Unter Schafen 11/23

Das Jahr neigt sich dem Ende zu und ich möchte fast meinen, das ist auch gut so. Dieses Jahr war spielerisch gesehen für uns ein ganz schwaches Jahr. Uns selbst hat es mehrere Wochen dahin gerafft, weil wir krankheitsbedingt nicht wirklich immer große Lust zu spielen hatten. Doch nicht nur bei uns ging die Krankheitswelle um, auch unsere Mitspieler mussten bereits den einen oder anderen geplanten Spieleabend ausfallen lassen. Entweder wegen eigener Krankheit, aufgrund von Krankheitsfällen in der Familie oder anderer Verpflichtungen wie Hausbau und lange Arbeitszeiten. Immerhin konnten wir im November wieder mehr Spielzeit verbuchen als in den Monaten zuvor.

Mäh! - News und Aktuelles

Cascadia: Rolling!

Für das Spiel des Jahres aus dem Vorjahr ist mit Cascadia Landmarks gerade erst eine Erweiterung erschienen. Der Originalverlag Flatout Games hat direkt schon was Neues im Köcher und eine Crowdfunding-Kampagne für das neue Jahr angekündigt. Mit Cascadia Rolling Hills und Cascadia Rolling Rivers sind gleich zwei Flip-and-Roll-and-Write-Spiele geplant. Ich bin ja immer interessiert zu sehen, wie solche Umsetzungen erfolgreicher Spiele gelingen und freue mich darauf.

Doku: Spielerepublik Deutschland

Seit gestern gibt es in der ARD Mediathek eine 1,5-stündige Dokumentation über die Spielerepublik Deutschland, die auch am späten Nikolausabend im BR laufen wird. Darin wurden Inka & Markus Brand, Klaus Teuber, Uwe Rosenberg, Michael & Jürgen Loth und Rita Modl über drei Jahre bei ihrer Arbeit begleitet, um Einblicke in die Hintergründe der Entstehung der German Boardgames zu bekommen. Ich habe selbst leider noch keine Zeit gefunden, diese Dokumentation anzusehen. Doch freut es mich jedes Mal, wenn Brettspiele es schaffen außerhalb unserer Bubble wahrgenommen zu werden und möchte diese Information daher gerne verbreiten.

Herde - Neuzugänge

Coffee Rush

(Euijin Han – Korea Boardgames)

Bei Coffee Rush tritt man als Barista gegeneinander in Wettstreit. Wer zuerst die benötigten Ressourcen zusammen bekommt um seine Bestellungen zu erfüllen und die Kunden zufrieden zu stellen, gewinnt. Auch wenn die Schachtel anderes vermuten lässt, ist der Inhalt zweisprachig auf koreanisch und englisch. Wobei sich dass vor allem auf die enthaltenen Anleitungen und die Order-Karten bezieht, das restliche Spielmaterial ist sprachneutral.

Die Ressourcen stechen besonders hervor. Egal ob abstrakte Formen wie Dampf, Milch und Eis oder bekannte wie eine Tafel Schokolade, Teeblätter oder Kaffeebohnen. Das sieht cool aus und lädt zum losspielen ein. Zudem kommen diese Marker direkt in zwei in jeweils vier Bereiche unterteilten Ressourcenschalen zur Verwendung im Spiel. Noch cooler sind nur die durchsichtigen Teetassen, um darin mit den richtigen Zutaten den gewünschten Kaffee zu “servieren”. Ich freue mich darauf mit diesem Spielmaterial zu hantieren und hoffe, dass das Spiel hinter diesem Material ebenso überzeugen kann. Schon im ersten Quartal des neuen Jahres soll eine deutsche Version als Café Barista erhältlich sein.

Trekking – Reise durch die Zeit

(Charlie Bink – Game Factory)

Der Verlag Underdog Games möchte Spiele erschaffen, die für Nicht-Spieler leicht zu erlernen sind, aber auch erfahrene Spieler nicht langweilen. Das erste Spiel, Trekking the World, hat bislang noch keine deutsche Realisierung erfahren. Dem Nachfolger Trekking through History gelang es dieses Jahr den Mensa Select Preis abzuräumen und mit Game Factory hat sich auch ein Verlag für eine deutschsprachige Ausgabe gefunden.

Oft muss man sich bei Handelsversionen einstiger Crowdfunding-Projekte in Bezug auf die Ausstattung mit weniger abfinden, doch die Game Factory-Ausgabe von Trekking – Reise durch die Zeit kann sich wirklich sehen lassen. Der Spielplan wurde nicht auf Pappe gedruckt, sondern auf eine Spielmatte. Das gesamte Spielmaterial kommt in speziell dafür vorgesehen Gametrayz unter. Die Karten sind großformatig und mit interessantem Flavourtext zu den geschichtlichen Ereignissen versehen, die darauf abgebildet sind.

