Über eine Woche ist es nun schon her, dass sich Medienschaffende und Freunde der Verlage aus Merseburg auf den Weg zur Bischofsburg Burgliebenau zu den B-Rex-Tagen machten, um sich von Freitagabend bis Sonntagmittag durch die anstehenden Neuheiten zu spielen. Für uns blieb es auch dieses Jahr aufgrund anderer Verpflichtungen leider nur bei einer Tagestour. Dabei haben wir die uns zur Verfügung stehende Zeit optimal genutzt und sechs Spiele kennen gelernt. Neben den von uns gespielten und im folgenden Beitrag erwähnten Titeln gab es natürlich noch viele weitere zu entdecken.
Minos – Anbruch der Bronzezeit (Giant Roc)
(Stan Kordonskiy, 1-4 Spieler, 90-150 Minuten)
Früh morgens ist man noch fit im Kopf und daher ist das eine gute Zeit, um direkt mit einem komplexeren, regellastigerem Titel zu beginnen. Bei Minos von Autor Stand Kordonskiy setzt man Würfel ein, um mit diesen später die gewählten Aktionen auszulösen. Allerdings entscheidet die Position über den Ertrag und diese kann sich durch später platzierte Würfel noch ändern, sodass erst nach dem Einsetzen feststeht, ob man mehr Aktionspunkte oder weniger und dafür zusätzliche Boni erhält. Wer durch Addition der Augenzahlen ausgewählter Würfel einen bestimmten Wert erreicht, darf auf der gleichfarbigen Leiste vorrücken, wo viele Boni warten.
Das eigene Tableau möchte man einerseits leer spielen, indem man die Gebäude auf dem Spielplan platziert und zusätzlich um dauerhafte Karteneffekte erweitern, welche die spätere Ausführung der Aktionen verstärkt. Dadurch hatten wir Sorge, die Aktionen könnten hinten raus immer länger werden, was aber nicht unbedingt eintraf, denn zum Ende hin weiß man eigentlich genau, welche Optionen man noch benötigt, was gar nicht so viel Platz zum Grübeln lässt. Obwohl es viele verschiedene Möglichkeiten gibt, Punkte zu sammeln, die ich alle in weiteren Partien gerne noch ausprobieren möchte.
Wunder der Welt (Kobold Spieleverlag)
(ZÉ Mendes, 1-5 Spieler, 50-70 Minuten)
Auch wenn es eigentlich eine Neuheit aus dem Vorjahr ist, gab es auch dieses Jahr die Möglichkeit Wunder der Welt zu spielen, da nun eine Erweiterung dazu erscheint. Wir spielten jedoch das reine Grundspiel, bei dem man jede Runde sieben Geld zur Verfügung hat, um Gebäude, Türme, Straßen und wenn möglich ausliegende Weltwunder zu kaufen und zu platzieren.
Das hat schon Spaß gemacht, allerdings möchte ich in einem Spiel mit dem Namen Wunder der Welt auch gerne eben solche platzieren, was aber nicht unbedingt mit mehr Punkten belohnt wird, als andere Optionen.
Herbstlaub (Kobold Spieleverlag)
(TIM EISNER, 1-4 Spieler, 30-45 Minuten)
Herbstlaub ist ein Puzzlespiel mit ungewöhnlichen Puzzleformen. Diese orientieren sich an den Formen realer Baumblätter. Sie werden beim Ausspielen einer entsprechenden Karte so aneinandergelegt, dass ihre Blattspitzen und ggf. ihr Stiel bereits ausliegende Blattspitzen bzw. Stiele berühren und dabei Aktionen auslösen.
Das fühlt sich einerseits originell an, kann sich aber auch sehr ziehen, wenn man alle möglichen Optionen der Platzierung gegeneinander abwägen möchte.
Die Riff-Retter (Giant Roc)
(Martino Chiacchiera und Federico Pierlorenzi, 1-4 Spieler, 45-90 Minuten)
Nun war es wieder an der Zeit für eine längere Regelerklärung und eine länger andauernde Partie, nämlich bei Die Riff-Retter, der deutschsprachigen Version von Reef Project. Um Riffe von Müll zu säubern, reist man von Insel zu Insel und wirft Bojen ins Meer. Dafür wird Energie benötigt. Zusätzlich kann man neues Personal einstellen und sein Tableau damit erweitern, um mehr Optionen bei bestimmen Aktionen zur Verfügung zu haben. Es gibt auch die Möglichkeit die Welt unter Wasser zu entdecken und einen Taucher loszuschicken.
Für all dies benötigt man Energie und/oder Ressourcen. Derer gibt es drei verschiedene, für die man mehr Lagerplatz hat, wenn die Bojen vom Boot runter sind. Zusätzlich kann man durch Sets aus ausgespielten Karten Punkte generieren. Viele Karten erfordern das Erreichen darauf abgebildeter Inseln, um sie ausspielen zu können. Die Partie endet, sobald eine Person einen bestimmten Punktwert erreicht. Dies gelang in unserer Partie einem Mitspieler wesentlich früher als allen anderen, was sich etwas unausgewogen anfühlte. Zumal es eine Auffrischaktion gibt, wenn die Energie mal ausgeht und dabei Effekte anhand er aktuellen Punktzahl ausgelöst werden. Wer also punktemäßig vorprescht, bekommt dabei auch noch den größten Bonus. Aber nach einer Erstpartie lässt sich das natürlich nicht wirklich beurteilen, sodass ich gerne weitere Partien folgen lassen würde.
Elawa (Kobold Spieleverlag)
(Johannes Goupy und Corentin Lebrat, 2-4 Spieler, 60 Minuten)
Zu zweit duellierten wir uns als Stammesoberhäupter bei Elawa in Set Collection und Ressourcenmanagement. Um ein Lagerfeuer herum liegen Kombinationen aus Karten und Ressourcen, wir wählen jede Runde eine Karte und die gibt an wie viele Ressourcen wir erhalten. Ausgehend von der gewählten Karte wissen wir auch welche Ressourcen wir erhalten.
Wir haben nur einen begrenzten Lagerplatz für Ressourcen, daher sollten die gesammelten Ressourcen gut zu den Vorgaben der Karten passen, um diese ausspielen zu können ohne Ressourcen ungenutzt zu verlieren. Jede Karte bringt bei Spielende Punkt ein, entweder einen festen Wert oder in Abhängigkeit von anderen Karten bzw. Ressourcen. Interaktion gibt es kaum, höchstens mal durch das Wegschnappen von Karten oder Ressourcen.
Schwarze Witwen (Corax Games)
(Sarah Shipp, 2-6 Spieler, 30-90 Minuten)
Schwarzhumorig ließen wir den Tag bei einer Partie Schwarze Witwen ausklingen. Bei diesem Draftingspiel verkörpern wir heiratswillige Damen im viktorianischen Zeitalter. Um den eigenen Wohlstand zu verbessern scheuen wir nicht davor zurück uns bei der erstbesten Gelegenheit unserer Ehemänner zu entledigen und lukrativere Ehen mit vermögenderen Herren einzugehen. Das wirkt sich auf unsere Verruchtheit aus und diese darf nicht zu sehr steigen, sonst nimmt uns der Duke nicht zur Frau, was jedoch die einzige Möglichkeit ist aus der Partie als Sieger hervorzugehen.
Dieses Spiel lebt sehr vom Thema und wie so oft bei Drafting-Spielen wird es unterhaltsamer je mehr Personen miteinander konkurrieren. Zusätzlich gewinnt das Spiel mit dem passenden Trashtalk, wofür man die richtige Gruppe benötigt.