Bereits 2017 veröffentlichte Ravensburger mit Wettlauf nach El Dorado ein zugängliches Deckbuilding-Spiel von Reiner Knizia. Im Gegensatz zum abstrakten Ansatz anderer Spiele dieses Genres, wie z.B. Dominion, bei denen man sich Siegpunktkarten ins Deck holt und dieses damit verstopft, ist das konkrete Ziel in diesem Spiel als erste Person das Zielfeld zu erreichen und die Karten helfen dabei die Landschaft auf dem Weg dorthin zu durchqueren.
Die Illustrationen dieses 2017 zum Kennerspiel des Jahres nominierten Titels stammten ursprünglich aus der Feder von Franz Vohwinkel. Bereits zwei Jahre später tauchte eine grafisch überarbeite Version mit gewohnt verspielten Illustrationen von Vincent Dutrait auf, die aber zunächst nur für die Länder bestimmt sein sollte, in denen Ravensburger das Spiel nicht selbst vertreiben wollte. Da der Autor sein Spiel weltweit in den Handel bekommen wollte, holte er sich einen Illustrator ins Boot und machte sich selbst auf die Suche nach Verlagen, um die Bekanntheit von Wettlauf nach El Dorado auszuweiten. Mittlerweile gibt es dies neu gestaltete Second Edition auch auf deutsch. Ich möchte euch zeigen, welche Veränderungen ihr in dieser erwarten könnt.
Beim Blick auf die Spielschachteln fällt auf, dass auf der neuen Edition kein Spiel des Jahres-Pöppel mehr zu sehen ist. Die neue Edition enthält auch direkt die drei Promokarten Großes (ehemals Prächtiges) Paddel, Fernglas und Kraftprotz. Diese sind bereits 2018 mit Illustrationen von Franz Vohwinkel in der Spielbox erschienen.
Die Anleitung unterteilt sich nun nicht mehr in eine Spielanleitung und und eine Übersicht des Spielaufbaus mit verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten der Spielplanteile. Die Regeln unterscheiden sich überhaupt nicht, der Spielmechanismus ist gleich geblieben. Es gibt exakt dieselben Effekte auf den Karten, den Spielplanteilen und den Höhlenplättchen, lediglich die Optik hat sich etwas verändert.
Die Spielfiguren sind identisch zu denen in der vorherigen Ausgabe. Allerdings stellt man beim Blick auf das persönliche Spielermaterial direkt fest, dass die Karten größer geworden sind.
Die Spielertableaus unterscheiden sich nicht in ihrer Breite oder Höhe. Lediglich die Beschriftung ist etwas anders gestaltet, da die neuen Spielertableaus für die größeren Karten nun auch etwas größere Ablageflächen bieten.
Neben der Größe der Karten hat sich auch die gesamte Gestaltung verändert. Den Illustrationen wird nun mehr Platz gelassen. Die Symbole der Karteneffekte befinden sich am oberen Rand sowohl links als auch rechts, statt zuvor in der Mitte. Abbildungen von Machete, Paddel und Münze, mit denen man die zugehörige Landschaftsart durchqueren darf, nehmen auf den neuen Karten nun nur noch Platz am Rand ein und zwar direkt unter dem dazu angegebenen Wert. Kartentexte, die den spezifischen Effekt einer Karte erläutern, stehen ähnlich wie bei den ursprünglichen Karten am unteren Ende der Karte. Der Hintergrund ist bei beiden Versionen hell hervor gehoben. Jedoch wird die Illustration in diesem Bereich bei der neuen Ausgabe nicht mehr fortgesetzt, sondern durch ein auf all diesen Karten einheitliches Muster ersetzt.
Durch die größeren Karten ist auch das Markttableau breiter geworden, auf dem die Karten für den aktuell zugänglichen Markt in separaten Stapeln ausgelegt werden. Der Startspielermarker ist noch immer ein Hut, nun allerdings ergänzt um eine Echse mit einem kleinen Klumpen Gold im Mund.
Auch bei den Fähigkeiten der neu illustrierten Höhlenplättchen lässt sich kein Unterschied bei ihren Funktionen erkennen. Passend zum weiteren Spielmaterial wurden auch hier die Symbole angepasst und vor allem die Hintergründe aufwändiger gestaltet.
Fazit
Da sich die beiden vorgestellten Versionen spielmechanisch überhaupt nicht unterscheiden, kann eine Entscheidung für eine der beiden Versionen nur anhand der Optik und des Platzbedarfs erfolgen. Die neuen Illustrationen der Karten sind verspielter, den Illustrationen wird mehr Platz eingeräumt. Dadurch wirken die Karten aber auch etwas weniger aufgeräumt. Bei den vorherigen Illustrationen wird der Blick meiner Ansicht nach besser auf die spielrelevanten Informationen gelenkt. Im Gegensatz dazu ist es Dutrait gelungen die Münze auch auf den ersten Blick wirklich wie eine Münze aussehen zu lassen, was meiner Meinung nach bei Vohwinkel schwieriger zu erkennen war. Durch die Farbe ist die Zuordnung aber dennoch auch bei dieser Version herzustellen.
An den kleinen Karten der alten Version hat sich manch einer gestört, ich hatte mit diesen keine Probleme und bevorzuge daher die platzsparende Variante. Wer mit den kleinen Karten jedoch seine Probleme hat, kann nun hoffentlich mit der neuen Version Wettlauf nach El Dorado in vollen Zügen genießen.
Wer die Vorteile bei der ursprünglichen Version sieht, diese aber noch nicht besitzt, sollte sich sputen noch ein Exemplar davon zu bekommen, denn Ravensburger plant von nun an nur noch die neue Version zu produzieren. Ob auch die Erweiterungen mit den neuen Illustrationen in den Handel kommen hängt davon ab, wie erfolgreich sich die Neuauflage in Deutschland verkauft.
P.S.: Bei meiner Recherche bin ich noch auf eine auch thematisch überarbeitete, chinesische Version mit dem Titel Big Dream Returns to Tang Dynasty aufmerksam geworden. Sie wirkt optisch völlig anders, handelt von der Tang Dynastie mit dem Ziel als erstes die Stadt Chang’an zu erreichen, soll sich aber mechanisch gar nicht unterscheiden und ist daher auch bei BGG nur als weitere Version gelistet.
Verlag: Ravensburger
Autor(en): Reiner Knizia
Erscheinungsjahr: 2018 / 2023
Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler
Dauer: 45 – 60 Minuten
Vielen Dank an Ravensburger für die Bereitstellung der Rezensionsexemplare!