Auch in 2024 geht es mit dieser Rubrik weiter, denn für die Spiele im Genre der Escape Room-, Ermittler-, Krimi-, Abenteuer- oder sonst welcher Spiele, die meist nur einmalig sinnvoll spielbar sind, erscheinen nach wie vor neue Geschichten bekannter Serien und neue Anbieter wollen ebenfalls mitmischen. Und so lange ich den Spaß nicht daran verliere, schaue ich mir viele dieser Spiele an und versuche euch meine Eindrücke zu vermitteln, welche Titel sich besonders lohnen und bei welchen man nicht viel verpasst.
Exit – Das Spiel: Der Gefängnisausbruch
Endlich gibt es neues Exit-Futter für Profis. Bei Der Gefängnisausbruch geht es um einen solchen, dem man sich in zwei Teams stellen muss. Daher ist dieser Fall nicht für einen Solo-Spieler allein geeignet. Ich würde sogar vier Personen empfehlen, sodass beide Teams aus zwei Personen bestehen, um sich beraten zu können. Denn die Aufgaben haben es in sich. Dies war eines der wenigen Exit-Spiele, bei dem wir die Zeitvorgabe von 60 Minuten stark gerissen haben. Was aber auch daran liegen kann, dass wir mit sonst zu zweit perfekt eingespielt sind, mit dem anderen Team aber noch nicht.
Um das Team-Spiel zu ermöglichen gibt es zwei Decodier-Scheiben, eine mit schwarzen und eine mit weißen Rätselsymbolen. So lassen sich gefundene Rätselsymbole den Decodierscheiben zuordnen. Der Fluchtplan ist zerrissen und beiden Teams steht nur die Hälfte zur Verfügung. Beide Teams bekommen einen Sichtschirm, um nur ihre eigene Zelle zu sehen und nicht die der anderen. Während dieser Phase des Spiels können die Teams unterschiedliche Rätselkarten finden und dürfen diese dem anderen Team nicht zeigen. Es darf aber über alles gesprochen werden, was man so sieht. Nur gemeinsam kann es gelingen die Rätsel zu lösen. Die Notwendigkeit wirklich aktiv zusammen zu arbeiten ohne dieselben Informationen zu haben, fand ich besonders gelungen. Nachdem es gelingt aus den Zellen zu entkommen, spielen wieder alle zusammen und bekommen auch sämtliches Spielmaterial gemeinsam.
Dann gibt es ein Echtzeitelement, wofür ein weiterer Timer erforderlich ist. Wer die Kosmos Erklär-App als immer nutzt, kann diesen direkt innerhalb der App über einen separaten Button starten. Auch wenn es nicht gelingen sollte, die knackige Zeitvorgabe einzuhalten, besteht noch die Möglichkeit erfolgreich zu entkommen. Man bekommt eine vereinfachte Version der Rätsel und hat damit unbegrenzt Zeit zur Verfügung. Natürlich wird sich das auf das Gesamtergebnis auswirken.
Insgesamt war es ein wunderbares Erlebnis, obwohl wir nicht annähernd die bestmögliche Wertung bekommen haben. Aber wir hatten eine schöne Rätselzeit, waren alle vier durchweg gut beschäftigt und haben wieder tolles Material entdecken dürfen. Für Exit-Profis eine ganz klare Empfehlung. Einsteigern würde ich zuvor andere Exit-Fälle empfehlen, um nicht nur Frust zu erleben.
Verlag: Kosmos
Autor(en): Inka und Markus Brand
Erscheinungsjahr: 2023
Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler
Dauer: 60 – 120 Minuten
Vielen Dank an Kosmos für die Bereitstellung der Rezensionsexemplars!
Der perfekte Plan
In manchen Krimispielen geht es nicht darum, einen bereits geschehenen Kriminalfall nachzuvollziehen und aufzulösen, sondern einen Plan zu schmieden, um selbst einen Coup durchzuführen. Dies ist auch bei Der perfekte Plan der Fall. Ziel der Begierde für die Hobbyganoven ist Monets Gemälde “Der Lotusblütenteich”, das erstmals in einem Berliner Kunst-Museum zu sehen ist. Doch die Zeit ist knapp, euer Auftraggeber erwartet die Übergabe bereits am Ende der Woche.
