Wo geht’s hier zum Ausgang?! – No. 52

Auf der SPIEL’23 gab es viele Fortsetzungen bekannter Spielideen und auch einige neu begonnene Serien zu entdecken, sodass ich diese Rubrik auch in nächster Zeit gut gefüllt bekomme. Die hier erwähnten Spiele konnte ich sogar schon vor der SPIEL’23 erleben, habe es nur zeitlich nicht mehr unterbekommen den Artikel fertigzustellen und zu veröffentlichen. Heute steht dabei mit Puzzle X Crime, der nächste Versuch ein klassisches Puzzle mit einem Krimispiel zu kombinieren, im Fokus. Genau wie das Murder Mystery Escape Game Calling Card von Key Engima, Der Fall Lindberg aus der Reihe Unsolved Crimes Cases vom EMF Verlag und London 1892, die erste deutschsprachige Veröffentlichung eines Crime Scene Games bei Piatnik.


Puzzle X Crime: Ein mörderischer Geburtstag

Puzzle X Crime Cover
Puzzle X Crime Cover / Foto: Ravensburger

Bei Puzzle X Crime treffen, wie der Name bereits verspricht, Puzzle und Krimispiel aufeinander. Zunächst muss aus den 408 Puzzleteilen das Motiv des Tatorts zusammen gepuzzelt werden. Anders als bei den Exit Puzzles von Ravensburger entspricht hier das Puzzlemotiv exakt der Vorlage, ohne Abweichungen. Zudem offerieren die Rückseiten der Puzzleteile in rot und blau das Puzzeln in zwei Teams, bei dem sich jedes Team nur genau eine Hälfte des Tatorts vornimmt. Das zeigt vielleicht schon, dass man sich hier wirklich auf die Kombination beider Genres konzentriert und nicht einfach nur ein Krimispiel an ein Puzzleerlebnis heranklatschen möchte. Wer das volle Puzzleerlebnis sucht, kann natürlich auch einfach das Puzzle anhand der Vorderseiten lösen. Es dürfte geübte Puzzler allerdings vor keine große Herausforderung stellen, die einzelnen Teile des Puzzles sind auch recht groß.

Puzzle X Crime Puzzleteile
Puzzle X Crime Puzzleteile / Foto: Brettspielpoesie

Wurde in Team gepuzzelt, lassen sich die beiden Hälften schnell und einfach zusammensetzen, um das gesamte Motiv zu erhalten. Und dann beginnt die Kriminalarbeit. Um etwas auf dem Bild näher zu betrachten, dreht man einfach das entsprechende Puzzleteil um und erhält die Nummer einer Karte. Wobei das “einfach” nicht wörtlich zu nehmen ist. Zwar liegt dem Spiel ein kleiner Pömpel bei, doch hilft dieser nur bedingt gezielt ein einzelnes Puzzleteil zu entfernen. Dafür hält das gesamte Bild leider insgesamt zu stark zusammen, was ja eigentlich ein Qualitätsmerkmal für ein Puzzle ist. Mit etwas geschicktem Fingernageleinsatz kommt man hier dennoch weiter. Dabei gefällt mir, dass alle Puzzleteile mit einem Teil eines Objekts die selbe Nummer haben und man nicht zufällig auf den richtigen Zipfel tippen muss.

Puzzle X Crime Pömpel
Puzzle X Crime Pömpel / Foto: Brettspielpoesie

Über die Nummern kommt man an Karten, die meist weitere Hinweise, manchmal sogar ganze Beweismitteltüten mit weiterem Material liefern. Außer man schaut sich leere Ecken an, dann ist auch die Information der zugehörigen Karte nicht hilfreich. Jede Karte zeigt dabei bis zu drei Sanduhren, für die man jeweils eine Minute einer Uhr im Begleitheft abstreichen soll. Man kann sich diese jedoch auch beim Verlag als PDF herunterladen, um das beiliegende Heft nicht zu beschriften.

