BerlinCon 2022

Genau wie die Spiel des Jahres-Verleihung ist auch die BerlinCon mittlerweile eine fest gesetzte Veranstaltung für mich in jedem Jahr. Bei nur etwas mehr als zwei Stunden Anfahrt, ist die Teilnahme für uns mittlerweile obligatorisch. Leider teilten sich beide oben genannten Veranstaltungen dieses Jahr erstmalig einen Zeitslot an diesem Wochenende, sodass ich mich durch den Besuch der Spiel des Jahres-Verleihung ein wenig meiner Spielzeit auf der BerlinCon beraubt fühle ;-) Was natürlich etwas unfair ist, schließlich war es der Saisonauftakt von Eintracht Braunschweig, der mich bereits am Sonntagmorgen die Heimreise antreten lies. Entsprechend war es eine kurze BerlinCon-Erfahrung dieses Jahr, von der ich aber trotzdem kurz berichten möchte.

B2Brett

Erstmalig begann die Veranstaltung schon am frühen Freitagvormittag mit der B2Brett-Veranstaltung im neu errichteten aletto-Hotel gegenüber der Station. Dort konnten Verlage ihre Spiele präsentieren und den anwesenden Medienschaffenden Einblicke in ihre Neuheiten geben. Problematisch war dabei nur, dass es dieses Jahr gar nicht viele Sommer-Neuheiten gibt. Für mich war es eher eine erste Gelegenheit in angenehmer Atmosphäre Gespräche mit Verlagsvertretern zu führen. Auf der BerlinCon selbst steht für mich persönlich ja das Spielen im Vordergrund, von daher empfinde ich dieses Pre-Event als gelungene Auslagerung.

Kosmos gab bereits einen ersten Einblick in die Neuauflage und Weiterentwicklung des Spiels CATAN – Abenteuer Menschheit, welches im Herbst als Catan – Aufbruch der Menschheit erscheint. Bei B-Rex gab es Probleme mit der Logistik, sodass sie nur das Geschicklichkeitsspiel Crash Octopus zeigen konnten. Bei Feuerlandspiele gab es die Neuauflage von Libertalia zu bestaunen, die ich euch hoffentlich demnächst näher vorstellen kann.

Direkt nebenan bot Strohmann Games erste Einblicke in Herbst-Neuheiten, die es vermutlich zur SPIEL schaffen werden. Darunter befindet sich das Fantastische Reiche-Spiel Star Trek Missions. Es handelt sich dabei nicht bloß um ein Retheme, sondern ein neues Spiel basierend auf dem grundlegenden Spielprinzip des zum Kennerspiel des Jahres 2021 nominierten Spiels. Aus Star Trek-The Next Generation-Charakteren stellen die Spieler darin ihre Crew zusammen, dafür haben sie zwei verschiedene Kartenarten zur Verfügung. Positiv anzumerken finde ich, das Strohmann Games die Karten nicht nur übersetzt, sondern im Rahmen der Lokalisierung auch die grafische Darstellung überarbeitet.

Zusätzlich werden sie drei Jahre nach erstmaliger Veröffentlichung eine deutsche Ausgabe des schnellen Auktionsspiels Q.E. herausbringen. Wie breit sich der Verlag aufstellt zeigt sich durch die geplante Veröffentlichung des laut der Jury der UK Games Expo “besten Partyspiels 2022” Secret Identity auf der einen und der Veröffentlichung des Expertenspiels Virtù mit innovativem, personalisiertem Aktionsrondell auf der anderen Seite.

Auch der tschechische Verlag ALBI stellte seine zwei Neuheiten Fish Tank und Troublez vor. Während man bei dem einen versucht mittels Drafting ein punkteträchtiges Aquarium vor sich aus Fischkarten anzuordnen, setzt man bei dem anderen auf Push your luck und sammelt wertvolle Sets.

Asmodee hatte wohl die meisten aktuellen Neuheiten dabei, so viele dass ich nun gar nicht auf jedes einzelne Spiel eingehen kann. Am spannendsten fand ich einen schnellen Überblick in die Prototypen von Nebel über Carcassonne und Atiwa, dem neuen Rosenberg-Spiel bei Lookout, zu bekommen. Beide hätte man auf der BerlinCon auch anspielen können, doch habe ich aufgrund der kurzen Zeit vor Ort davon Abstand genommen. Keystone Nordamerika zog mich durch seine niedlichen Illustrationen direkt an, leider ergab sich keine Gelegenheit es an diesem Wochenende anzuspielen. Anders als bei Prehistories, einem neuen Spiel des Welcome To…-Autors Bernoit Turpin, aber dazu später mehr.

Freitag

Mit den Hausis verabredeten wir uns zur ersten Partie des Abends: Feed the Kraken. Dieses Social Deduction-Spiel war vermutlich das Spiel des Wochenendes, denn immer wieder ertönte von so manchem Tisch immer wieder ein fröhliches “Yo-Ho-Ho”. Um Mitspieler dafür zu begeistern war es nicht einmal erforderlich auf die “Mitspieler gesucht”-Schilder zurückzugreifen. Das Spiel am Tisch aufzubauen reichte schon, damit sich immer mehr Mitspieler dazugesellten. Einer davon kannte die Regeln zum Glück auch schon und so konnten wir zügig unsere erste Partie zu zehnt starten. Auch wenn es mich thematisch durch die Kultisten und das Krakenmonster eher abschreckt, aber man hörte so viel gutes darüber, davon wollte ich mich selbst überzeugen.

Feed the Kraken Spielsituation
Feed the Kraken Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Und es funktioniert wirklich gut. Dabei ist es sicherlich einfacher Mitspieler dafür zu gewinnen, als für das mechanisch ähnliche Secret Hitler. Allerdings kommt mit etwas Spielerfahrung bestimmt noch mehr Spielspaß auf, wenn sich die Spieler gut kennen und es zu mehr Anschuldigungen am Spieltisch kommt. Auch der langgezogene Tisch war sicherlich nicht hilfreich, vermutlich spielt es sich im Quadrat besser, wenn sich alle Mitspieler besser im Blick haben.

Wir blieben in größerer Runde und so kamen am restlichen Abend für uns bereits bekannte Spiele zum Einsatz. Die Spieleausleihe hat der neu gegründete Verein Blick aufs Brett e.V. übernommen. Man konnte dort zwar Spiele wie Unangenehme Gäste ausleihen, allerdings hatten sie zumindest zu Beginn des Abends keine Stifte parat. Die konnten wir uns zum Glück noch zusammen schnorren. Als wir uns im Anschluss dem Tempel des Schreckens widmeten, gesellten sich weitere Spieler dazu. Zu acht folgten noch lustige Partien von Top Ten und Smart 10, bevor die erste Gamenight um Mitternacht endete.

Unangenehme Gäste Spielsituation
Unangenehme Gäste Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Samstag

Am Samstag ging es früh zur Station, immerhin wollten wir bis zur Spiel des Jahres-Verleihung möglichst viel erlebt haben. Also planten wir so manchen Verlagsstand schon vor der offiziellen Öffnung um 9 Uhr aufzusuchen, doch waren diese fast alle noch mit Vorbereitungen beschäftigt. Daher führte unser Weg zum Flohmarkt, von dem wir ja eigentlich gar nichts brauchten. ;-) Aber natürlich gingen wir nicht ohne was zu kaufen hinaus. Dort traf ich auch endlich die liebe Gela zu einem kurzen Plausch, die uns Bretterwissern immer fleißig Fragen stellt.

Wie so oft geschah es auch an diesem Wochenende, dass man denselben Menschen immer und immer wieder über den Weg läuft, während man andere einfach gar nicht sieht. So erging es mir mit vielen Instagram-Usern, die ich wirklich gerne mal persönlich getroffen hätte. Also bitte nicht persönlich nehmen, wenn ich an jemandem vorbei gelaufen bin, den ich eigentlich kennen sollte, das war keine böse Absicht. Ich hoffe auf weiteren Veranstaltungen wieder etwas mehr Zeit zu haben, meine Augen schweifen zu lassen und Leute zu treffen, die man bislang nur online kennt. Gleiches gilt auch für Autoren, denn wie ich später erfuhr war zum Beispiel Michal Luu anwesend, dessen neues Spiel YAK, erschienen bei Pretzel Games, wir sogar als erstes Spiel des heutigen Tages zu zweit spielten. Die Yaks bewegen sich im Kreis mit Waren auf ihren Anhängern, die Spieler müssen sich nur für eine von drei möglichen Optionen entscheiden. Der pure Zufall hat unsere Partie entschieden, das hinterließ leider keinen guten Eindruck. Nur weil die Yaks ihre Richtung änderten, konnte ich das Spielende auslösen und mit den vielen neuen Steinen auch noch meine Pyramide ausbauen, damit sie viele Punkte abwirft. Das Material macht wirklich etwas her, spielerisch bietet es für meinen Geschmack leider zu wenig.

Yak Spielsituation
Yak Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Wirklich getroffen haben wir Kosch, den Autoren des neuen Spiels der Edition Spielwiese FYFE. Ein weiteres Spiel, bei dem es auf passende Platzierung von Holzplättchen in einem Raster ankommt, die zu den selbst zu platzierenden Wertungen passen. Das Material sieht hübsch aus und machte optisch einen guten Eindruck. Bei Board Game Circus plauderten wir mit Dirk, dem ehemaligen Würfelmagier. Leider konnte man Kleine Völker, großer Garten nur anspielen, es machte sich leider der falsche Karton Spiele auf den Weg nach Berlin.

Später trafen wir noch Chris von den Brettspielgeeks. Er spielte mit uns im freien Spielbereich Whirling Witchcraft und TEN, die beiden Essen-Neuheiten von AEG aus dem vergangenen Jahr. Beide Spiele fand ich ziemlich cool und würde ich gerne erneut spielen. Whirling Witchcraft fühlte sich neuartig an. Man füllt Runde für Runde durch Tauschaktionen von ausgespielten Karten seinen Kessel, doch bekommt man die neuen Ressourcen nicht selbst, sondern gibt sie an den Nachbarn weiter und hofft darauf, dessen Lager zum Überlaufen zu bringen.

Whirling Witchcraft Spielsituation
Whirling Witchcraft – Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Nach der Spiel des Jahres-Verleihung spielten wir nur noch zu zweit, da alle anderen Anwesenden bereits in ihre Spiele vertieft waren. Wir bekamen das neue Oink Games-Spiel Town 66 in die Finger. Aus quadratischen Plättchen mit sechs unterschiedlichen Formen in sechs Farben legen die Spieler dabei gemeinsam eine Stadt aus. Dort darf sich pro Reihe und Spalte keine Farbe und kein Symbol wiederholen. Diese Aufgabe spricht den Sudoku-Fan in mir an, ich mag diese knobelige Angelegenheit. Dazu noch wirklich tolles Material in der kleinen Schachtel, denn jeder Spieler erhält seine eigene Holzschiene, um die Plättchen vor den anderen geheim zuhalten.

Town 66 Spielsituation
Town 66 Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Zu guter Letzt lernten wir noch Prehistories kennen und konnten somit den Bogen zum Start in das Wochenende schlagen. Mit Handkarten bietet man auf Puzzleteile, die korrekt angeordnet Punkte einbringen. Mir hat das Spielprinzip schon gefallen, aber die Konkurrenz war mir zu zweit zu wenig. Ich würde es gerne mit mehr Spielern und noch anderen Wertungen spielen, um meinen positiven Ersteindruck zu bestätigen. Das Material sieht jedenfalls fabelhaft aus und die zweilagigen Spielertableaus fühlen sich ebenfalls hochwertig an.

Prehistories Spielsituation
Prehistories Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Fazit

Die BerlinCon ist einfach immer wieder toll, auch wenn man sie, wie wir in diesem Jahr, nicht komplett durchziehen konnte. Und wir leider nicht ganz gesund zurück nach Hause kamen, obwohl wir auf der BerlinCon durchgehend OP-Masken getragen haben. Von daher bin ich aber relativ froh, dass es auf der SPIEL’22 eine Maskenpflicht geben soll, denn meinen anschließenden Urlaub hätte ich gerne anders verbracht, als mich auszukurieren.

Mit gefällt an der Veranstaltung vor allem, dass jeder dass für sich mitnehmen kann, was einem am meisten zusagt. Wer einfach spielen möchte, kann hinfahren und sich durchweg Spiele ausleihen und spielen. Dabei kann man auch viele tolle Mitspieler kennen lernen oder wieder treffen. Wer mehr Messe-Feeling möchte, kann sich vor allem bei den Verlagsständen aufhalten und Autoren treffen, Neuheiten kennen lernen oder auch Prototypen spielen. Wem letzteres viel Spaß bereitet, kann sich durch die Prototypengalerie spielen. So ist einfach für jeden etwas dabei. Und das zieht viele Spieler an. Wer auch nach Mitternacht noch nicht aufhören möchte, hätte noch im Aletto Hotel weiterspielen können. Also das perfekte rundum Wohlfühlpaket für Spieler aller Art. Vielen Dank an das Team der Berlin Brettspiel Con sowie Blick aufs Brett e.V. für die erneut gelungene Veranstaltung. Der nächste Besuch ist für den 14. – 16.07.2023 bereits fest eingeplant.

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