Der perfekte Plan wird durch Karten gesteuert. Neben einer Zeitung, die leider nur einseitig bedruckt ist und einem Museumsplan gibt es 47 Karten. Die meisten davon liefern neue Spuren, denen man folgen kann. Sie kosten keine Zeiteinheiten, doch umsonst gibt es die Informationen auch nicht. 2.000€ stehen den Spielern hier in Form von 50€-Scheinen Papiergeld als Zahlungsmethode bereit. Jede Spur gibt an, was man hinlegen muss, um ihr zu folgen. Ist alles Geld ausgegeben, muss der Coup starten.
Es ist aber nicht erforderlich alles Geld auszugeben, man kann sich jederzeit entscheiden, vorzeitig zur Auflösung überzugehen. Man muss nämlich auch aufpassen, sich mit den Vorbereitungen nicht zu verdächtig zu machen. Die Polizei ist einem auf den Spuren, mit dem beiliegenden Polizeimarker und der aufgeklappten Schachtel lässt sich nachverfolgen, wie nah sie einem kommt. Manche Karten weisen an, den Marker vorzusetzen, sodass man irgendwann das Feld erreichen könnte, auf dem man direkt ins Gefängnis wandert.
Bei der Auflösung sind die vier zu Beginn bekannten Fragen zu beantworten, darauf folgt auf mehreren Karten die Geschichte, wie der Diebstahl durchgeführt werden könne. Nur wenn alle Details korrekt benannt wurden, gewinnt man die Partie. Andernfalls landet man im Gefängnis. Eine konkretere Wertung gibt es nicht. Es existiert auch keine Form der Hilfestellung.
Das Spielprinzip hat mich an die Crime Story Spiele von Noris erinnert. Man bekommt viele Informationen und muss ein Gespür dafür entwickeln, in welche Richtung man weiter ermitteln sollte und wo es keine nützlichen Informationen mehr zu geben scheint. Es ist alles logisch nachvollziehbar und es war für uns nicht zu schwer, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Erfahrene Spieler werden vielleicht nicht besonders herausgefordert, bekommen aber einen spannenden Fall mit einigen Wendungen vorgesetzt. Das Papiergeld ist nicht zwingend erforderlich, aber es hilft zu veranschaulichen, wie viel Optionen einem noch zur Verfügung stehen.
Verlag: moses.
Autor(en): Linda Lach, Mathias Spaan
Erscheinungsjahr: 2023
Spieleranzahl: 2 – 5 Spieler
Dauer: ca. 60 Minuten
Vielen Dank an moses. für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Escape the Room: Mord in der Mafia
Escape the Room war einer der allerersten Versuche ein Escape Room-Erlebnis für den heimischen Spieltisch anzubieten. Nach zwei Ausgaben folgte eine längere Pause, bis die Serie mit Das verfluchte Puppenhaus neu auflebte. Die Schachtel wurde größer, denn sie ist Teil des Spiels geworden. Nun folgte der zweite Teil nach dem Reboot mit ähnlicher Ausstattung. Bei Mord in der Mafia entsteht aus der Schachtel ein Detektivbüro mit Tür und Fenster. Auf dem Boden und an den Wänden befinden sich auch hier wieder geklebte Elemente, die man erst nach Anweisung einsehen bzw. öffnen darf. Leider sind diese nicht exakt geklebt oder waren beim Versand verrutscht, was den Spielspaß etwas trübte.
Inhaltlich hätte es ein schöner Arbeitstag werden können, wäre da nicht die Leiche eines Mafia-Boss auf dem Fußboden eurer Detektei. So etwas bleibt nicht lange unbemerkt und daher suchen im Laufe des Spiels verschiedene Personen das Detektivbüro auf. Denn sowohl die Mafia, als auch die Polizei, möchte den Mord aufklären und als Besitzer der Immobilie steht man selbst natürlich ganz oben auf der Liste der Verdächtigen. Die Aufgabe besteht darin, in fünf Kapiteln Rätsel zu lösen, um wie ein wahrer Detektiv Beweise zu sichern und daraus die korrekten Schlüsse zu ziehen, um im letzten Kapitel den Mörder benennen zu können. Damit schafft das Spiel den Bogen vom Escape Room- zum Detektivspiel.
Die Rätsel sind nicht sonderlich kreativ, sondern eher Standardkost aus dem Bereich der Logikrätsel. Es gibt ziemlich konkrete Hinweise, welches Spielmaterial zu einem Rätsel gehört und wie man dieses verwenden soll. Ermittelte Codes lassen sich in gewohnter Weise mit der Decodierscheibe überprüfen. Hinweise finden sich online, genauso wie stimmungsvolle Hintergrundmusik und auch Anweisungen, um das Spiel zurückzusetzen und erneut zu verpacken. Als wir das Spiel Ende Oktober spielten, gab es dies leider noch nicht auf deutsch, doch ist dies mittlerweile verfügbar.
Mit der Angabe für 1-3 Spieler hat der Verlag dieses Spiel auch sinnvoll ausgezeichnet, denn mehr als drei Spieler könnten das Material sicherlich nur schwer gemeinsam einsehen. Manch eine Aufgabe stellte uns zu zweit schon vor kleinere Probleme, sodass man eigentlich nur nacheinander damit arbeiten konnte. Dabei ist der 3D-Aufbau besser geeignet, gemeinsam damit zu arbeiten, da der Raum offener gestaltet ist und man nicht zwingend gerade von vorne darauf schauen muss, wie es beim Puppenhaus oft der Fall war. Insgesamt waren die meisten Rätsel leicht zu lösen und auch der Abschluss nachvollziehbar zu ergründen, sodass ein positiver Gesamteindruck zurück bleibt.
Verlag: Thinkfun / Vertrieb: Ravensburger
Autor(en): Rebecca Bleau, Nicholas Cravotta
Erscheinungsjahr: 2023
Spieleranzahl: 1 – 3 Spieler
Dauer: 120 Minuten
Vielen Dank an den Ravensburger für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Hidden Games Tatort: Tödliche Überfahrt
Hidden Games Tatort-Spiele gehörten damals zu den ersten Ermittlerspielen auf dem Markt und sie zeichneten sich lange Zeit durch besonderes Material und detailverliebte Aufbereitung aus. Doch die letzten beiden konnten bei uns leider nicht mehr so gut punkten. Mit Tödliche Überfahrt gelangt Hidden Games wieder zurück zu alter Stärke. Damit gelingt es sich dem eigenen Anspruch wieder anzunähern, schließlich heißt es auf der Schachtel etwas hochtrabend “die gefeierte Krimimarke”.
Der von vielen Hobbyermittlern lieb gewonnene Kommissar Hahnke benötigt wieder einmal Unterstützung bei seinen Ermittlungen, die ihn dieses Mal auf eine Yacht führen. Auf der Überfahrt nach London kam es nicht nur zu einem tragischen Todesfall, auch ein wertvolles Gemälde ging in Flammen auf, welches in London einen neuen Besitzer finden sollte. Um herauszufinden, wer für die Geschehnisse verantwortlich ist, gibt es jede Menge Beweismaterial zu durchstöbern, digital wie analog. Das analoge Beweismaterial ist ganz verschieden und realitätsnah gestaltet, auf unterschiedlichen Materialien. Es ist dem Team auch wieder gelungen, besonderes Material beizufügen, welches man nicht überall findet.
Besonders ins Auge fällt der aufklappbare Schiffsplan. Kommissar Hahnke befindet sich mit den anderen Verdächtigen noch an Bord und über einen Web-Chat kann man ihn bitten sich bestimmte Orte genauer anzusehen, um weitere Informationen zu liefern. Manche Details lassen sich mittels QR-Code auch digital näher betrachten. Zusätzlich gibt es Video- und Audiodateien, sowie Informationen, die sich über das Internet abrufen lassen.
Die möglichen Verdächtigen lassen sich gut abgrenzen, da ja nur gewisse Personen an Bord waren. Es ist erforderlich die Geschehnisse zeitlich nachzuvollziehen, um herauszufinden wer zum Tatzeitpunkt überhaupt die Gelegenheit hatte. Beiliegende Vordrucke helfen dies zu strukturieren. Das alles ermöglicht ein immersives Ermittlererlebnis. Der Fall ist nicht zu leicht zu lösen, wir waren gut drei Stunden beschäftigt, doch alles ist logisch nachvollziehbar und wir hatten viel Spaß bei der Ermittlung. Auf diesem Niveau freuen wir uns wieder auf weitere Fälle.
Verlag: Hidden Games
Autor(en): k.A.
Erscheinungsjahr: 2023
Spieleranzahl: 1 – 6 Spieler
Dauer: 120 – 180 Minuten
Vielen Dank an Hidden Games für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!