Kutna Horá – Die Stadt des Silbers

(Ondřej Bystroň, Petr Čáslava, Pavel Jarosch – CGE / HeidelBÄR Games)

Mit Kutna Hora hat der tschechische Verlag Czech Games Edition dieses Jahr ein Werk von drei Autorenneulingen veröffentlicht. Lediglich Petr Čáslava hat man in diesem Bereich schon mal wahrgenommen, er war zuvor bei Czech Games Edition angestellt und hat in den vergangenen Jahren an der Entwicklung einiger Spiele mitgewirkt.

Thematisch dreht sich bei Kutna Hora alles um die Entwicklung der titelgebenden Stadt im 14. Jahrhundert. Das Cover ist ungewohnt schlicht gehalten und zeigt eine große Silbermünze vor grauer Stadtsilhouette auf schwarzem Grund. Die vielen enthaltenen Plättchen und der Spielplan sind ebenfalls dunkel gehalten, alles spiegelt ein wenig, da bin ich gespannt, wie es sich damit spielen lässt. Genauso wie ich mich darauf freue den Marktmechanismus kennen zu lernen, bei dem die Nachfrage direkt den Preis bestimmt, denn Ressourcen gibt es nicht als solche, sondern sind immer zum aktuell geltenden Preis einzukaufen. Und der wird davon beeinflusst wie Angebot und Nachfrage aktuell sind.

Die Produktion des Spielmaterials weist nicht in die Vergangenheit, sondern zeigt auf die Zukunft. Bei der Herstellung kam das in Deutschland entwickelte Re-Wood zum Einsatz. Dabei handelt es sich um die Kombination von Holzabfällen mit recyceltem Bindematerial, wodurch biologisch abbaubare Produkte entstehen. Diese können viel detaillierter ausgearbeitet werden, wie sonst so häufig verwendete Holzkomponenten.

Kutna Hora Re-Wood
Kutna Hora Re-Wood / Foto: Brettspielpoesie
Grasen - Frische Spieleindrücke

Crime Files Adventskalender: Fallakte Selbstfindung mit Todesfolge

(Markus Setzke, Martin Student, Verena Wiechens – TOPP)

Unter der Marke TOPP vom frechverlag sind bereits verschiedenste Spiele aus dem Bereich der Escape Room-, Krimi-, Ermittlerspiele erschienen. Da verwundert es nicht, wenn dort auch eine große Auswahl an Adventskalendern aus diesem Bereich erhältlich ist. Einerseits kann so jeder ein Produkt nach seinem Geschmack finden, anderseits muss man dieses erst identifizieren. Bei mir führte diese große Auswahl in den vergangenen Jahren dazu, dass ich mich gar nicht entscheiden konnte und daher alle ausgelassen habe.

Etwas verwundert war ich dann auf der SPIEL, als der Noctis Verlag an seinem Stand den neuen Crime Files Adventskalender bewarb. Der Hintergrund ist, dass das Autorenteam der erfolgreichen Masters of Crime-Reihe, die mittlerweile beim Kosmos Verlag untergekommen ist, von eben diesen Autoren stammt. Und das machte mich neugierig darauf mir diesen Adventskalender genauer anzusehen.

Um euch vorab davon berichten zu können, habe ich ihn nicht an 24 Tagen und nicht im Dezember gespielt, sondern in drei Sitzungen im vergangenen Monat. Insgesamt haben wir für das Rätseln etwa 4,5 Stunden benötigt. Diese Zeit haben wir voll ausgekostet, um uns mit dem unterschiedlich gestalteten Spielmaterial auseinanderzusetzen und nachzuvollziehen, was geschehen ist und waren damit gut beschäftigt. Ich würde den Kalender aber maximal zu zweit erleben wollen, denn viel Material steht pro Tag nicht zur Verfügung und ich denke bei mehr Spielern ist es noch schwieriger alle gleichermaßen zu beschäftigen.

Die Crime Files-Reihe von TOPP besteht ja eigentlich aus klassischen Ermittlerspielen, bei denen man eine Fallakte bekommt und anhand des enthaltenen Materials in Kombination mit medialen Inhalten den vorliegenden Kriminalfall auflösen soll. Das ist hier grundlegend auch so, aber statt das gesamte Spielmaterial von Beginn an zur Verfügung zu haben, bekommt man es in 24 Happen, jeweils in einem eigenen Umschlag für den jeweiligen Tag. Es liegen sogar eine Schnur und kleine Holzklammern bei, um diese Umschläge als Adventskalender aufzureihen und aufzuhängen.

Man bekommt also jeden Tag nur einen kleinen Ausschnitt, zugleich aber auch eine konkrete Aufgabenstellung. Diese sind sehr abwechslungsreich, werden vom analogen wie digitalen Material gut unterstützt und sind passend in die Geschichte eingebunden. Selbst die Umschläge unterscheiden sich in ihrer Größe, Farbe und Gestaltung, manche sind gar keine richtigen Umschläge, sondern nur Faltblätter ohne zusätzliches Material. Leider häufen sich diese zum Ende hin, was unausgewogen scheint, aber das ist nun wirklich schon Kritik auf ganz hohem Niveau.

Der Kriminalfall ist interessant zu verfolgen, auch wenn man schon merkt, dass der Fokus auf den 24 Rätselaufgaben liegt, die sinnvoll aneinander gereiht sein sollen. Manche Rätsel benötigen etwas mehr Zeit, andere konnten wir auf Anhieb lösen. Insgesamt eine wirklich gelungene Mischung verschiedener Aufgaben aus unterschiedlichen Bereichen.

Die vorherigen Crime Files Adventskalender haben eher durchwachsene Kritiken bekommen, ich kann den aus diesem Jahr absolut empfehlen. Allerdings würde ich dazu raten ihn wirklich als Adventskalender über 24 Tage zu spielen und nicht an einem Stück. Da habe ich dann lieber weniger geführte Ermittlerspiele, bei denen ich mehr Zusammenhänge selbst herstellen muss und auch weniger Rätsel als solche zu lösen habe.

Disney Lorcana – Aufstieg der Flutgestalten

(Ryan Miller, Steve Warner – Ravensburger)

Mit Aufstieg der Flutgestalten ist Mitte November das zweite Set von Disney Lorcana im spezialisierten Fachhandel erschienen. Seit Anfang Dezember dürfen auch weitere Händler diese Produkte anbieten, doch wieder scheint die Nachfrage um einiges größer als das Angebot. Besonders in den USA war der Ansturm so groß, dass ein bekannter Online-Shop erstmals für ein solches Produkt digitale Warteschlangen eingerichtet hat.

Im deutschen Disney-Shop waren viele Artikel bereits nach wenigen Minuten vergriffen. Ravensburger hat aus Sorge vor dem Ansturm den Verkauf in UK und Europa über den eigenen Shop noch kurzfristig zurück gezogen und wird den Bestand nun an andere Anbieter weitergeben. Zugleich gaben sie bekannt, dass die nächste Auflage des ersten und zweiten Sets hier bereits Mitte Dezember verfügbar sein soll.

Ich habe die beiden Starter-Sets des zweiten Sets schon spielen können. Die Karten zeigen zwar einige Charaktere, die auch schon im ersten Set zu finden waren, doch zusätzlich noch viele weitere, wie beispielsweise Die Herzkönigin, Tiana, Bernhard und Bianca oder Raya. Schaffte es bloß der vergiftete Apfel aus Schneewittchen ins erste Set, sieht man nun nicht nur die Prinzessin selbst auf einer Karte, sondern auch die böse Königin und alle sieben Zwerge. Deren Karten lassen sich nicht nur optisch kombinieren und ergeben ein großes Panorama, ihre Effekte beziehen sich zum Teil auch aufeinander, sodass es sich lohnt verschiedene Zwerge parallel im Spiel zu haben und diese ggf. nichts tun zu lassen, um sie sicher im nächsten Zug zur Verfügung zu haben.

Auch das andere Starterset mit Madame Mim und Merlin in verschiedenen Gestalten bietet neue Möglichkeiten, zum Beispiel Effekte die aktiv sind wenn die Karte ins Spiel gelangt und ein weiteres Mal, wenn die Karte das Spiel verlässt. Andere Karten müssen direkt nach dem Ausspielen verbannt werden oder verbannen einen anderen Charakter, den man zurück auf die Hand bekommt. Mit Robust gibt es ein neues Schlüsselwort, welches Charaktere widerstandsfähiger macht. Es gibt also bereits mit diesen Starterdecks einiges zu entdecken. Ich habe mit diesen Karten nun wieder richtig Lust die Welt von Lorcana zu erkunden. Zudem hat man jetzt potentiell einen noch größeren Kartenpool, aus dem man sich eigene Decks zusammen stellen kann.

Ähnliche Artikel:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert