Wo geht’s hier zum Ausgang?! – No. 22

Wo geht’s hier zum Ausgang?! / Foto: Brettspielpoesie

Wer hätte zum Start dieser Rubrik erwartet, dass so viele Veröffentlichungen in so kurzer Zeit erfolgen? Ich war mir sicher, der Trend der Escape Room- und Detektiv-/Kriminal-Spiele würde irgendwann deutlich abebben, doch bislang ist kein Ende in Sicht. Weiterhin kommen neue Serien auf den Markt. Nicht nur jeder Verlag möchte mitmischen, viele legen sich auch gleich mehrere Standbeine in diesem Genre zu. Dabei ist allerdings nicht alles Gold was glänzt, bei manchen Spielen fragt man sich tatsächlich, wie so etwas heute bei all den existierenden Angeboten noch erscheinen kann. Doch hin und wieder ist auch ein neues Spielprinzip dabei, für das es sich lohnt auch den Neuen eine Chance zu geben. Und daher höre ich nicht auf, euch von meinen Spielerfahrungen mit Escape Room- und Krimi-Spielen zu berichten.


Escape the Room – Das verfluchte Puppenhaus

Cover / Foto: ThinkFun

Lange mussten wir uns gedulden, um zu sehen wie eine der ersten Escape Room-Spiel-Reihen weiter geht. Escape the Room erschien mit den ersten beiden Fällen 2016 und 2017. Sie zeichneten sich durch die Verwendung hochwertigen Materials aus, jedoch waren die Rätsel selbst recht einfach zu lösen. Die Spielerzahl war etwas zu hoch angesetzt, da nur wenige Spieler das Material gemeinsam bearbeiten konnten. Bereits 2018 machte der Verlag ThinkFun die Spieler auf einen dritten Teil heiß, der noch gruseliger und anspruchsvoller werden sollte. Und doch dauerte es noch locker weitere zwei Jahre bis Escape the Rom – Das verfluchte Puppenhaus in den Handel kam.

Der imposante Spielaufbau konnte bereits auf der letzten Spielwarenmesse in Nürnberg 2020 betrachtet werden, Fotos waren damals nicht gestattet. Aus Schachtelboden und -deckel entsteht mit weiteren Pappteilen ein zweistöckiges Puppenhaus mit Dachboden. In jedem der Räume werden Einrichtungsgegenstände platziert. Dinge wie Schränke sind einzelne Umschläge und lassen sich wirklich öffnen. Einfach Überall wurde etwas an die Wände geklebt. Mit denselben runden Aufklebern, mit denen auch der Pappschuber an der Schachtel befestigt wurde…Leider ist uns eines dieser Teile beim Öffnen bereits eingerissen.

Escape the Room 3 Spielmaterial / Foto: Brettspielpoesie

Und dann rätseln sich die Spieler von Raum zu Raum, um dem verfluchten Puppenhaus zu entkommen. In jedem sind drei Rätsel zu finden, deren Lösungen den Zugang zum folgenden Raum ermöglichen. Dies ermöglicht ein paralleles Rätseln an verschiedenen Aufgaben, die Reihenfolge der Rätsel innerhalb eines Raumes ist beliebig. Nicht alles zu findende Material wird im aktuellen Raum benötigt. Auf der Decodierscheibe werden Symbole zu jedem der drei Rätsel pro Raum eingestellt. Zeigen nach dem Öffnen des Schlosses auf der Scheibe beide Löcher das aktuelle Raumsymbol, war die Lösung korrekt. Das Einstellen der Scheibe empfand ich nervig, da sich das Schloss gerne mit verschiebt. Die Geschichte schreitet nach jedem Raum im Begleitheft voran. Das ganze Spiel versucht schaurig, gruselig zu sein, leider kam das die meiste Zeit für mich nicht wirklich durch. Mir ist bis heute auch nicht klar, wie man storytechnisch an einer Stelle zum folgenden Raum gelangt.

Die Spielerzahl wurde von 3-8 Spieler bei den vorherigen Spielern der Serie bereits auf 2-4 reduziert. Doch selbst das halte ich für zu hoch angesetzt. Denn die Sicht ins Innere des Puppenhauses ist schon bei zwei Spielern erschwert. Es ist recht dunkel, obwohl manches Rätsel eine Anordnung des Materials an Ort und Stelle im Haus erfordert. Maximal könnte ich mir vorstellen zu dritt davor zu sitzen. Auch wenn der 3D-Aufbau sicherlich ein Hingucker ist, bietet dieser spielerisch in meinen Augen keinen nennenswerten Vorteil. Die Rätsel hätten so oder so ähnlich auch zweidimensional funktioniert, was für uns definitiv weniger nervig gewesen wäre. Ich hätte für ein besseres Rätselerlebnis gerne drauf verzichtet.

