Tabannusi – Baumeister von Ur

Was machen die Spieler bei Tabannusi nur?
Sie sind Baumeister der Hafenstadt Ur.
In dieser Aufgabe sind sie bestrebt,
mitzuwirken, wie die Stadt entsteht.
Bauplätze in fünf Bezirken existieren,
auf diese sollte man sich konzentrieren.
Dort ausliegende Würfel geben an,
wohin man sich als nächstes begeben kann.
Sind diese Würfel irgendwann aus,
kommt eine Gebietswertung dabei heraus.
Solche wird man nicht viele erleben,
umso wichtiger, dass sie viele Punkte geben.

Spielmaterial:

Bei diesem T-Spiel ist die Schachtel wirklich gut gefüllt. Viel Platz nehmen die Plastikfundamente in den drei Farben braun, gelb und weiß ein, die später auf dem Spielplan ein 3-dimenisonales Bild ergeben. Das sieht zwar einerseits recht imposant aus, generell finde ich diese Plastikelemente aber eher unpassend zum sonstigen Material aus Holz und Pappe. Die Würfel in fünf verschiedenen Farben stehen für die zur Verfügung stehenden Ressourcen. In anderen vier Farben liegt das Spielermaterial vor.

Zusätzliche Karten und Plättchen ermöglichen einen Solomodus. Leider fehlt der in der Anleitung zum Solomodus aufgeführte Stoffbeutel. Schnell wird man im Mehrpersonenspiel feststellen, dass viel zu viele Projektplättchen enthalten sind, denn die meisten davon kommen nur im Solo-Modus zum Einsatz.

Spielmechanismus:

Die von den Spielern gemeinsam zu errichtende Stadt ist in fünf Bezirke unterteilt. Es gibt drei gewöhnliche Bezirke mit Plätzen für Wohngebäude, Gärten und Gewässer, einen Hafenbezirk, dessen Schiffe interessante Boni einbringen und den Zikkuratsbezirk für zusätzliche Wertungsmöglichkeiten. Zwischen den Distrikten liegt ein Fluss und auf Barken die Würfel einer Farbe als Ressourcen eines solchen Bezirks.

Tabannusi Spielplan
Tabannusi Spielplan / Foto: Brettspielpoesie

In jedem Bezirk gibt es feste Aktionsmöglichkeiten und zufällige, die mittels Plättchen zugewiesen werden. Bei diesen handelt es sich um bezirksunabhängige Aktionen. Doch nicht nur diese Aktionen machen die Bezirke unterschiedlich attraktiv, alle erhalten zu Beginn des Spiels eine Stadtkarte mit der Vorgabe für zehn zusätzliche Punkte bei Spielende in den angegebenen Bezirken Häuser zu errichten. Und auch die offen liegenden Dekretkarten geben vor, mit welchen Gebäuden oder Schiffen zusätzliche Boni und Punkte einzufahren sind. Diese Belohnungen erhält nur wer zuerst die Vorgaben erfüllt.

Tabannusi Bezirk
Tabannusi Bezirk / Foto: Brettspielpoesie

Alle bewegen sich mit Hilfe ihres Architekten und dessen Assistenten durch die Stadt. Zu Beginn des eigenen Zuges wählt man einen Warenwürfel des aktuellen Bezirks und dessen Augenzahl bestimmt den Aktionsort der kommenden Runde. Zu diesem wandert der Assistent. Am Ende des Zuges gesellt sich der Architekt dazu. Zuvor darf er an seinem aktuellen Ort zwei der verfügbaren Aktionen ausführen.

Tabannusi Hafenbezirk
Tabannusi Hafenbezirk / Foto: Brettspielpoeise

Um ein Gebäude zu errichten, müssen zunächst ein bis drei Projektplättchen der Farbe, dessen Fundament man errichten möchte, existieren. Der Besitz eines solchen Projekts wird durch einen Einflussmarker markiert. Gebaut werden kann darauf ein Fundament eines beliebigen Spielers, auch wenn dieser auf den Projekten selbst keine Einflussmarker platziert hat. Es kostet sogar weniger Ressourcen fremde Projekte zu realisieren und als kleine Entschädigung erhalten die Besitzer der Projekte nicht nur ihre Einflussmarker direkt in ihren Vorrat zurück, sondern auch noch einen Schritt auf der zugehörigen Leiste.

Tabannusi Spielertableau
Tabannusi Spielertableau / Foto: Brettspielpoesie

Diese gibt es ebenfalls in den drei Farben und mit ihnen lassen sich Belohnungen, aber auch Punktemultiplikatoren freischalten. Die Belohnungen gibt es erst wenn alle eigenen Scheiben dieselbe Stufe erreichen, also wird Gleichmäßigkeit belohnt. Um die Punkte ordentlich zu maximieren sind hingegen einige Schritte auf einer Leiste erforderlich.

Tabannusi Leisten
Tabannusi Leisten / Foto: Brettspielpoesie

Wertungen der Bezirke werden ausgelöst, wenn der letzte Würfel eines Bezirks entfernt wurde. Aber erst nachdem der aktuelle Zug beendet wurde. Dann gibt es Punkte für Gebäude in dem Bezirk. In den gewöhnlichen Bezirken wird die Größe des Fundaments plus angrenzender Gärten (egal welchem Spieler diese gehören) mit dem erreichten Punktwert der zugehörigen Leiste multipliziert. Der Hafenbezirk belohnt Gebäude in den Reihen und Spalten beanspruchter Schiffe und der Zikkuratsbezirk liefert ganz individuelle Wertungen, meist bezogen auf andere Elemente des Spiels. Diese Wertungen lohnen sich meist aber erst so richtig, wenn man mehrere Einflussscheiben dort platzieren konnte.

Spielende:

Die fünfte Wertung eines Bezirks leitet das Spielende ein. Auf die laufende Runde folgt dann noch eine letzte, jedoch finden dabei keine Wertungen mehr statt. Dafür gibt es bei Spielende noch ein letztes Mal die Möglichkeit, für jeden Bezirk Punkte zu erhalten. Nach der Auswertung der Stadtkarten steht dann der Sieger mit den meisten Punkten fest.

Spieleranzahl:

Der Spielplan bietet angepasste Seiten für jede Spielerzahl. Im Spiel zu dritt verwendet man nicht alle Felder in den drei gewöhnlichen Bezirken. Solche sind zwar mit einem 4 Spieler-Symbol markiert, dieses ist aber im Laufe des Spiels nur schwer zu erkennen und führte bei uns hin und wieder zu kurzer Irritation. Durch die indirekte Interaktion beim Bauen und Werten der Gebäude mit ihren Gärten, gefallen mir die Partien zu dritt oder viert etwas besser als zu zweit.

Für das Solo-Spiel gibt es Automa-Karten, diesen Modus habe ich aber nicht ausprobiert.

Glücksfaktor?

Es gibt bei Tabannusi fast keine geheimen Informationen. Diese beschränken sich lediglich auf die Stadtkarten, welche meist erst bei Spielende offenbart werden. Ansonsten können alle jegliche Informationen jederzeit einsehen. Ein wenig Zufall bescheren die Würfel, da sie die Bewegungsmöglichkeiten zwischen den Bezirken einschränken können. Nach dieser Bewegung ist die Augenzahl eines Würfels irrelevant, nur noch die Farbe zählt als Ware.

Meinung:

Nach eher durchwachsener Spielerfahrung mit Tekhenu konnte mich Tabannusi wieder richtig abholen. Als T-Spiele gelten laut BGG die Spiele der Autoren Daniele Tascini oder Dávid Turczi, deren Titel mit einem ‘T’ beginnen. Ich mag die meisten dieser Spiele, doch die letzte Veröffentlichung, Tekhenu, konnte mich leider nicht ganz von sich überzeugen. Bei Tabannusi hat Tascini nun mit David Spada zusammen gearbeitet, der noch gar nicht viele Titel veröffentlicht hat. Dieser frische Wind kommt bei mir offensichtlich gut an.

Auch wenn es sich zunächst fast ein wenig nach Arbeit anfühlte, die detaillierten Regeln zu verinnerlichen. Ich kann mich an den Aufbau der Anleitungen des Verlags Board&Dice einfach nicht gewöhnen, wo zunächst seitenlang Kernmechaniken aufgeführt sind, bevor auf den Spielablauf eingegangen wird. Wie oben bereits erwähnt finde ich die Plastikfundamente weder ansehnlich, noch praktisch. Sie sind etwas größer als die Felder, lassen sich zwar ineinander stecken, sind aber dennoch problematisch, wenn neben den Fundamenten Projekte liegen.

Das Spielprinzip selbst gefällt mir gut. Überall gibt es verlockende Dinge zu tun, für das Meiste davon benötigt man aber auch Waren, Gold und/oder Einflussscheiben. Und davon hat man meist zu wenig. Dem Gegenüber stehen Boni an allen Ecken und Enden. Entweder dauerhafte Effekte durch die Schiffe oder einmalige beim Platzieren eines Projekts, Bauen eines Hauses oder auch durch Bauaktionen anderer Spieler auf den eigenen Projekten. So können die nur zwei Aktionen pro Zug verschiedene Effekte auslösen, was sich sehr belohnend anfühlt. Zumindest wenn man im Eifer des Gefechts nicht mal einen Effekt übersieht und nicht beachtet.

Es lohnt sich, den Spielaufbau gut zu lesen und dort Projekte zu errichten, wo andere bauen wollen. Denn nur wer auf den Leisten vorrückt, kann mit den Gebäuden in den gewöhnlichen Bezirken auch gut punkten. Auf allen drei Leisten gleichmäßig vorzurücken ist zudem lukrativ, denn nur dadurch werden weitere, einmalige Boni aktiviert. Wer Gärten baut kann damit seine eigenen Gebäude lukrativer machen, aber auch die der anderen.

Ich mag diese Interaktion, die sich keineswegs negativ anfühlt. Stattdessen bekommen die Spieler in den ersten Partien ein gutes Gefühl dafür, wie wichtig es sein kann, auf fremden Projekten zu bauen, statt immer nur alles teuer selbst zu errichten. Tatsächlich hat sich dabei ein Lerneffekt bei uns eingestellt, nicht immer die eigenen Projekte umzusetzen, auch wenn man die Ressourcen vorliegen hätte. Anfangs gönnt man den anderen die Stufenaufstiege noch kaum, später bauten wir häufiger auf fremden Projekten, um im Gegenzug davon zu profitieren, die anderen bei uns bauen zu lassen.

Besonders mit den Einflussscheiben sollte man gut haushalten, denn sind diese irgendwann aus, sind die Aktionsmöglichkeiten stark eingeschränkt. Wer Gärten errichtet, Schiffe oder Dekrete beansprucht platziert seine Scheiben dabei dauerhaft. Daraus entsteht ein interessanter Zweispalt, wie man sich aufstellt und seine Ressourcen effektiv einsetzt.

Die Stadtkarten sorgen dafür, dass die Spieler ein Interesse haben, in unterschiedlichen Bezirken zu bauen. Dabei gilt es zu beachten, dass auch Gebäude im Hafenbezirk gefordert sein können, was auf den Karten leicht übersehen wird. Durch die variablen Elemente sind immer andere Bezirke beliebter als andere, der Fokus um Punkte zu erlangen, verschiebt sich dadurch etwas. Auch wenn dies am eigentlichen Spielprinzip nicht viel ändert, fühlen sich die Partien dennoch unterschiedlich an.

Fazit:

Tabannusi ist ein toll verzahntes Spiel mit steiler Lernkurve. Das Bauen auf Projekten anderer Spieler ist lukrativ und führt zu positiver Interaktion, genau wie das Profitieren von fremden Gärten. Variable Elemente geben jeder Partie einen etwas anderen Fokus. In meinen Augen ein wirklich gelungenes Expertenspiel.

Wertungsnote 5/6

Verlag: Giant Roc
Autor(en): David Spada, Daniele Tascini
Erscheinungsjahr: 2021
Spieleranzahl: 1 – 4 Spieler
Dauer: 120 Minuten

Vielen Dank an Giant Roc für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!

Ähnliche Artikel:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert