SPIEL’23 – Teil 3

Es gibt vieles was man auf der SPIEL tun kann. Manche Besucher wollen den ganzen Tag nur spielen, andere kommen hauptsächlich zum Kaufen der vielen Neuheiten oder älterer Schnäppchen. Wieder andere wollen sich einfach nur treiben lassen und die große Brettspielwelt erleben. Für mich ist es von allem ein bisschen. Bei mir stehen allerdings die Treffen und der Austausch von Informationen im Vordergrund. Sowohl bei geplanten Presseterminen, als auch zufällig und spontan irgendwo unterwegs. Zum Spielen komme ich auf der SPIEL nur gelegentlich, doch habe ich auch kein großes Interesse, bei der Lautstärke im Messetrubel viele neue Spiele zu erlernen. Hin und wieder ergibt sich dann aber doch die Gelegenheit und davon möchte ich heute berichten.

Pressetermine

Ich hatte an jedem Tag, den ich auf der SPIEL’23 verbracht habe, auch den einen oder anderen Pressetermin. Die meisten davon waren Einzeltermine, die ich gerne dazu nutze mit den Verlagen in Kontakt zu treten oder in Kontakt zu bleiben, vor allem mit den ausländischen Verlagen. Diese können ganz unterschiedlich aussehen. Bei manchen wird das gesamte Verlagsprogramm im Schnelldurchlauf genannt, bei anderen geht es nur um ausgewählte Titel. Die meisten Termine habe ich mit den Presseverantwortlichen, doch ab und zu kommt man auch mal mit den Autoren der Spiele ins Gespräch. Es ist immer wieder schön zu erleben, wie begeistert manche davon von ihren Spielideen berichten und gar nicht mehr aufhören wollen, darüber zu sprechen.

Ravensburger

Ravensburger lädt während der SPIEL immer zu einem gemeinsamen Termin in einem nahe gelegenen Hotel, der mit einem Buffet beginnt und dann in eine Präsentation der Neuheiten und ihrer Erschaffer übergeht. Dabei gibt es immer wieder kleine Anekdoten zu erfahren.

Dieses Jahr war Ryan Miller, Autor von Disney Lorcana, vor Ort und berichtete über große Pläne, welche er mit dem Spiel noch bis ins Jahr 2030 hätte. Mit dem zweiten Set gibt es beispielsweise Karten zur Herzkönigin und viele weitere Charaktere werden noch hinzustoßen, verkündete er ohne konkreter zu werden. Ebenfalls anwesend war Dav Augereau, der französische Illustrator der Donald Duck-Karte, die es auf der SPIEL als Promo gab.

Dav Augereau SPIEL23
Dav Augereau SPIEL23 / Foto: Brettspielpoesie

Mit Daniel Greiner stand nicht nur ein Autor auf der Bühne, sondern eigentlich ein Redakteur aus dem Hause Ravensburger. Diese Doppelrolle ist nicht unumstritten und es wurde betont, dass dies keine Gewohnheit werden soll. Aber wenn der eigene Redakteur mit einer guten Spielidee um die Ecke kommt, möchte man sich diesen möglichen Erfolg auch nicht einfach so entgehen lassen. Daniel kommt aus der Videospielszene, wo es üblich sein soll, dass Spieleentwickler auch redaktionelle Arbeit machen. Die Idee zu Mycelia kam ihm, weil er ein Spiel entwickeln wollte, welches er auch mit seinen weniger spielaffinen Eltern spielen kann.

Daniel Greiner SPIEL23
Daniel Greiner SPIEL23 / Foto: Brettspielpoesie

Das Kinderspiel Kakerlakak feiert dieses Jahr sein 10-jähriges Jubiläum. Mittlerweile gibt es sechs verschiedene Varianten und auch eine Riesenschaukel im Ravensburger Spieleland nach diesem Vorbild. Zur Feier erscheint nun eine Sonderedition mit einem Hexbug, der im Dunkeln leuchtet.

10 Jahre Kakerlakak
10 Jahre Kakerlakak / Foto: Brettspielpoesie

Für 2024 wurde mit Garten-Gauner 1,2,3 – Wer schleicht vorbei? bereits ein Kinderspiel der Autoren Anthony Perone und Fabrice Chazal angekündigt. Bei diesem schaut eine Person durch Gucklöcher in einem Sichtschirm, während die anderen ihre Figuren hinter aufgestellten Bäumen verstecken, um dort Leckerbissen zu vertilgen und versuchen dabei unentdeckt zu bleiben.

Bei alea bleibt es dieses Jahr neben der Veröffentlichung der Castles of Burgundy-Deluxeausgabe ruhig. Redakteur André Maack hat jedoch versichert, dass einiges in Arbeit ist, über das er leider noch nicht genauer sprechen kann. Er möchte die Spiele gerne zu einem guten Gesamtprodukt entwickeln und das kostet eben Zeit, aber es wird in 2024 sicherlich was Neues geben.

