Unfair – Fiese Freizeitparks

Ob Theme Park World oder Rollercoaster Tycoon,
Freizeitparks zu kreieren, fasziniert immer schon.
Wer hat sich denn bitte noch nie träumen lassen,
wie eigene Fahrgeschäfte gefeiert werden von Massen,
wodurch es so richtig klingelt in den Kassen,
und die Konkurrenz nur so lässt erblassen?
Doch lässt das sicher niemand auf sich beruhen,
stiftet stattdessen etwaige Unruhen.
Schickt die Inspektion vorbei, zerstört allerlei.
Wem wird es trotz all der Widrigkeiten gelingen,
den erfolgreichsten Freizeitpark hervorzubringen?
[UPDATE 10.05.23]

Spielmaterial:

Neben vielen Karten, aufgeteilt in unterschiedlichen Themendecks, gibt es einen zentralen Spielplan. Dieser ist beidseitig unterschiedlich bedruckt, für eine optimale Anordnung wenn man sich gegenüber oder nebeneinander sitzt. Dieser Plan bietet Ablageflächen für sämtliche Karten und zeigt den Rundenablauf an. In welcher Phase man sich befindet, markiert ein Marker mit Personen in einem Achterbahnwagen, die gerade ihre Hände hoch reißen.

Unfair Spielplan
Unfair Spielplan / Foto: Brettspielpoesie

Die einzelnen Phasen lassen sich somit wunderbar abhandeln und man ist direkt eingefangen im Achterbahnthema. Im Zweifelsfall unterstützen die beiliegenden Spielübersichten. Ansonsten liegen dem Spiel neben Pappmünzen, die optisch an Pokerchips erinnern, nur zwei Casino-Würfel und einige Stanzteile bei sowie ein Einlassticket in einem Plastikfuß als Startspielermarker. Ein Wertungsblock und sogar ein Bleistift, um dort Eintragungen vorzunehmen, sind ebenfalls enthalten.

Spielmechanismus:

Unfair lässt sich auf unterschiedliche Arten spielen. Sogenannte Anpassungen verändern bestimmte Eigenschaften des Spiels. Ich stelle hier das Basisspiel vor.

In Unfair entstehen bei allen Spielern über mehrere Runden Freizeitparks mit jeweils bis zu fünf Attraktionen. Diese können sich aus verschiedenen aufregenden oder gemächlichen Fahrgeschäften, Theater, Hotels, Imbiss- und Spaßbuden zusammen setzen. Sie alle zeigen Sterne, das sind quasi die Besucher, die Geld für den Besuch des Parks da lassen. Also ein Zehntausendstel der Besucher natürlich, genau wie auch das Geld der Einfachheit halber in kleineren Zahlen gezählt wird. Mit Aufwertungen lässt sich die Attraktivität einer Attraktion steigern und dadurch mehr Geld einnehmen. In der Aktionsphase können neben den Parkkarten auch Ereigniskarten oder Blaupausen aufgenommen werden. Blaupausen bringen zusätzliche Punkte bei Spielende, wenn die darauf angegebenen Bedingungen dann erfüllt sind. Viele davon sind zweigeteilt, mit einer zwingenden Bedingung und einer optionalen Vorgabe für noch mehr Punkte.

Unfair Spielsituation
Unfair Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Auf die Parkphase, in der Aktionen möglich sind, folgt die sogenannte Gästephase, in der es das Einkommen gibt. Dabei bringt es allerdings nichts, wenn man einfach Attraktionen mit vielen Sternen ausbaut, auch die Gästekapazität muss steigen, sonst lässt sich kein höheres Einkommen als 15 generieren, was quasi 150.000 Gästen entspricht, die in den Park hinein gelassen werden dürfen. Es gibt allerdings darüber hinaus noch weitere Möglichkeiten Geld zu erhalten.

Unfair Spielmaterial
Unfair Spielmaterial / Foto: Brettspielpoesie

Aber wo bliebe denn der Spaß, wenn alle einfach nur ungestört ihren Park ausbauen könnten? Dafür gibt es Ereignisse bei Unfair. Sogenannte Stadtereignissse betreffen alle Spieler zu Beginn einer jeden Runde. Anfangs haben sie einen positiven Effekt, später können sie wirklich fies nerven. Zusätzlich beginnt jede Runde mit der Möglichkeit selbst Ereigniskarten auszuspielen. Diese sind meist zweigeteilt mit einem positiven Effekt für einen selbst oder einem negativen Effekt, der sich auf einen oder mehrere Mitspieler bezieht. Welchen man davon ausführt, bleibt einem selbst überlassen. Mit den richtigen Ereigniskarten, Mitarbeitern oder Hilfsmitteln lassen sich bestimmte Ereignisse auch abwenden.

Unfair Spielsituation 2 Spieler
Unfair Spielsituation 2 Spieler / Foto: Brettspielpoesie

Diese Phase endet, sobald alle Spieler nacheinander passen. Es kann also passieren, das man anfangs passt, um den anderen den Vortritt zu lassen, wenn diese aber alle passen, man kein Ereignis mehr spielen kann. Werden Attraktionen geschlossen bringen sie in der folgenden Gästephase kein Einkommen, werden in der eine Runde abschließenden Verwaltungsphase aber einfach wieder geöffnet.

Unfair Handkarten
Unfair – Handkarten / Foto: Brettspielpoesie

Wenn das Geld mal nicht ausreicht, kann man sich jederzeit Geld leihen. Dafür braucht man keine Voraussetzung erfüllen, es kostet aber ordentlich Punkte bei Spielende ohne eine Möglichkeit den Kredit zu begleichen und den Punktabzug zu verhindern.

Die verschiedenen Kartendecks unterscheiden sich in ihrer Ausprägung in Bezug auf Attraktionsgröße, Blaupausen, Münzen und Unfairness. Die fünf Anpassungen können bestimmte Spielelemente eliminieren, das Spiel verkürzen oder die Spielendebedingungen grundsätzlich verändern.

Spielende:

Nach im Basisspiel acht Spielrunden endet eine reguläre Partie Unfair. Jede Attraktion bringt dann Punkte ein und zwar umso mehr, desto mehr Symbole sie selbst und alle daran angehängten Karten zeigen. Mitarbeiter und Hilfsmittel können ebenfalls Siegpunkte einbringen. Zu diesem Zeitpunkt werden auch die Blaupausen offenbart und Punkte für erreichte Aufgaben vergeben oder für nicht erreichte abgezogen. Gesammeltes Geld bringt auch noch Punkte ein, bevor der Sieger mit der höchsten Gesamtpunktzahl feststeht.

Spieleranzahl:

Zwar baut jeder grundsätzlich seinen eigenen Freizeitpark vor sich aus, doch insbesondere durch die Ereignisphase ist direkte Interaktion möglich. Man kann Fahrgeschäfte sabotieren, Mitarbeiter abwerben oder Ausbauten abreißen lassen.

Die Spielerzahl bestimmt über die Anzahl zu verwendender Themendecks, das ermöglicht sogar schon ein Spiel zu zweit ohne einen Dummyspieler. Allerdings gefällt mir Unfair ab drei Personen wesentlich besser. Zu zweit ist es sehr konfrontativ, denn es gibt nur ein mögliches “Opfer” für Ereigniskarten. Da kann sich die Kartenverteilung schon arg negativ anfühlen, wenn eine Person ein glücklicheres Händchen beim Nachziehen hat, als die andere. Zwar könnte man dann mit der Anpassungskarte Weltfrieden spielen, die alle negativen Ereignisse unterbindet, aber dann kann ich es auch gleich sein lassen. Bei mehr Spielern ist auch einfach der Kartenpool ein größerer und besteht aus mehr unterschiedlichen Karten. Durch sechs verschiedene Kartendecks, spielt man selbst zu fünft nicht immer mit denselben Karten. Dennoch sind weitere Kartendecks wünschenswert, zumal die Box sogar noch Platz für weitere bietet.

Glücksfaktor?

Einen Glücksfaktor hat Unfair definitiv. Wann welche Karten kommen, kann entscheidend sein. Es kann sogar dazu führen eine Blaupause nicht oder nur zum Teil erfüllen zu können, weil man eine bestimmte Karte gar nicht in die Hände bekommt. Dann war es aber vielleicht zu riskant, eine solche Karten anzunehmen. Die Blaupausen sind generell eine spekulative Angelegenheit. Wie auch bei Zug um Zug, ist es stets verlockend weitere Karten aufzunehmen, weil man vielleicht mindestens einen Teil davon, wenn nicht sogar alles, bereits erfüllt. Sollte jedoch noch etwas fehlen, muss man sich gut überlegen, ob man das Risiko eingeht, eine weitere Karte zu behalten.

Die Ereignisse können auch zu unfairen Situationen führen. Gegen einige davon kann man sich mit den richtigen Karten wehren, wenn man diese nicht lieber für andere Zwecke ausgibt. Es hängt also ein wenig auch von den eigenen Entscheidungen ab. Unfair kann aber auch unfair verlaufen, wenn man selbst es nicht darauf anlegt. Manche Stadtereignisse beispielsweise, belohnen oder bestrafen bestimmte Attraktionen. Hat man diese, hat man Glück oder eben Pech, wirklich darauf einstellen konnte man sich nur bedingt. Jedes Themendeck liefert drei positive und drei negative Stadtereignisse. Bei mehr Personen und entsprechend verschiedener Themendecks, ist es schwieriger möglich auf bestimmte Karten zu spekulieren, als bei weniger Spielern.

Meinung:

Wer Unfair erstmals von weitem sieht, freut sich auf ein spaßiges Freizeitpark-Spiel. Was die meisten auf den ersten Blick nicht klar erkennen, ist der dunkle Himmel und das Unwetter, dass im Hintergrund aufzieht. Dabei spiegelt dieses Bild exakt wider, was bei einer Partie Unfair passieren kann. Leider funktioniert der Titel im Deutschen nicht ganz so gut wie im englischen, wo bei dem Begriff Funfair quasi das “F” verschwindet. Doch der Untertitel Fiese Freizeitparks fängt dies wieder ganz gut ein.

Unfair ist nämlich ein wirklich unfaires, wenn nicht sogar fieses, Spiel. Man kann sich mit den Ereignissen schon übel in die Parade fahren. Jede Entscheidung gegen andere zu spielen, ist meist auch eine Entscheidung gegen einen persönlichen Vorteil. Und wer austeilt, muss meist auch einstecken können. Ich finde es gut, dass dieses destruktive Element einen Hebel bietet, um führende Spieler aktiv auszubremsen. Das gleicht den hohen Glücksanteil ein wenig aus.

Doch auch wenn man Opfer eines Ereignisses wird und sich nicht wehren kann, ist der negative Effekt nicht zu gemein. Möglicherweise wird eine Attraktion geschlossen und bringt in der Gästephase kein Einkommen oder eine Aufwertung abgerissen, welche bei der Schlusswertung zusätzliche Punkte einbringen würde. Vielleicht trifft dies doch schwerer, wenn das abgerissene Element notwendig war, um eine Blaupause zu erfüllen. Gut, wenn man sich dafür rüstet. Zum Beispiel indem man redundant baut und immer noch was in der Hinterhand behält. Die Handkarten sind allerdings stark begrenzt, von daher ist dies nicht immer die optimale Lösung. Alle müssen ein wenig mit ihren Optionen jonglieren.

Etwas nervig ist der Auf- und Abbau einer jeden Partie. Die unterschiedlichen Decks werden zu Beginn in Kartentypen unterteilt zusammengemischt, ein Teil davon zum Spielen bereit gelegt, um sie hinterher wieder alle in die spezifischen Themendecks auseinander zu sortieren. Bei der Anleitung bin ich hin- und her gerissen. Ich mag die handschriftlichen Anmerkungen, die ebenso viel Witz versprühen wie manche Flavortexte auf den Karten. An allen Ecken und Enden spürt man viel Herzblut, welches in dieses Spiel gesteckt wurde.

