er sich die Filme erneut an, um tief in den Charakter einzutauchen und ihn getreu der Vorlage zeichnen zu können. Er hat für alle Anwesenden sogar Poster seiner Aladin-Karte “Straßenjunge” unterzeichnet und ausgegeben.

Disney Lorcana Plakat
Disney Lorcana Plakat / Foto: Brettspielpoeise

Auch die Autoren des Spiels Ryan Miller und Steve Warner sowie Designer Steve Hartley waren per Video-Call dabei und haben über die Entstehung des Spiels und das Design des Illuminary Icons, der Tintenfarben Amethyst, Bernstein, Rubin, Saphir, Smaragdgrün und Stahl sowie den Aufbau der Karten gesprochen.

Disney Lorcana Entwicklung Tintenfarben
Disney Lorcana Entwicklung Tintenfarben / Foto: Brettspielpoesie

Das Spielprinzip

Eines vorweg: Ich habe keinerlei Erfahrungen mit anderen Trading Card Spielen, habe nie Magic-The Gathering oder Pokémon oder so gespielt und kann daher auch keine Vergleiche anstellen.

Disney Lorcana ist ein Spiel für idealerweise zwei Personen. Jede Karte gehört zu einer von sechs Tintenfarben. Man stellt sich ein eigenes Deck zusammen aus mindestens sechzig Karten von bis zu zwei dieser Farben. Oder man beginnt mit einem der drei speziellen Starterdecks, von denen ich bereits zwei mit nach Hause nehmen und gegen meinen Partner spielen konnte.

Die Währung in diesem Spiel ist Tinte. Man darf in jeder Runde eine seiner Hand-Karten mit Tintenvorrat-Symbol in Tinte verwandeln, indem man diese verdeckt in den eigenen Tintenvorrat spielt. Diese Karten lassen sich erschöpfen, um andere Karten auszuspielen oder Aktivierungskosten bestimmter Fähigkeiten auf bereits ausgespielten Karten zu bezahlen. Zwar zieht man zu Beginn jeder Runde eine Karte nach, aber man möchte auch am liebsten alle Karten ausspielen, um deren Effekte zu nutzen. Karten im Tintenvorrat verbleiben bis zum Spielende dort als Tinte.

Disney Lorcana Spielauslage
Disney Lorcana Spielsituation / Foto: Brettsielpoesie

Bei ausgespielten Charakteren muss die Tinte erst bis zum nächsten Zug trocknen, bevor der Charakter sich aktivieren lässt. Sobald man Karten verwendet, werden diese erschöpft. Zum einen können Charaktere erkunden, um die auf ihnen angegebenen Legendenpunkte zu sammeln. Wer zuerst zwanzig Legenden sammelt, gewinnt.

Um andere Spieler davon abzuhalten, ist es stattdessen auch möglich einen erschöpften Charakter herauszufordern. Zunächst fügen sich beide gegenseitig Schaden in Höhe ihrer Stärke zu. Entspricht der Schaden mindestens der Willensstärke, wird der Charakter verbannt und abgelegt. Ansonsten verbleiben Schadensmarker auf diesem Charakter und dieser ist bei späteren Herausforderungen schneller verbannt.

Gegenstände und Aktionen können direkt verwendet werden. Eine weitere Kartenart, Lieder, kann man wie üblich komplett bezahlen, um sie zu verwenden oder man lässt einen Charakter mit mindestens denselben Tintenkosten dieses Lied singen, indem man den Charakter erschöpft. Eine Beschränkung wie viele Aktionen sich pro Zug ausführen lassen, ist durch das Erschöpfen von Karten und Tinte gegeben. Zu Beginn eines Zuges werden alle eigenen Karten wieder bereit gemacht.

Das Zusatzmaterial

Was mich etwas enttäuscht zurück gelassen hat, ist das in den Starter-Decks enthaltene Spielmaterial neben den Karten. Jeder bekommt ein gefaltetes Blatt, welches einen dabei unterstützt den eigenen Spielbereich mit Nachzieh- und Ablagestapel sowie Tintenvorrat und Karten im Spiel aufzubauen. Durch die Faltung ist dieser aber eher labbrig und optisch wenig anschaulich. Darauf hält man mit einem dünnen Pappmarker die Legendenpunkte fest. Auch die Schadensmarker sind klein und aus dünner Pappe. Das wirkt eher billig. Sowohl das Geschenk-Set, als auch die nur auf Englisch erhältliche Illumineer’s Trove, enthalten zusätzliche Marker, die hoffentlich besser wirken.