IELLO

Bei Iello gab es dieses Jahr erstmalig Termine in Vierer-Gruppen. So kam ich mit Medienschaffenden aus verschiedenen europäischen Ländern zusammen, um mir anzuschauen, was IELLO für das nächste Jahr so plant. Wie auch in den vergangenen Jahren, ist noch nicht bekannt, was davon auch auf Deutsch erscheint.

Einer der erfolgreichsten Titel bei IELLO ist sicherlich King of Tokyo und wird entsprechend gepflegt. Nach einer Dark Edition und einer Big Box soll nun eine verschlankte Einsteigerversion die Reihe erweitern. Für nur vier Spieler sind vier völlig neue Monster, einige neue Karten und neue Würfel enthalten. Die Karten beschränken sich auf einfache Effekte, wodurch diese Version einsteigerfreundlich und durch das beschränkte Material auch etwas preisgünstiger angeboten werden kann.

KoT Origins Spielmaterial
KoT Origins Spielmaterial / Foto: Brettspielpoesie

Wenn vielleicht auch nicht unbedingt etwas für meinen Spielegeschmack, fand ich die Ankündigung eines Wargames, welches den Spielspaß eines Partyspiels erzeugen soll, ganz spannend. Für eine Partie Little Soldiers muss man den Spieletisch gar nicht erst aufräumen, denn alles was da herum steht, Teller, Tassen, Gläser, etc., wird einfach ins Spiel integriert. Das Spiel nimmt sich selbst nicht zu ernst und viele Aktionskarten sollen für unberechenbaren Spielspaß sorgen.

Little Soldiers SPIEL23
Little Soldiers SPIEL23 – Achtung! Work in Progress! / Foto: Brettspielpoesie

Gespielt

Gespielt habe ich auch in diesem Jahr nur sehr wenig. Nur ein Spiel habe ich im Messetrubel gespielt, andere bei Presseterminen oder beim Spieleabend der Spiel des Jahres-Jury. Beim Meet and Play habe ich zwar einige Personen getroffen und interessante Gespräche geführt, zu einer Partie kam es jedoch nicht, da wir für die Bretterwisser noch etwas aufnehmen wollten und ich am späteren Abend noch einen Termin reinbekommen hatte. Dennoch finde ich diese Veranstaltung großartig, um mit Lesern, Hörern oder Zuschauern oder auch einfach mit anderen Medienschaffenden in Kontakt zu kommen und sich eine kleine Auszeit vom Messetrubel gönnen zu können.

Sherlock in Time

An einem Morgen ohne Pressetermine nahmen wir uns Zeit für eine Runde von Sherlock in Time beim Verlag TCG Factory. Dreht sich ein Spiel um Sherlock Holmes werde ich immer hellhörig und Deduktionsspiele mag ich auch gerne. Bei Sherlock in Time zeigt jede Karte eine einzigartige Kombination aus je einem Symbol dreier Kategorien. Man bekommt einige auf die Hand, eine davon jedoch verkehrt herum. Und die Symbole dieser Karte gilt es herauszubekommen. Dafür nimmt man eine Karte seiner Hand und fragt wie viele Gemeinsamkeiten diese mit der gesuchten Karte hat, bis man glaubt die Lösung zu kennen. Nach einer Runde haben wir beschlossen das Spiel zu erwerben und sind weiter gezogen.

Sherlock in Time Spielsituation
Sherlock in Time Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie
Quick Sand

Ich konnte an einem Abend Quick Sand kennen lernen, einem Spiel von Hjalmar Hach welches bei Horrible Guild erschienen ist. Dabei versucht man gemeinsam mehrere Sanduhren auf einem Weg aus einzelnen Plättchen ans Ende zu bringen. Reihum spielt jede Person eine Karte und aktiviert entsprechend die Sanduhren, die auf Plättchen mit der jeweiligen Farbe oder dem Symbol stehen. Aktivieren bedeutet die Sanduhr umzudrehen und auf das nächste Feld zu bewegen, wenn dieses frei ist. Läuft eine Sanduhr ab, gibt es noch eine letzte Möglichkeit sie zu retten.

Ich bin nicht der größte Fan von Echtzeitspielen, doch hier gefällt mir der stete Wechsel aus hektischen und ruhigen Phasen. Eine gerade gedrehte Sanduhr möchte man eben nicht direkt erneut umdrehen. Viele enthaltene Level lassen den Schwierigkeitsgrad langsam ansteigen. Sie beeinflussen die Anzahl und die Schnelligkeit der Sanduhren, bei manchen darf man nicht sprechen. Ich bin nun gespannt die einzelnen Level anzugehen.

TRIO

Bei dem Kartensiel TRIO versucht man namensgebende Trios aufzudecken. Die jeweils drei Karten mit den Zahlen von 1-12 verteilen sich auf die Spieler, jeder nimmt die Karten in aufsteigender Reihenfolge auf die Hand. Einige Karten liegen verdeckt in der Mitte. Wer dran ist darf die linke oder rechte Karte von einer Hand seiner Wahl, auch bei den Mitspielern oder aus der Mitte aufdecken. Sobald verschiedene Zahlen zu sehen sind, ist die nächste Person an der Reihe. Man versucht dadurch drei gleiche Zahlenkarten aufzudecken, ein solches Trio darf man an sich nehmen. Man gewinnt mit drei Trios oder dem 7er-Trio.

Bei dem Spiel hatte ich That’s not a hat-Vibes, denn es ist gar nicht so einfach sich zu merken, wer welche Zahlen aufgedeckt hat. Es macht aber viel Spaß die Trios zu suchen und bringt Emotionen hervor, wenn man den richtigen Riecher hatte oder eben auch wieder daneben lag. Es gibt zusätzlich noch andere Varianten, bei denen man zusammen gehörige Trios finden muss oder zu viert oder sechst im Team spielt.

Stranger Things: Schattenwelt

Beim neuen Rob Daviau-Spiel Stranger Things: Schattenwelt habe ich nur die ersten Runden mitgespielt und mich dann beim Asmodee-Presseevent wieder Gesprächen mit anderen Medienschaffenden und Pressevertretern gewidmet. Bei diesem Event gibt es keine gezielte Vorstellung der Neuheiten, man bekommt dafür die Möglichkeit die Neuheiten direkt (an-)spielen zu können. Dafür stehen einige Erklärbären zu Verfügung, sodass man keine Regeln selber lernen muss.

Bei diesem kooperativen Spiel ist es die Aufgabe der Spieler in der Rolle der Charaktere aus der Serie Will aus der Unterwelt zu befreien. Dabei kann man die erste oder zweite Staffel wählen, für jede gibt es eine eigene Spielplanseite und ein eigenes Kartendeck. Man reist zu bekannten Orten, um Gegenstände zu erhalten, Verbündete zu gewinnen und muss sich Proben stellen oder den Demogorgon bekämpfen. Bei Proben und Kämpfen wählt man Karten von der Hand und vergleicht die Werte mit denen der dort ausliegenden Plättchen.

Die Plättchen zeigen Werte von 0 bis 5, sodass man anhand der Anzahl Plättchen den möglichen Gesamtwert eingrenzen kann. Dies ist zwar ein recht abstrakter Mechanismus, das ganze Spiel fühlt sich dennoch thematisch gut umgesetzt an. Man spielt die lieb gewonnenen Charaktere, begibt sich an bekannte Orte und man wird stärker, wenn Charaktere gemeinsam an einem Ort stehen. Die Proben um Will zu retten enthalten Demogorgon-Plättchen, deren Wert vom Demogorgon abhängt. Schafft man es zunächst diesen zu schwächen, wird die Hauptaufgabe einfacher. Dabei versucht man immer seine Angst in Zaum zu halten, denn sonst hat man auch schneller verloren als einem lieb ist. Jede Runde machen Effekte von Aktionskarten den Spielern das Leben schwer und dieser löst auch das Spielende aus, wenn Will zuvor nicht gerettet wurde.

Stranger Things SPIEL23
Stranger Things SPIEL23 / Foto: Brettspielpoesie

Fazit

Das war sie also, die SPIEL’23. Obwohl ich persönlich Veränderungen eher skeptisch gegenüberstehe, ist es dem neuen Team des Merz-Verlages gelungen, die SPIEL neu auszurichten. An die neue Hallenaufteilung musste man sich gewöhnen, dabei hat mich die Vermischung kleiner und großer Verlagsstände überzeugt. So gab es noch immer viel rechts und links zu entdecken. Die SPIEL App war eine große Hilfe bei der Orientierung in den Hallen, aber auch beim Entdecken von Ausstellern oder Neuheiten.

Einzig die Parkplatzsituation scheint katastrophal gewesen zu sein, aber das liegt zum Teil auch sicherlich an der Deutschen Bahn, mit der Essen zur SPIEL wohl nur beschwerlich zu erreichen war. Vielleicht regelt sich das nächstes Jahr von alleine, wenn die Messe vom 3.-6.10.2024 mal nicht in den Ferien in NRW stattfindet. Dafür startet sie am Tag der Deutschen Einheit, was die Besucherverteilung auch nochmal durchwirbeln könnte.

Ich finde der Merz-Verlag hat sinnvolle Veränderungen vorgenommen und wird sicherlich weiter am Konzept feilen, damit die nächste SPIEL mindestens ein ebenso tolles, wenn nicht sogar noch besseres Erlebnis wird. Ich rechne fest damit, dass wir auch im nächsten Jahr wieder die “größte Messe aller Zeiten” erleben werden. Auch wenn alle Hallen dieses Jahr offiziell komplett belegt waren, habe ich noch Optimierungspotential erkannt, wo noch Verlagsstände unterkommen könnten. Ich freue mich jedenfalls schon jetzt auf die SPIEL’24. Bis dahin beschäftige ich mich in den nächsten Wochen erstmal ausgiebig mit den mitgebrachten Neuheiten der diesjährigen SPIEL und denen, die hier so nach und nach eintrudeln.

Ähnliche Artikel:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert