Unter Schafen 12/22

In den vergangenen Jahren habe ich immer mal wieder in einem eigenen Artikel auf das vorherige Jahr zurück geblickt. Genau genommen hat sich zuletzt eingependelt, dass dies nur alle zwei Jahre geschieht und demnach wäre es erst 2024 wieder and er Zeit für einen Jahresrückblick. Aber durch dieses Format nutze ich heute die Gelegenheit nicht nur auf den Monat Dezember zurückzublicken, sondern auch gleich auf das gesamte vergangene Jahr 2022.

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Jahresrückblick

Das vergangene Jahr stand ganz unter dem Motto: Zurück zur Normalität. Die Corona-Pandemie war weiterhin ein großes Thema, aber zumindest gab es keine generellen Kontaktbeschränkungen mehr. Leider konnten noch immer nicht alle unsere Spielegruppen reaktiviert werden, dafür haben sich aber bereits neue zusammengefunden.

Fast 100 Stunden mehr haben wir 2022 mit Brettspielen verbracht, als noch im Jahr zuvor. Nachdem wir zufällig im Januar 2022 jeden Tag mindestens ein Spiel gespielt hatten, war der Ehrgeiz geweckt diese Serie über das Jahr hinweg durchzuziehen und die 365 Tage vollzumachen. Dies gelang uns leider nicht. Haben wir uns an manchen Tagen noch mit kurzen Similo-Partien, selbst über WhatsApp, über Wasser gehalten, hat uns eine Erkältung im Herbst in die Knie gezwungen. Nachdem dadurch die Luft heraus war, hatten wir auch nicht mehr diesen Druck jeden Tag spielen zu “müssen”.

Dieses Jahr werden wir wohl gar nicht erst in diese Verlegenheit kommen. Denn bereits am dritten Tag des Jahres kam gesundheitsbedingt leider kein Spiel auf den Tisch. Das ist aber hoffentlich kein Richtungsweiser für das Jahr 2023. Ich möchte wieder regelmäßiger Blogartikel verfassen und euch von noch mehr Spieleindrücken zu berichten. Durch eine berufliche Veränderung hoffe ich auch wieder etwas mehr Luft in meiner Freizeit zu haben, um diesen Vorsatz in die Tat umsetzen zu können.

Aber blicken wir nochmal zurück auf 2022 und die Veranstaltungen des Jahres. Für BS spielt war es im Frühjahr leider noch zu früh und auch kommendes Jahr wird dieses zweitägige Event nicht stattfinden. Stattdessen gibt es eine eintägige Spiel mit den Löwen !Extra! – Veranstaltung am 18.03.23 in der Neustadtmühle. Dafür konnte die BerlinCon erneut im Sommer und auch wieder in größerem Rahmen als im Jahr zuvor stattfinden. Lediglich die auf den Samstagabend vorverlegte Spiel des Jahres-Verleihung raubte uns ein wenig Zeit von der Con. Kommendes Jahr wird die Verleihung erst Sonntagabend stattfinden, das klingt für mich nach einem guten Kompromiss. Leider endete dieses an sich tolle Wochenende für uns mit einer Corona-Infektion. Und somit fiel auch unser gesamter Sommerurlaub Corona zum Opfer. Zum Glück hatten wir noch nichts gebucht, aber ein paar Tage wirklich von allen Pflichten befreit den Kopf frei zu kriegen wäre auch mal ganz schön.

Die hätte ich eigentlich nach der SPIEL haben sollen, die wir besucht haben und die wieder zurück zu alter Größe fand. Es war wieder die SPIEL, wie man sie kennt und ich habe es sehr genossen, wieder die ganze Zeit vor Ort zu sein, Spiele zu entdecken und vor allem Personen zu treffen. Personen, die man nun zwei Jahre lang nicht treffen konnte oder auch Personen, die man durch die Pandemie noch gar nicht persönlich traf. Zwar galt noch eine medizinische Maskenpflicht, aber die war auch sicherlich angebracht. Hörte man doch von vielen Personen, dass sie sich dort infiziert haben. Wir zum Glück nicht.