Disney Lorcana Spielsituation Demo
Disney Lorcana Spielsituation Demo / Foto: Brettspielpoesie

Um die gesammelten Legenden anzuzeigen lässt sich auch die App verwenden, die seit heute verfügbar ist. Neben dem bereits erwähnten Legendenzähler zeigt sie alle 204 im ersten Set erhältlichen Karten und bietet die Möglichkeit zu markieren, welche man wie häufig besitzt und welche man noch sucht. Auch die Spielregeln lassen sich in der App nachlesen und zukünftig soll es dort auch ein FAQ geben.

Disney Lorcana App Screenshots
Disney Lorcana App Screenshots / Foto: Brettspielpoesie

Die labbrigen Zettel lassen sich durch Spielmatten mit Illustrationen bestimmter Charaktere ersetzen, die allerdings keine abgegrenzten Spielbereiche zeigen. Es gibt auch Deckboxen, Kartenhüllen und Sammelalben, die einen speziellen Charakter in den Vordergrund stellen.

Mein Eindruck

Auf dem Event während der Berlin Con war ich zunächst wenig begeistert. Was vielleicht einfach daran lag, dass ich gegen einen erfahrenen Magic-Spieler antrat, der seine Spielerfahrung direkt einfließen lassen konnte. Zudem hatten wir vorsortierte Demo-Decks, die einem alle Möglichkeiten der Karten aufzeigen sollten. Zum anschließenden Turnier gegen die vielen Trading Card-Experten bin ich dann nicht mehr geblieben. Die ersten Partien zu Hause mit den zufällig gemischten Starter-Decks, die wir mitnehmen durften, haben mir schon besser gefallen. Und ich denke nun auch schon daran, welche Karten sich gut kombinieren lassen sollten, also Lust hätte ich ja schon mir ein eigenes Deck zusammen zu stellen.

Allerdings finde ich es schade, dass sich nicht alle Karten eines Films in ein Deck integrieren kann. Als großer Rapunzel-Fan hätte ich große Lust ein spezielles Rapunzel-Deck zu kreieren, doch gibt es Karten mit Elementen aus dem Disney-Film Rapunzel-Neu verföhnt in allen Tintenfarben. Bei den Starter-Decks kann es sogar passieren, dass eine Person Rapunzel ausspielt und die andere Person Rapunzels Bratpfanne gegen sie verwendet. Oder beide Personen eine Version von Scar ausspielen und sich diese gegenseitig herausfordern. Das wirkt thematisch irgendwie nicht richtig. Genau wie die Möglichkeit einen Charakter mehrfach auszuspielen, denn jede Karte darf bis zu vier Mal im eigenen Deck vorkommen und lässt sich auch parallel ausspielen.

Disney Lorcana Rapunzel
Disney Lorcana Rapunzel / Foto: Brettspielpoesie

Auf der anderen Seite entstehen beim Spielen durchaus schöne Geschichten. Wenn erst Scar und Mufasa und später noch Simba, der rechtmäßigen Thronfolger, verbannt werden, der dann als Simba, zurückgekehrter König ins Spiel gelangt ist das schon irgendwie toll. Viele der Karteneffekte fühlen sich wahnsinnig thematisch an. Zum Beispiel entfernt die Aktionskarte “Heilendes Leuchten”, die Rapunzels Haar zeigt, bis zu zwei Schaden von einem Charakter und Rapunzels Haar hat nun mal heilende Kräfte. Und wenn Lieder wie Mutter weiß mehr oder Sei hier Gast! von einem Charakter “gesungen” werden, kann ich mich selbst nur schwer davon abhalten mit einzustimmen.

Disney Lorcana Löwenrudel
Disney Lorcana Löwenrudel / Foto: Brettspielpoesie

Also ich bin bisher begeistert von den Karten und ihren Effekten, bin mir aber noch nicht sicher wie tief ich in das Spiel selbst einsteigen möchte. Vom ersten Set habe ich alles vorbestellt, was als spielbares Material erscheint. Grundsätzlich habe ich gerne alles komplett, aber das geben meine Finanzen sicherlich nicht über einen längeren Zeitraum her. Außerdem möchte man dann sicherlich jede besondere Karte haben, um sein Deck möglichst effektiv zu stärken. Doch in diesen Strudel möchte ich eigentlich nicht gar nicht erst gelangen und stattdessen einfach mal hin und wieder eine Partie spielen.

Was denkt ihr über Disney Lorcana? Seit ihr gespannt darauf oder lässt es euch komplett kalt?

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7 Antworten auf „Disney Lorcana“

Die ersten gestreamten Partien erwecken den Eindruck, als hätte die Person mit den meisten billigen Karten einen Vorteil, weil damit uneinholbare Legendenpunkte generiert werden können.
Wer zurückliegt muss Karten zur Schwächung einsetzen, kann selbst aber dann auch keine/weniger Legendpunkte generieren (und bleibt damit hinten). Aktuell bin ich eher abgeschreckt.
Frage: Hast Du das auch so beobachtet? Gibt es Karten, die das Blatt noch wenden können? Sieht aus, als wäre hier Deckbau (im Vorfeld) zwingend als Element nötig!?

Hallo Uwe,
tatsächlich habe ich es bisher genau so beobachtet. Ich spiele mit Smaragd/Rubin gegen Saphir/Stahl. Saphir/Stahl ist darauf ausgelegt den Tintenvorrat schnell zu erweitern und somit zügig teure Karten auszuspielen, die viele Legenden sammeln können. Mit Smaragd/Rubin dagegen zu halten, deren Karten auf längere Partien ausgelegt sind und darauf Mitspielende auszubremsen, gelingt mit bislang nicht. Ich kann meinem Gegenüber zwar Legenden stehlen, aber nicht in der Geschwindigkeit in der er Legenden sammelt. Unsere Charaktere werden auch meist durch eine einzige Herausforderung direkt verbannt, wir benötigen die Schadensmarker kaum.
Diese Eindrücke beziehen sich aber bisher nur auf die Starter-Decks, ich habe mich noch nicht näher mit den anderen Karten und ihren Effekten beschäftigt, hoffentlich gibt es dort Kombinationen die da besser gegen halten können.
Verspielte Grüße, Sonja

Sehr schön geschrieben. Ich höre raus, dass Disney absolut dein Ding ist und du das Spiel mögen willst (und es ja auch tust). Was mich ein wenig wundert, dass du alle Charaktere (so habe ich es verstanden) tatsächlich mehrfach ausspielen darfst. Das kenne ich aus meiner T/L-CG-Vergangenheit nur bei Nebenfiguren (Sowas wie “Speerträger Gondors” – da gibt es einfach viele von). Hauptfiguren waren in meinen Spielen immer als einzigartig gekennzeichnet und durften, wenn einmal im Spiel, von keiner weiteren Person ausgespielt werden. Dass dir das thematisch missfällt, kann ich nachvollziehen. Die gleiche Karte mehrfach im Deck zu haben dagegen, sehe ich als durchaus normal an. Ich will eventuell die Wahrscheinlichkeit erhöhen eine bestimmte Karte zu ziehen – auch wenn ich sie dann nur einmal aktiv ausspielen dürfte (was ja hier nicht der Fall zu sein scheint).
Und um deine Frage zu beantworten: Mich reizt das Spiel nicht wirklich. Disney finde ich zwar gut, allerdings nicht so interessant, dass ich unbedingt ein TCG dazu brauche.

Ja, ich liebe Disney und es ist der einzige Grund, warum ich mich auf dieses TCG stürze. :D

Thematisch ist es bei Lorcana eben so, dass man mit der magischen Tinte, die man in seinen Tintenvorrat spielt, sogenannte “Glimmer” erschafft. Das sind Abbilder von Disney-Charakteren und Gegenständen. Und da es sich nur um Abbilder handelt, kann man auch mehrere desselben Charakters oder Gegenstandes gleichzeitig erschaffen. Es steht jedenfalls nicht Gegenteiliges in den Regeln oder der App und wurde auch auf BGG bestätigt, wenn auch nicht “offiziell”. Es kann auch passieren, dass alle Personen einen Charakter gleichen Namens im Deck haben, zum Beispiel Rapunzel oder Simba und jeder kann diese ausspielen. Die haben dann nur andere Untertitel, z.B. Rapunzel – Lässt ihr Haar herunter und Rapunzel – Begnadete Heilerin.
Etwas schade finde ich auch, dass man da bei den ersten Sets nicht mehr Variation hinein gebracht hat. Es gibt einige Filme zu denen gibt es mehrere Karten, dafür wurden viele andere Filme noch gar nicht beachtet.

Diesselbe Karte mehrfach im Deck zu haben erschließt sich mir total. Wie Du schriebst, zum einen um die Chance zu erhöhen sie auf die Hand zu bekommen. Aber auch, um eine Version davon in den Tintenvorrat zu spielen und sie später trotzdem noch ausspielen zu können.

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