Wo geht’s hier zum Ausgang?! – No. 44

Das Angebot an Escape Room-, Ermittler- und Detektivspielen wächst und wächst, es gibt immer wieder neue Spielideen in diesem Genre und etablierte Serien werden ausgebaut. Auch wenn ich diese Spiele wirklich gerne spiele und mich freue, neue Ideen kennen zu lernen, bin ich doch auch etwas verwundert darüber, wie lange dieser Trend bereits anhält. Auf dieser erfolgreichen Wellte möchte offenbar langsam wirklich jeder Verlag mitschwimmen und so gibt es neben den diversen Erscheinungen im Eigenverlag (wie z.B. Kalinasu von Key Enigma) oder von Escape Room-Anbietern (Reif für die Insel von Hidden Games) auch noch immer neue etablierte Brettspielverlage, die mitmischen wollen. Zuletzt waren dies Amigo Spiele mit Unsolved und Hasbro mit Cluedo – Krimi & Rätsel-Spiel.

Kalinasu

Key Enigma Kalinasu Cover
Key Enigma Kalinasu Cover / Foto: Brettspielpoesie

Nach Hack Forward ist Kalinasu das zweite Escape Room-Spiel, welches wir vom spanischen Verlag Key Enigma gespielt haben. Im offenbar üblichen Faltkarton befinden sich bei Kalinasu dieses Mal nur vier Umschläge, die wiederum ganz unterschiedliches Material bereithalten. Ebenso gehört erneut eine Web-App zwingend zum Spiel. Dort muss sich einer der Spieler mit einer E-Mail-Adresse einen Account anlegen und kann darüber immer wieder auf alle seine Escape-Room-Spiele des Verlags zugreifen.

Kalinasu Spielmaterial
Kalinasu Spielmaterial / Foto: Brettspielpoesie

Das Spiel gefiel uns richtig gut. Die vier Kapitel waren dabei recht unterschiedlich aufgebaut, für jedes haben wir etwas mehr als 60 Minuten benötigt. Zunächst beginnen wir zu Hause, wo wir den ersten Umschlag erhalten. Dann begehen wir einen Raubüberfall in einem Museum und die letzten Kapitel führen uns tief hinein in den Dschungel. So bekommt jedes Kapitel seinen ganz eigenen Flair. Ein bisschen habe ich mich an Spielfilme wie Indiana Jones oder Das Vermächtnis der Tempelritter erinnert gefühlt. Die Rätsel waren, bis auf wenige Ausnahmen, alle logisch nachvollziehbar und inhaltlich passend eingesetzt. Nichts fühlte sich um des Rätsels Willen platziert an.

Auch die Rätsel unterscheiden sich und decken ganz unterschiedliche Herangehensweisen ab. Manche sind einfacher zu lösen, andere kniffliger, was aber sicherlich von den eigenen Erfahrungen und Vorlieben beeinflusst wird. Einige Rätsel erinnerten an gängige Logik-Rätsel, andere fühlten sich frisch und unverbraucht an.

Kalinasu Schachtel
Kalinasu Schachtel / Foto: Brettspielpoesie

Die Bedienung der Web-App empfanden wir dieses Mal als angenehmer, wenn auch nicht ganz problemfrei. Die Sprechblasen kommen noch immer nicht in unserem Tempo, die Wartezeiten bis zum ungestörten Zurückscrollen erschienen uns aber kürzer. Wieder ist man nicht immer felsenfest sicher, was die App von einem erwartet. Das mag ich ja eigentlich, weil es nicht einschränkt und alle Optionen offen hält. Hin und wieder gibt es interaktive Elemente, die man nicht auf den ersten Blick als solche erkennt oder deren Buttons zur Bedienung ungeschickt liegen, sodass man sie leicht übersehen kann. Dabei haben wir extra ein Tablet anstelle eines Smartphones verwendet.

Auch die Übersetzung hat Fortschritte gemacht, doch leider scheint wieder kein Native Speaker involviert gewesen zu sein. Der dauernde Wechsel zwischen dem umgangssprachlichen “Du” und dem förmlichen “Sie” fand ich schon etwas auffällig. Den Spielfluss störte dies aber kaum. Insgesamt hatten wie viel Spaß mit den vier Kapiteln und fühlten uns durchweg gut unterhalten.

Wertungsnote 5/6

Verlag: Key Enigma
Autor(en): keine Angabe
Erscheinungsjahr: 2022
Spieleranzahl: 1 – 6 Spieler
Dauer: 240+ Minuten

Vielen Dank an Key Enigma für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!


Hidden Games Tatort: Reif für die Insel

Hidden Games: Reif für die Insel Cover
Hidden Games: Reif für die Insel Cover / Foto: Brettspielpoesie

Zwei neue Fälle hatte Hidden Games auf der SPIEL 2022 im Gepäck, wir starteten mit Reif für die Insel. Der ikonische Kommissar Gottlieb Hahnke kann darin seinen Urlaub am Meer nicht genießen, weil am Urlaubsort eine Person gestorben und zwei weitere spurlos verschwunden sind. Er bittet euch um Hilfe, damit er möglichst schnell zum entspannenden Teil seines Urlaubs übergehen kann. Was einen dann erwartet, ist Ermittlerspielern bekannt: In einem Umschlag warten diverse Unterlagen und hierbei auch viele Fotos darauf miteinander kombiniert zu werden, um den Tathergang nachzuverfolgen. Auch im Internet lassen sich wichtige Informationen dazu finden.

Hidden Games: Reif für die Insel Spielmaterial
Hidden Games: Reif für die Insel Spielmaterial / Foto: Brettspielpoesie

Leider ist dieser Fall meiner Meinung nach der bislang schwächste aus der Hidden Games Tatort-Reihe. Er ist sehr einfach zu lösen, ohne irgendwelche falsche Fährten oder Ablenkungsmanöver. Das beginnt bereits damit, dass die enthaltenen Unterlagen nicht sehr umfangreich erscheinen. Da kam direkt beim Öffnen des Umschlags die erste Ernüchterung auf. Doch muss das ja noch nichts heißen, wie uns andere Spiele dieser Art bereits unter Beweis stellten. Doch auch die digitalen Inhalte im Internet sind leider überschaubar.

Es fehlt ein Kniff, ein besonderes Merkmal, welches diesen Fall von anderen abhebt. Was man vielleicht als neu anerkennen kann ist der Ortsplan, auf dem man die Wege einzelner Personen nachverfolgen kann. Zu diesem Zweck liegen wieder verwendbare Sticker in verschiedenen Farben bei, die bei uns jedoch nicht zum Einsatz kamen. Wir haben uns wichtig erscheinende Erkenntnisse lieber aufgeschrieben, da uns das hin und her mit den Aufklebern dann doch zu aufwändig war. Reif für die Insel ist ein gut nachvollziehbarer Fall, ohne logische Inkonsistenzen und daher wahrlich kein schlechtes Spiel. Dieser Fall ist auch wieder gespickt mit einer gut portionierten Prise Humor. Vor allem zum Ende des Spiels hält dieser Fall sogar noch einen besonderen Einblick in die Entstehung des Falls bereit. Für erfahre Ermittler wie uns wirkt dieser Fall insgesamt aber leider etwas uninspiriert.

Wertungsnote 3/6

Verlag: Hidden Games
Autor(en): k. A.
Erscheinungsjahr: 2022
Spieleranzahl: 1 – 6 Spieler
Dauer: 90 – 150 Minuten

Vielen Dank an Pegasus Spiele für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!


Cluedo – Verrat in der Villa

Cluedo: Verrat in der Villa Cover
Cluedo: Verrat in der Villa Cover / Foto: Brettspielpoesie

Cluedo kennt vermutlich jeder, innerhalb aber vor allem auch außerhalb der Brettspielszene. Es gibt dieses Spiel, ähnlich wie Monopoly oder Risiko, in verschiedensten Versionen, auch unterschiedlicher Franchises. Diese Spiele machen alle nicht viel anders, nur die thematische Einbettung und einige Details variieren. Doch nun gibt es ein wirklich neues Produkt in der Cluedo-Familie: Eine Krimi- und Rätsel-Spiel-Reihe. Zum Auftakt erschien Verrat in der Villa. Und ja, genau genommen macht man dort genau das, worauf Cluedo schon immer basierte: Herausfinden wer jemanden getötet hat, mit welcher Waffe und an welchem Ort dieser Villa.

Cluedo: Verrat in der Villa Spielmaterial
Cluedo: Verrat in der Villa Spielmaterial / Foto: Brettspielpoesie

Doch geschieht dies nun nicht mehr durch Würfel-gesteuerte Bewegungen über den Spielplan und ausgesprochene Verdächtigungen der Mitspieler. Stattdessen bewegen sich alle kooperativ durch den Raum, besuchen mit Zahlen markierte, interessante Punkte im Raum und lösen Rätsel, in bekannter Escape Room-Manier. Entsprechend ist dieses Cluedo-Spiel auch nur einmalig sinnvoll spielbar, denn danach weiß man über den Tathergang bescheid. Es lässt sich aber vollständig zurücksetzen, kein Material wird zur Auflösung zerstört. Um auf Plastik zu verzichten, ist der Deckel mit kleinen runden Klebern am Schachtleboden befestigt. Diese Aufkleber lassen sich leider nicht ganz rückstandsfrei entfernen.

Cluedo: Verrat in der Villa Spielkarton
Cluedo: Verrat in der Villa Spielkarton / Foto: Brettspielpoesie

Der Spielablauf erinnert an reale Escape Räume. Erst nach und nach entfaltet sich der gesamte Grundriss des Gebäudes, zuvor muss man Schlüssel finden, um Türen zu öffnen oder Geheimgänge entdecken. Es gibt Objektkarten, die mit anderen Objekten kombinierbar sind und Rätselkarten, welche angeben, wie viele Karten des angegebenen Puzzleteils zur Lösung erforderlich sind. Dadurch fühlte es sich recht geführt an, man ist nur begrenzt frei indem was man tut. Zwar lässt sich die Reihenfolge der interessanten Punkte frei wählen, die man genauer untersucht, aber man kommt erst so richtig weiter, wenn man weiter kommen soll und muss dafür fast alles näher untersuchen. Aber das ist okay, schließlich ist der Schwierigkeitsgrad auch nur mit zwei von fünf Punkten angegeben. Nach meinem Empfinden hätte man hier auch nur einen Punkt vergeben könne, denn noch einfacher sollte es für meiner Meinung nach nicht werden. Ich würde mir lieber wünschen, knackigere Fälle zu erleben.

Wer mit einem Rätsel nicht weiterkommt, findet dreistufige Hinweise am Ende der Anleitung, sortiert nach Puzzle- und Kartennummer. Etwas schade finde ich die Aufteilung der Karten in verschiedene Stapel anhand ihrer Anfangsnummer. Erst nimmt man den 100er-Stapel, dann den 200er usw. Dadurch, dass die Lösung eines Rätsels immer die Nummer der folgenden Karte ist, ist der Lösungsraum stark begrenzt, was die Lösungsfindung vereinfachen kann.

Zwei weitere Fälle stehen bereits in den Startlöchern. Bei Sabotage auf Hoher See soll der Schwierigkeitsgrad ähnlich sein, bei Raub im Museum schon etwas höher. Inhaltlich ist zu erwarten, dass sich diese beiden Spieler vom bekannten Cluedo-Szenario etwas entfernen. Das finde ich gut und freue mich darauf weitere Spiele dieser Serie zu entdecken, die sich ja vielleicht noch etwas mausern.

Wertungsnote 4/6

Verlag: Hasbro
Autor(en): k.A.
Erscheinungsjahr: 2022
Spieleranzahl: 1 – 6 Spieler
Dauer: 90 Minuten

Vielen Dank an Hasbro für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!


