Castles of Burgundy – Vorher / Nachher

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Logo Vorher/Nachher / Foto: Brettspielpoesie

Der Verlag Ravensburger befindet sich im Wandel. Die Spiele mit der blauen Ecke waren bisher eher im Familienspielbereich einzuordnen, auch wenn es aus dem amerikanischen Raum nun etwas nerdiger wird, wie es die Spiele Villainous oder Der weiße Hai zeigen. Für Vielspieler wurde bereits 1999 die Vielspielermarke alea etabliert und von der Zielgruppe hervorragend aufgenommen. Ein Kritikpunkt, der sich über die Jahre etablierte, sind die (zu) dünnen Tableaus und Stanzteile und die mitunter altbacken wirkende Grafik. In den letzten Jahren wurde es auch eher ruhig in Bezug auf neue Titel, vielmehr wurden bekannte Spielprinzipe als Würfel- oder Kartenspiele aufgearbeitet. Abgesehen von Carpe Diem, welches im vergangenen Jahr sogar zum Kennerspiel des Jahres nominiert wurde, der Verlag hat es also doch noch drauf. Die etwas fragwürdigen Design-Entscheidungen haben dem Spiel möglicherweise den Titel gekostet, denn spielerisch gefällt es mir persönlich besser als Flügelschlag…Zum 20-jährigen Jubiläum begann der Verlag nun eine neue Reihe mit chronologischer Nummerierung. Nummer eins bekam die Neuauflage von Las Vegas, die qualitativ leider gar nicht überzeugen konnte. Als zweiter Titel erschien nun eine weitere Neuauflage und zwar die von Die Burgen von Burgund. Schauen wir mal, ob es dem Verlag dieses Mal besser gelungen ist.

Statt Die Burgen von Burgund steht nun auf der multilingualen Ausgabe der englische Titel Castles of Burgundy. Die neue Ausgabe sieht auf den ersten Blick edel und hochwertig aus, leider verfliegt dieser Eindruck sobald die Schachtel angefasst wird. Wie auch schon bei Las Vegas Royale ist die gesamte Schachtel einfach aus sehr dünner Pappe hergestellt, die billig wirkt. Wird der Deckel abgenommen, offenbart sich jede Menge Material, immerhin sind neben den Komponenten für das Grundspiel auch diverse Erweiterungen enthalten, von denen eine speziell für diese Ausgabe produziert wurde. Es fehlen die Spielertableaus aus der Spielbox, von Turnieren aus den Jahren 2013 und 2016 und ein Teil der vierten Erweiterung. Dafür gibt es vier identische Tableaus, die alternativ zu den Standardtableaus im Grundspiel verwendet werden können. Anstelle des eher sinnfreien, standardisierten Plastikinlays ist nun einfach jede Menge Raum vorhanden, das Material in Tütchen hinein zu legen.

Castles of Burgundy Schachtel / Foto: Brettspielpoesie

Beim Vergleich beider Spielbretter fallen direkt große Unterschiede auf: Abgesehen von der neuen Farbgebung, ist das neue Spielbrett insgesamt größer und vor allem beidseitig bedruckt. Der bisherige Spielplan entspricht nun der 4-Spieler-Seite, für zwei und drei Spieler kommt die neue Seite zum Einsatz, die weniger Ablageflächen für die Landschaftsplättchen aufweist, von denen manche auch nur im Spiel zu dritt verwendet werden.

Castles of Burgundy Spielpläne / Foto: Brettspielpoesie

Die Spielertableaus sind noch immer auf relativ dünne Pappe gedruckt, die in meinen Augen ihren Zweck absolut erfüllt. Sie liegen dafür plan auf dem Tisch, während sich mehrlagige Tableaus gerne biegen und sich im Spiel immer wieder drehen, wobei im schlimmsten Fall die Plättchen darauf verrutschen könnten. Die Spielertableaus wirken weniger überladen, sie zeigen keine Spielerhilfen zu den Aktionen mehr, dafür gibt es nun zusätzliche Übersichten.

Castles of Burgundy Spielertableaus / Foto: Brettspielpoesie

Die Stanzteile sind in der neuen Version dicker, die liegen besser in der Hand. Leider sind sie wohl in der Regel nicht sauber gestanzt. Unser Spiel kam zunächst mit völlig falsch gestanzten Bögen bei uns an, daher haben wir beim Verlag Ersatz angefordert. Dieser wurde prompt geliefert, doch leider sind die Stanzungen noch immer nicht exakt, aber zumindest lässt es sich so immerhin spielen ohne manche Plättchen an den speziellen Rückseiten zu erkennen. Einige Symbole wurden angepasst, manche sind nun deutlicher zu erkennen, andere fand ich persönlich zuvor aussagekräftiger, das ist aber sicherlich wieder einmal Geschmackssache.

Castles of Burgundy Plättchen / Foto: Brettspielpoesie

Die meisten Plättchen entsprechen denen aus der ersten Auflage, nur wenige Änderungen wurden vorgenommen. Die schwarzen Plättchen lassen sich nun nur noch anhand ihrer Rückseiten unterscheiden, früher wiesen die Vorderseiten einen kleinen schwarzen Punkt auf. Dieses Detail wurde nun einfach weggelassen.

BuBu Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Bei den Tieren gibt es neben Schafen, Schweinen und Kühen nun Ziegen anstelle der Hühner. Diese Ziegen können aufgrund ihrer Körperhaltung schnell mal mit Kühen verwechselt werden, da waren Hühner die bessere Wahl zur Abgrenzung. Durch diese Änderung mussten auch die Ziegen aus der zweiten Erweiterung geändert werden, es sind nun Gänse. Und als Schafliebhaber finde ich die alten Grafiken einfach schöner, weil die Schafe dort detailreicher zu erkennen sind.

Castle of Burgundy Schafe / Foto: Brettspielpoesie

Die Farben der Handelswaren sind im Grunde geblieben, sie werden nun kräftiger dargestellt. Ein Detail ist mir auch schon bei den Spielertableaus aufgefallen, denn die Augenzahlen zwei und drei sind nun anders ausgerichtet. Keine Ahnung, ob dies bewusst geschehen ist und es einen guten Grund dafür gab oder einfach keinem aufgefallen ist. Eine Änderung, die ich ganz hübsch finde, sind die Abbildungen auf den Plättchen. Zuvor waren zu jeden Augenzahlen nur Kisten und Säcke abgebildet, nun zeigt jedes Plättchen die Ware, die hinter der Zahl steht (Weintrauben, Silberschmuck, etc.). Die Kisten sind auf der Rückseite abgebildet, wenn sie verkauft wurden und der Inhalt nicht mehr interessiert, das ist gut gelöst.

Castle of Burgundy Waren / Foto: Brettspielpoesie

Die Silberbrocken wurden durch Silbermünzen ersetzt. Im Spielverlauf ist das völlig irrelevant, thematisch gesehen fand ich die Brocken passender. Schließlich wird das Einkommen durch unserer Silberminen erzeugt, für Münzen muss das Rohmaterial erst weiter verarbeitet werden.

CoB Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Die Erweiterungen sind größtenteils neue Spielertableaus und weitere Lanschaftsplätchen mit kleinen Zusatzregeln. Die Handelsstraßen, die bereits dem Kartenspiel zu die Burgen von Burgund beilagen, sorgen für zusätzliche Boni beim Verkauf spezieller Waren. Während sie dem Kartenspiel als Spielkarten beilagen, sind sie nun als zusätzliche Stanzteile enthalten, was meiner Meinung nach besser zum weiteren Material passt. Ich empfinde es allerdings etwas zu glückslastig, ob den Spielern aktuell genau diese Waren zur Verfügung stehen. An sich aber ein interessanter Gegenpol zum generellen Versuch, viele Waren gleicher Sorte mit einer Aktion zu veräußern. Die Schilde bieten sehr starke Zusatzfähigkeiten, die mit einem Pasch erlangt werden können, indem auf den Einsatz beider Würfel für Aktionen verzichtet wird. Ich bin nicht sicher, ob es diese wirklich braucht, mir gefällt das Spiel ohne sie besser.

CoB Handelsstraßen/Schilde / Foto: Brettspielpoesie

Fazit:

Die Burgen von Burgund ist und bleibt einfach ein tolles Spiel, egal in welcher Auflage. Daher kann man hier den eigenen Geschmack entscheiden lassen, wenn es die Verfügbarkeit zulässt. Mir gefällt das neue Design nach einigen Partien wirklich gut, ich würde nicht mehr die alte Auflage benutzen wollen. Obwohl ich der Fraktion angehöre, die bei einer Neuauflage gerne etwas mehr Mut zu Veränderungen gesehen hätte, wie es bei der Jubiläumsausgabe von Puerto Rico der Fall war. Bei der alten Auflage sind manche Erweiterungen nur schwer zu bekommen, die neue Ausgabe hat den charmanten Vorteil fast alles mitzubringen, sogar mit einer zusätzlichen Erweiterung.

BuBu – CoB Cover / Foto: Brettspielpoesie

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