Dennoch musste ich meinen anschließenden Urlaub canceln, da der bereits erwähnte neue Job startete. In dem mich einige meiner Kollegen übrigens gegoogelt haben und daher schon vor meinem ersten Arbeitstag über meine Brettspielleidenschaft informiert waren. Zum nächsten Spieleabend mit Kollegen soll ich eingeladen werden, häufig wird da wohl Munchkin gespielt. Ein Grund mehr, dass diese Arbeitsstelle perfekt zu mir passt :D

Best 9 on Instagram 2022

Leider lässt mich die sonst verwendete Web-App zur Erstellung einer Collage der neun im Jahr 2022 auf Instagram veröffentlichten Bilder mit den meisten Likes etwas im Stich. Daher habe ich nun eine andere App verwendet, die leider kein geeignetes Format für die Veröffentlichung bei Instagram bietet. Aber hier findet ihr schon jetzt das Ergebnis dieser Auswertung:

Instagram Top 9 2022
Instagram Top 9 2022

Diese Top 9 finde ich immer wieder total spannend. Dieses Jahr sind erstmals keine Bilder von Klassikern hineingerutscht. Alle Bilder stammen von Spielen, die in den letzten zwei Jahren erschienen sind. Okay, eine Spielidee hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel, aber in dieser Version wird es erst 2023 erschienen.

Auf Platz 1 ist ein Bild des Spielplans von Merchants Cove mit den kleinen Booten für die Meeple, die einem beim Zusammenbau so manchen Nerv raubten. Auf Platz 2 und auch auf Platz 7 hat es mein persönliches Highlight-Spiel des vergangenen Jahres geschafft: Arche Nova. Es gab nur ein Spiel mit welchem wir im vergangenen Jahr mehr Zeit verbrachten: Marvel Champions in verschiedenster Konstellation von Helden und Schurken.

Auf dem dritten Platz findet man das neueste Spiel von Stefan Feld: Marrakesh, dem ersten wirklich neuen Titel der City Collection von Queen Games und ein weiteres Highlight-Spiel des vergangenen Jahres, in meinen Augen. Auf Platz 4 hat es mit First Rat ein buntes Spiel geschafft, welches zwar ganz niedlich ausschaut, aber dennoch ein Kennerspielerlebnis bietet. Ich finde es spannend, wie es den Autoren gelungen ist aus einem klassischen Laufspiel ein Kennerspiel zu erzeugen, bei dem es auch möglich ist zu gewinnen, ohne die Laufstrecke zu beenden.

Auf dem fünften Platz dann das zweite Spiel, welches gleich doppelt vertreten ist: Brazil Imperial. Ich mag dieses Spiel mit den individuellen Spielertableaus und Gebäude- bzw. Militäreinheitenmarkern, bei dem man das Gelände erkundet, bebaut und ggf. verteidigt, um als erstes drei Aufgabenkarten zu erfüllen. Mit Origins: First Builders stehe ich leider etwas auf Kriegsfuß. Auch wenn ich das Spielprinzip grundsätzlich mag, waren wir in jeder Partie kurz davor abzubrechen, weil die Partien so unfassbar lange dauerten, dabei aber zu wenig passiert. Und auch wenn das Material wirklich hübsch ausschaut, so sind die Würfelaugen auf den einfarbigen Raumschiffen doch sehr schwer zu erkennen.

Es folgt das zweite Bild von Arche Nova, als ich endlich mal das Kamerunschaf auf der Hand halten durfte :D Und direkt darauf das zweite Bild von Brazil Imperial. Auf dem letzten Platz findet man Bilder des Prototypen von The Castles of Burgundy, welches dank einer erfolgreichen Gamefound-Kampagne als aufgepimpte Deluxe-Version erscheinen wird.

Herde - Neuzugänge

Phraya

(Alberto Millán, NICE GAME Publishing)

Am selben Samstag, an dem auch das Queen Games Presseevent 2022 startete, bot Nice Game Publishing in Bonn einen Tag der offenen Tür an, um erste Einblicke in ihre Herbst-Neuheiten zu geben. Es passte zeitlich für uns ganz gut, früher nach Bonn anzureisen und noch kurz dort einzukehren, bevor es weiter ging. Uns blieb nach einer kompletten Partie des Wortspiels Hunch! leider nur noch Zeit Phraya anzuspielen, da ich auch noch ein kurzes Interview führen wollte, welches ihr euch bei den Bretterwissern anhören könnt. Nun ist Phraya bei uns eingetroffen und wir können weitere Partien erleben.

Das große Spielbrett setzt sich aus vier quadratischen Spielplanteilen zusammen, die mit Hilfe von Verbindungsstücken aus Pappe zusammen gehalten werden. Ich habe etwas Sorge, dass diese Verbindungsstücke mit der Zeit “ausgenudelt” aussehen, aber der Verlag hat direkt vier Ersatzteile beigelegt.

Auch das weitere Spielmaterial, bestehend aus Spielkarten, Spielertableaus, diversen Stanzteilen und Holzmaterial, kann sich sehen lassen. Für die Karten liegt sogar eine optisch passende Pappschachtel bei und für das zufällige Verteilen von Spielmaterial ein samtiger Beutel. Die paar Runden, die wie spielten, haben mir gut gefallen, ich lag wohl auch in Führung. Die Mitspieler waren weniger begeistert, von daher bin ich recht gespannt, welchen Eindruck weitere Partien mit sich bringen.

East India Companies

(Pascal Ribrault, Huch Spiele)

Das neue Kennerspiel von Huch! hat es leider nur als Vorabexemplar zum Anspielen zur SPIEL’22 geschafft, doch nun ist das Spiel auch im Handel erhältlich. Es ist von Autor Pascal Ribrault, der parallel auch Virtú bei Strohmann Games veröffentlicht hat, welches auf der BerlinCon mein Interesse weckte. Mit East India Companies wagen wir uns zunächst an das leichtgewichtigere Spiel von ihm. Auch die Illustrationen sind von jemanden, der noch relativ frisch im Bereich der Brettspiel-Illustrationen aktiv ist. Guillaume Tavernier hat zum Beispiel auch das dieses Jahr auf deutsch erschienene One Card Wonder illustriert.

Ich finde den Spielplan wirklich gelungen illustriert. Auch die weiteren Komponenten überzeugen auf den ersten Blick. Es ist viel Holzmaterial enthalten. Allerdings in der merkwürdigen Spielerfarbe silber, neben blau, gelb und rot. Wie von den gemeinsamen Veröffentlichungen der Verlage Huch! und R+R Games gewohnt, ist das Spielzweisprachig und es liegen zwei Spielhilfen dabei, allerdings nur eine in jeder der beiden enthaltenen Sprachen. Zumindest ist es gelungen die Spielkarten sprachneutral zu halten. Ob die verwendete Symbolik auch wirklich intuitiv ist, werden die ersten Partien sicherlich zeigen, auf die ich mich schon freue.

Grasen - Frische Spieleindrücke

Die Schriftrolle der Geheimnisse

(APEX IDEENSCHMIEDE, TOPP)

Die Schriftrolle der Geheimnisse trifft den Nerv der Zeit. Es handelt sich dabei um ein Wimmelbild-Spiel mit kleinen Rätselaufgaben. Das klingt doch nach einem perfekten Kandidaten für meine Wo geht’s hier zum Ausgang?!-Rubrik. Auf einer 1,80 m langen Schriftrolle, die nach und nach weiter ausgerollt werden darf, wird eine Fantasy-Geschichte im fiktiven Reich von Lysharia erzählt. Es gibt immer kurze Textpassagen, welche beschreiben, was es auf der Schriftrolle zu entdecken gibt.

Leider machen mir persönlich diese Rätselaufgaben wenig Spaß. Eine spoilerfreie von der Webseite der Autoren lautet: “Bin eines von ihnen. Doch gehöre ich nicht ganz dazu. Ich bin kein Wolf und doch im Schafspelz”. Was damit beschrieben ist, soll man nun auf der Karte finden. Die ist anfangs noch recht klein, wird aber mit jeden Kapitel weiter aufgerollt und erweitert somit das Suchfeld. Das war mir einfach zu anstrengend, zumal die Illustrationen mit Goldfinish bei unserer Beleuchtung teilweise auch schlecht zu erkennen waren.

