2017 bekam ich beim Queen Games Pressetag die Gelegenheit nicht nur das Spiel Pioneers kennen zu lernen, sondern auch den Autoren Emanuele Ornella, der extra aus Italien angereist war. Mit ihm durfte ich die erste Partie erleben und zu viert hat mir das Spiel auf Anhieb gefallen. Damit war ich kein Einzelfall, denn auch die Spiel des Jahres-Jury fand dieses Kennerspiel ein Jahr später als empfehlungswürdig. Auch wenn ich mich sehr über weitere Titel des Autors freuen würde, bekommt das Spielprinzip mit der thematischen Überarbeitung Future Energy wieder neues Leben eingehaucht und erreicht hoffentlich weitere Personen. Ich möchte euch heute beide Titel im Vergleich vorstellen und die Unterschiede und Gemeinsamkeiten aufzeigen.
Spielmaterial und -ablauf
Bei Pioneers ging es darum von der Ostküste aus Amerika zu entdecken und sich mit den Pionieren dort anzusiedeln. Der Spielplan zeigt eine Karte von Amerika mit einem Startfeld rechts oben und auf den miteinander verbundenen Orten liegen zu Beginn achteckige Pionierplättchen.
Wer mit der Kutsche einen Ort erreicht, löst die Plättchenaktion aus und entsendet einen farblich passenden Pionier von einer eigenen Kutsche. Zudem bekommt ein Mitspieler die Gelegenheit ebenfalls einen passenden Pionier dort abzusetzen.
Die auszulösenden Aktionen der nun runden Marker sind bei Future Energy komplett identisch. Thematisch platziert man regenerative Kraftwerke, um die alten, schmutzigen Kraftwerke abzulösen. Man beginnt auf der Europa-Landkarte relativ zentral sich auszubreiten.
Die Spielertableaus ähneln sich sehr, lediglich die Reihenfolge der Abbildungen hat sich etwas gewandelt und natürlich die Abbildungen selbst, damit sie den oben erwähnten Plättchen entsprechen. Neu ist die modulare Unterteilung in zwei Teile, die jeweils eine bekannte A-Seite und eine leicht veränderte B-Seite zeigen.
Statt eines Sheriff-Sterns zeigt nun ein roter Flugdrachen den Startspieler an und als gemeinsamer Marker zieht statt einer Kutsche ein Bautrupp, dargestellt durch eine große Arbeiterfigur durch die Gegend.
Auch die Kutschen, die man erwerben konnte, um weitere Pioniere auf das Feld zu bringen, mussten weichen.
Stattdessen gibt es nun Baukontrakte, um bestimmte Kraftwerksarten mit den eigenen Kraftwerken zu ersetzen.
Entsprechend mussten sich auch die Spielfiguren ändern, statt Pioniersfiguren sind es nun vier verschiedene Gebäudetypen, die Kraftwerke darstellen sollen. Zumindest in der mir vorliegenden Kickstarter-Ausgabe. Die Retail-Ausgabe hat runde Marker wie ganz rechts der Punktezähler, die mit farbigen Abbildungen der Kraftwerke beklebt werden können. Die Farbe grün wurde durch weiß ersetzt.
Bei Pioneers gab es noch Abdeckplättchen, um im Spiel zu zweit einige Orte abzudecken, in denen es keine Aktionen auszulösen gibt. Diese wurden bei Future Energy weggelassen, da man die Aktionsplättchen für denselben Effekt einfach mit der Rückseite auslegen kann.
Hat man bei Pioneers noch nach Gold für zusätzliche Siegpunkte geschürft, so kann man bei Future Energy CO2-Zertifikate erwerben, um drei, vier oder fünf Punkte zu erhalten.
Statt mit Münzen hantiert man in Future Energy mit Banknoten. Diese entsprechen auch nicht einfach läppischen ein oder zwei Dollar, sondern gleich ein oder zwei Millionen Euro.
