Unter Schafen 03/23

Und wieder liegt ein ganzer Monat hinter uns. Auf die Spielwarenmesse Anfang Februar, folgte im März noch ein Online-Presseevent vom Kosmos-Verlag. Die ersten Frühjahrsneuheiten sind bereits im Handel und auch bei mir trudelte das eine oder andere Spiel ein. Das Beeple-Netzwerk hat Carnegie mit dem mittlerweile 20. Beeple-Award ausgezeichnet und konnte erstmalig ein inaktives Mitglied zurück im Netzwerk begrüßen. Da Würfelmagier Dirk seine Tätigkeit für Board Game Circus beendet und seine Spieleindrücke wieder auf seinem Blog teilen möchte, stand ihm die Tür ins Netzwerk natürlich auch wieder offen und er hat sie durchschritten.

Mäh! - News und Aktuelles

Spiel mit den Löwen !Extra!

Mitte März trifft man sich in Braunschweig eigentlich immer für zwei volle Tage zum gemeinsamen Spielen bei der Veranstaltung Braunschweig spielt!. Diese hätte nach drei Jahren pandemiebedingter Pause nun auch wieder statt finden sollen, doch war den Veranstaltern das Risiko im vergangenen Jahr noch zu groß, solch eine große Veranstaltung mit Unterstützung vieler Verlage wieder auf die Beine zu stellen. Um trotzdem auch in diesem Frühjahr gemeinsames Spielen zu ermöglichen, gab es Mitte März eine Extra-Ausgabe von Spiel mit den Löwen, dem kleineren, eigentlich nur im Herbst nach der SPIEL stattfindenden, Event.

Wir verbrachten wie gewohnt einige Stunden vor Ort und trafen uns mit Freunden und deren Familien. Währenddessen erlebten wir, wie der Raum zur Mittagszeit immer voller wurde, sodass zeitweise einige Besucher sogar auf dem Boden spielen mussten. Am Nachmittag entspannte sich die Situation und die Tische leerten sich langsam wieder. Die Spieleausleihe war gut bestückt, aber für jemanden der neue Spiele entdecken möchte und vieles aus den vergangenen Jahrgängen selbst besitzt, dann doch begrenzt. Dennoch wurden wir fündig. Wir lernten Tokaido aus dem Jahr 2012 kennen bzw. die aktuelle Neuauflage davon, genau wie den gerade erst veröffentlichten Nachfolger Namiji. Bei beiden Spielen bewegt man sich über eine Strecke, wobei immer die Figur dran ist, die am weitesten hinten steht und alle Figuren die Orte blockieren, auf denen sie sich befinden. Durch ausgelöste Aktionen sammelt man allerhand Zeug, was einem Punkte einbringt.

Später spielten wir mit zwei älteren Damen Joomo, was zu sechst viel besser funktionierte als bei der letzten Veranstaltung nur zu zweit. Wir probierten zu viert endlich mal das Draftingspiel Amul aus und erlebten unsere zweite Partie Bumúntú. Korrekt, irgendwie war die Spieleauswahl an diesem Tag recht Pegasus-lastig.

Bei den zum Kauf erwerblichen Flohmarkt-Spielen entdeckte einer unser Mitspieler Monuments – Wunder der Antike von Stefan Risthaus und konnte den anwesenden Autoren direkt verhaften, uns dieses Spiel aus dem Jahr 2008 zu erklären. Durch das Ausspielen von Handkarten errichtet man Monumente, über welche die anderen Spieler Reiseberichte erstellen. Das erhöht die zu erreichende Punktzahl für die Mehrheit an Karten eines Monuments, die Spieler verlieren dadurch aber auch Karten, was sich auf die Mehrheit auswirken kann. Das ist auch heute noch interessant zu spielen, wobei das Material so ausschaut, als wenn es die beste Zeit bereits hinter sich hat.