Mir sind die Rätsel bei solchen Spielen wichtiger, als die Geschichte drum herum und wenn man nicht in die Geschichte eintaucht, bleiben die Rätsel recht abstrakt und unkonkret. Zudem fand ich es von Beginn an merkwürdig, das man zwar irgendwie zusammen die Welt erkunden möchte, aber jeder Spieler noch eigene Punkte sammelt, man also doch eher gegeneinander spielt. Und zur Überprüfung, ob ein Rätsel korrekt gelöst wurde, schaut man sich einen Bildausschnitt an. War es nicht der richtige, kann dieser Spieler dieses Rätsel nicht mehr lösen. Auch dieses Spiel wird sicherlich seine Befürworter finden, mich konnte es leider nicht überzeugen.

Unfair

(JOEL FINCH, Corax Games)

Noch vor Weihnachten ist Unfair bei uns eingetroffen, bei dem man versucht fiese Freizeitparks zu errichten. Der Titel beschreibt das Spiel hervorragend, denn bei Unfair kann es wirklich unfair zugehen, wenn die Spieler durch das Ausspielen von Ereignissen die Fahrgeschäfte der Mitspieler sabotieren oder sogar dafür sorgen, dass Aufwertungen abgerissen werden müssen.

Nur zu zweit waren wir etwas ernüchtert nach der Erstpartie. Denn dann richten sich sämtliche fiese Ereignisse eben nur an den einen Mitspieler und teilen sich nicht unter den Spielern auf. Dafür solle es aber eine spezielle Anpassung Weltfrieden geben, der wir sicherlich noch eine Chance geben werden. Zu viert hat die Partie dann richtig Spaß gemacht, auch wenn sie über die vollen acht Runden doch viel Zeit in Anspruch nahm. Das wirf hoffentlich besser, wenn alle Spieler das Spielprinzip verinnerlicht haben. Ich hoffe dass es sich auch mal ergibt eine Partie zu fünft zu erleben.

Wordcraft

(Christian Giove, ARTIPIA Games)

Um dieses Spiel bin ich länger herumgetigert. Schon beim ersten Entdecken auf der Neuheitenliste zur SPIEL’22 hatte Wordcraft meine Aufmerksamkeit. Immerhin handelt es sich dabei um ein Wortspiel. Doch leider gibt es (noch?) keine deutschsprachige Ausgabe. Und Wortspiele haben oft so ihre Tücken, wenn sie für andere Sprachen konzipiert wurden. Enthalten sind 26 Buchstabenkarten, so viele Buchstaben hat unser Alphabet. Also wagte ich mich trotz der Bedenken daran.

Die 26 Buchstabenkarten stehen allerdings nicht direkt für die verschiedenen Buchstaben unseres Alphabets. Sie sind in fünf Kategorien unterteilt, die unterschiedlich viele Punkte einbringen. Dabei spielt die Sprache durchaus eine Rolle. Entsprechend beschlossen wir kurzerhand, die Partie auf englisch zu spielen, da uns zu den ausliegenden Buchstabenkombinationen auf Anhieb mehr englische als deutsche Wörter einfielen.

In vier Runden bilden die Spieler bei Wordcraft Worte aus den ausliegenden Buchstaben. Es ist möglich und auch sinnvoll Buchstaben mehrfach zu verwenden, da man für jede Verwendung ein Klötzchen darauf legt und es am Rundenende Punkte für die Mehrheiten auf den Buchstabenkarten gibt. Zusätzlich liegen in jeder Partie vier Aufgabenkarten mit weiteren Vorgaben aus. Zum Beispiel Worte aus genau fünf Buchstaben zu bilden, oder einen blauen Buchstaben direkt auf einen lilafarbenen folgen zu lassen. Diese Klötzchen stehen aber nur begrenzt zur Verfügung, da ist jede Verwendung entscheidend. Die Klötzchen von den Buchstabenkarten gibt es am Rundenende zurück, die der Aufgabenkarten bleiben bis Spielende liegen. Im Gegenzug gibt es jede Runde vier neue Klötzchen dazu. Ganz ohne Klötzchen kann man auch keine Worte bilden.

Ich mag die Spielidee, bin mir aber nicht sicher, wie gut das Spiel in dieser Ausführung auf deutsch spielbar ist. Über eine angepasste Ausgabe würde ich mich sehr freuen, solange bleibt uns wohl nur übrig es auf englisch zu spielen. Das hilft sicherlich die englischen Sprachskills aufrecht zu erhalten, macht Wordcraft für uns aber auch recht langsam, da es einfach noch schwieriger ist, fremdsprachige Worte zu bilden.

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