Die Rätsel selbst haben uns nicht alle überzeugen können. Manche waren schön gemacht, andere fühlten sich doch etwas an den Haaren herbei gezogen an. Manches Mal war einfach nicht eindeutig, wie es zu lösen ist. Das fühlte sich nicht raffiniert gedacht an, sondern eher kompliziert, um kompliziert zu sein. Leider hat sich die lange Wartezeit nicht wirklich gelohnt. Escape the Room – Das verfluchte Puppenhaus bietet mit dem Puppenhaus einen auffordernden Eyecatcher, doch leider können die Rätsel nicht mit denen anderer aktueller Serien mithalten.

Wertungsnote 3/6

Verlag: Think Fun / Vertrieb: Ravensburger
Autor(en): Nicholas Cravotta, Rebecca Bleu
Erscheinungsjahr: 2020
Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler
Dauer: 120 – 180 Minuten

Vielen Dank an Think Fun für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!


Exit – Das verfluchte Labyrinth

Cover / Foto: Kosmos

Gerade sind wir erst aus dem verfluchten Puppenhaus entkommen, da fanden wir uns direkt in einem verfluchten Labyrinth wieder. Wie wir da nur immer hinein geraten… Zum verfluchten Labyrinth führt uns der neueste Titel der Exit-Reihe für Einsteiger. In gewohnter Weise steht uns neben den Rätsel-, Lösungs- und Hilfekarten eine Decodierscheibe und ein Heft zur Verfügung, zudem 13 besondere Teile. Typisch für eine solche Einsteiger-Box, darf im Heft erst weiter geblättert werden, wenn wir dazu aufgefordert werden. Die Rätsel sind ganz unterschiedlicher Art, Veränderung des Spielmaterials ist hier und da notwendig, um sich der Lösung anzunähern.

Exit Labyrinth Spielmaterial / Foto: Brettspielpoesie

Passend zum angegebenen Schwierigkeitsgrad sind die Rätsel für Exit-Veteranen wie uns einfach zu lösen, aber keineswegs banal. Wir waren zu zweit gut 45 Minuten interessiert beschäftigt. Der eine oder andere spannende Kniff versteckt sich auch in dieser Box. Schon beim ersten Blick auf das Spielmaterial dachten wir genau zu wissen, wie der Hase läuft, doch kam es anders als erwartet. Ich kann immer wieder nur über den Ideenreichtum der Autoren staunen. Ganz klare Empfehlung für Einsteiger, erfahrene Spieler machen hiermit auch nichts falsch, sollten aber keine Kopfnuss-Rätsel erwarten.

Wertungsnote 5/6

Verlag: Kosmos
Autor(en): Inka und Markus Brand
Erscheinungsjahr: 2021
Spieleranzahl: 1 – 4 Spieler
Dauer: 60 Minuten

Vielen Dank an Kosmos für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!


Break In: Area 51

Cover / Foto: Schmidt Spiele

Auch die zweite Ausgabe der Serie Break In ist so angelegt, dass die Spieler sich zunächst geheim zu dem Ort begeben, von dem sie später fliehen wollen. Dieses Mal ist das Szenario etwas ungewöhnlicher, denn wir spielen eine außerirdische Lebensform, deren Ziel es ist ihr Raumschiff aus einem Labor zu retten, um damit die Erde zu verlassen. Um das zu Erreichen, sind erneut Codes gefragt, die uns eine Nummer, ein Symbol und eine Farbe liefern, um die Codestreifen entsprechend zu platzieren und über das Symbol im kleinen Fenster zur nächsten Karte zu gelangen.

Break In Area 51 Spielmaterial / Foto: Brettspielpoesie

Die Spieler rätseln sich immer weiter hinein ins Innere der Schachtel. Leider wirkt das Spielmaterial noch immer recht billig, ich hatte beim Öffnen oft das Gefühl gleich etwas kaputt zu reißen. Die Rätsel haben mir generell besser gefallen, die 3D-Elemente wurden sinnvoller in die Rätsel eingebunden. Ein Rätsel hält sich nach meinem Verständnis nicht genau an die vorgegebenen Regeln, darüber habe ich mich geärgert. Ich mag es lieber, wenn es einem Spiel im Rahmen seiner Regeln gelingt, interessante und unerwartete Rätsel zu kreieren. Ich möchte aber nicht ausschließen, dass andere Spieler dieses Rätsel besonders mögen. Vor allem die ersten Rätsel waren durchwachsen, während sie später immer interessanter wurden und uns logischer erschienen. Dabei ist uns speziell aufgefallen, dass die Karten in ihrer Reihenfolge im Stapel ins Spiel kommen. Mir wäre es jedoch lieber, wenn man nicht mit einem Blick auf den Stapel erkennen kann, welche Karte folgen müsste. Hinweise befinden sich auf speziellen Karten und werden mit Hilfe der Rotfolie entschlüsselt.

Break In – Alcatraz ist mir umfangreicher in Erinnerung geblieben, vielleicht entstand dieser Eindruck aber nur durch den frühen Szenenwechsel, den es hier so nicht gibt. Insgesamt hatten wir eine gute Rätselzeit, in meinen Augen war diese sogar interessanter als auf Alcatraz. Das lässt mich hoffnungsvoll auf den bereits angekündigten Fall Chichén Itzá blicken, dessen thematische Einbettung uns im Jahr 1833 in einen geheimnisvollen Maya-Tempel führt. Ich sehe jedenfalls noch Potential, die dreidimensionale Box sinnvoller einzubinden und dadurch den Rätseln einen echten Mehrwert zu geben. Bisher bereichert Break In das Genre Escape Room-Spiele nicht besonders.

Wertungsnote 4/6

Verlag: Schmidt Spiele
Autor(en): Rebecca Bleau, Nicholas Cravotta, David Yakos
Erscheinungsjahr: 2021
Spieleranzahl: 1 – 6 Spieler
Dauer: 60 – 120 Minuten

Vielen Dank an Schmidt Spiele für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!


Escape Room – Puzzle Abenteuer

Cover / Foto: Noris

Die Produktlinie Escape RoomDas Spiel, welche immer wieder um neue Produkte wächst, gehört ebenfalls zu den Vorreitern des Genres. Das neueste Produkt versucht das Escape Room-Spiel mit Puzzle-Elementen zu erweitern. Statt dem Rätselvergnügen ein langwieriges Puzzle voranzustellen, wählte man auch hier den Weg mit kleineren Puzzles, welche einzelne Räume des Escape Rooms darzustellen. Quasi analog zu den bisherigen Raum-Postern. Die Puzzle-Motive sind nicht vorgegeben, es wird völlig frei gepuzzelt. Darüber hinaus bieten sie noch einen spannenden Kniff, den wir so nicht erwarteten. Die Puzzle warten hinter sechs Türchen auf die Spieler. Teilweise kommt noch weiteres Material hinzu, um die Rätsel lösen zu können. Dadurch entsteht ein gelungener Wechsel zwischen Puzzle- und Rätselaufgaben. Thematisch zieht es uns mal wieder nach Lockholm. Die Alarmanlage des Anwesens einer angesehenen Wissenschaftlerin hat sich gemeldet und ihr sollt die Ursache untersuchen.

Erstmalig kommt kein Chrono-Decoder, auch keine App-Version, zum Einsatz. Die Codes bestehen aus Formen oder Zahlen, zum Decodieren werden passende Puzzleteile auf dem analogen Puzzle Decoder zu einem Kreis zusammengesetzt. Die Werte auf den Puzzleteilen werden addiert und geben an, wie viele Viertelumdrehungen folgen, bevor die Aussparungen durch Farben, Symbol und Form das folgende Fach angeben. So einfach, wie clever. In jedem Fach gibt es einen Einleitungstext, dessen Nummer eine weitere Kontrollmöglichkeit bietet. Es warten weitere Puzzleteile und zusätzliches Material auf die Entdeckung.

Escape Room – Das Spiel: Puzzle Abenteuer Secret of the Scientist – Spielmaterial / Foto: Brettspielpoesie

Als Spielerangabe steht nur “1+” auf der Schachtel. Wir haben es zu zweit gespielt, da konnten wir uns beim Puzzeln gut ergänzen. Mit drei Spielern kann das vielleicht noch funktionieren, mehr Spieler wären mir zu viele. Besonders die dunklen Puzzleteile waren für uns leider schlechter zu erkennen, aber vielleicht ist unsere Tischbeleuchtung dafür einfach nicht ideal.

Wer Hilfe benötigt findet zweistufige Hinweise auf der Rückseite der Anleitung. Diese sind jeweils in anderer Ausrichtung abgedruckt, um ein versehentliches Spoilern zu verhindern. Gespielt werden kann frei oder im Escape Room-Modus, bei dem die Zeit gestoppt wird. Dann stehen Hinweismünzen bereit, um die Anzahl verwendeter Hinweise in die Wertung einzubeziehen, die mit Vorgabewerten verglichen werden kann. Einem Solo-Spieler stehen für jede Wertung 30 Minuten mehr zur Verfügung.

Online soll noch eine Komplettlösung kommen, diese ist leider noch nicht verfügbar. Das Puzzeln und Rätseln hat uns hier begeistert, nächstes Mal dürfte es allerdings gerne anspruchsvoller werden. Auf der Schachtelseite ist die Schwierigkeit mit 2 von 5 Punkten angegeben, es ist also noch Luft nach oben vorhanden :D

Wertungsnote 5/6

Verlag: Noris Spiele
Autor(en): k. A.
Erscheinungsjahr: 2020
Spieleranzahl: 1+ Spieler
Dauer: ca. 120 Minuten

Vielen Dank an Noris für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!


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