Unfair Details
Unfair Details / Foto: Brettspielpoesie

Allerdings beantwortet die Anleitung nicht alle Fragen. Anstelle einer Übersicht aller Karten mit einer kurzen Erklärung, gibt es nur ein Glossar mit bestimmten Formulierungen. Dieses lässt jedoch nicht alle aufkommenden Fragen sicher beantworten. Die deutsche Anleitung verweist dabei auch leider nur auf eine englische Webseite mit einer durchsuchbaren Übersicht aller Begriffe aus allen Erweiterungen, die es leider ebenfalls noch nicht auf deutsch gibt.

Mir gefällt der Flow einer Partie Unfair. Anfangs beginnen alle nur mit ihrem Parkeingang und einigen Handkarten. Es ist nicht leicht sich von Beginn an ein solides Einkommen aufzubauen. Da können die richtigen Ereignis- oder Parkkarten einem einen ordentlichen Schwung verleihen, sonst fällt es schwerer in die Partie hinein zu kommen. In acht Runden ist aber vieles möglich und so wird jeder einen stetigen Fortschritt in seinem Park bemerken, was sich belohnend anfühlt.

In den letzten Runden kann sich allerdings etwas Resignation einstellen. Dann sind viele spannende Parkkarten bereits vergeben, die Auslage wird immer uninteressanter. Bei jeder neuen Karte, stellt man sich die Frage, ob es sich noch lohnt die Kosten zu bezahlen oder man besser Kleingeld aufsammelt, welches den Gästen in den Fahrgeschäften aus den Taschen gefallen ist. Dann fühlt man sich fast wie am Schluss einer aufregenden Achterbahnfahrt, wenn der Wagen an Geschwindigkeit verliert, um in den Bahnhof einzufahren. Also vielleicht doch irgendwie thematisch?

Fazit:

Ich mag es, in jeder Partie aufs Neue zu erleben, wie man seinen Freizeitpark erfolgreich gestalten kann. Vor meinem eigenen Auge kann ich Attraktionen entstehen lassen und diese ausbauen, das macht einfach Spaß. Zumindest solange sich die Mitspieler nicht einmischen. Mir gefällt aber auch eben dieses Knistern in der Luft, dass jederzeit ein Knüppel dazwischen geworfen werden kann, aber nicht muss. Dieses destruktive Element ist vielleicht nicht jedermanns Sache, für mich gehört es aber einfach dazu und macht Unfair erst so richtig rund und eben zutiefst unfair.

Wertungsnote 5/6

Verlag: Corax Games
Autor(en): Joel Finch
Erscheinungsjahr: 2022
Spieleranzahl: 2 – 5 Spieler
Dauer: 60 Minuten

Vielen Dank an B-Rex Entertainment für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!

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3 Antworten auf „Unfair – Fiese Freizeitparks“

Schöne Rezi. Ich für meinen Teil hoffe, dass auch noch der Nachfolger Funfair auf deutsch aufgelegt wird. Das interessiert mich noch etwas mehr als Unfair.
Noch ein kleiner Hinweis für die Einleitung. Ich glaube, dass du Rollercoaster Tycoon gemeint hast, als du Railroad Tycoon geschrieben hast.

Hallo Markus, vielen Dank für Deinen Kommentar. Natürlich meine ich Rollercoaster Tycoon, was hat mir mein Kopf denn da für einen Streich gespielt? :D Ich habe das mal korrigiert.
Ich habe mich mit Funfair noch gar nicht so sehr beschäftigt, war ja erstmal froh das Unfair doch noch auf deutsch erschienen ist. Ich weiß nicht ob mir ohne dieses interaktive Element nicht etwas fehlen würde…

Sowohl Railroad- als auch Rollercoaster-Tycoon hab ich gespielt bis zum Abwinken. Beides tolle PC-Spiele. Das Railroad-Tycoon Brettspiel von 2005 hätte ich auch gerne mal gespielt – hatte leider nie die Chance dazu.
Zu Unfair vs Funfair hast du natürlich einen Punkt. Wenn ich es allerdings in der Familie spielen will, dann würde ich mit dem Thema absolut punkten, mich mit dem Pieken und Stechen aber vermutlich gleich wieder verabschieden können.
Daher hoffe ich einfach mal, dass sie Funfair auch noch portieren.

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