Unsolved – Der Jagd-Unfall

Unsolved: Der Jagd-Unfall Cover
Unsolved: Der Jagd-Unfall Cover / Foto: Amigo Spiele

Eine neue Detektivspiel-Serie erblickte mit Unsolved das Licht der Welt bei Amigo Spiele. Unsolved ist am ehesten mit Instacrime von Abacusspiele zu vergleichen, denn auch hier bekommen die Spieler ausschließlich Bilder an die Hand, anhand derer sie nicht nur einen, sondern gleich drei Todesfälle aufklären sollen. Nur sind es diesmal keine Fotos, sondern von Michael Menzel gezeichnete Bilder.

Unsolved Illustrationen
Unsolved – Illustrationen / Foto: Brettspielpoesie

Der erste Fall war durchaus interessant zu lösen. Etwas seltsam finde ich allerdings den generellen Spielablauf. Jeder darf sich nacheinander jede Karte anschauen, nur eine bestimmte Anzahl davon darf in der gesamten Partie für alle offen ausliegen. Man darf sich aber zu jeder Karte ausführliche Notizen machen. Bei Instacrime hat immerhin nicht jeder alles gesehen und man musste die Karten den anderen gut beschreiben. Diese Aspekt entfällt hier völlig. Es war für uns relativ einfach, den Täter dingfest zu machen, aber es hat schon auch Spaß gemacht, die Geschichte nur anhand der Bilder nachzuvollziehen. Zumindest beim ersten Fall.

Doch dann ging es mit Fall zwei und drei weiter. Zunächst einmal werden für jeden neuen Fall lediglich sechs (!) Karten ausgetauscht, die anderen 30 bleiben gleich. Man schaut sie sich also alle erneut an. Natürlich liegt der Fokus anhand der Einleitung etwas anders, man achtet auf andere Details, aber es ist nun auch nicht so, dass diese in einem völlig neuem Bild erscheinen. Man bekommt ziemlich schnell ein Gefühl dafür, welche Bilder, neben den Neuen, nun die entscheidenden sind. Es wurde bei uns irgendwann zu einem genervten Durchspielen aller Karten, wir haben uns keine Notizen mehr gemacht und wollten einfach nur noch schnell zur Auflösung gelangen.

Unsolved Spielmaterial
Unsolved Spielmaterial / Foto: Brettspielpoesie

Die Geschichte fühlt sich insgesamt dann doch sehr konstruiert an. Wie es passieren kann, dass eine kleine Jagdgesellschaft bei einem Jagdsausflug in gleich drei Todesfälle verstrickt wird, wirkt schon sehr ausgedacht. Ein Hilfesystem existiert nicht, man geht einfach irgendwann zur Lösung über und bekommt Punkte für korrekte Antworten und Minuspunkte für falsche. Fehlende Antworten bleiben ungesühnt. Man soll das Spiel auch in Teams gegeneinander spielen können, dabei gewinnt, welches Team die höhere Punktzahl erreichen konnte.

Was bleibt, ist eine Spielidee die vielversprechend klingt, aber deren Umsetzung nicht wirklich überzeugen kann. Würde man sich bei weiteren Fällen vielleicht auf einen Fall konzentrieren und diesen gelungen ausschmücken, hätte diese Serie in meinen Augen mehr Potential.

Wertungsnote 2/6

Verlag: Amigo Spiele
Autor(en): Frederic Moyersoen
Erscheinungsjahr: 2022
Spieleranzahl: 1 – 6 Spieler
Dauer: 3 x 45 Minuten

Vielen Dank an Amigo Spiele für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

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2 Antworten auf „Wo geht’s hier zum Ausgang?! – No. 44“

In Wo gehts hier zum Ausgang No. 45 dann hoffentlich mit Stillleben vom Noctis Verlag :)
Die kamen bei dir bisher auch immer gut an. Bin gespannt wie du den findest!

Ich freue mich schon sehr auf den Fall und hoffe bald Zeit dafür zu finden. Ich mag die Serie auch sehr gerne. Ob es bereits einen Platz in der nächsten Ausgabe dieser Rubrik bekommt, kann ich leider noch nicht versprechen.

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