Schlusswertung
Bei der Schlusswertung gibt es einen Unterschied. Nach den Punkten für noch nicht vollendete Kutschen bzw. Kontrakte und für die Goldnuggets bzw. CO2-Zertfikate, kam es bei Pioneers nur auf die längste ununterbrochene Verbindung von eigenen Pionieren auf dem Spielplan an. Bei Future Energy schaut man wie viele Regionen mit dem eigenen Stromnetz versorgt werden und welche Kraftwerke in den jeweiligen Regionen am häufigsten vertreten sind.
Neue Module
Das erste Modul erweitert die Schlusswertung ohne zusätzliches Spielmaterial zu verwenden, um die aus Pioneers bekannte Schlusswertung für das längste zusammenhängende Straßennetz, bzw. in diesem Fall das längste zusammenhängende Stromnetz.
Die oben bereits erwähnten, angepassten Spielertableaus kommen bei den beiden anderen Modulen zum Einsatz. Die öffentlichen AUfträge bieten eine Alternative zum Erwerb neuer Kontrakte. Für diese hebt man sich die Aktionsplättchen auf, die man im eigenen Zug auslöst, um mit ihnen später einen Auftrag erfüllen zu können und die entsprechende Belohnung zu erhalten. Die Jokerplättchen dienen als Kompensation für Mitspieler, welche die Chance nutzen von Aktionen anderer zu profitieren und dabei ihr Kraftwerk platzieren.
Das letzte Modul ersetzt die universellen Plättchen, die sonst lediglich drei Milliionen Dollar einbringen, durch neue mit besonderen Aktionen. Zusätzlich kann man mit der Tableauerweiterung bis zu zweit Atomkraftwerkplättchen in einen dauerhaften Bonus verwandeln.
Fazit
Das Spielprinzip von Pioneers ist gut und daher finde ich es klasse, dass dieses nun wieder erhältlich ist. Ich selbst habe kein Problem mit dem Pionierthema, kann aber verstehen wenn man in der heutigen Zeit lieber mit dem Trend geht und ein entsprechendes Thema umsetzt. Vielleicht gelingt es dadurch ja auch wirklich noch eine andere Zielgruppe zu erreichen.
Die individuellen Spielfiguren der Kickstarter-Ausgabe sehen zwar für sich genommen toll aus, aber leider stehen sie dem Spielfluss im wahrsten Sinne des Wortes “im Weg”. Denn durch ihre Größe kann man dahinter liegende Bereiche des Spielplans oft nicht mehr vollständig einsehen. Außerdem machen sie den gesamten Spielplan mit voranschreitendem Spielfortschritt immer unübersichtlicher, wenn mehr und mehr davon aufgestellt sind.
Mir gefiel die alte Schlusswertung mit dem längsten Streckennetz. Sie sorgte dafür, dass man bis zum Ende ein Interesse daran hatte das eigene Netz zu erweitern, weil jede Erweiterung dessen zu zusätzlichen Punkten führt. Im Grundspiel von Future Energy kann sich das Spielende hinziehen, weil niemand mehr großes Interesse daran hat, sein Netz zu erweitern, sobald alle Regionen abgeschlossen sind und man auch bei den Mehrheiten nicht mehr viel ausrichten kann. Zudem finde ich die Regionen relativ unübersichtlich, besonders in Verbindung mit den großen Spielfiguren.
Die neuen Module fügen dem Spiel kleine Details hinzu, ohne das Spielprinzip auf den Kopf zustellen. Solche Anpassungen gefallen mir und vor allem auch, dass diese Module direkt enthalten sind, statt sie als Minierweiterungen zusätzlich anzubieten. Also, wer Pioneers nicht kennt, sollte sich Future Energy durchaus mal ansehen, denn das Spielprinzip ist für 3-4 Spieler wirklich gut. Wer bereits ein Pioneers sein eigen nennt und sich an dem Thema nicht stört, kann in meinen Augen ruhig bei dieser Version bleiben.
Verlag: Queen Games
Autor(en): Emanuele Ornella
Erscheinungsjahr: 2018 / 2023
Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler
Dauer: 60 Minuten
Vielen Dank an Queen Games für die Bereitstellung der Rezensionsexemplare!