Trismegistus

Cover / Foto: Giant Roc

Wissenschaft und ein Hauch Magie,
das ist die Welt der Alchemie!
Mit Quecksilber, Kupfer und Eisen,
nähert ihr euch dem Stein der Weisen.
Auch Blei und Zinn sind elementar,
eine Spur davon hier, eine Prise da.
Mit Wasser, Erde, Luft und Feuer,
entsteht aus Schwefel, Salz und Äther,
sogar wertvolles Gold und Silber!
Nicht abzusehen was aus Experimenten wird,
was genau sich hinter den Formeln verbirgt.
Trismegistus lädt zum Experimentieren ein,
wer wird darin der Beste sein?

Spielmaterial:

In der quadratischen Schachtel befindet sich allerhand Spielmaterial. Ein großer, faltbarer Spielplan und fünf Spielertableaus mit diversen Ausbuchtungen, um die vielen Experimentkarten und Artefakte in drei Stufen anzulegen. Zu jedem Tableau sind acht Formelmarker enthalten, die unterschiedliche Boni zeigen. Viele Pappmarker repräsentieren Essenzen, Reaktionen und vieles mehr. Neben einem sechsseitigen Würfel und einem speziellen Kartendeck für das Solo-Spiel sind 18 Spezialwürfel in drei Farben enthalten. Kleine und große Holzscheiben, gelbe Materiaklötzchen und weitere Karten gehören ebenso zum Spielmaterial. Leider sind die Angaben der Materialübersicht in der Anleitung fehlerhaft, es existiert mittlerweile ein offizielles Errata.

Trismegistus Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Spielmechanismus:

In drei Runden stehen jedem Spieler nacheinander drei Würfel zur Verfügung, mit denen aus einem großen Angebot aus Aktionsmöglichkeiten gewählt werden kann. Für manche Aktionen ist das Symbol des Würfels entscheidend, für andere die Farbe. Die aktuelle Anzahl der Würfel im zugehörigen Schälchen bestimmt den Machtwert, mit dem Aktionen ausgelöst werden können, zum Beispiel entsprechende Rohstoffe oder Essenzen zu erhalten. Mit den Würfeln können auch Transmutationen durchgeführt werden, die Rohstoffe unter Zugabe einer Essenz entlang der Pfade verwandeln. Zudem können die Spieler über die Machtpunkte eines Würfels an Artefakte oder Experimentkarten gelangen.

Trismegistus Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Die Experimente erfordern nicht nur bestimmte Kombinationen aus Rohstoffen und/oder Material, sondern auch einen bestimmten Wert auf der zugehörigen Meisterleiste. Auf diesen vier Leisten schreiten die Spieler vor allem darüber voran, dass sie Transmutationen durchführen. Neben den sofortigen Bonusaktionen bieten die Experimente eine von zwei Möglichkeiten, um Formeln freizuschalten und im Raster zu platzieren. Eine weitere Formel pro Farbe kann mit Gold erschlossen werden. Jede komplette Reihe oder Spalte des Rasters mit den Formeln führt zur Ausschüttung der am Rand angegeben Boni. Durch diese und andere Bonusaktionen, können im Verlauf einer Partie spannende Reaktionsketten entstehen. Das Durchführen von Experimenten und die Verwendung der Boni auf dem Formeln sind freie Zusatzaktionen, im eigenen Zug. Während der Züge der Mitspieler können die Spieler mindestens zwei Mal pro Runde einen Würfel der Mitspieler als Reaktion nutzen, um einen Rohstoff, eine Essenz, eine Transmutation zu erhalten oder ein Artefakt zu reaktivieren.

Trismegistus Spielertableau / Foto: Brettspielpoesie

Wer die Machtpunkte von drei Würfeln verwendet hat, beendet die aktuelle Runde für sich und reiht dich in der Reihenfolgeleiste für die Folgende ein. Zwischen den Runden kommen die Karten und Artefakte der neuen Stufe ins Spiel, alle Artefakte und Reaktionsmarker können nun erneut verwendet werden.

Trismegistus Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Spielende:

Nach der dritten Runde wird die Partie mit einer umfangreichen Endwertung abgeschlossen. In dieser Phase werden die meisten Punkte vergeben und zu den bereits in der Partie gesammelten hinzu addiert. Es werden Experimente, erfüllte Publikationen und die Anzahl der erschlossenen Formeln gewertet. Den Publikationen müssen Symbole der Experimente und Artefakte zugewiesen werden, um sie werten zu können. Der Spieler mit der höchsten Punktzahl gewinnt.

Trismegistus: Experimente & Publikationen / Foto: Brettspielpoesie

Spieleranzahl:

Trotz fünf enthaltener Spielertablaus ist dieses Spiel nur für bis zu vier Spieler geeignet. Die Würfel und Karten werden bei weniger als vier Spielern limitiert, damit die Verhältnisse beibehalten werden. Grundsätzlich ist die Downtime eines der großen Probleme bei Trismegistus, zu zweit ist es noch erträglich, mit jedem weiteren Spieler fühlte es sich zu lang an. Bei zwei Spielern gibt es aber einfach zu wenig Interaktion. Die Reaktionen sind dann weniger interessant, im schlimmsten Fall sogar unbrauchbar, da eben nur der eine Mitspieler Würfel dazu bereit hält.

Solo wird gegen einen Bot gespielt, der durch Karten gesteuert wird. Ich konnte mich jedoch nicht motivieren, dies auszuprobieren.

Glücksfaktor?

Es wird gewürfelt, aber nur drei Mal pro Partie, um die zur Verfügung stehenden Würfel für die aktuelle Runde zu bestimmen. Das passt nicht immer zur eigenen Vorstellung, doch muss dann eben kurzfristig umgeplant werden. Verschiedene Marker helfen immerhin den Wert, die Farbe bzw. das Symbol kurzfristig zu verändern.

Die Reihenfolge der Karten und Artefakte ist ist ebenso zufällig. Besonders bei den Publikationen kann das schon sehr unglücklich sein, da es auch gar nicht so einfach ist, weitere Publikationen zu ziehen, die dann hoffentlich besser passen. Ebenso glückslastig sind die freizuschaltenden Formeln. Zwar kann zu Beginn eingesehen werden, welche Bonusaktionen diese beim gewählten Charakter bieten, jedoch ist es Zufall, welche später aufgedeckt werden und in welcher Reihenfolge. Nicht selten werden die aufgedeckt, die just in diesem Moment nicht gebraucht werden, manche erscheinen grundsätzlich schwächer als andere.

Mit den optionalen Errungenschaften wird das Spiel nur noch glückslastiger. Sie geben gewisse Elemente vor, mit denen die Spieler zusätzliche Punkte generieren, wenn sie diese vor allen anderen erreichen, zum Beispiel drei Artefakte einer Sorte oder vier Experimente. Dabei können manche Spieler alleine durch die unterschiedlichen Startbedingungen bereits einen enormen Vorteil haben. Von daher empfinde ich diese Errungenschaften als überflüssiges Element, welches ich nicht mehr hinzu nehmen möchte. Für ein solch denkintensives Expertenspiel ist mir der Glücksfaktor durch all die zuvor genannten Einflüsse zu hoch.

Meinung:

Der Einstieg in das Spiel wird auf verschiedene Weisen erschwert. Die Anleitung ist in meinen Augen nicht gut strukturiert, ständiges hin und her Blättern inklusive. Vieles ist auch einfach missverständlich oder gar falsch erklärt. Auf den Übersichtskarten, die den Spielern das Leben einfacher machen sollten, wurden Symbole vertauscht, wodurch diese kaum zu gebrauchen sind und die schwarzen Experimente müssen an die gelbe Spalte angelegt werden, die Rahmen der Artefakte haben überhaupt keine Auswirkung auf das zu platzierende Artefakt. Die Symbole der Würfel stammen tatsächlich aus der Alchemie, sollen das Spiel sicher thematisch machen, doch sind sie sich teilweise einfach zu ähnlich und werden häufig verwechselt. Auch die beiden blauen Symbole für Wasser und Wind können auf Entfernung leicht verwechselt werden.

Generell ist das Thema schon gut gewählt, so fühlt es sich stimmig an, dass bei einer neuen Formel das Ergebnis unbekannt ist und der Bonus überrascht. Wie Alchemisten haben wir uns jedoch nie gefühlt, es bleibt dann doch eher ein recht abstrakter Euro-Titel.

Trismegistus verzeiht keine Fehler, weswegen es auch notwendig ist, sich gut zu überlegen, was mit den Würfeln angestellt wird: Farbe, Symbol, Wert – das bringt ganz schnell den einen oder anderen Knoten ins Gehirn. Mir ist das leider ein Knoten zu viel, der dabei entsteht. Ich mag es herausfordernd, solange es nicht überfordert. Es entstehen so viele Möglichkeiten die Würfel einzusetzen und Bonusaktionen zu nutzen, die nur schwer alle über mehrere Züge zu überblicken und vorauszuplanen sind. Umso nerviger wird es, wenn auch noch das Pech zuschlägt und gar nichts aufgeht, weil nichts Passendes verfügbar wird. Wenn es hingegen gelingt, Kettenzüge auszulösen, ist das sehr belohnend für den aktiven Spieler. Die Mitspieler müssen dann allerdings noch länger warten, selber wieder aktiv involviert zu sein.

Fazit:

Trismegistus ist ein Expertenspiel, welches diesen Namen völlig verdient: Die Aktionsmöglichkeiten sind umfangreich und sehr verzahnt, alles beeinflusst sich gegenseitig. Genau dies führt aber leider auch zu langen Downtimes, die das Spiel sehr in die Länge ziehen (können). Leider trübt dies, in Verbindung mit diversen Mängeln in der Anleitung und Optik, den Gesamteindruck für mich. Die Motivation zu weiteren Partien wird dadurch nicht gerade gefördert, obwohl ich Trismegistus im Kern durchaus reizvoll empfinde.

Wertungsnote 3/6

Verlag: Giant Roc / Board & Dice
Autor(en): Daniele Tascini, Federico Pierlorenzi
Erscheinungsjahr: 2019
Spieleranzahl: 1 – 4 Spieler
Dauer: 90 – 120 Minuten

Vielen Dank an Giant Roc für die Bereitsstellung eines Rezensionsexemplars.

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Eine Antwort auf „Trismegistus“

Schöne Rezi, die (leider) genau meinem Eindruck entspricht.
Das Fazit bringt es auf den Punkt.
Wird wohl irgendwann aus meinem Spieleschrank verschwinden.

Viele Grüße Peter

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