Ausblick Spiel mit den Löwen 2024

Nächstes Jahr soll dann aber wirklich erstmalig im Business-Bereich des Eintracht-Stadions gespielt werden. Da die Stadthalle sich derzeit im Umbau befindet und das Jugendzentrum Neustadtmühle zu klein geworden ist, musste eine neue Location her. Ich freue mich sehr darüber, meine beiden größten Hobbies vereint zu sehen und bin gespannt, wie viele Brettspieler es in unser heimisches Stadion zieht. Die Stadthalle war sicherlich zentraler gelegen, dennoch hoffe ich, dass viele Besucher auch den Weg in den Norden der Stadt finden werden.

BS Spielt 2024 Ankündigung
BS Spielt! 2024 Ankündigung

Nachhaltigkeit

Bereits bei den Veröffentlichungen zur SPIEL’22 zeigte sich, dass viele Verlage auf Nachhaltigkeit setzen und versuchen, Plastik in ihren Spielen zu reduzieren. Bei Feuerland sah ich erstmals kompostierbare Tüten für Spielmaterial. Ich erinnere mich noch an Spiele von 2F Spiele, Lookout Spiele und Hans im Glück, bei denen die Karten statt in Folie, in eine Art Butterbrotpapier eingewickelt waren. Dies gibt es aktuell auch bei den Kosmos Spielen Noobs im Weltall und Pacifica zu entdecken:

Herde - Neuzugänge

Wanderlust

(Phil Walker-Harding – Game Factory)

Ich mag die zugänglichen Familienspiele von Autor Phil Walker-Harding ganz gerne und daher war ich etwas enttäuscht, als das Deckbauspiel Summer Camp Target-exklusiv in den USA erschien, ohne große Aussicht auf eine deutschsprachige Lokalisierung. Doch keine zwei Jahre später bringt der Schweizer Verlag Game Factory das Spiel mit dem Titel Wanderlust nun doch noch nach Europa.

Wanderlust kombiniert klassischen Deckbau mit der Fortbewegung auf drei Einzelstrecken, auf denen sich Boni und Siegpunkte einsammeln lassen. Von den sieben verschiedenen, thematischen Kartendecks, kommen pro Partie nur drei zum Einsatz. Die Kartendecks haben unterschiedliche Schwerpunkte, die sogar thematisch irgendwie passen. Bei Freundschaft sind zum Beispiel Karten enthalten, von denen auch die Mitspieler profitieren. Dadurch liegt der Fokus in jeder Partie etwas anders, auch wenn das Spielprinzip selbst sehr zugänglich bleibt. Unterstützt wird dies durch die Spielertableaus zur Ablage der Karten. Es gibt keine unterschiedlichen Phasen, man kann einfach seine Karten ausspielen, um deren Effekt zu nutzen oder sie abwerfen um Energie zu erhalten, mit der man beliebig aus der Auslage einkaufen darf. Ich freue mich darauf die anderen Decks zu erkunden und zu erleben, welchen Fokus diese setzen.

Café del Gatto

(Lena Burhkhardt, Julia Wagner – Schmidt Spiele)

Auch Café des Gatto will gar nicht mehr, als ein zugängliches Familienspiel sein. Die Autorinnen Lena Burkhardt und Julia Wagner sind Freunde aus Kindertagen und wollten ein Spiel erschaffen, welches ihre gemeinsamen Leidenschaften für Brettspiele und vielfältige Kaffeekreationen vereint. Lena hat gemeinsam mit ihrem Vater Günther bereits das Spiel des Jahres 2018, Funkelschatz, entwickelt. Für Julia ist es die erste Veröffentlichung eines Brettspiels, genau wie für die frisch von der Uni kommende Illustratorin Robin Struss, die bereits als 6-jährige den Traum hatte, Brettspiele zu illustrieren.