Puzzle X Crime Spielmaterial
Puzzle X Crime Spielmaterial / Foto: Brettspielpoesie

Sobald die gesamte Uhr abgestrichen ist oder wenn man denkt den Fall lösen zu können, also den Täter, die Tatwaffe und das Motiv zu kennen, darf man Umschlag 10 öffnen, um die Angaben zu überprüfen. Dann gibt es eine Wertung, wie gut man sich geschlagen hat. Und genau diese gefällt mir absolut nicht. Denn für eine gute Wertung muss man Ecken des Tatorts unentdeckt lassen, sich also nicht sämtliches Beweismaterial anschauen. Ich möchte aber in die Rolle eines Ermittlers schlüpfen und der wird hoffentlich alles sichten, bevor er zu einer Entscheidung kommt.

Wie oft habe ich schon nach der Sichtung der Hälfte des Materials bei Ermittlerspielen eine Auflösung gehabt, die sich durch die andere Hälfte wieder in Luft auflöste? Und vor allem möchte ich alle enthaltenen Umschläge öffnen, wenn man sich schon die Mühe macht diese mit weiterem Beweismaterial zu bestücken. Man hat auch nur eine Möglichkeit zur Lösung des Falls, denn diese überprüft man durch das Lesen der Auflösung, es gibt keinerlei Hilfen oder Tipps.

Durch die Wertung ist dieses Spiel für mich leider knapp an fünf Punkten vorbei geschrammt. Mir fällt die grundlegende Herangehensweise und die Umsetzung des Spielmaterials, aber die Wertung hinterlässt bei mir einen üblen Beigeschmack. Der Kriminalfall war logisch konsistent, aber auch nicht sehr komplex. Das dürfte für mich gerne noch etwas verstrickter ausfallen.

Wertungsnote 4/6

Verlag: Ravensburger
Autor(en): Inka und Markus Brand
Erscheinungsjahr: 2023
Spieleranzahl: 1 – 4 Spieler
Dauer: k. A.

Vielen Dank an Ravensburger für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!


Crime Scene Game: London 1892

CSG London 1892 Cover
CSG London 1892 Cover / Foto: Brettspielpoesie

Bereits zur ausschließlich digital statt gefundenen Spielwarenmesse 2021, wurde die Reihe Crime Scene Games angekündigt, von der ich danach aber lange Zeit nichts mehr hörte. Nun ist sie dank Piatnik auch auf deutsch erhältlich. Zumindest die ersten drei Teile, die jeweils in einer anderen Stadt und zu einer anderen Zeit spielen. In London 1852 bekommt man es mit dem berüchtigten Jack the Ripper zu tun. Man folgt seinen Spuren, indem man Rätsel löst, wodurch sich einem auch die Geschichte nach und nach offenbart.

CSG London 1892 Spielmaterial
CSG London 1892 Spielmaterial / Foto: Brettspielpoesie

Die Regeln kurz und knapp wiederzugeben fällt mir dabei gar nicht so leicht. Neben einen in mehrere Abschnitte unterteiltem Szenebild gibt es vier verschiedene Arten von Karten, eine Fallakte und ein Storybuch. Das Storybuch ist in viele kleine Abschnitte aufgeteilt, die man nach und nach lesen darf. Es gibt Text- und Bildrätsel. Über die Texträtsel gelangt man zu den Indizien des Falls, die Bildrätsel ergeben einen Code, der zu einer Zielwort in einem vorgegebenen Text führt. Mit Hilfe der Indizientafel, zu der man gefundene Indizien zusammen legt, lässt sich eine Antwort überprüfen. Korrekte Antworten führen dazu, dass die abgebildeten Schnurteile ein Ganzen ergeben.

CSG London 1892  Kartenabgleich
CSG London 1892 Kartenabgleich / Foto: Brettspielpoesie

Die acht Hinweiskarten können eine Hilfe sein, in die richtige Richtung gelenkt zu werden. Es sind aber lediglich Hinweise, keine vollständigen Lösungen. Diese lassen sich online einsehen. Da bekommt man zwar die konkreten Codes um weiter zu kommen, doch leider keine vollständigen Schritt für Schritt-Anleitungen zum Lösen der Rätsel. Für jede genutzte Hilfekarte verliert man eine Reputationskarte. Im Finale muss man eine Entscheidung treffen, die Reputationskarten können helfen sich richtig zu entscheiden. Umso mehr man davon zur Verfügung hat, desto besser ist man darauf vorbereitet. Das Ende hängt von der zuletzt getroffenen Entscheidung ab. Eine Wertung gibt es als solche nicht.

Leider steht das umfassende Regelwerk dem Spielspaß ein wenig im Weg. Dabei ist der grundlegende Spielablauf gar nicht kompliziert, allerdings manche Details wie man zur Lösung eines Rätsels gelangt. Mit dem ersten Rätsel klärt sich das zwar etwas auf und der Rest ist dann mechanisch gesehen nachvollziehbar und verständlich, aber keineswegs intuitiv.

Wertungsnote 4/6

Verlag: Piatnik
Autor(en): Richard Heayes, Markku Heljakka, Petter Ilander
Erscheinungsjahr: 2023
Spieleranzahl: 1 – 6 Spieler
Dauer: 60 Minuten

Vielen Dank an Piatnik für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!


Calling Card

Calling Card Cover
Calling Card Cover / Foto: Brettspielpoesie

Nach dem Science Fiction Escape Game Hack Forward und dem Adventure Escape Game Kalinasu, konnten wir nun mit Calling Card ein Murder Mystery Escape Game spielen. Diese Spiele des spanischen Verlags Key Enigma tragen zwar alle den Zusatz Escape Game im Titel, befassen sich inhaltlich aber eher mit einer Geschichte, die man erlebt. In diesem Fall versucht man in acht Kapiteln einen Mörder dingfest zu machen. Alles beginnt mit einer Vermisstenanzeige des 29 Jahre alten Roy Miro, doch schon bald erfahren die Ermittler, das mehr dahinter steckt.

Calling Card Umschläge
Calling Card Umschläge / Foto: Brettspielpoesie

Das Spielmaterial befindet sich zunächst in mehreren verschlossenen Umschlägen innerhalb einer aus dieser Serie bekannten Faltschachtel. In der bekannten Web-App startet man das mit dem beiliegenden Code aktivierte Spiel und kann direkt mit dem ersten Kapitel beginnen. Die gesamte Steuerung der Geschichte geschieht in dieser App. Man hat die Möglichkeit mit Personen zu chatten, die hilfreiche Hinweise haben. Ganz neu ist hier die Möglichkeit per Chat Telefonate durchzuführen. Dies ist in der Handhabung anfangs etwas ungewöhnlich, man hat sich aber schnell zurecht gefunden. Es wird zugleich eine Transkription angeboten, für den Fall dass man nicht alle Details beim ersten Hören erfassen konnte.

Calling Card Web-App
Calling Card Web-Telefonie/ Foto: Brettspielpoesie

Im Schnitt haben wir 45 Minuten pro Kapitel benötigt. Damit liegen wir zwar etwas unter der angegebenen Mindestzeit, es hat sich aber zu keiner zu einfach oder zu schnell vorüber angefühlt. Calling Card wurde vor Kalinasu veröffentlicht und das merkt man auch bei den Übersetzungen, bei denen dieselben Worte gerne mal unterschiedlich übersetzt werden. Es lassen sich auch einige Buchstabendreher finden und an einer Stelle mussten wie den englischen Text zu Rate ziehen, um das Rätsel verstehen und lösen. Ich habe dem Verlag dies gemeldet und die deutsche Übersetzung wurde direkt angepasst. Es besteht also berechtigte Hoffnung, dass die Übersetzungen in der App sich mit der Zeit noch ein wenig verbessern. Dennoch würde dieser Spielreihe eine professionelle Übersetzung gut tun.

Calling Card Spielmaterial
Calling Card Spielmaterial / Foto: Brettspielpoesie

Denn inhaltlich gibt es kaum etwas auszusetzen. Eigentlich kann ich nur wiederholen, was ich auch bei den anderen Spielen schon schrieb. Die Rätsel sind abwechslungsreich, aus ganz unterschiedlichen Bereichen, manche sind leichter zu lösen und andere kniffeliger. Sie sind jedoch niemals unfair und weisen keine logischen Inkonsistenzen auf. Das Spielmaterial ist reichhaltig und ebenfalls sehr abwechslungsreich. Sowohl das physisch beiliegende Material, als auch die aufwändig aufbereiteten Online-Inhalte. Daher kann ich auch hier nur eine Empfehlung aussprechen, wenn man ein mehrstündiges Rätselerlebnis sucht.

Wertungsnote 6/6

Verlag: Key Enigma
Autor(en): k. A.
Erscheinungsjahr: 2023
Spieleranzahl: 1 – 6 Spieler
Dauer: 480 – 690 Minuten

Vielen Dank an Key Enigma für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!


Unsolved Crime Cases: Der Fall Lindberg

UCC: Der Fall Lindberg Cover
UCC: Der Fall Lindberg Cover / Foto: Brettspielpoesie

Das Genre der Escape Room- und Krimispiele schafft es eine Brücke zu schlagen und auch außerhalb der Brettspielwelt Anklang zu finden. So kommt es, dass man in den meisten Buchhandlungen viele Spiele dieses Genres entdecken und erwerben kann und sich auch immer mehr originäre Buchverlage engagieren, ein Stück vom Kuchen abzubekommen. Ich hatte schonmal Lupin vom EMF Verlag vorgestellt, nun möchte ich von Der Fall Lindberg berichten, einen Teil der Unsolved Crime Cases Serie.

UCC Der Fall Lindberg Spielmaterial

Zum Spielmaterial gehören drei Kartendecks aus verschieden großen Orts-, Rätsel- und Verdächtigenkarten, eine Fallakte sowie ein Aktionsheft. Dieses Heft beinhaltet sämtliche Hinweise und Lösungen, zum Überprüfen gefundener Lösungen ist der Aufruf einer interaktiven Webseite notwendig. Dort findet man viele Symbole, welche für die einzelnen Rätsel stehen, die man auf den Karten entdecken kann. Die Karten geben auch an, wie viele dieser Symbole erforderlich sind, um das Rätsel lösen zu können. Korrekt gelöste Rätsel führen zu weiteren Karten und bringen das Spiel weiter voran.

UCC Der Fall Lindberg Webseite
UCC Der Fall Lindberg Webseite / Foto: Brettspielpoesie

Die geforderte Eingabe ist im Eingabefeld grau hinterlegt. Es gibt keine generelle Vorgabe für die Lösungen, es kann sich z.B. um einen Zahlencode handeln, eine Koordinate oder ganze Worte. Bei manchen Rätseln ist die Angabe mehrerer Werte erforderlich, da muss man genau aufpassen wie die Vorgabe aussieht, um eine korrekte Lösung abgeben zu können. Die Webseite führt auch zu weiteren digitalen Spuren, die bei der Lösung des Falls helfen.

Die Rätsel folgen linear aufeinander, indem man den Ermittler Aleksander Dahlqvist bei seiner Arbeit unterstützt, den Alkohol und eine Mid-Life-Crisis derzeit ein wenig davon ablenken. Die Polizei wurde gerufen, da ein frisch vermähltes Ehepaar plötzlich als vermisst gemeldet wird. Im Domizil ihrer Flitterwochen, einer abgelegenen Waldhütte, starten die Untersuchungen. Im Spiel selbst löst man Rätsel, um die Geschichte voran zu trieben und weitere Karten zu erhalten. Erst im letzten Drittel der Partie erfährt man, auf welche neun Fragen man die Antworten wissen wollte. Hat man die Antworten notiert, geht es ohne Umschweife Escape Room-mäßig weiter. Bis man zur Auflösung des Kriminalfalls gelangt, in der Worte blau und rot markiert hat, welche man in den eigenen Antworten ebenfalls genannt haben sollte, um Punkte zu erhalten. Hier hätte ich mir konkretere Kriterien gewünscht.

Im Gesamteindruck habe ich einen durchaus kniffeligen Kriminalfall lösen müssen, zu dem mich relativ leicht zu lösende Escape Room-Rätsel geführt haben. Auf der Schachtel findet man den Zusatz “multimediales Escape Room-Erlebnis”, von daher kann man vielleicht erahnen, was auf einen wartet. Dennoch würde ich mir wünschen, wenn es besser gelingt beide Genres zu verbinden oder man sich auf eine Richtung konzentriert und diese ordentlich ausarbeitet.

Wertungsnote 4/6

Verlag: EMF
Autor(en): Sebastian Frenzel
Erscheinungsjahr: 2023
Spieleranzahl: 1 – 4 Spieler
Dauer: ca. 90 Minuten

Vielen Dank an EMF für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!


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