Optisch gefällt mir Café del Gatto richtig gut. Es versprüht einen Wohlfühlcharme. Das Spielmaterial wirkt hochwertig. Vor allem die Kaffee-/Milchsteine aus Bakkalit bekräftigen diesen Eindruck. Sie klacken auch schön aufeinander, wenn man einen aus der Espressomaschine zieht, die hier lediglich aus Pappteilen besteht. Der bedruckte Beutel ist groß und sollte auch mit größeren Händen gut zu verwenden sein.

Grasen - Frische Spieleindrücke

King of Monster Island

(Richard Garfield – IELLO, Huch!)

Mit King of Tokyo ist es dem Autor Richard Garfield gelungen, das etwas dröge anmutende Kniffel-Prinzip gekonnt zu erweitern und thematisch ansprechend zu verpacken. Dabei bleibt das Grundprinzip leicht zugänglich, wodurch es viele Spieler begeistern vermag. Es existiert zwar die Möglichkeit über Siegpunkte zu gewinnen, aber eigentlich wollen die Spieler nur gegenseitig aufeinander draufkloppen, bis nur eine Person als King of Tokyo übrig bleibt. Also ein wahrlich konfrontatives Spiel. Umso irritierender empfand ich die Ankündigung, bei King of Monster Island gemeinsam gegen ein Bossmonster kämpfen zu sollen. Aber zugleich war ich auch gespannt und freue mich, dass nun auch die deutsche Version davon erhältlich ist.

Das Spielmaterial sieht vielversprechend aus. Ein wenig erinnert es mich optisch an The Loop, denn auch hier steht ein zentraler Würfelturm im Zentrum. Der hier enthaltene Vulkan verteilt hineingeworfenes Spielmaterial allerdings über den gesamten außen herum ausliegenden Spielplan. Oder auch den Tisch drum herum, denn in unser ersten Partie landeten viele Würfel direkt außerhalb. Bei BGG lasen wir den Tipp, die Würfel mit einem Gummiband um den Vulkan herum zu stoppen, was ganz gut funktioniert.

Dieser Vulkan ist zudem größer als der Würfelturm bei The Loop, schließlich kommen nicht nur kleine Klötzchen hinein, sondern gleich ganze Würfel. Diese Bosswürfel fallen allerdings kleiner ausfallen, als die aus King of Tokyo bekannten Monsterwürfel, die ebenfalls hier enthalten sind. In der Bossphase zu Beginn eines jeden Spielerzugs bewegt sich der Boss, aktiviert ggf. seine Würfel und Schergen auf dem Feld und führt Fähigkeiten aus. Dann würfelt der aktive Spieler bis zu drei Mal und kann seine Würfel auswerten, um sich oder andere zu heilen, zu bewegen oder Schaden zu verteilen. Wobei der Boss erst Schaden nehmen kann, wenn sich keine Schergen mehr auf seinem Feld befinden. Man kann auch Energie sammeln, um Karten mit Sondereffekten zu erwerben oder seine eigenen Fähigkeiten verbessern.

Der Spielablauf fühlt sich leider enorm aufgebohrt an und entfernt sich relativ weit vom bekannten, intuitiven Spielablauf von King of Tokyo. Besonders die Bossphase mit ihren einzelnen Schritten abzuhandeln, ging bei uns in zwei Partien keineswegs ins Blut über und muss noch immer exakt nach Spielhilfe abgehandelt werden. Von diesen stehen allerdings weniger zur Verfügung, je mehr Spieler dabei sind, da sich diese auf den Rückseiten der Unterstützertableaus befinden, die es auch den Spielern ermöglichen Sonderfähigkeiten zu erhalten. Ich bin gespannt, wie ich nach weiteren Partien über King of Monster Island denke, derzeit bin ich noch nicht überzeugt und bevorzuge das flotte Gekloppe bei King of Tokyo.

Der Herr der Ringe: Gemeinsam zum Schicksalsberg

(Michael Rienek – Kosmos)

Mit Gemeinsam zum Schickalsberg und dem Adventure Book Game wurden auf der Spielwarenmesse 2023 gleich zwei neue Spiele im Der Herr der Ringe-Universum angekündigt. Über 20 Jahre sind die Verfilmungen unter der Regie von Peter Jackson bereits alt, doch die Geschichte zieht noch immer so manchen in seinen Bann. Dazu gehöre auch ich.

In Michael Rieneks kooperativem Familienspiel Gemeinsam zum Schicksalsberg begeben sich die Spieler auf eben diese Reise, um den einen Ring in den Schicksalsberg zu befördern. Dabei steuern die Spieler gemeinsam den Ringträger sowie seine Gefährten und treffen auf Freund und Feind.

An dem Abend, als das Spiel bei mir eintraf, hatten wir unseren wöchentlich stattfindenden Spieleabend. Eigentlich kommen dort nur Spiele auf den Tisch, deren Regeln wir bereits kennen, um diese sicher weitergeben zu können. Wir machten hier eine Ausnahme und holten uns Unterstützung durch die Kosmos Erklär-App. Diese kam bei uns zuvor nur als Timer bei Exit-Spielen oder als digitales Spielbuch bei den Adventure Games zum Einsatz. Sie hilft beim Spielaufbau und führt langsam Schritt für Schritt in das Regelwerk des Spiels ein. Dieses ist bei Gemeinsam zum Schicksalsberg zum Glück nicht sehr umfangreich. Dennoch wiederholt die App viele Details und ist gespickt von etlichen Beispielen für Sachverhalte, die wir bereits vollständig erfasst hatten. Selbst die Kinder unserer Freunde wurden bei der Erklärung langsam ungeduldig und konnten es kaum erwarten endlich loszulegen.

Man muss mit dem Ringträger “einfach nur” von Bruchtal aus über Lothlorien, Rohan, Helms Klamm, vorbei an Isengard und weiter über Gondor und Minas Morgul, den Schicksalsberg erreichen. Wobei diese Orte, verglichen mit Tolkiens Karten von Mittelerde, auf dem Spielplan falsch angeordnet sind. Darüber kann ich im Sinne des Spiels noch leicht hinwegsehen.

Zwei Würfel steuern die Bewegungen pro Zug, der aktive Spieler wählt die Farben und somit welche Charaktere sich bewegen können. Diese Würfel sind immer begleitet von den Begegnungswürfeln, die zufällige Begegnungen auslösen. Man kann auf Freunde treffen, die einem einen Bonus einbringen oder auch auf Gegner wie Orks, Trolle und Uruk-hais, die man bekämpfen muss. Angegriffen wird immer der Ringträger und dieser kann nur Unterstützung erhalten von Gefährten, die sich auf demselben Feld oder weiter vorne, aber nicht weiter als der nächste zu erreichende Ort, befinden. Der Kampfwürfel zeigt die Symbole der fünf Charaktere und das Auge Saurons. Gewonnen ist ein Kampf, wenn der Würfel einen Charakter zeigt, der beim Kampf tatsächlich unterstützt.

Für einen verlorenen Kampf verliert der Ringträger Zuversicht. Ganz ohne Zuversicht ist die Partie jedoch nicht zu gewinnen, daher sollte sich der Ring auf der Zuversichtsleiste niemals zu weit in Richtung des dunkeln Herzens bewegen. Begegnungen können auch Ringgeister nach Minas Morgul bewegen, doch sollten sich dort niemals alle neun befinden, denn auch dies würde die Spieler die Partie verlieren lassen.

Die Partie selbst konnten wir locker gewinnen, der eigene Entscheidungsspielraum scheint gering zu sein und das Würfelglück groß. Was für ein Familienspiel völlig in Ordnung ist, doch leider habe ich nicht das Gefühl, dass folgende Partien sich großartig unterscheiden werden. Wir haben zwar noch nicht alle Begegnungskarten gesehen, da nicht alle pro Partie ausliegen oder aktiviert werden, kann mir allerdings nicht vorstellen, dass diese den Ablauf deutlich verändern. Ich lasse mich aber gerne in weiteren Partien möglicherweise eines Besseren belehren.

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